26 Juli 2015

Spinnenfäden

Halsüberkopf in die sterile Fülle sämtlicher Möglichkeiten. Bruchlandungen ohne Folgen. Keine Geschichten mehr! Garstige Kinder. Wir sind erst authentisch, wenn wir den Boden unter den Füßen verloren haben, so als würde Bodenhaftung uns nur erinnern an die Unbestechlichkeit des Friedhofs, wo uns immer das letzte Urteil gesprochen wird.

Besoffenen Leuten wirres Zeug um den Hals hängend, erleuchtet von einem dunklen Sativa stieg ich durch die langweilige Intensität des Abenddämmerungsgraus. "Du bist momentan der einzige, der dich genau wahrnimmt, momentan, momentan, momentan!", ermutigte mich meine Hauptstraßenmelancholie zum Lallen und Stolpern, und lallend und stolpernd entdeckte ich endlich, dass ich kein Leben mehr führen kann, in welchem ich nüchtern entscheide, was zu tun und zu lassen ist und der Zusammenhang von Kiffen und Arbeitslosigkeit mag Euch klar sein: Arbeitslosigkeit ist eine von vielen möglichen Ursachen, weshalb Menschen gern Gras rauchen. Wer aber einen erfüllenden Job hat und ihn gut macht, kann nicht einfach von Cannabis aus der Bahn geworfen werden, und wenn du keine Arbeit hast, weil dich keiner will, weil dich nichts interessiert oder du nichts zu geben hast, dann wird dir Gras allein auch nicht weiterhelfen.

Künstler werden schließlich dafür bezahlt, sich ewig um sich selbst zu drehen: im grauen Himmel die Klinge eines Regenbogens, ein Hubschrauber zieht seine Kreise, eine fröhliche, schiefe Posaune und kühler Nieselregen, Montagnachmittag, an der Auenschanze in Erfurt. Das Haus ist nicht so stabil wie das Mauerwerk vermuten lässt. Wieviel Leute belästige ich gerade mit der über einen Gitarrenverstärker laufenden Musik? Den Strom hab ich aus dem Keller gezogen, das Internet von meinem Nachbarn und ich glaub mein Handy ist jetzt auch abgestellt. Bald ist alles auf Ausgangsposition. Entscheidende Dinge passieren hinter dicken Vorhängen, ich bin wirklich vom rechten Weg abgekommen, ich bin völlig losgelöst von Ängsten und Absichten. Die zunehmende Verwüstung meiner Wohnung scheint Folge meiner Unfähigkeit zu weinen zu sein. Ich weine mit meinem Müll, meinem Sumpf, meiner Dunkelheit, meinen Irrtümern und Bosheiten. Wird mir gleich der Strom abgestellt?

Wir müssen unsere Gesichter neu erfinden und abfotografieren und in die Welt halten und sagen, was wir können wollen und wollen können; erstmal die Fresse weit aufreißen und durchdrehen. Ich komme mir vor wie in einer MDR-Nachmittags-Casting-Show auf weichen Sofas, auf denen es darum geht, Leute für einen Verlag zu finden. Ich müsse mich von meiner besten Seite zeigen, haben sie mir geraten. Ratschläge in die Magengrube. Meine Wörter zu einem grauen, zähen, klebrigen Brei zusammenkauend, stehe ich mit beiden Beinen im Leben und erkläre all mein Hoffen und Zittern für ungültig. Alles ist so wunderbar ärgerlich! Ich habe keinerlei konkrete Vorstellungen von irgendwas. Ich bin ein freundliches, geschlechtsloses Wesen, das in sich selbst feststeckt wie in einem Film ohne Handlung. In welchem Film willst du sitzen?

Wie können wir Leuten, die nicht glücklich sind, nicht zugestehen, ihr Leben, ihr Bewusstsein, ihre Zukunft zu verändern wie die Einrichtungsgegenstände in ihren Wohnungen, wie ihre Freunde, wie ihre Youtube-Playlisten? Meine solidarischen Grüße an alle, die rufen: "Wo bekomme ich genug Wahnsinn her, der meine Scham und Zweifel ersticken kann? Ich will sie zappeln und ganz langsam sterben sehen. Ihnen vielleicht zwischendurch bisschen Hoffnung geben, sie könnten doch entkommen, aber nein nein, ihr bleibt hier und sterbt weiter!" - Vielleicht ist man es seiner Jugend schuldig, dass man sich mit Optimismus besäuft, vielleicht werde ich immer verklemmt bleiben. Ich muss mit irgendwas verschmelzen, bevor ich mit nichts mehr kompatibel bin.

In der Einsamkeit fangen die inneren Leitlinien zu funkeln an.

Autismus oder Epilepsie: die zwei reizvollsten Möglichkeiten, das Leben abzurunden.

24 Juli 2015

24.7. - Chances narrow that I make it

Nur wer mit den herrschenden politischen Verhältnissen zufrieden ist, hat eine echte Grundlage um Cannabis-Konsumenten zu kritisieren. Man kann nur etwas gegen den Rausch haben, wenn man das Nüchterne im direkt erlebten Vergleich besser findet. Positive und negative Aspekte abwiegen - und zwar einmal nüchtern und einmal berauscht - und dann sich hoffentlich entscheiden können.
Die laute Musik ist absolut löblich, egal was andere sagen. Die letzten drei Lieder von dem großartigen Lamb-Album von Genesis. Hat man je ihre psychedelischen Qualitäten erkannt? Vielleicht ein Geheimtipp, vielleicht machen es alle Kiffer irgendwann. Ich finde die Idee, "Wir, die Cannabis-Konsumenten, die in einer geheimnisvollen, offenen, intensiveren, gegenwärtigeren (Je intensiver etwas, desto gegenwärtiger, desto mehr lässt der Druck der Vergangenheit und die hohle Unendlichkeit der Zukunft nach.) Parallelwelt miteinander verbunden sind, ein Kollektiv mit einem Zentrum, das gemeinsame Losgelassenhaben. Kunst (z.B. ich) kann das begleiten, indem man losgelassen liest, was ich schreibe. Vielleicht fangen meine Texte erst zu tanzen an, wenn man beim Lesen losgelassen ist und sensibel, entspannt, offen und herzlich erhaben ist (sosehr, dass man gar keine Lust hat, Wörter zu schreiben / zu lesen die kein inneres Bild oder Gefühl auslösen, wie z.B. ich hat kann ob). Vielleicht kann eine Weiterverarbeitung der Grastexte die Wirkung verstärken. Manchmal kann man an einem Text nur die eigenen Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten ablesen, statt ihn zu kritisieren. "Was kann ich dafür, dass der Leser an seinen alten Idealen ("Texte müssen auch nüchtern gelesen gut sein"). Keine Lust mehr darüber nachzudenken, ich könnte euch alle ohrfeigen, weil ihr nicht ohne meine Erklärung versteht was ich meine. Ich will nicht mehr der nervige Quatscher sein, der Euch aufgeregt auf bestimmte Dinge hinweist. Falls es grad nichts anders zu tun gibt, ("Es gibt nie etwas zu tun!", Opa Geritt) einfach nur in die Musik rein oder in das Rauschen der Bäume. Hoffe Fetsch meldet sich noch. Fetsch, perfektes Pseudonym. Werde es in den anderen Texten jetzt gleich ergänzen. Ich hoffe, er hat mich nicht vergessen, zum Glück kann ich ihn nicht zwingen, mir zu glauben dass ich ihn lieb. Lieb und Lab sitzen auf einer Parkbank, die Sonne am Horizont strahlt ein wunderschönes Rot, der Himmel kann so schön rot sein, er mahnt uns, dass wir nicht immer die selbe Stimmung haben müssen. Eine Erkenntnis wie ein Steinbrecher: der Himmel soll uns helfen, in wechselnde Stimmung zu kommen, um nicht zu verstarren. Das Glück des Lebens findet man im Wechselbad des Innenlebens. Stimmungen sind die körperlichen Folgen eines unbewussten Prozesses. Du weißt, was gut für dich ist. Also mach es wie der Himmel und wechsel die Farbe deines Lebens. Lieb und Lab sitzen also auf dieser Parkbank im wunderschönen Rot der Sonne am Horizont hinten. Lieb sagt: "Du bist ja noch nicht mal ein richtiges Wort!" und befürchtet schon, dass das kein Witz mehr wird und Lab sagt: "Keine Angst, ich bin eine Lustigkeit, gedacht als Präteritumform von liebte." Ok, dann fang ich nochmal an wie aus dem Nichts: "Hey Lab, findest du diesen Himmel nicht auch schön?" und Lab so: "Ja, ich kann mich mit dieser Abenddämmerung wunderbar identifizieren." und Lieb lachend: "Aber es ist doch Morgendämmerung." Sie schauen mich fragend an und ich schaue fragend die Leser an. Wissen Sie, es gibt Leute, die sich mit der Morgendämmerung identifizieren, manche mit der Abenddämmerung. Ich habe seit Jahren aufgehört, mich mit Übergängen zu identifizieren. Ich bin ein reiner Zustand, so wie die meisten Menschen, da sie sich mit ihrem Mittag identifizieren. Ich hingegen identifiziere mich mit meiner Mitternacht.

(Hier kommt später ein Link zu Diktiergerät-Aufnahmen an.)

Ich weiß nicht, ob ich mich in die Traurigkeit darüber, dass er mich heut vergessen hat, reinsteigern soll oder mit irgendwelchen alles-relativerenden Zuständen und Situationen tiefenentspannen, bis ich erhaben bin über meinen Liebeskummer, so wie ich es mir von den Helden und Antihelden in den Filmen wünsche. Romantiksoße kann das ganze Essen mittelmäßig machen. Dabei spricht nichts gegen Genuss und so viel gegen Mittelmaß. Das Leben kann nur ästhetisch gerechtfertigt werden. Oder anders: der Sinn des Lebens liegt im Genuss, der guten wie der unangenehmen Dinge.
Jetzt ahne ich, warum ich an einem Verlust meines Egos bemüht bin: weil ich dann meinen Liebeskummer besser ertragen kann.
Vielleicht sollte man häufiger mit Freunden über seine sensible Seite reden, damit sie nicht verwundert sind, wenn ich einen Freund hab und ich irgendwie zu glauben beginne, dass die Verwunderung gerechtfertigt ist. Vielleicht gibt es die reine Liebe nur unter vier Augen.
Sobald ich mit Schreiben aufhöre, kommt meine Angst wieder... Vielleicht würde ich in einer echten vollständigen Liebesbeziehung keine so großen Ambitionen haben, was mein Schreiben angeht. Schlechter Ausdruck, ich weiß ... bzw. ahne. Wieviele Leute wissen überhaupt, dass ich existiere? Was fange ich mit einem Leben an, von dem kaum einer Kenntnis hat? Diese Frage hält meinen taumeligen Weg hin zum im Sonnenuntergang befindlichen "Hinzum"-Edeka-Markt, bzw. Konsum.

Wenn er sich noch meldet, wird es ein guter Abend, wenn nicht, wird es ein trauriger Abend. Ich will mich damit nicht abfinden, deshalb schreibe ich es nicht gern in dieser Form, aber irgendwann muss ich mich ja stellen und warum nicht jetzt, hm?... warum nicht jetzt? Warum hier? Weil es abstrakt genug ist - für all die verstetzten Mädchen da draußen: "Hör auf dir Erklärungen zu suchen, warum er dich vergessen haben könnte oder warum er sich nicht gemeldet hat oder warum er dich grad nervig findet. Dann ist es eben traurig etc... Wenn du aufhörst, was ändern zu wollen, leidest du weniger. Und überhaupt gehört das alles nicht hier her."

All diese Sätze sind Sand in meinem Mund.


23 Juli 2015

23.7. - Komm doch noch ein bisschen näher

(1)

"Warum sich überhaupt noch bewegen, wenn schon alles entschieden ist?", nickte er auf seinem Schaukelstuhl ein. Der Tag fand ohne ihn statt, was für beide ein großes Glück war. Wohl dem, der sich rechtzeitig zurückzieht!

Eine Cannabis-Sucht ist nicht schlimm, irgendwas muss man uns doch zugestehen. Es ist langweilig, in dieser Stadt keine Angst zu haben. Ich liebe es, meinen Freunden über die Schulter zu schauen. Ich liebe es, mir in der Nase zu popeln, während ich fremde Leute anstarre. "Alles ist eine Wiederholung.", rufst du und kippst fast vom Stuhl.

Was habt Ihr davon, wenn Ihr das, was wir wollen, ganz hoch auf den Schrank steckt? Meint Ihr, das macht uns traurig?

Auf welchem Boden steht bloß diese Euphorie? Vielleicht hab ich es zu weit getrieben, vielleicht bin ich wirklich abhanden gekommen. Die Kassiererin ist seit Tagen ungewöhnlich unfreundlich, mein Tätigkeitsdrang wird immer abstrakter und will sich im Sand verlaufen. Von niemandem ernst genommen, kratze ich mit blendendem Grinsen die letzten Cent aus diesem Monat, um mir Obst und Kaffee zu kaufen.
"Nicht immer versuchen, alles richtig zu machen.", wolltest du mich am Telefon trösten, "Du kannst nichts verlieren, was es gar nicht gibt.", wolltest du heute feiern gehen. Mach das, ich bleib zu Hause, and I'm not happy and I'm not sad.




(2)

Wenn jetzt jemand schreien würde "Mach die verdammte Musik leiser, es gibt Leute die wollen schlafen! Du verkommenes Supra-Subjekt du!", dann wäre das nur mit einem heiteren Ende einer Episode von Shameless vergleichbar. Ohne Gras würde mich diese Lappalie mehr bekümmern. Unter Gras wird alles zu einer Lappalie, die gerade deshalb, weil sie eine Lappalie ist, so euphorisiert. Ich könnte sofort mit Schreiben aufhören und in den Moment mich ziehen lassen und wie auf einem Karussell die Leere meines äußeren Lebens anschauen, das innere Leben ist erstrahlt von reichen, strömenden Farben. Das Gehirn tut so, als gäbe es einen Grund zur Freude. Jetzt, wo du schonmal hier unten bist, kannst du auch mal überlegen, ob nicht alle Freude einen echten Grund entbehrt angesichts der dummen Begrenztheit des Lebens. Ich erinnere mich gerade ganz lebhaft daran, wie aufgeregt ich als Kind nachts im Bett der Endlichkeit meines Lebens entgegengezittert habe. (Ganz langsam und lebhaft muss erfahren werden, was gut beschrieben sein soll.) Die Begrenzheit des Lebens so gut es geht meiden wie den hasenzähnigen, kaltäugigen Bösen Marcos in der Schule. Du weißt, nach der letzten Stunde bist du dran. Was könnte ich ihm nur getan haben? Ich schlawendel durch den Tag so gut es geht. Wenn er mich im Gang anrempelt und meine Milchtüte zu Boden fällt, werde ich kurz schlucken. Noch ist nichts passiert. (Ich habe eben "auf den Böden fällt" umgewandelt in "zu Boden fällt", weil ich damit meinen Charakter so prägen möchte, wie ich glaube er am besten zum Charakter "der Person" passt, die ich so fulminanto liebe. Das Gras ist verdammt gut. Endlich kann ich einpacken: das Ende meiner Beschäftigung mit dem Kraut folgt in Form eines Satzes, dem nun Folgenden, ich danke Ihnen schonmal für die Aufmerksamkeit und freue mich, wenn Sie mir helfen würden, tolle Musiker zu finden, mit denen ich Tollheiten erfinden und in die Welt schicken kann in Form von Musik. Der Ventilator ist so schön dezent und eindringlich zugleich, sein Surren erhebt mich über mein Zeitgefühl, ich bin kuschelig zugedeckt von Gedanken und Vorstellungen, Euphorie trotz fehlendem Ziel und Zentrum, eigentlich nur eine Tiefenentspannung, die die Gehirnaktivität deutlich erhöht. So entspannt werden alternativere Gedanken und Stile möglich -> man muss oft stehenbleiben und sich umgucken. Was soll dein Normalzustand werden? Ich frage, weil es ja auch möglich ist, ständig Cannabis zu nehmen. Ich schreibe nicht "bekifft zu sein", weil das Wort so mit ekligen Assoziationen beladen ist und klanglich auch nicht das Niveau hat wie das eigentliche Kraut. Wenn man sich mit Worten beschäftigt, distanziert man sich zwar erst von der Welt, kann dann - da man mehr Überblick gewonnen hat über diese Welt, die mit Worten nicht zu bändigen ist - mit ganz anderen Grundgedanken und einem ganz neuen Lebensgefühl in den Alltag gehen, der kein Alltag mehr ist, sondern ein etwas lahmer Anfang eines schaurigen Abenteuers mit einem ungewöhnlich heiteren, über die Maßen gelösten Happy Ends, ähnlich dem, was sich gerade für diesen Text ergibt: habe ich nicht schon vorher ein Ende machen wollen?


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(3)

Ich habe mit Martin letztens über Meditation und Leere geredet. Dabei hab ich gemerkt, dass ich Leere und Nichts immer synonym verwendet habe, da ich es nicht zu unterscheiden wusste. Jetzt erscheint mir der Unterschied so wesentlich, dass sich etwas in mir einen völlig neuen Namen wünscht.

Betreff: Nichts/Leere
Soeben ist mir der Unterschied aufgegangen: das Nichts befindet sich jenseits des Lebens, die Leere befindet sich im Leben. Die Leere befindet sich in einem existierenden Raum, das Nichts hat keinen Raum. Im Gegensatz zur Leere kann das Nichts nichts bewirken. Es ist virtuell. Wenn ein Stift nicht mehr existiert, existiert das Nichts des Stiftes nur in unseren Gedanken. Ohne Gedächtnis und Todesbewusstsein kann man keinen Begriff vom Nichts haben.
Leere ist ein realer Zustand, das Nichts versammelt hingegen alles, was gewesen ist, was nicht mehr ist und was niemals sein wird. Oder noch straffer: Nichts = Tod. Leere bedeutet: Abwesenheit von Zielen und/oder rationalen Gedanken und/oder Gefühls-Regung. Leere ist bloß ein Gefühl, denn Existenz kann niemals leer sein. Leere ist Beruhigung, die sich bis zu einer Depression und vielleicht noch viel weiter steigern könnte, wenn man entsprechend veranlagt ist. Die Leere vermittelt ein alternatives Lebenskonzept. Das Nichts ist Abwesenheit von Leben und Raum und Zeit. Da Materie nie verschwindet, sondern sich nur verwandelt, ist alles an einem Gegenstand oder einem Opa, der nicht mehr ist, noch da, bloß in einer anderen Form. Das Nichts beschränkt sich nur auf Ideale, auf Vorstellungen... "Mein Stift ist weg." Die Materie, die zu etwas zusammengefügt war, das wir "Stift" nennen, hat sich auf eine Weise ausgebreitet und zereinzelt, dass wir sie nicht mehr als "Stift" gebrauchen können. Leere kann man empfinden, wenn man nichts sagt, nichts tut, keine Ziele hat, nichts vorhat und in den Himmel schaut und vorallem: nicht mehr weiß, wer man ist.

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(4)

Plötzliches Gefühl von Beklemmung. Ist das der Anfang der lang ersehnten Panikattacke unter Gras? - Ich fang absolut nichts mit meinem Leben an. Ich beobachte, wie ich das schon während des Schreibens in Gedanken relative (ich schreibe für Andere, etc.), aus Furcht, mich der Einsamkeit zu stellen, auf die ich mich zubewege, wenn sich nicht bald etwas verändert. Vielleicht macht mich das Gras blind für das Elend in dem ich stecke? Nein, Quatsch! Das ist nur ein weiterer Aspekt der Panikattacke, die vielleicht grad anrollt. Bevor ich Gras geraucht habe, war auch nicht mehr in meinem Leben los als es mir unter Gras vorkommt. Ich glaube der Satz war wirr und vielleicht nicht ganz richtig, aber schön. Ich frage mich, warum Captain Beefheart die Residents nicht mochte. Hab ich mich bestimmt schonmal gefragt. Mich regt es so auf, dass ich nicht immer die Musik so ernst nehmen kann wie jetzt. Vielleicht dachte der Cpt. dass sie sich über ihn lustig machen oder nur schlecht kopieren oder er hatte Angst vor ihnen oder war einfach ein arroganter, genervter alter Onkel, der komische Drogen nimmt, die er mit seinen komischen Leuten in der Garage hinter dem Haus braut. Es ist so interessant, dass Cannabis bei meinem Nachbarn so anders wirkt. Vielleicht sollte ich annehmen, dass die Tatsache, dass jeder Mensch einen anderen Körper hat, dazu führt das Drogen bei jedem anders wirken. Das würde ja bedeuten, dass Cannabis keine sozialisierende Droge sein kann - sie lässt dich glauben, dass du mit Anderen auf einer Ebene bist, dass ihr in der selben Situation seid und euch mit den selben Dingen befasst. "Aber das stimmt ja gar nicht!", stampfe ich auf den Boden wie lang nicht mehr und ärgere mich weil ich nicht immer in diesem Zustand hier sein kann... High und allein ist besser als nüchtern und mit Anderen. Das ist kein Einwand gegen Gras, sondern gegen die Gesellschaft, die das zu einem Einwand erklären sich genötigt fühlt. Der Verlust meiner Kontrolle über meine Worte macht mich heiter, denn die Musik ist heiter. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass ich ihn küssen werde. Ich könnte eine Bedeutung für Andere haben, wenn sie sich meine Art, mit Worten, also mit meinem Beruf umzugehen, abgucken und für ihr Leben anwenden, zumindest mal versuchsweise, am letzten Arbeitstag vor dem Urlaub oder während einer manischen Phase.

13 Juli 2015

Das Grauen vor der eigenen Existenz

24-Hustenstiller-Kapseln von Silomat, die Stunden zuvor 2 Liter Grapefruit-Saft zur Verstärkung.
(Gedächtnis-Protokoll.)

(1)
Die Selbstverständlichkeit, dass etwas existiert, dem man sich stellen muss, verschwindet mit einem Rutsch und hinterlässt einen kalten, zeitlosen Schrecken in meinen Knochen, den ich noch niemals gefühlt habe, kochende Panik am absoluten Grund des Gehirns.

Man steckt in sich drin, in einem warmen, heißen, schwappenden, knacksenden Körper; zusammengedrücktes organisches Chaos wie eine unübersichtliche Großstadt während der allmitternächtlichen Rush-Hour. Der Mund gibt ellenlange Zischlaute von sich, die die Welt bedeuten, eine flache, taumelnde Welt, der ich mich entziehen kann, wenn ich die Augen schließe und die unendlich feinen, repetitiven, organischen Muster sehe, ein feines violettes Seidentuch an einer glatten, nach links hinten verlaufenden, unendlich langen Wand gespannt und von einem hellen weichen Licht von links und rechts bestrahlt, wie eine langsame HD-Visualisation eines Liedes. Der ganze Raum ist davon eingenommen, wenn man die Augen geschlossen hat - das eigenartige Gefühl zum Wesentlichen vorgestoßen zu sein...







(Das sind Screenshots des Milkdrop-Visualisierungs-Plugins für Winamp, die meinen closed eye visions unter DXM nahekommen; sie atmen organisch und man bewegt sich langsam in sie rein)


Total verloren in einer traumartigen, gegenstandslosen Besessenheit, düstere, hypnotische Euphorie am äußersten Rand des Lebens, als habe man die ultimative Rückseite des Lebens entdeckt, den Keller des Bewusstseins, in den man gelangen kann, wenn man eben diese Droge nimmt. Der wahrgewordene Alptraum vom endgültigen Zusammenbruch. Es ist passiert.
Total schmierige, schleimige Hände, sie kneten sich. Ein intensiver, weicher Druck pulsiert durch das Gehirn; es macht Spaß regungslos in der Unendlichkeit des Augenblicks zu hocken und sich dem inneren Treiben hinzugeben.
Nichts zählt. Es gibt nichts zu tun im Leben.
Komische Geräusche mit dem Mund machen und Schwitzen, warum mehr von einer Existenz verlangen, die derart unbegründet ist? (Fußnote 3)
Das alte Ego kommt hinten vorbei und macht mir bewusst, dass Lisa hier ist. Sie lacht über manches was ich mache/sage. Ich weiß nicht, ob sie mich wirklich versteht, denn sie hat nur Bier getrunken. Ich kann nichts Sinnvolles sagen, ich kann dem euphorischen Chaos, das mein Kopf in den schwerfälligen Körper strahlt, keine Bewegung entgegensetzen, die mich nach oben bringen könnten.

(2)
Mein Körper ist das Zentrum meines Universums und steckt zur Hälfte in meinem Unterbewusstsein fest. Mein Gehirn ist unerschütterlich wach, nimmermüde und freundlich weich wie eine Hand, die mir gereicht wird. Es schüttet Panik und Glückseligkeit aus, aber es gibt kein Ego, das ihm erklärt, was davon gerechtfertigt ist. Ich erinnere mich entfernt daran, dass ich entspannen kann, weil ich ja bloß bei Lisa bin und nicht in der Schule unter den Augen der Anderen. Ich muss niemandem etwas erklären, ich muss keine Entscheidung treffen. Trotzdem fühle ich mich ausgeliefert diesem grundlegenden Grauen, das meine Existenz bedeutet. Ich kann mich nicht dagegen wehren, dass ich etwas tun und lassen muss, dass ich genau in diesem Körper mit genau dieser Wahrnehmung stecke. Es gibt keine Zukunft, die meine Phantasie dem leeren Moment entgegensetzen könnte. Ich bin ein schmieriges Monster, sitze wie in einer Grapefruit ganz oben auf der Bergstraße des Dorfes, in dem ich geboren wurde.
Ich vermute, dass mein Gehirn in den Zustand katapultiert wurde, in dem es sich befand, als ich mir zum allerersten Mal bewusst wurde, dass ich existiere, an irgendeinem dunklen gemütlichen Fleck des Universums, ganz unten, allein, schutzlos und ohne Aufgabe.

(Fußnote 3)
Mit seinem Leben nichts mehr anfangen als das hier, und das für alle Zeiten, funktioniert nur, wenn das Ego nicht mehr aus den Augen schauen darf. Das Universum sieht anders aus, wenn das Ego nicht mehr im Sattel sitzt. Eine Möglichkeit ist, es mit bestimmten Drogen aus dem Sattel zu taumeln; sie simulieren den Wahnsinn, den das Gehirn loslassen würde, wenn es begreifen würde, dass du nichts zu tun hast. (Fußnote 4)
Plötzlich kannst du nicht ertragen, dass du gezwungen bist, etwas zu sein und zu tun und zu denken. Das Gehirn ist gewohnt, sich mit Dingen zu beschäftigen, die außerhalb des Körpers geschehen, es ist nicht darauf trainiert, sich derart mich sich selbst zu befassen.

(Fußnote 4)
Als gäbe es eine höhere Instanz, die dich in den Sattel gesteckt hat. Als würde man plötzlich begreifen, dass man nur in einer Art Simulation steckt. Vielleicht stehen gleich Bürokraten oder Elterntiere oder Lehrer neben mir, um mich zu fragen, wie ich mich unerlaubt an den Apparat wagen konnte. Oder ich erinnere mich gleich daran, dass ich nur ein träumender Behinderter oder Mörder oder Geisteskranker bin, irgendein kleiner, dummer Schwächling.
Vielleicht stehe ich kurz vor meinem Ende, aber das macht nichts. Ob ich jetzt oder später sterbe, macht absolut keinen Unterschied. Diese Erkenntnis erzeugt ein höllisches Schuldgefühl.


(5.1.)
Scheinbar können die Leute mit dieser Droge die Tür aufmachen zu einer anderen, viel realistischeren, brutal realistischen Ebene. Vielleicht eine Tür zur einzig möglichen Religion. Hat Lisa die Videos gelöscht, die zeigen wie mein Intellekt unter DXM einen epileptischen Anfall erleidet? Sowas gruseliges hab ich noch nie geäußert. Induzierter Wahn. Mein Gehirn birgt gigantische Gefahren für mein Leben - und Chancen, so ermahnt mich immer wieder das Bild von William S. Burroughs an der Wand.
Ich höre ein warmes, sanftes Lied einen Sommerregen beschreiben, während ich an der einzig relevanten und unbeantwortbaren Frage schlucke: wie stehe ich zu dem, was mir gegeben ist und wo will ich damit noch hin? Die ereignislosen Tage und Wochen und Monate lassen meine Blicke nach Innen schweifen. Wer oder was kann sie nach außen lenken?


(6)
Nach dem gestrigen DXM-Desaster bin ich sehr wirr und instabil. Ich kann kaum Sätze formulieren. Totale Vernebelung. Ich habe eine stabile Distanz zu allem, ich spüre, dass ich in der Welt bin, ich stehe im Universum, ich glotze für eine kurze, vielleicht unbedeutende Zeitspanne in die Existenz rein. Ich bin ein beseelter Gegenstand. Nein - ich bin ein fester Gegenstand, in dem unendlich viele immaterielle Gegenstände (neuronale Zustände) um Geltung ringen. Die Distanz lässt mich mehr Möglichkeiten sehen. Ich befinde mich zwischen allen Menschen, zwischen allen Ereignissen. Ich verstehe, was andere Leute antreibt. Ich möchte mit keinem von ihnen tauschen. Ich verstehe, warum manche Mystiker sich "unten" auf der Erde fühlen. Oder hängt mein Bewusstsein schief? Mein Weltbild könnte in ein Weltgefühl zerfallen...


(7)
Wieviel von meinem Gehirn hat Google schon erfasst? Mancher kann sich nur noch an Google wenden. Mein Telefon ist mit dem Internet verbunden, liegt ein paar Zentimeter unter dieser Zeile und spielt ein Video von Amon Tobin ab.


(8)
Mit allem was ich schreibe, vertiefe ich nur die Tatsache, dass es für mich nichts Existentielleres gibt als Atmen, Essen, Schlafen und Schreiben. Ich frage mich, ob meine Eltern einen anderen Begriff für "existentiell" haben und im Alltag benutzen... jetzt wo ich weiß, dass hinter dem Alltag das Grauen der individuellen Existenz alles unterhöhlt - diese Unterhöhlung ist Grundlage des Alterungsprozesses.
Der Gedanke, dass die Summe all meiner erlittenen Qualen kleiner ist als das Leid bestimmter Menschen an einem einzigen Tag, will mich trösten, kann mich trösten, aber lässt mich doch nie richtig aufatmen.
Es stimmt, dass das Gefährliche an Drogen ist, dass man nie wissen kann, wie sie die unbewusste Seite beeinflussen. Aber manche Drogenkonsumenten nehmen diese Gefahr in Kauf, weil sie wissen, dass die Alternative dazu bloß ein Abstumpfen und Erkalten wäre. Ein erfolgreiches, bedeutungsvolles Leben mindert die Substanz ähnlich wie gewisse Drogen. Alles mindert. Die Frage ist, was und wieviel du wie lange mitbekommen willst.
Ich rette einen Käfer, der in meinem Trinkglas ums Überleben kämpft. Meine Ehrfurcht vor dem Leben anderer Wesen ist in den letzten Monaten größer geworden. Ich bin eigentlich auch nur ein Käfer auf der Suche nach Fressen, Schlaf und einer die Leere auspolsternden Erkenntnis.
Ich muss unbedingt genau herausfinden, ob es um mich schade wäre, würde ich plötzlich und für immer verschwinden. Wie sehen mich die Anderen? Wie bekomme ich Leute dazu, etwas in mich zu investieren?

(9)
Wenn ich in der Woche mehr als einmal DXM nehme, rutsche ich immer in eine heftige Depression, totale Erschöpfung, kalter Nihilismus, der tausend Kehlen zuschnüren will. Vielleicht kann Cannabis dem etwas Frühlingsfrische entgegenstemmen. Der Einkauf im Edeka ist dann auch wieder sehr lustig, bunt, weich, entspannt. Lebensglück, gesteigerte Aufregung, alles reizt zu schönen, kühnen Gedanken, ich finde mein Gesicht im Spiegel sehr schön, freundlich, gesund.

06 Juli 2015

Seufz

6. Juli.
Die Freude auf den Herbst trägt mich durch den Alptraum des Hochsommers. Ich habe keine richtige Lust, mit Leuten was zu machen. Bald fahren Bagger durch meine Wohnung. Vielleicht kann ich tagsüber bei Felix im Keller schlafen. Ich mag die Ungewissheit der Zukunft. Je weniger feststeht, desto mehr ist möglich. Ich versuche mir so wenig wie möglich Hoffnung zu machen. Ein bisschen Angst, zu verblöden hab ich.

02 Juli 2015

1,4-Butandiol

Ein sehr ausführlicher, wissenschaftlicher Artikel findet sich hier: http://www.drogenkult.net/?file=GHB&view=0

- Wenn ich einen gestrichen vollen Teelöffel 1,4-Butandiol nehme, gerate ich in eine narkotisch-taumelige Euphorie, die mich kotzen lässt. Eine intensive körperliche Erfahrung in einem bunten, freundlichen Raum. Es ist gut daran erinnert zu werden, einen Körper zu haben.
- Ein 3/4-Teelöffel ist für mich die ideale Dosis, aber jeder sollte für sich herausfinden, wieviel er verträgt. Ein paar Freunde von mir nehmen immer einen ganzen Teelöffel ohne dass ihnen übel wird. Wenn ich Leuten die Substanz vorstellen möchte, empfehle ich ihnen nicht mehr als einen halben Teelöffel. Ich könnte es mir nie verzeihen, meine Freunde zum Kotzen zu bringen.
- Ganz wichtig: nicht mit Alkohol kombinieren, da die dämpfenden Eigenschaften der Substanz verstärkt werden. Es ist lebensgefährlich, komatös und mit Brechreiz auf dem Bett zu liegen. Als ich das erste Mal zu viel Butandiol genommen habe und gekotzt habe, sagte ich mir tausendmal: "Zum Glück. ich hab kein Alkohol dazu genommen... *kotz* niemals Alkohol dazu nehmen... *kotz* Ich bin wirklich an meiner Belastungsgrenze... *kotz* Es ist voll schön zu kotzen, aber wäre ich einen Tick komatöser, würde ich an meiner Kotze ersticken *kotz* Niemals mit Alkohol kombinieren."


- Butandiol (ich schreibe ausschließlich über 1,4-Butandiol) ist freundlicher als Alkohol. Es schadet den Organen nicht und erzeugt keinen Kater. Ich weiß, dass es süchtig und paranoid machen kann, wenn man häufig zu viel nimmt. Gerade Leute, die wie ich keine Aufgabe im Leben haben und sich unbeobachtet im Abseits der Gesellschaft im Kreis drehen, sind besonders gefährdet, Süchte zu entwickeln. Ich hätte nichts dagegen, wenn irgendeine Substanz meinem Leben ein bisschen mehr Struktur verschafft, bisher bin ich aber an nichts kleben geblieben.

- Butandiol ist anders als beispielsweise Cannabis keine Substanz, die kreativ macht oder die Gedanken/den Intellekt anregt. Butandiol lässt den Körper zu seinem Recht kommen und vernachlässigte / unterdrückte / vergessene Bedürfnisse hervortreten, ebenso intensiviert es akustische und visuelle Eindrücke. Warum? Butandiol wird im Körper zu einem Stoff umgewandelt, der chemisch verwandt mit Neurotransmittern ist, die u.a. für Entspannung sorgen. Der Intellekt tritt zurück, dieser nervig skeptische, nervig verklemmte, idealistische Spaßverderber. Butandiol sorgt dafür, dass man alles mal richtig wirken lassen kann, alles körperlich erfahren kann, ohne es bewerten und einordnen zu müssen.
-> Vorsicht! Nur weil du entspannt bist, heißt das nicht, dass alle Ängste falsch sind und alle Menschen deine Freunde sind. Nur weil du offen bist und unverkrampft, heißt das nicht, dass alles okay ist.
- Auf Butandiol habe ich keine Lust mich zu verteidigen oder mich auch nur für irgendwas zu rechtfertigen. In einer Umgebung, die wirklich schlecht für mich ist, unter Menschen die ekelhaft und bösartig und dumm und gefährlich sind, könnte das bös ausgehen...
- Butandiol enthemmt, aber macht nicht - wie Alkohol - aggressiv oder dumm, sondern eher kindlich-blauäugig und empfindsam, geradezu dünnhäutig.
- Manchmal reicht es, unter Butandiol-Einfluss ein rührendes, fast kitschiges Lied zu hören, und ich fang an zu heulen. Ich kenne keine Substanz, die mich so sentimental macht. Vorhin habe ich ein Bild angeschaut, das Cioran zeigt, der traurig auf seinem Bett sitzt und ich hatte Tränen in den Augen. Ich vermute, dass man, wenn man weniger an seinem coolen, erwachsenen Ego festhält, viel häufiger weinen würde.
(-> Butandiol erinnert dich dran, dass du immer noch in dem Körper steckst, in dem du als Kind gesteckt hast und dass es immer noch genau die selben Gründe gibt, zu heulen...)

- Butandiol erhöht das Bedürfnis, von süßen Freunden berührt zu werden, die Lust einen knuddligen Menschen auf dem Schoß sitzen zu haben und ihn mit Kirschen zu füttern. Es fühlt sich so an, als würde gleich jemand seine Hände unter dein T-Shirt schieben und dir das geben, was jeder Mensch braucht: echte Berührung, echte Sicherheit und Wärme und Stabilität und Vertrauen.
- Körperlichkeit, Schmusigkeit, Sexualität wird viel selbstverständlicher als sonst. Schüchternheit und Selbstzweifel nehmen ab. Die Substanz erinnert dich daran, dass du auch nur ein sterblicher Körper bist, den schlechte Gedanken und dumme Gewohnheiten vom Wesentlichen abhalten wollen.

- Butandiol macht sentimental, aber nicht auf so peinlich-brutale Art und Weise wie Alkohol. Du kannst vielleicht nicht richtig klar reden und geradeaus laufen, aber du bist nicht dumm und im Gegensatz zu Alkohol macht dich das Butandiol nicht egoistisch und bösartig.

- Die Fliege. - Als ich Sonntagnachmittag allein in meinem Zimmer darauf gewartet habe, dass jemand unangekündigt vorbeikommt, sah ich eine grünschimmernde Fliege auf meinem Schreibtisch, die auf Nahrungssuche war. Der halbe Löffel Butandiol in meinem Magen hat dafür gesorgt, dass ich eine ganz warme, kindische Freunde empfunden habe über die Fliege. Sie hat mein ranziges Messer mit ihrem haarigen Rüssel abgesaugt. Ich freute mich über unsere Koexistenz. So ein komplizierter Körperbau, diese riesigen Augen, die schnellen Bewegungen, die kurze Lebensdauer. Ich holte ihr das Tee-Thermometer aus der Küche, weil ich wusste, da ist noch ein bisschen Zucker dran (vom Umrühren). Nach einer Weile kletterte sie vom Messer runter und schleckerte den Zucker vom Thermometer. "Iss dich ruhig fein satt, liebe Fliege. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich töte dich nicht." Ich fragte mich, ob Fliegen Ohren haben. Im Internet hab ich keine Informationen darüber gefunden. Wusstet ihr, dass es tausende von Fliegenarten gibt? Die Natur ist so vielfältig. Es ist wichtig, dass der Mensch mit anderen Lebewesen koexistiert und nicht bloß versucht alles seiner primitiven, herzlosen Gier zu unterwerfen. Nichts gegen Gier und Kaltblütigkeit, aber bitte nur im Notfall. Der Mensch muss anfangen, sich zu entspannen, sonst geht der ganze Planet kaputt. Totale Entspannung - Überwindung der Erwerbsarbeit, Lohnsklaverei, hin zu einem Bedingungslosen Grundeinkommen, einer völligen Neugestaltung des Wirtschaftssystems. Alles muss sich entspannen, die perversen Vermögensunterschiede müssen ausgeglichen werden, die Umwelt muss radikal gereinigt werden. Gründliche Entspannung der Verhältnisse. Alles muss einfacher werden. Die Künstler müssen natürlich aufpassen, dass der Mensch nicht verdummt und resigniert. Keine Ideale mehr! Den Menschen herauslösen aus allen Konstrukten - Koexistenz wirklich freier Menschen. Keine Staaten, keine Religionen, keine Endlösungen, keine Leitkultur! Erwachsene sind degenerierte Kinder. Nieder mit der Sklaverei! Brutale Meditation.

- Nicht auf leeren Magen nehmen!

- Nebenwirkungen (Übelkeit, Verwirrtheit, plötzliche Schläfrigkeit, Zuckungen) können mit Koffein beantwortet werden.

- Die Wirkung hält gut zwei-drei Stunden an und blendet sich langsam aus. Bis auf ein leichtes, nicht lang anhaltendes Flauheitsgefühl und ein paar Zuckungen im Auge habe ich keine negativen Nachwirkungen gespürt.