08 April 2015

8.-16.04.15


8.4.
wenn man sich bewusst wird, dass earth died screaming ein liebeslied ist, bekommt man lust an ästhetischen kontrasten. sunny love song auf einer beerdigung etc. - mögl. ein 2. Ich konzipieren aus den Zuständen unter Cannabis. Aufspaltung des Reichs. Unter Gras fühlt man sich so als wenn man sich taumelig freut und ängstigt zugleich. Aber sowenig Grund zu Angst besteht, besteht auch Grund zur Freude. Oder verschärft es die Sensoren, die Angst- und Freude-Reize aufnehmen? Fakt ist: es macht Spaß traurig zu sein. In einem kalten ärmlichen blauen Zimmer zu sitzen, grauer Frühlingshimmel, leichte Sonne.
WaterBong mit sehr gutem Gras. Schönster Taumel mit grundlosem Panikgefühl, die Intensität des Lebens kann panisch machen, weil es keinen Grund gibt, mit ihr etwas anzufangen. Aber es braucht keine Gründe etwas zu tun: erste Maxim wenn man nicht depressiv werden will. Nochmal kurz in die Kindheit geschlüpft. Nein ich erkenne nur, dass ich nicht gealtert bin, bloß mein Körper. Der Mensch ist nur in der Kindheit etwas wert. Ab 13 Jahren wird er nur noch größer, er wuchert und bekommt Falten und graue Haare und stirbt irgendwann. Dieser Mensch ist abzulehnen, wenn wir ehrlich sein wollen. Ich nehme Pfeffer um die Panik zu beruhigen, nicht dass sie wütend wird. Ich spüre wie die Magenschleimhaut-Drüsen der Reihe nach von einer weichen elektrischen Flutwelle aktiviert werden. Ein angenehm würziger Schmerz. Ich hab gleich ein paar Tränen hoffentlich im Auge, da ich grad daran denke, was ich alles hätte schon haben können, vielleicht schon auf der Stufe auf der Tom Waits 1985 war.Aber ich hab getrödelt, nein ich brauchte mehr Zeit, zum Glück hab ich es noch nicht geschafft. Ich fang erst langsam an, etwas wirkliches zu sagen. Bekifft sein ist wie eine panischere, aktivere Art des Träumens, welches mit dem Wachbewusstsein gemeinsam die Stellung wahrt. Die Indianer haben früher, wenn sie keine Lösung für ein Problem gefunden haben, sich gemeinsam einer Gras-Sitzung unterzogen. Meine Frage bildet mein Gesichtsausdruck, während ich mir die leere, kalte, einsame, ereignislose Halle meiner Zukunft vorstelle. Blume3 wird ein unter Cannabis geführter Bericht über das Verfassen und Konstruieren des kalten, insomnischen Blutpumper-Buchs. Dort die Arbeit, dort der Sumpf im Hintergrund. - Wenn ich jetzt nüchtern das alles hier nochmal lese, werde ich den Reiz nicht verstehen, ach so, im Hintergrund läuft gerade Sour Times. -> Ich muss das nüchterne Bewusstsein dazu bekommen, hier zu sein wo ich jetzt bin. Eine Wegbeschreibung. Oder ist es wirklich nur eine hirnhormonelle Frage? <- So, es wurde alles gesagt, was es jetzt hier zu sagen gibt. Ein blaues und ein grünes Buch. Es ist nämlich wichtig dass ich mir nichts vormache.

13.4.
Wichtige Beobachtung: die Wohnung macht seltsame Geräusche oder ich glaube es hat geklopft. Der Gedanke, dass gleich jemand im Türrahmen steht den ich nicht kenne, der Augen hat die mir etwas sagen sollen. Oder eine geisteskranke Freundin terrorisiert mich. Oder plötzlicher Herztod. Ein sehr schwüler Aprilabend, draußen haben Leute Spaß, mein Neid über ihren Leichtsinn, ihre Lust an der Nichtigkeit. Ich als Fremdkörper unter ihnen, gedrückt vom ersten und letzten Ernst der Dinge. Meine Asexualität grenzt an Todes-Obsession. Mein Gehirn verachtet Leben und Tod - ich spucke auf alles drei. Ich habe Lust mir eine Verletzung anzutun, die mein Leben in eine ernste Angelegenheit verwandelt. Ich bin dem Wahnsinn so nah wie einer absoluten Selbsterkenntnis: die Zersetzung des Ichgefühls wollen und den Verlust der Selbstkontrolle fürchten. Zwischen meinen Möglichkeiten herumsitzenm herumtrödeln. Panisches Nichtstun. Ekstatische Langeweile. Die Wärme macht mich weich, die Dunkelheit tröstet. Was immer auch passiert, ich kann ein Leben daraus machen. Nordkorea zielt mit Atomraketen auf Amerika, religiöse Fanatiker morden sich durch die Wüste, jeder glaubt was, jeder hofft was. Die Menschen sind eine widerliche Spezies. Solche Sätze machen nur Sinn in einer Welt, in der es eine Instanz gibt, die Menschen richtet. Mit meiner Misanthropie will ich mich nur als etwas von Menschen Unterschiedliches darstellen, um mir das Gefühl zu geben, ich hätte ein Recht darauf, von der bald heraufkommenden Katastrophe verschont zu werden. Niemand sieht mich, niemand hört mich, die Menschen werden immer wahnsinniger, die Welt ist instabil, ich nehme in allem nur Eigenschaften wahr, die ich auch habe und loswerden will. Ich bin ein Amokläufer, der nicht Amok läuft. Bekomm ich für meine Inkonsequenz einen Preis? Sehen die Leute, was ich leiste? Ich hänge zu sehr an meinen Freunden, als dass ich explodieren könnte. An jedem Menschen interessiert mich der Punkt, ab dem er sämtliche Ideale aufgeben und etwas Schreckliches tun würde.Diese Gereiztheit nach einer durchwachten, alkoholisierten Nacht unter ekligen Menschen ist wunderbar. Ich liebe es meine Grenzen auszutesten. Ich liebe an extremen Stimmungen, dass ich sie nicht anzweifeln kann. Hier bin ich authentisch, das MÜSST ihr mir einfach abnehmen. Wenn man sich nicht mit den üblichen Standarts zufriedengeben kann, bleibt bis zuletzt die Hoffnung, dass die Extreme ein bisschen Wahrheit und Heimat und Sinn und Stabilität geben. Einen Schritt weiter, und die Extreme selbst sind nicht extremer als irgendetwas anderes. Wenn ein Mord endlich genau so infrage kommt wie ein Kuss... Der Mensch ist nur authentisch, wenn er nichts tut. Jede Tätigkeit distanziert ihn von seinem Kern. Jedes Organ in mir zieht die Konsequenz aus allem was es weiß: ich liege faul in der Wohnung und kämpfe mit meinem Wunsch, den Reis, der in der Küche köchelt, verbrennen zu lassen. So vieles sich von mir auch distanziert, ich kann nicht anzweifeln, dass ich vollkommen verknallt in dich bin. Gäbe es dich nicht, könnte ich mich von meiner Distanz zur Welt nicht distanzieren. Zum Glück ist es ein Vorurteil, dass Liebe vervollkommnet. Ich schau mal nach dem Reis.

15.4.
Lyrik und Prosa die sich in der Poesie verliert, ist nur sinnvoll wenn sie sich gegen die Alltagsgewohnheiten wenden will. Manchmal sollte Literatur aber auch Alltagspathos nehmen. Lass dich von meiner Sprache nicht aus deinem Alltag reißen, d.h. -> konzentriere dich nicht allzu sehr auf den weißen Raum, in dem ich dir etwas in deine Vorstellung schreibe, z.B. "Ich kacke aus dem selben Grund nicht auf mein Klavier, aus dem ich meine Nachbaren nicht einlade, mir zuzusehen, wie ich gerade zu Catpain Beefheart playback herummimikuliert habe. Man müsste mal Cannabis nehmen und zu Musik von zu hören, die nicht unter Cannabis-Einfluss entstanden ist. Kontraste könnten wichtig sein, also lieber immer ein paar in der Tasche haben.
Ich liebe die Verwirrung meiner Gedanken und Gefühle, ich möchte sie nicht gegen eine klare Struktur eintauschen, nur kleine Leitplanken können her, die mich nicht in einen Baum krachen lassen.
Die Tatsache dass das Leben endlich ist, ist nervig, denn es könnte ja auch ganz anders sein. Ärgerlich. So ärgerlich, dass man schon gar nicht mehr richtig daran glauben will. Wie Menschen ohne Beruf mit diesen Tatsachen umgehen, und inwiefern heute die Wissenschaft diese Tatsache noch besessener als früher zu umgehen versucht, verrät ihnen Torsten Neumann im nun nachfolgenden Bericht. Ich verabschiede mich nun noch nicht, denn die Sendung geht noch weiter, zwinker. Ach ja, das ist ja keine Talkshow, sondern eine Erinnerung. Tief in den Lücken zwischen den Sätzen wartet ein wirklich wichtiger Gedanke, tief versteckt im losen Dickicht dessen, was ich nicht geschrieben habe. - Ich muss immer etwas Rationalität gegen die Leere drücken, damit ich weniger Angsthormone produziere. - Seit neustem habe ich die Prozessor-Temperatur der Maschine die ich zum Schreiben gerade benutze, unten neben der Uhrzeit im Blick. Stabile 45Grad um 21 Minuten nach Mitternacht. - Ich glaube Captain Beefheart hätte merh Erfolg gehabt, wenn er bessere Texte hätte, nicht so dadaistischen Nonsense, sondern schärfere, alltagsfähigere Gedanken und Sprüche und Bilder.
Ich würge die Katze des Nachbarn, weil ich lang nicht geweint habe
ich hab mein Baby seit Tagen nicht gesehen
und natürlich würg ich die Katze nicht
ich wollte nur ein bisschen mit dir spielen, Baby

ich bin ein dreckiger Lump und du bist auch nicht besser
lass uns dazu stehen und zusammenziehen
aber niemals mehr arbeiten, Baby, Amerika muss sterben
Alkohol beruhigt die Nerven und Amerika muss sterben

das Wirtschaftssystem ist mir egal, die Religion auch,
und mich juckt auch Rassismus und Krieg nicht mehr
alles was ich will ist an deine Zuckerschnecke
am Ende bleiben ja doch nur wir zwei, Baby

Na vielleicht war das jetzt auch nur ne Parodie
oder stumpfes, albernes Nachgeäffe
so wie alles nur blödes, nerviges Nachgeäffe ist
wir sind zwar keine Affen mehr, aber trotzdem nicht besser

Ja genau, warum nicht ein bisschen Lyrik-Scherze schnitzen
schaut, ich schreibe in Versen und schon ein anderes Genre

Was ist der Unterschied zwischen einem Lyriker und einem Prosa-Schreiber? Der Prosa-Schreiber drückt nicht so gern auf die Enter-Taste. Dieser Witz ist ein glücklicher Sternenhimmel, der wie ein frisch aufgewachter Junge im glitzernden Schlafhemd grinst. Der Glitzer ist eng mit dem verbunden, was gestern abend passiert ist. Und doch hab ich keine Lust, aufzustehen. Die Lyrik von heute ist undeutliches Genuschel von Leuten die früher nur wenige Freunde hatten. Wichtige Frage: warum erlauben wir, dass Bücher, die uns früher schon gequält haben, im Lehrplan der Schulen bleiben? Warum befreien wir die Lyrik nicht von all ihrem alltagsfernen, anstrengenden Image. In Wirklichkeit sind ja die ganzen populären Filme und Bücher total alltagsfern und anstrengend langweilig, so anstrengend dass der Masochist in uns geil wird. Die Frage ist, ob du Musik gut findest, die langweilig ist. Ich wünsche mir von der Wissenschaft eine Definition für langweilige Kunst und eine Beschreibung der Langzeitfolgen. Was langweilig ist, entscheidet nicht der individuelle Geschmack. Langeweile ist objektiv messbar und wirkt auf jeden menschlichen Körper gleich, wird emotional nur individuell verarbeitet. Also Modern Talking ist objektiv langweilig, aber nicht alle Menschen spüren die Abnutzungserscheinung der körperlichen Substanz, die notwendigerweise mit Langeweile einhergeht. Ich denke, man wird bald nachweisen können, dass es Musik gibt, die den Alterungsprozess beschleunigen kann und andere Musik ihn hemmen kann, denn Musik beeinflusst die Gedanken und den Herzschlag und die Hintergrund-"Seele", und dies alles und noch mehr beeinflusst den Körper dann. Jetz komm ich mir betrunken vor. Ich brauche jemanden den ich lieb, um mir die Richtung zu zeigen. - Das kalte Insomnia-Buch kann ich nicht unter Gras schreiben, das ist mir gerade klar geworden, aber jetzt zweifel ich auch schon wieder daran, dass es unnütz ist. Aber konzentriertes Arbeiten könnte unter Cannabis Verschwendung von Möglichkeiten sein. - Jeder möchte so lang wie möglich zu Herzen gerührt sein. Das beste, was den meisten Leuten einfällt, ist heiraten. Arme Idioten. Ich muss das Gefühl lieben lernen, das an dem Gedanke hängt, dass mein Leben ein ereignisarmer Platz ist für Wahnideen, die niemals zünden. "Wem passe ich meinen Schreibstil an?" frage ich mich wie ein Junge im dunklen Märchenwald, der sich verfolgt fühlt. - Man muss das Gefühl, dass man allem für alle Zeiten überdrüssig ist, so lang wie möglich auskosten, um so genau wie möglich herauszufinden, was man dagegen tun könnte. Wir stürzen regelmäßig über diese gefährliche Ballance, Altersfalten sind Wunden, die bei diesem Stürzen entstanden sind. - Ich habe Angst, vielleicht schon eine leichte, weiße, hektische Todesangst, in irgendeine konkrete Richtung zu streben, irgendetwas zu glauben, denn auch hier wittere ich die Gefahr, älter zu werden. Wenn ich kein konkreter Mensch bin, kann ich auch nicht konkret leiden und sterben. Indem ich mich zu nichts bekenne, versuche ich mich aus der Zeit zu verdrücken, einen Bogen um die Stadt, um das Universum zu machen. Wer nicht losläuft, kann nicht ankommen. Wir sind faul, wenn wir genau wissen, worauf alles hinausläuft, aber uns nicht damit abfinden wollen. Wir bleiben einfach stehen, wir verschränken die Arme und schauen den grauen Schleier des manischen Lebens an uns vorbeiflattern. Manie und Depression sind zwei Hunde, die sich anschnuppern. Was fang ich mit ihnen an? Gibt es "jemand", der etwas damit machen könnte? Oder bin ich nicht Ich, sondern nur mal "manisch" und mal "faul" und mal "angestrengt" und mal "glücklich" und mal "ängstlich" etc.? Die Masse meiner Eigenschaften soll sich nicht einigen, ich hab Lust alles aufzufressen. Jetzt will ich auch nichts mehr erklären. - Aber manchmal lohnt es sich, an Sätzen ein bisschen zu arbeiten, aber nicht immer. Je länger man an einem Satz arbeitet, desto näher rückt man dem Gefühl, nichts zu sagen zu haben.

16.4.
Brahms und Cannabis machen Sinn, wenn man beides ernst nimmt. Ich fühle mich wohl in meinen zwei Büchern. Stumme Euphorie. Klopfen an der Tür. - War bei Christian drüben, ein intensiver taumeliger FeelGood-Movie-Stil, directed by Jim Jarmush. (Wenn Christian an nichts glauben würde, würde er vor Scham im Bett bleiben. Mich hingegen hält jeder Glaube im Bett - ohne mir ein Gefühl von Stolz oder Scham hervorzulocken.) Ich sehe wie alt Christian wirklich ist, irgendwas zwischen 11 und 16 Jahren. Alles was anders an ihm scheint ist Fassade. Manches was er macht ist unglaublich lustig, er ist der beste von den schlechten Schauspielern. Ich glaub ich kann jetzt dilettantisch schreiben, ohne abzugucken. Das Studentenfutter was mir der aufgedrehte Christian gegeben hat, war sehr lecker zu mir. Ich darf mich nicht schämen, dass mein Humor-Areal grad sehr empfindlich reagiert auf mittellustige Reize. Das blumige Taumeln, diese narkotische Euphorie ist großartig, Brahms liefert die beste Kullisse. Ich spüre dass das Licht, das von draußen über meine Tastatur streicht und gegen die Brandung meines Zimmerlichts kracht, Abendlicht ist. Dies ist ein weiterer Abend in meinem Leben. Manchmal gleitet man ohne es zu merken vom gelben Nachmittag in den rosa-dunkelblauen Abend, man spürt sich wie man früher die Abendstimmung als melancholisches Auspendeln eines langen, zu nichts-führenden Tages empfunden hat.
Unterwegs mit dem Diktiergerät.

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