31 Januar 2015

31.1. - Holzrose

31.01.
Das war aber ein sehr schöner Januar, stelle ich kiffend mit Marvin Gaye fest. Mir fällt es immer leichter, Freunden und auch Fremden und allen dazwischen ehrlich zu sagen, wenn mich etwas stört an ihnen. Ich denke, das Gras hat mir dabei geholfen. Durch die Veränderung meines Ich-Gefühls habe ich erst das Ich-Gefühl an sich genauer gespürt. Ich bin all das, was verändert wurde. Warum sollte ich nicht ehrlich zu Leuten sein? Warum sollte ich so tun, als würden sie nicht nerven? Nerven sind etwas Existentielles. Mir fällt es immer leichter, Prioritäten zu setzen und ich schäme mich nicht dafür, auf bestimmte Leute keine Lust zu haben und an anderen Leuten mehr zu hängen als an mir. Alles ist stabil, aber offen und gemütlich und nicht alles muss begriffen werden. So wie ich auf bestimmte Glücksfälle nicht stolz sein kann, kann ich auch bestimmten Unglücken nichts verübeln - so erst habe ich überhaupt einen echten Zugang zu mir.

21:24. Vier Holzrose-Samen pulverisiert und mit Damiana-Tee getrunken. Angenehmes Drücken in den Schläfen zu Psychic TV und keine Übelkeit. Ich esse seit Tagen nur Körner und Obst und fühle mich blendend. Jetzt ist meine Wohnung schon ein bisschen ordentlicher. Bald kann man vom Boden essen - wenn ich den Schreibtisch endgültig mit dem Korkenzieher niedergerungen habe. Ich entdecke immer mehr, wie sehr das, was ich an Musik gut und wichtig finde, mit dem, was Psychic TV machen und wollen, verbunden ist. Höre zur Zeit eigentlich nur die 6-CD-Box "Themes".

M. Boss schreibt auf http://www.blackmagazin.com/?p=7055 dazu:
"Mit diesem Rückgriff auf die Ausdruckstechniken vermeintlich primitiver Stammeskulturen schufen sie akustische Brechstangen, mit denen sich die tieferen Schichten des Bewusstseins öffnen und die Konditionierungen des alles beherrschenden Kontrollsystems aushebeln lassen sollen."
"Möglichst laut unter der Einwirkung stroboskopischer Lichteffekte rezipiert, soll der  entstandene Klangteppich neurologische Körperreaktionen hervorrufen."
""Themes 3 vereint zwei Musiken, mit denen PSYCHIC TV die Auswirkungen manipulierter Klänge und wechselnder Tonfrequenzen vor Publikum erforschen wollten. Beide Teile wurden 1984 live eingespielt, wobei auch mehrere Videomonitore zum Einsatz kamen, um akustische und visuelle Effekte miteinander zu verbinden, alles eingebettet in die bereits erwähnten subversiven, kulturterroristischen Konzepte der Band"

28 Januar 2015

28.1. LSA II

28.1.

Wie Einigen schon per SMS mitgeteilt: das Leben ist eine Casting-Show und Drogen sind die Jury. Unsere Gehirne sind Spiele und mit jedem intensiven Drogenkonsum beginnt ein neues Level. Die letzten Tage habe ich das neue Gras vaporiziert und mit Schildi Musik gemacht und getrunken. Es ist ein schöner warmer Sumpf hier.
Heute hatte ich mir einen 10g-Prunkweide-Samen-Kaltwasserentzug (diesmal nur mittelstarke Übelkeit ohne Kotzen, verging nach etwa einer Stunde) und eine THC-Dampfkammer zum Mittag. Das Durchkämmen des Gehirns ist toll. Das LSA wird vom THC munter ins Gehirn geknetet und AfroBeat. Habe lang nicht mehr geschrieben, weil ich das Kraut mal ziehen lassen wollte. Es wird immer uninteressanter, vielleicht weil mir auch die Situationen fehlen, die ich damit aufpeppen könnte. Und ich bin auch sehr gern stabil und klar und kein Kind der Traurigkeit. Vielleicht mach ich mit Knarf eine Weile nach Kalifonieren. Aber jetzt am Ende des Monats habe ich gerade noch 10 Euro auf dem Konto. Und ich hasse Kalifornien. New York interessiert mich eher. Aber ich hasse auch Amerika. Wenn ich Geld für das Ticket hätte, würde ich sicherlich was anderes damit machen.
Ich habe echt Lust, an meinen Büchern weiterzumachen, ich denke dass ich wirklich was beizutragen hab, jetzt in diesem Zustand, sehr narkotisch und high, könnte ich mit Freunden eine neue Stadt entdecken. Die leichte Sedierung ist nur ein Kissen, man muss nicht drauf sitzen bleiben, man kann alles damit machen. Psychedelischer Tunnelblick. Die Farben sind sehr dunkel, matt und aufdringlich. Die Musik ein bunter, sprudelnder Brunnen, der in eine andere Zeit plätschert.
Ich möchte wirklich Bundespräsident werden, einer der sein Gesicht bunt anmalt und sich eigentlich nur mit Künstlern und Kindern unterhält. Kein unberührbarer Grüß-Heinz, der den Anschein von Normalität wahren soll.
Die meisten Leute sind gelangweilt oder wahnsinnig, man kann sie gern zusammenknoten und in den Keller stellen. Ich hab Lust einen Film zu sehen, aber ich werde nicht gut folgen können - das macht zwar erst Spaß, dann nervt es aber: ein Gehirn hat es ja schon gern, wenn es Dinge versteht: sonst kommt der surrealistische Zustand, und in dem kann ich weder schreiben noch reden.
Von der Dringlichkeit des Lebens bedrückt, weigern wir uns irgendwelche Konsequenzen zu ziehen - wir sind immer noch im Zustand BEVOR wir die Karriere-Leiter erklimmen, BEVOR irgendwas entschieden ist. Vielleicht ist die Tragik, dass wir uns nicht entscheiden können, obwohl uns danach verlangt, das Einzige, was unser Werk am Ende kommunizieren kann. Hier im DAVOR, das sich wie eine dunkle, weiche Ewigkeit mit uns unter der Bettdecke versteckt.
Solang dich einer Entscheidung, einem Schritt enthalten, bis du wirklich nicht mehr anders kannst. Nur in äußerster Not ein Wort sprechen, ein Wort schreiben, beten, Obstsaft trinken.
Ich kann mich mittlerweile von meinem Schreiben distanzieren und sogar von dieser Distanz. Ich führe mich meinem Denken und Fühlen gegenüber cool und abgeklärt auf, wie ein arroganter Lehrer vor einer Klasse, die er nicht leiden kann, weil sie immer so laut ist.

Ich kenne meine Maschen, ich kenne meinen Matsch.
Ich sollte mich nicht so sehr beeindrucken lassen von dem, was ich bin und tu.
Vielleicht werde ich mich mit meinem Talent, meinem Wahn, meiner inneren Spannung unterdrücken, deprimieren, abstumpfen, festfahren, sedieren und am Ende geh ich einfach kaputt. Lieber auf Distanz, auf Distanz, auf Distanz. Leibesertüchtigend der Narkose entgegentreten macht Spaß, gemütliches Gewichtheben an der Tastatur.
Oh, die Kultur des weißen Mannes ist so bedrückend fad und kalt. Alles, was Fleisch und Blut an Musik ist, hat er sich bei den Schwarzen geklaut.

Es ist leicht, sich ein alternatives Leben, aber nicht sich einen alternativen Körper vorzustellen. Deshalb folgen die Meisten dem Druck ihrer Gebeine und Eingeweide. Eine Distanz zum Körper oder eine totale Identifikation mit ihm (beides im Drogenrausch möglich) ist die Voraussetzung, um sich überhaupt erstmal mit dem Strom des Werdens zu verbinden. Es wird dich nichts in diesem Strom halten, im Gegenteil: er wird alles nehmen, was fest und fertig scheint. - Meine Gedanken an den Tod hab ich erstmal wieder im Wald ausgesetzt, muss mich erstmal um mein Leben kümmern, dachte es sich und trank einen Damiana-Tee.
Viele Texte von mir beginnen oder enden mit einem schönen Getränk. Im sabbernden Mund meines Rausches zergeht das Gehirn, das mit diesen Fingern befreundet ist, die ich gerade fixiere, während sie die Buchstaben tippen, die eine andere Region meines Gehirns ausgeknobelt hat.
Die Prunkweiden und das Gras schnüren mich ganz ganz fest an meinen Körper, ich bin so sicher wie in einem Traum, aber doch total erreichbar.
All mein Reden von Rauschgemeinschaft und Band und Künstlerkollektiv hat vermutlich nur einen Reiz, wenn man nicht weiß, wie sehr ich jemanden knuddeln und knutschen will. Nur den einen, der eine da, warum denn noch jemand anders? Es ist total einfach und das ist vielleicht das ganze Problem daran. Sowas kann man auf dem Papier nicht lösen, außer man platziert das Problem in den richtigen Briefkasten. Aber das mach ich nicht. Zumindest nicht in diesem Zustand.
Im Rausch hier ist nicht alles magisch oder interessant oder wahrhaft. Alles ist genau so instabil wie immer, nur das entspannte, durchknetende Gefühl im Kopf erinnert an glückliche, selige Zustände. Dabei ist hier kein Glück, dass es nicht auch im Schlaf/Traum gibt. Vielleicht nehmen Leute nur Drogen, weil sie nicht gut schlafen. Wäre ja auch nicht schlimm. Ich verknote mich jetzt ein bisschen in der Musik. Ich weiß wirklich, was gut für mich ist und was nicht gut für mich ist. Vielleicht fühle ich mich deshalb den meisten Leuten überlegen.
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Ich hab wieder sehr gut geschlafen. Aufgewacht bin ich mit dem Gefühl tiefer, fast mystischer Verliebtheit. Oh ich lieb dich so, ich lieb dich so! So vermaddelt vor Verliebtheit, ich fühl mich so als wenn ich die einfachsten Dinge nicht hinbekomme. Wenn du das Gefühl hast, an diesem Verschossensein zu Grunde zu gehen, leg dich auf die Wiese und schau den blauen Himmel an. Erst wenn alle Ideale zerstört sind, wird es echte Liebe geben können. Ich habe so viel zu sagen, aber wenn ich mich ein bisschen davon distanziere, dreht sich alles, wirklich alles nur um den Gedanken, ihn zu küssen und mit ihm zu blühen und zu welken. Vielleicht mit Pauken und Trompeten zu scheitern an irgendeinem obskuren Plan. Alles hängt davon ab ob du hier oder dort bist. Ich fühle mich sehr stabil in dem Neuronengewitter, das mich aushebeln will - das Grollen und Blitzen bin ich, so wie ich mein Gehirn bin und mein Gesicht beim Schlafen.
Wasser ist gut gegen Durst, die Sonne sorgt für Wärme und Licht und ich lieb dich. Mit diesen drei Wahrheiten kommt man locker über die Runden.
So viel Verehrung, Bewunderung, irgendwas Unberührbares, etwas Unerreichbares, wie eine edle, erhabene Figur im Film, Transzendenz klopft an meinen Brustkorb, rein oder raus? Niemals versuchen darüber authentisch zu schreiben, sowas lässt den Mond platzen und die Hasen sterben. Die Frage ist, ob es etwas bringt, wenn ich kein Wort darüber verliere.
Es wird ja immer peinlich, wenn man versucht, so ehrlich zu sein wie man sich fühlt.
Zum Glück kann ich mich hinter dem Buch verstecken. Das hier ist nämlich ein Text, den ich 2004 geschrieben habe, als ich mich in Ingrid von Bösefeld verliebt hab. Gerade jetzt fällt er mir wieder ein, weil ich total drauf bin. Könnt ihr die rebellische Sonnenbrille und meine Harley sehen? Hab vorhin eine schwarze Blume in die Synapsen-Salat-Schüssel gelegt, die mit "Ich" beschriftet ist und so habe ich nun ein paar unpopuläre Entscheidungen getroffen. Jetzt leg ich eine grüne Blume dazu und vertiefe mich in das Animal Collective und den Obstsalat.

17 Januar 2015

17.1. LSA I


Habe mir heute im Baumarkt 120 Samen Prunkweide (Himmelblau) geholt, Ipomoea Tricolor, auf dem Steinboden im Bad zerhämmert und in einer halben Wasserflasche eingeweicht. Im Internet wird diese Menge als "medium" angegeben.
Unterwegs hab ich zwei Leute von der Uni getroffen, die mir Cannabis organisieren können, eines davon ist besonders stark, da Kokain mit dabei ist. Ich weiß nicht, ob ich das gebrauchen kann.
Jetzt bin ich wieder daheim und fühle mich etwas merkwürdig fremd und kann nicht richtig schreiben. Oft, wenn ich lange Zeit daheim blieb und dann ein bisschen raus gehe, fern ab der üblichen Wege zum Edeka und zur Mittwochsgruppe, fühle ich mich dann wieder daheim ganz fremd und es bedrückt mich sehr, dass ich darüber nicht richtig schreiben kann und ich habe seit zwei Tagen nichts gegessen, weil ich keine Lust auf Junkfood hab und meine Wohnung von mir quasi verlangt, Junk zu essen... Es ist eine seltsame, düstere Euphorie in mein Entfremdungserleben verknotet, so als wäre die Distanz die ich zu den Dingen erlebe, eine Art Auszeichnung, eine Begleiterscheinung auf dem Weg in ein anderes Ich. Vielleicht ist das aber auch nur die Nachwirkung der Bong von gestern, die mit dem trockenen, kaum potenten Kraut.

Jetzt sind die zerklopften Samen eine Stunde im Wasser eingeweicht, während ich die Notizen der letzten Tage abgeschrieben habe. Das Wasser hat eine ganz leichte, grüne Trübung, ich werde es jetzt mal trinken und auch den Matsch am Flaschenboden fein durchkauen und essen. (Sieht aus wie gemahlene Mandeln.) Ich weiß, dass es deshalb in der nächsten Stunde zu Übelkeit kommen kann, aber an sich kotze ich gern.
Das Wasser schmeckt ganz leicht nussig. Ein paar Körner sind dem Hammer nicht zum Opfer gefallen, ich kaue sie gründlich durch, sie schmecken noch nussiger, sogar ziemlich lecker. Ich fange ein bisschen an zu frieren, und ein bisschen flau is mir im Magen, aber das kann auch von dem 1 Liter kalten Wasser kommen.
Ja, und jetzt 20 Minuten später schon so ein kotziges Gefühl, mit Speichel im Mund, bloß nicht daran denken, wie ich mich wild im Kreis drehe... die Jazzmusik ist bisschen nervig gerade, oder einfach zu laut. Wenn ich kotzen würde, würde ich da auch den Wirkstoff wieder rauskotzen? Naja, wäre auch nicht schlimm, wollte ja nur mal gucken. Also die Übelkeit kommt auf jeden Fall von den Samen, bei zu viel Wasser kann sowas nicht passieren. :-)
Die Übelkeit muss - wie bei Peyote auch - in das Ritual mit eingebunden werden. Wenn man die Samen gemeinsam mit anderen Leuten nimmt, sollte jeder in dieser Phase allein bleiben und sich ganz konzentrieren auf das elende Körpergefühl. Vielleicht sich reinsteigern, vielleicht einfach an irgendwas anderes denken. Ich bin immer sehr fixiert von jedem Wehwehchen, aber vielleicht kann ich mich ablenken. Es ist eine Art umgedrehter Kater. Bei Alkohol kommt das Übel danach, bei den Prunkwinde-Samen davor. Und vielleicht setzt ja auch gar keine Wirkung ein und mir ist einfach nur speiübel und frostelig. Kann mir keine Musik vorstellen die jetzt gut passen würde. Auf jeden Fall ist Jazz besser als gar keine Musik. Der dicke, verheißungsvolle Speichel wird immer mehr, ich geh mal ins Bad :-)

Ich hab 3-4 Mal richtig gekotzt, (ziemlich genau eine halbe Stunde nach Einnahme) weil ich vorher aber nix gegessen habe, kam nur geruchs- und geschmacksneutrales Wasser raus, und jetzt geht es mir auch gleich viel besser.
Das Kotzen sollte wie gesagt ins Ritual gehören, es sollte zum guten Ton gehören, man darf sich vor den Anderen nicht schämen, so wie man sich auch vor sich selbst nicht schämen darf. Es ist einfach Gift und der Körper kann es nicht gebrauchen. Mal sehen ob der Wirkstoff drinnengeblieben ist. Demnächst sollten erste positive Wirkungen eintreten. Ein bisschen flau ist mir noch, aber nur weil ich gekotzt habe, fühle ich mich nicht krank und bin es auch nicht. Es hat eher eine befreiene Wirkung gehabt, jetzt steh ich irgendwie stabiler und sensibler und frischer in der Welt, aber der Pullover den ich trage ist ziemlich gammelig, ich könnte generell mal wieder einen Hauptwaschgang vertragen. Es fällt mir nicht mehr so leicht, zu schreiben, aber das war heute ja schon den ganzen Tag so.
Gerade werde ich etwas träge. Wenn ich wüsste, dass ich nicht nochmal kotzen muss, würde ich eine Scheibe Brot essen. Na los, und wenn ich es wieder rauskotze, ist auch nicht so schlimm....Die Marmelade schmeckt seltsam wässrig, aber ich hab die Marke auch noch nicht gekauft. Ich versuch es mal mit der Erdnussbutter. Ja, die schmeckt so wie immer. Naja, irgendwie bin ich heut gar nicht so in Schreiblaune, vielleicht hätte ich die Samen naschen sollen wenn ich schreibiger bin. Und ich hoffe mein Körper hat die süßen Schnittchen aufgenommen bevor ich wieder die Kanalisation anrufe. Ich finde es okay, dass die Samen sich Platz machen und Dinge rausschmeißen, die sie nicht auf ihrer Party/bei der Arbeit wollen. Mein Mageninhalt kommt ja aus einer ganz anderen Welt als sie - und hat auch ganz andere Ziele. - Vielleicht hab ich aber auch gekotzt weil ich heut so ein Stinktier bin. Vielleicht sollte man den ersten Versuch nie so streng bewachen wie ich es jetzt tue. Was man beschreibt, verändert man ja auch. Und ich rieche wirklich nicht so gut, irgendwie nach Schwefel. Irgendjemand hat unter meinen Klamotten Silvester gefeiert. Ich geh mich mal putzen.
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Eine Stunde nach Einnahme. Ein sanftes warmes leicht euphorisches Körpergefühl, der Kopf fühlt sich bisschen (bong-)high an, das dezent kotzige Gefühl ist etwas beunruhigend... macht es Jagd auf mich? Hat es ein Interesse an mir? Ich finde es lustig, mit ihm so zu co-existieren. Ich weiß nicht, ob die Übelkeit dem Rausch im Weg steht.. Naja, es ist nur eine kleine Übelkeit, wenn der Rausch mehr zu bieten hätte würde er sich ja bestimmt trauen, durchzudringen... Ich sitze ganz entspannt hier und schließe meinen Frieden mit allem was in und um mir ist.

- War grad ne Stunde bei Christian. Der Rausch hat sich meinen Kopf gekrallt und mit kräftigem Druck massiert, das High ist ähnlich wie beim Bong-Rauchen, beschränkt sich aber bisher auf körperliche Phänomene, einer allgemeinen Trägheit, das Flauheits-Gefühl ist netterweise in den Hintergrund getreten, ich weiß dass ich nicht mehr kotzen muss. Ich fühle mich fest umschlossen von mir, ich bin fest verpackt in einem wabernden Zeitstrom, ich glaube nicht, dass es interessanter als kiffen ist, ein bisschen erinnert es auch an den Zustand, wenn man betrunken ist, "auf jeden Fall hast du was genommen!", schreit mir ein Gedanke aufgeregt um die Ohren, die Musik ist nett und stabil, wurde leider nur in der Vergangenheit aufgezeichnet. Ja, ich habe das Bedürfnis nach Live-Musik - glaube das hab ich nich nie gehabt. Das Schreiben fällt deutlich schwerer als beim Vappen oder Bongen, eine erwachsene, weise Müdigkeit schnürt mich fest, es ist ein angenehmer Druck, aber auf jeden Fall Druck. Ich fühle mich auch eher vergiftet, was bei Cannabis nicht der Fall ist. Aber es ist ein freundliches Gift, nicht jedes Alkaloid hat schwarze Zähne und gespenstische Fangarme, es sind einfach Substanzen, ohne Gesicht und Absichten, wie Regen der fällt oder nicht. Habe jedenfalls keine Lust Musik zu machen und bin auch distanziert von der Musik, die stattfindet. Ein Gefühl, langsam ins Gehirn zu schmelzen. Jedenfalls tranig-erhaben jeder Autoritätsperson, die jetzt im Raum stehen könnte. Ein aufgeregtes Grundgefühl. Wenn Worte richtig scharf benutzt werden, ist die Grammatik und der Stil egal. Es zählt die Schärfe, der Moment im Satz, nicht das Ringsherum. Also schreibe ich mal besser: ein scharfkantig-aufgeregtes Grundgefühl, um ein bisschen Salz in die Wunden zu gießen. Lippen küssen. Alles ist so einfach, wenn man sich von seinem Ego nur ein bisschen löst. Halte dein Ego wie ein geselliges Gespenst in deinem Leben, aber lass dir nicht das Leben diktieren von ihm. Es ist so viel mehr möglich, wirklich möglich... Ja wie ein bunter blinkender Jahrmarkt sind die Möglichkeiten von der Leine gelassen und tummeln sich auf dem Platz herum und können mitgenommen werden oder eben nicht. Ich habe einen guten Zugang zu meinem Traumbewusstsein, nur muss ich immer wieder mit der Grammatik kämpfen, die mir im Weg steht. In einem schamanischen Ritual muss auf jeden Fall die Zeit kommen, in der sich die Teilhaber von der Grammatik verabschieden. Und auch ich als Hauptteilnehmer dieser Sitzung, dieser inoffiziellen Sitzung im Hinterhof meiner Selbstüberdrüssigkeit muss ich langsam aber sicher meine Ehrfurcht vor der Sprache und der Geste ablegen, einfach reingleiten in den Zeitleim. Oder habe ich nicht genug Samen gegessen? Meine Finger wollen sich ausstrecken, lieber in den Tasten wühlen als sie so verkrampft zu drücken wie Bürger verkrampft gedrückt werden von einem miesen Sachbearbeiter.

Surrealismus ist Perversion. Perversion ist Surrealismus. Du musst einfach drauf stehen oder musst es halt eklig finden. Also, willst du dich hier in diesem widerlich süßen klebrigen Insektenfleisch wälzen, oder ziehst du lieber eine coole Distanz vor? Ich bin jetzt wirklich ein bisschen abgespalten von mir und kann gezielt fragen, tief hinein in diese Augen! Schau mich an! Du kannst mich ja nicht sehen, weil ich jetzt gerade abtippe, was ich sage und deshalb muss ich auf die Tastatur gucken und kann mir nicht in die Augen sehen, gucken, sehen, kucken, blicken, seh seh seh seh sperr.... Sperrige Sperre. Genug des Zierrats. Es geht um die Distanz zu mir. Wie ich mich ermahne: entweder nimm dieses komische Obst, das hier in deinem Bewusstsein hängt, an, friss es, zermatsch es, wühl und fühl dich darin, oder lass es eben, schreibe deine braven, wohl-sortierten, fein abgeschriebenen Worte, haha, siehst du? Als du gerade abgeschrieben geschrieben hast, hast du richtig gezögert, also es war ein kleines richtiges Zögern, ein kleiner süßer Riss in der Fassade, ich weiß, du willst nicht tiefer, weil du dann nicht schreiben kannst... aber hey! Ich lasse dich frei! Nimm die Musik, nimm das Schmelzen, nimm den Druck, nimm das Herz an! Hier, ich halte es dir hin wie man einem Elefanten einen Apfel hinhält, hier nimm schon! :-( Und du registrierst es nur, wie ein FDP-Politiker an seinem Geburtstag erträgt, dass sich ein Kabarettist im Fernsehen über ihn lustig macht.
Naja, was soll ich machen, ich bin noch neu hier. Ich muss mir aber jetzt nicht von Blixa Bargeld irgendwelche Metaphern einhämmern lassen, nein! Das kann ich auch gut alleine. Das ist der Nachteil der Neubauten: sie bevormunden die Hörer so. Schaut nur, wir sind ganz kaputte Streber und wir sagen euch, wie die Party läuft, indem wir die Bühne abfackeln. Kann es sein, dass ihr einfach nur zuviel Speed genommen habt und irgendwie die Personifizierung der Droge seid? Nicht weniger, aber eben leider auch nicht mehr. Und erspart uns die poetischen Kater-Stimmungen. Hätte Blixa Bargeld einen guten Therapeuten gehabt, wären uns seine faden Ergüsse seit 1996 erspart geblieben. Niemand soll sich für sein Altern entschuldigen, aber eben auch nicht bewundert werden. Eingebildete Kunstfotze! Du kannst noch so arrogant und ignorant und verkatert und bemüht seriös oder bemüht selbstironisch antworten. Du hast nicht mehr gemacht als deinen Drogenkonsum illustriert. Du spießiger Nerd: "wir müssen etwas Kreatives machen!" Ich will mich einfach nur übergeben. Um ehrlich zu sein bin ich froh, dass du das gemacht hast, was du gemacht hast. Allein dass ich darüber schreibe, sollte dir genug sein, sollte deinem EGO rot genüge tun. Bin ja auch nur einer der Vielen die nicht dazugehören wollen. Glaubst du, dass mein Ego vom Mond aus betrachtet genau so viel wiegt wie deines? Du bist nur einer der Schlaumeier, die vor mir dran waren. Ich kann mich nur noch mit solchen Hasstriaden wie diesen über Wasser halten, um nicht genau so abzusaufen wie all die anderen tapferen Verlierer um mich herum, die das gleiche Herz und die selbe Bestimmung auf die Stirn tätowiert bekommen haben und sich wenigstens damit abfinden. Ich liebe dieses Reich, diesen zähen, ambivalenten Untergrund, ich liebe es, mit Leuten, die genau so fürchterlich unter die Räder dieses aufgeplusterten, vergifteten Nichts gekommen sind, das man "Gesellschaft" nennt, so wie Betrunkene jemanden, der ihnen ein Bier ausgibt, als "besten Freund" bezeichnen. Ich hasse solche besoffenen, sentimentalen Verlierer. Zumindest hab ich Lust, diesen Satz zu schreiben. Ich liebe Leute, die bessere Verlierer sind als ich. Sind meine Freunde gerade an dieser Stelle? Fühlt euch nicht angesprochen! Ihr gehört zu meinem privaten Bereich, alles was sich hier abspielt ist nur die Bühne, auf der ich meine Rollen absolviere, damit wir irgendwann mal ein Haus für uns haben. Ich ätze nur ein bisschen Wohlstandsmüll herum, während ich mich darauf vorbereite, aufzustehen und aufs Klo zu gehen.
Das nächste Mal werde ich die Dosis verdoppeln, mal sehen was dann passiert. Drei Stunden nach Einnahme hat der Rausch ein stabiles, gleichbleibendes Niveau gefunden. Mit Pink Floyd erreicht es ein fast glasklares Cannabis-Stoned, etwas distanziert noch von der Musik, die Musik spielt um die Ecke. Also ich muss auch mal loslassen und nicht so bürokratisch-deutsch-eklig alles mitschreiben... Crazy Diamond fand ich schon immer eine blöde Metapher, aber das Körpergefühl ist toll.. so eine ganz schwelgerische, gespannte Entspanntheit. Irgendwie abgeschottet und man hat keine Lust sich auf Metaebenen einzulassen. Wirklich nur das dahingleiten... schau nur... da...

Wenn ich meine Eltern nicht kennen würde, würde ich mich nicht so hinterfragen. Ich würde dann wahrscheinlich gar nicht diesen Mist hier aufschreiben... Also nicht nur diesen Satz da, sondern alles. Ich würde sicher Schriftsteller sein, aber wäre viel gelassener, aber wohl auch einsamer.
Lassen wir mal die Residents rein. Sie schauen sich in mir um, als würden sie gleich zur Renovierung ausholen. Gierige kleine Insekten. Aber das ist nur eine Vorstellung, wie auf einer Kinoleinwand. Ich weiß, es gibt keine Insekten in mir. Wie langweilig. Aber ich stellte mir eben vor, wie meine Tippfehler der Kot sind, den die Viehcher in mir hinterlassen. Greift ruhig beherzt in die Tätigkeit meines Zentralnervensystems ein, deshalb hab ich ja die Türe aufgemacht und was alle ist, ist alle... hahah, nicht wahr, ihr kleinen Racker?
Im Grunde ist das hier ein Cannabis-Rausch, aber etwas dumpfer, nicht so leichtfüßig, die Musik spielt auch keine größere Rolle, nur das betäubte Körpergefühl, der Kreislauf ist ähnlich stimuliert wie bei Koffein. Die Prunkweide-Samen wirken aber viel entspannender, man hat Lust los zu lassen und sich treiben zu lassen in Träume oder sonstwohin. Dieses "sonstwohin" ist interessant, aber vielleicht will ich auch nur krampfhaft etwas Unsicheres, Ungenaues, Fragwürdiges, Rätselhaftes vor mir haben... Und am Ende bin immer nur ich es... Das eigentliche Rätsel sind ja nie die Drogen, sondern immer nur der Körper und Geist, in die diese Substanzen geworfen werden. Ja, das kann ich schonmal als gesammelte Binsenweisheit vermerken. Achtung Kinder, immer nur ihr seid das Zentrum, hihihi. Ich wünschte Max wäre hier und würde sich mit mir darüber amüsieren, wie wir mit den Sustanzen umgehen, so wie die Residents mit der Musik, jedenfalls darf die Schwierigkeit, einen Text zu schreiben, kein Einwand gegen das Schreiben sein, so wie eine Vorwärtsbewegung auch kein Einwand beim Laufen sein sollte...

 ich habe mich jedenfalls entschlossen erstmal keine korrekturen an d er Texten vorzunehemn, weil das nur den rausch behindertn, deshalb einfach nur fließen, aber nicht der sucht verfallen immer was sagen zu mussen, einfach nur sagen wenn es was zu sagen gibt, ich erstatte an der tastatur üben den zustande eben in ihm bericht. warum muss man such so tun als wäre mann irgendwir erhaben über die zustände, man kann einfach nur ehrlich seine fresse hinhalten und die leute gehen daran lesend worbei mit ihren hack-fressen-fotografen. langsam werde ich der musik umd der szene gerecht die ich hier absitze. ich habe absitze nur gesagt weil es zum vorhegehenden worten gefpasst hatte oh wund es macht spaß hier einfach nur zu matschen ha und nicht einfach so scheo9ße alles zu korrigeiren, wo sind wir hier? bekomm hiich hier noten auf schönschrift, vielleicht ist das mein selbstbverstäöndnis einfach nur zu schreiben wie ichg will wie ich kann wie ich muss, also 2wie es der zustand erfordert, ich habe jetzt ide ideelke 43gscheindigkeit, ichs chriebe so schlenn ich denke, duundas das ist gut, es ist lustig, es macht total spaß, also ich will nicht ptrahlen aber ich bin schon echt gut hier mit meiner erkenntins über das w2as ich wil, und besonders toll ist es wenn ich ganz hektisch über alles hinwegstolpere.. und die kmu7sik schaut so lustig zu... ich schmiuere in den worten auf der tastatur herum, es ist nicht sichtig wenn man was icbnocht genau lese4n jann, es isnt eben ein absteraktes bild, bloß nicht in koategorien denken, einfach nur reinhacken ins süoße kostbalrre willige flscih der tastatur, oh und die residents geben es genau so gut, und ein anflug von metabene und ich komme etwas zum stillstand aber ich wkann wenn ich will auch jederzeit wieder in de nn rausch rqauinschnellen. das HIER HIER HIR kann ichebstimmt auch mit koffein oder cannabis ... jedenfalls bin ich froh mich von dem dunklen ekligen ordinäääären alkoholll bäääääh weggesagt zu gaen,.. die llll am ende von alkohoollll sollten haben schon das bäääähh weggejnommen, die frage ist ob das überhautpt so sehenswert lesebnswert ist, aber ein anwalt meiner selbst der wie gregor gysi aussieht und auch so schnuppert, sagt: na also,w enn es danach gehen würde, wen was interessiert, wen was wirklich interessiert, dann würden wir den ganzen tag nur noch katzenbiölder herstellen und angucken. es ist völlig egal, wer einen nutzen von dem haben könnte was man tutn, hauptsache man tut es und stellt sich artig zu den anderen und sagt: "so hab ich das gemacht" und ferit.g und so mache ich das so seh ich aus sio höre ich musik so gestalte ich meinen alltag. kommt dazu wenn ihr mitmachen wollt oder härt mir zu wenn ich mal auf für ein paar minuten auf eine bühne steige. tzackzackzack von mir aus kann das noch stunden gehen, ich glaube mein köärper und geist sind nicht wirklich belastet, ich kratze - das kann ich mir rational erklären spüren tu zich es natürlicu nicht. ich kratze an der unterseite einer LSD-euphirorie ab er die halluzinationen sind nicht da. es ist ein aktives cannabishigh wie schon oft beton. naja, in jeder landschaft wiederholt sichwas., auch nicht so schlimm: also: schäme dich nicht vor wiederholungen, schäme dich nicht aufch mal auf einer metabenen kurz zur ruhe zu kommen, lass auch oft genug nurt die musik stprechen, nimm dich auch mal zurück, vieöleicht habe ich meinen beitrag zur lesekultur des landes getan wenn ichrgendwann auch solche texte hier gern gelsen werden. es muss licht gehenh hier zu löesen, auf keinben fall so... alosi ich meine man soll es mit lesen so leicht whaben wie ich mei t shgcrieb. alles abnere macht für mich einfach keinen sinn: mal sehen wie es ist meine beidbe zeigefinger mit abnderen finbgern zu verstöändekrn... kmaplk sjherhe wioer hbersd oistz ... oh je haha.. gut da versteh man wirklich nichts mehr... ich muss j..ivhz darf nur drei nei enein zwei finger nehmen, nur zwei fionger.... vielleicht ist es wie freejazz... wenn man gar nicht spiuelen kann klingft es natürlich tolatal blöd und nervig, aber wemn man spielen knna und sichdan befret dann kommtw was interessantes raus, eine neue perspektive auf das handwerk. so auch mit dem schreiben hier. man kann herushören dass ich schreibejnm kann aber ich üerbreoteobe es... obwohl ich natürlich jederzeit, wenn ich will, wenn ich ganz angestrengt bin, und so anstrengend ist es auch nicht, es ist eher eine schöne anstrengung, ganz normal schreiben. es macht spaß so angestrengt konzentriert über die tastatur zu hopfen. etwas sinn aus dem wabern destillieren. aber dann auchw ieder einfach nur mit der tastatur in einen knetenden tanz fleitschen. und rumm tata und rumm tata. man würde meinen text jedernfalls miss verstehen wenn man ihn von blicxa bargeld vorgelsen bekommt. nen  eneiun. das hier ist kein blödes avantagerde-theater.
Insgesamt ein schönes wohles entspanntes stabiles gefühl, der körper nicht mehr ganz so feinmotorisch, aber das muss er ja auch nicht sein, als würde es hier eine tafel geben auf der steht: "hier, ist aber mal schön feinmotorik angesagt." nein. warum für wen? um mir zu beweisen dass ich nicht verrückt binb? so gut hab mich mich jeuzt auch im griuff.ich hab mich eben beobachtet wie ich versucht habe lustig zu sein und es war nicht sehr angenehm. dachte nur man würde mich vielleicht lieber lesenb wenn ich immer in so panische metaebenen abkniesle. die residents sind jedenfalls richtig gut jetzt. sie wollen genau so ernst und nicht.erbnst genimmen werden wie die neubauten ider wie ich. nur jeder von uns dreien habt ein anderes pathos.
durch mein freidrehen am der tastatur wirklich wie ein drehen das mich bedrfreit hat. jetzt schäm ikh mich nicht mehr vor tippfehlern. sie gehröenb einfach zu der perspektive dazu, aus der heraus ich erzähöle. gehören zu dem was ich sagen will.
das bisschen Kotzen vorhin war ein eintriuffsgeld das man gern bezahlen zu bezahlen beriet ist..

Irgendwann ist jede geschichte erzählt, beruhige ich mich, als ich wieder über die ewigkeit des Todes nachdenke und wie wir das einfach nicht richtig im blick hjaben-. irgendwann ist einfach die energie raus und man  kann sich einfach nicht mehr vorstelelen mehr wahrzunehmen, mehr zu denken, mehr zu fühlen... irgendwann geht es einfach nicht mehr. und dann hat man auch keine energie mehr sich über sowas gedabnken zu machen. und irgendwann ist es wirjlich dem ganzen weiten kjalten universum egal. die menschliche kultur ist ein warmer sumpf, der uns vor dem grauen der unendlichkeit, dieser ewigen ödnis bewahrt. ich meinde den sumpf inde m die residents leben und nicht in dem ih dem boris beckler leht. - Wie bin ich darauf bekommen? ach ja ich hab mir vorsgestellt dass schildi hier ist und ich mich trau zu sahen.: "bleibst du noch ein paar stunden?" zumal es jka immer blöd ist wenn er geht,. naja, und irgendwann gehen wir ja alle mal und darauf boin ich gestoßen und jetzt ekeelig isch mich vor nir selbst. ich bin der distanzierte wolfgang der über abwesende freunde redet. na toll, das will nun wirklich keiner sehen. DRECKexistenz. allein dass ich gezwungen bin mich für irgendwas zu entscheiden ... lächerlicher zirkus! die kunst ist dazu da, sich von der wirklichkeit nicht so fertig machen zu lassen... FERTIG in doppelter bedeutung, und vielleicht idfinden ein paar streber von euch noch mehr beduetungen.
ich habe jetzt hunger. :-)

Das hier ist der Sonntag des Textes, deshalb können wir ihn mal adrett herrichten so mit Großschreibung und allem Pipapo. Irgendein Schatten flüstert dir gerade diesen Satz ins Gehirn. Der selbe Schatten hat ihn mir reingeflüstert. - Das was wir verstehen, steht dem im Weg, was wir nicht verstehen. - Ich nicke den Satz ab wie auf einer verregneten Geburtstagsparty das Geburtstagskind die Gäste abnickt und freue mich solche Freunde zu haben.
All die "am Boden" gebliebenen Promi-Huren... Die sind nicht "am Boden geblieben" aus Charakter... sondern weil sie wussten, dass sie über ihre Abgehobenheiut stolpern würden. Sie unterdrücken ihre Arroganz, denn sie haben nur eine Rechtfertigung, wenn sie „einer von uns allen“ sind. Und ich? Ich hab Lust, meine Arroganz nicht zu unterdrücken. Warum nicht einfach die Fresse aufreißen.. Däddy vor die Karre pissen? Fakt ist: ich bin real. Realer als alles Andere. Diese "Erkenntnis" ist der Nähr-Kuchen, auf dem jede Arroganz prächtig gedeihen will. Und nun... manche gedeiht, manche nicht.

Wenn ich tiefer inden Rachen des Rausches kriechen würde dann würde ich nicht mehr schreiben können und weuil uich so gut schreiben kann, bleibe ich am Ball für mich und meine _______________gut das war es jetzt endgültig für heute. :-)

Ich brauche Musik die Mein Gehirhn schön durchmassieren kann, straff durchkämmen, /wenn ein Künstler seinem Pathos nicht glaubt, fängt er an zu stolpern... darf ich einer Zeit der stolpernden Künstler angehören?) Die Musik muss laut und stabil und abwechslungsreich sein und darf mich nicht an das Jahrzehnt erinnern, das ich bewohne. Gobbledegook von Psychic TV ist so perfekt dafür...Höre ich jetz in Sc hliefe und leg mich hinne  (ca. ne dreiViertelstunde)
Tolles gefühl so narkotisch zu sein. Versuchen wir uns alle nicht nur gegenseitig davon zu überzeugen dass wir nicht an unseren Tod glauben? Ich bin besessen von meinem Denken an Tod und Berühmtwerden. Ich bin nur von aufmerksamkeits-geilem Temperament. Ein Mucker, der wahrgenommen werden will in der Schulklasse. Mein Leben ist eine Fiktion meines Gehirns, mit dem eine Schulklasse "in der Zukunft" experimentiert. Aber da liegen Tausende Hirne herum und ich bin vielleicht nicht die Hauptfigur in dem Film, der da gespielt wird.
------> Das ist vielleicht mein Problem: nicht damit leben zu können, nur eine kleine Rolle im Leben der Anderen zu spielen. Ich will überall dabei sein. Das ist das, was mich zum Gespenst macht. Ich möchte das Zentrum der Welt sein. Ich für mich bin es schon (wie jeder für sich das Zentrum der Welt ist), aber ich will dass mich andere darin bestätigen. Was bleibt mir übrig, bei meiner abgestumpften oder zu empfindlichen Innenwelt. Selbst wenn ich wüsste dass ich existiere und das Zentrum NUR meiner Welt bin, was liegt an mir? Ich kann mich nur über die Anerkennung anderer definieren. Und klein und schäbig wie ich bin, will ich von MASSGEBLICHEN Leuten Aufmerksamkeit. Aber geliebt werden will ich nur von dem einen. Also keine Missverständnisse bitte. Privat und Beruf sind zwei paar Schuhe, die nicht an den selben Fuß passen. Was hier privat und beruflich ist, kann ich tragischerweise erst wissen, wenn es zu spät ist, das private auszuklammern. Daher die Dramatik im Gesicht, als ich sagte: "Hier, das ist aber nur ein Manuskript, ge?" Oder war da wieder keine Dramatik? War da wieder nur kalte Stumpfheit? Immerhin aus ganzem Holz und nicht geleimt, haha, tröste ich mich unglaubwürdig von dannen....
5 Stunden nach Einnahme. Der Rausch hält seine Frisur. Ich verliere langsam mein Feingefühl. Der Schleier wird gelüftet und was sieht man: wie böse und egoistisch und weit weg ich bin. In einem surrealen Comic hätte ich bestimmt ein schwarzes, glattes Gesicht, meine Augen würden unruhig hin-und-herkullern. Ein eingebildeter, einsamer Quaker, der darauf wartet, das der Schulleiter zu ihm kommt und sagt: "Hast du gut gemacht! Willst du die nächsten Jahre Beratungslehrer bei uns werden?" -
Was ist denn mein Schreiben in dieser Zeit wert? Ich hab das Bedürfnis, den Text rund zu machen, aber die Frage soll nicht verwässert werden.

Vielleicht ein Zwischenfazit: der Rausch vertieft die Gedanken, während der Körper entspannt: das passt zusammen. Wenn der Körper nicht entspannt ist, produziert er immer nur die selben Gedanken. Aber viel klarer bin ich nicht als sonst, vielleicht denke ich auch genau so wie immer, aber die Musik wirkt hektischer (wenn auch weiter entfernt) und das Körpergefühl ist narkotischer. Vielleicht hat man deshalb das Gefühl, besonders helle zu sein: weil man ein anderes Körpergefühl hat. Ein visionäres Denken und Sehen und Fühlen ist jeden-falls mit 100-120 Prunkweide-Samen nicht möglich. Aber gut, dass es nicht mehr zu kaufen gab. Vielleicht hätte ich gleich 400 genommen. Das werde ich auf jeden Fall probieren, es wird sicher stärker werden als heute. Es ist ja nicht mehr als ein Werkzeug, ich würde sowas nie benutzen um mir "auf Party" irgendwas zu "geben". Ich denke immer mehr als ich schreiben kann, und das macht müde, irgendwie funkt immer ein Ich, ein Sterblichkeitsbewusstsein, ein Künstler-Ego, eine Ruhmsucht dazwischen und die Angst mich vor meinen Freunden lächerlich oder bösartig aufzuspielen. Zumindest auf dieser Ebene jetzt kann ich unendlich aufrichtig sein. Ihr könnt gern mit dem Gesicht spielen, das ihr euch gerade von mir vorstellt.
Ich sollte mir einfach nehmen was ich will. Solang ich die Kosten tragen kann. Von wollen kann ja keine Rede sein. Jammerlappen werden nur unfreiwillig erfolgreich. Zerstöre jede Kausalität. Hau der Fliege am Fenster eins mit der Zeitung. Spring über eine Pfütze in die nächste. Es ist nicht wichtig, sich zu respektieren. Benutze deinen Körper der Energie wegen, nicht der Gedanken wegen. Das sind alle Bonbons, die ich den Kindern heute geben kann. Aber kommt doch die nächsten Tage nochmal wieder. Ich freue mich so, mit Schildi zu rauchen. Er ist der einzige, der mir das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. Das ist glaub ich der Satz, auf den ich gewartet habe. Und jetzt sitz ich da und weiß nicht weiter.

- Das nächste Mal nehme ich 200, aber nur den Kaltwasserauszug. Allein wegen dem entspannenden Gefühl im Kopf, das kräftige Massieren unter den Augen, am Kiefergelenk, zwischen den Schläfen, so ein kräftiger, schläfriger Druck. Aber ich glaube jetzt, 1:37 kommen keine Gäste mehr und schließe mit einem zufriedenen Gesicht und einem Taumeln in der Birne den Laden und bin alles in allem glücklich.

- 12 Stunden nach Einnahme. Ich weiß nicht ob das, was ich jetzt spüre, mit der allgemeinen Müdigkeit und was mit den Körnern zu tun hat.
Die Entfremdungsgefühle vor der Einnahme haben den ganzen Rausch über im Hintergrund geklungen.
Eben ein Spaziergang im Park. Ein sehr schöner, klarer, kalter Sonntagmorgen. Ruhig und sonnig. Ein Hund an der Leine eines alten Prolls hat wie besessen nach mir gebellt. Vielleicht weil ich komplett rot angezogen war. Fröhliche Vögel singen munter im Himmel. Ich freue mich, Teil ihrer Welt zu sein, ich freue mich über ihre Lebendigkeit, darüber dass sie ihr eigenes Leben mit ihren eigenen Regeln, Bedürfnissen, Nöten haben. Natur, Existenz überhaupt ist etwas Schönes, der Tod ist aber immer mit dabei, gerade jetzt beim Schreiben beobachtet er mich. Keinesfalls schadenfroh oder bösartig oder gierig, er ist einfach nur da und wartet bis er an der Reihe ist - unsichtbar und distanziert. Ich wäre gern sein Freund.
Ich geh durch meine Wohnung. Die Unordnung hat nichts mit mir zu tun, sie sagt nur, dass es Wichtigeres in meinem Leben gibt und das ist schon alles. Zum ersten Mal spüre ich so richtig, dass die Leute, deren Portraits an der Wand hängen, eigentlich auch nichts mit mir zu tun haben. Sie sind weit weg - "für mich sind sie tot, weil sie nie mit mir reden können, weil ich sie nie anfassen werde"....


Hier nochmal die Zusammenfassung:
- bei 110-120 zermahlenen Ipomoea Tricolor (1h aufgeweicht) (auf leerem Magen)

- nach einer halben Stunde ein paar Mal gekotzt
- langsamer Anstieg der Wirkung bei freundlichem Abklingen der Übelkeit
- ein mehrstündiges Peak nach 2-3 Stunden

- ähnliches Zeit- und Körpergefühl wie bei Cannabis: alles geht etwas langsamer, Lieder scheinen länger zu gehen (wirken aber nicht so tief/reich/lebendig wie unter Cannabis), etwas abgespalten vom täglichen Fluss, leicht beeinträchtigtes Kurzzeitgedächtnis

- ein starkes, entspannendes, angenehmes Drücken im Gesicht und zwischen den Schläfen
---> vs. einem klaren, stabilen, hinterfragenden, eher pessimistischen, kalten Denken
- verglichen mit Cannabis fehlt eine warme, leichte, gemütliche, tröstende Komponente (ist eventuell aber - wie die Art des Denkens - der emotionalen Lage vor der Einnahme geschuldet)
- leichter Taumel, erhöhte Herzfrequenz, höhere Lichtempfindlichkeit
- die Musik hat eher körperlich gewirkt, nicht emotional, sie hat das Gehirn massiert, aber viel mechanischer, ruppiger, ernster als sie es unter Cannabis tut... es war eher ein grobes Durchbürsten
- narkotisches Gefühl in den Armen und Beinen
- intensivere Lichtflecken bei geschlossenen Augen, wenn man sie wieder aufmacht, bleiben sie länger an der Umgebung haften und sind intensiver
- ein leichtes Verschwimmen der Deckenplatten
- eher stoned als high
- weniger Distanz zum Ego als mit Gras
- keine höhere Kreativität (Schreiben) als mit Koffein

Habe acht Stunden fest durchgeschlafen (viele lebendige Träume mit klarer Handlung) und bin mit einer guten Grundstimmung in den Abend gestartet. Noch ein bisschen benommen. Fühle mich aber wohl in meiner Haut und in meinem Leben, die Entfremdungsgefühle sind aber geblieben, es fällt mir heute aber leichter, sie zu akzeptieren. Ich höre Musik von Max und Schildi und kann mich irgendwie gar nicht mehr so richtig erinnern wie es ist mit ihnen was zu machen. Wenn ich jetzt mit Leuten (egal mit wem) reden würde, wäre ich bestimmt sehr unsicher, schüchtern und hätte Wortfindungsstörungen. Das ist aber nicht ungewöhnlich, wenn ich lange nicht unter Menschen bin. Auch die Entfremdungsgefühle sind ja nichts Neues, kenn ich mein ganzes Leben, ein Grundzustand der mich seit meiner frühsten Kindheit begleitet.
Ich habe eine neue Grasquelle erschlossen. Eigentlich sogar zwei, aber der eine hat nur Gras mit Koks gemischt. Er würde es mir geben, weil er mir noch was schuldet, aber ich werde es nicht annehmen, weil ich kein Kokain rauchen will. :-) Erstens wüsste ich nicht, was ich mit der Euphorie anfangen soll und zweitens will ich keinen Hirnschlag riskieren. Eine Freundin könnte mir auch Crystal verkaufen, aber auch dafür habe ich keine Verwendung - und Schiss sowieso. Ich will mir mein Gehirn nicht kaputt machen für ein paar wache Tage. Und süchtig will ich auch nicht werden. So ein Gehirn ist schon was feines, man sollte darauf bauen und es nicht zerstören. Ich kenne ein paar Meth-Fressen und die sind alle abstoßend. Verwahrloste, dumme, egoistische Zombies, die aus heißem Nihilismus ein Leben als nichtsnutzige, kulturlose Junkies führen. Zweifellos arme Kerle, von Gott und Vaterland verlassen, man könnte bestimmt einen poetischen, gesellschaftskritischen Film über sie machen oder mit ihnen ein paar kaputte Punk-Songs aufnehmen, aber die Kanalisation, in der sie vegetieren ist nicht unbedingt das, was ich mir als eine angenehme Arbeits- und Lebensatmosphäre vorstelle. Zumal ich sowieso ein Hypochonder bin und meinen tollen Körper nicht gefährden will. Ich brauche einen stabilen Platz, um das zu machen, was ich will. Aufputschende Drogen wie Koks oder Meth würden alles destabilisieren, würden den freundlichen, gemütlichen Schrottplatz, auf dem ich seit Jahren wohne, in einen kalten, stinkenden Sumpf verwandeln. Wofür?
Ich schreibe das hier bewusst in dieser eher patzigen Art auf, um mir klar zu machen, dass ich Grenzen habe und viele davon auch kenne und dass ich diese Grenzen schätze, ich weiß ich hab sie nötig. Ich bin keiner, der sich alles, was es an Drogen gibt, reinhauen will, ich habe wirklich nicht den Anspruch, alles mal auszuprobieren. Bestimmte gesundheitliche Risiken will ich einfach nicht eingehen. Ich hänge sehr an meinem Gehirn, meinem Kreislauf, meinem Verstand, meiner Kritikfähigkeit, meiner Liebe, meiner Empfindlichkeit und meinen Zweifeln.


15 Januar 2015

15. und 16.01.2015



15.1.
Heute ein erfüllter Tag, mit Schildi Musik gemacht und Korn getrunken. - Alkohol trübt die Gedanken, macht dumm und grob und laut und pessimistisch, der Korn wiegt schwer im Magen und sticht in den Kopf. Ich vermisse den warmen, luziden, weichen, klaren, stabilen Cannabis-Rausch, das leichte, traumwandlerische Körpergefühl, die Tiefe von Raum, Musik und Zeit. - Kann kaum erwarten mich mit Schildi zu vaporisieren. Die Ungewissheit, was mit dem Haus wird, also vor allem was aus der Nachbarschaft mit Schildi wird, bedrückt mich. Ein Hauch von Endzeitstimmung liegt in der Luft, aber viel zu grazil und vage, als dass es sich lohnt darüber nachzudenken, ich alter naturalistischer Grobian, ich!

Jedenfalls gibt es für mich - wenn überhaupt Alkohol - nur noch Bier, andere Rausche passen nicht zu mir, zu dem was ich mit meinem Leben so vorhabe. Das "so" in dem Satz lockert es irgendwie auf... Ich möchte nicht verkrampfen. Wie auch immer, ich denke es ist sehr wichtig, dass man sich klar macht, welchen Rausch man gebrauchen kann und welchen nicht.
Mit Alkohol wird alles egal, man stürzt sich wie ein behinderter Primat mit vollster Interessenlosigkeit auf alles, womit man den Gegenüber beeindrucken könnte. Irgendwann sackt man einfach total zusammen, ausgeliefert einer kalten, katerigen Stimmung, die einen unerträglich macht. Alkohol ist eine widerliche Droge, deren dumme, egoistische Fratze offenbar wird, wenn die akute Rauschwirkung nachlässt. Ich habe jedenfalls noch nie etwas interessantes geschrieben, als ich betrunken war. - Es ist einfach nicht meine Droge. Cannabis dagegen ist freundlicher, schon allein weil man sich nicht vergiftet - und man fühlt sich auch nicht vergiftet. Ich empfinde es als Bosheit und Dummheit, dass Cannabis illegal und Alkohol legal ist. Ich sehe schon das kalte, boshafte Gesicht von Volker Kauder, wenn er so einen Satz hört. Sollte ich ihm ein Buch schicken? Er würde mir wahrscheinlich die Polizei auf den Hals jagen. - Alkohol (in höheren Dosen) distanziert mich von der Welt, nimmt mir die Lust an den einfachsten Dingen. Nur Leute, die ein beschissenes, nerviges, aussichtsarmes Leben haben, sind körperlich und psychologisch in der Lage, eine Alkohol-Sucht zu entwickeln -> dass eine Gesellschaft Alkohol in unbegrenzten erlaubt (und damit eine Abhängigkeit der Konsumenten in Kauf nimmt), aber Cannabis den Krieg erklärt, sagt so ziemlich alles über das herrschende Menschenbild aus.


16.1.
Vielleicht wohn ich mit Freunden ab August in die Grolmannstraße. Aber die Renovierung beginnt sicher viel früher, hoffe die geben uns rechtzeitig Bescheid, würde dann in die WG zu Anne flüchten. Ich bin im Vergleich zu den groben, dümmlichen, selbstbewussten Bauarbeiter-Prolls ein zartes, psychopathisches Schmetterlingchen.
Habe beschlossen, erstmal ein paar Tage nichts weiter zu essen. Das Junkfood der letzten Wochen macht irgendwie so träge und wirklich schmecken will es auch nicht.
Nächste Woche kommt das Blume-Buch aus der Druckerei und LSA-haltige Samen der Himmelblauen Prunkweide. Habe Lust mit Schildi in die Natur zu gehen und ein paar Gramm davon zu kauen. You can't hurry love. Vielleicht sollte ich auch nicht psychedelische Pflanzen(samen) probieren mit jemand der mir so viel bedeutet. "Ich will es drauf ankommen lassen!", prahle ich mir zu weiser, sentimentaler Motown-Musik ins Herz. (Allein, dass es ihn gibt, gibt meinem Leben eine Struktur, ein Geländer zum Festhalten, einen Horizont .. und wenn es nur eine Fata Morgana ist...)

Es lohnt nur, über wirklich existentielle Dinge zu schreiben - aus Not. Und bloß nicht alles existentialisieren!! Und erst Recht kein ordinäres Jammern über Herzschmerz-Brei. Davon gibt es genug, sowas hat noch keinem geholfen!
Was wäre ich ohne die selbstbewussten, fröhlichen, geduldigen, strahlenden, herzlichen Musiker, die mir alle voraus sind? - Sie sind so fest und innerlich so reich, so voller Liebe und Zuversicht, so widerstandsfähig, so ungetrübt, so kindlich zeitlos - zumindest verkörpern sie dieses Ideal. Der schöne Schein kann tröstlich sein. Ich glaube ja nicht an sie. Mich interessiert nicht, wie sie hinter der Bühne sind. -> Wenn man sich für das Privatleben der Künstler interessiert, will man sie missverstehen.

Ich habe mir eben noch 20 Hawaiianische Holzrosen-Samen gekauft. Der geistige Zusammenbruch, den ich während meiner Arbeit an dem fetten Überdruck-Manuskript erwartet habe, ist ja meines Wissens nach ausgeblieben, also muss ich neue Hoffnung sähen, neue Wege und Gefühle abtasten.
Ich darf jedenfalls nicht verstocken, denn ich bin noch nicht an dem Punkt angekommen, an dem ich sagen kann: "So soll es bleiben." Vielleicht werde ich das im Nachhinein als ein großes Glück bezeichnen.

Der Gedanke, eine düstere, psychedelische "Partei" zu gründen, die Partei der Gänsefüßchen -> die Partei der " ". Die Partei der direkten Rede. Eine Gans mit Sturmmaske, zu Land, zu Wasser, zu Luft. Mit Schildi und Loreena McKennitt in Wäldern und auf Feldern herumlaufen, maßgebliche Psychedelika kauen und irgendwie in einen Zustand ohne Zukunft zurückkehren.
Zukunft ist ein Gefängnis, aus dem gleichen Grund warum Hoffnung versklavt. Freiheit gibt es nur im Gefühl totaler Gegenwart.

Gelassen wie ein Karpfen im Tümpel kämpfe ich schreibend auf dem Bett mit der unleugbaren Wirklichkeit, die sich bald wie ein kalter, seelenloser Traum als eine mittelmäßige Karrikatur meines kalten, seelenlosen Lebens herausstellt und meine letzte Unschuld vergiftet, bis diese vollgesogen mit Nihilismus alles, wirklich alles besser weiß und mit Hilfe meines unberührbaren Körpers auch alles besser tut: blub blub blub.

Ich will das Wort KNIESKNADDEL in die Stadt stanzen, während mein Gesicht auf dem Karusell meiner abendlichen, euphorischen Unfähigkeit, Karrusell richtig zu schreiben, einschläft mit der Arroganz all derer die sich nicht von mir küssen lassen wollen.

13 Januar 2015

13.1. - Das Promethazin



13.1.
Heute hab ich zum ersten Mal seit Tagen das Haus verlassen, um die Überweisung zu wiederholen, diesmal mit meiner Beraterin am Domplatz.
Wieder zuhause und ein totales Fremdheitsgefühl. Ich gehöre doch nirgendwo hin! Dann mir eine große Koffeinbrause aufgemacht, um auf mein Fremdheitsgefühl zu klettern, zum Glück ist Schildi noch vorbeigekommen, er hat mir wieder ein Zugehörigkeitsgefühl gegeben. Dafür sind später meine Käse-Baguette verbrannt, weil ich im Skype-Gespräch mit Knarf die Zeit vergessen habe. Vielleicht sollte ich das als Zeichen nehmen, doch Veganer zu werden. Dann muss ich mich auch nicht mehr schlecht fühlen vor veganen Freunden. Ihre Anerkennung ist mir wichtiger als ein paar Ernährungsgewohnheiten, zumal ich ja auch weiß, wie ungesund Milchprodukte und Fleisch sind, und dass das Leid der Tiere in keinem Verhältnis zum Genuss steht – und dass ich Leute, denen die Natur egal ist, die einfach nur ihren gierigen Bauch stopfen wollen, einfach nur ekelhaft finde. Der Energy-Drink ist echt eine Wucht, er fordert meinen Körper zu Dingen auf, die er unmöglich leisten kann. Ich gehe eine Stunde im Park spazieren. Ich liebe es, allein im Dunkeln irgendwo herumzulaufen. Ich rede mit Freunden, die nicht da sind, ich fühl mich sehr lebendig und glücklich.




13.1. (9.30Uhr)

Habe eben 200g Promethazin genascht, um die 700ml Energie-Pisse zu relativieren. Alex sagt, dass ich zwei Tage durchschlafe.
Bisher bin ich nur ein bisschen benebelt. Bald - totales Versacken in den Moment. Anflug von Endzeitstimmung (im Herzen, nicht im Bauch). - Die Welt wird an einem Übermaß an Verwirrung, an einem Zuviel an Möglichkeiten zugrunde gehen.
Ich würde gern in etwa 30 Stunden wieder aufwachen, will mal wissen wie es ist so lange weg zu sein.
Falls das hier meine letzten Aufzeichnungen sind... Ich habe den Büchern, die ich gemacht habe, nichts hinzuzufügen. „Entspannt Euch alle mal!“ wäre meine letzte Bitte an die Welt (- von persönlichen Nachrichten an Familie und Freunde mal abgesehen).
Vielleicht hat ein Land, das dem toten, kalten, lustlosen Blick von Angela Merkel vertraut, den Untergang verdient. Eine Welt voll liebloser Musik, total angespannt, vergiftet von Glaubenswut, von erniedrigenden Standards … was soll man dem überhaupt entgegensetzen?
Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, auf seinem Sterbebett ehrlich zu sein. Selbst im Angesicht des Todes ist man nicht frei von Idealismus. Der Wunsch, so und so in Erinnerung bleiben zu wollen, und die allgemeine Unfähigkeit genau zu wissen, was man denkt, was man fühlt („eindeutig“ denkt, „eindeutig“ fühlt...), zwingt auch in den letzten Momenten des Lebens zu Ungenauigkeit, Vergröberung, Mehrdeutigkeit, Verschleierung, Lügen... Nicht zu vergessen die unsterbliche Scham, die bösartige, irrationale Reue, die Anmaßung desjenigen, der sich allem für immer entzieht ...
Einem Sterbenden sollte man daher nicht mehr vertrauen als einem, der noch mit Saft und Kraft im Leben herumirrt...
Die Bewegungen werden langsamer, der Lust reglos zu bleiben ist immer weniger entgegenzusetzen,
und draußen zwitschern die Vögel, es scheint die Sonne, es saust der Wind und Autos fahren irgendwohin, Menschen leben wie selbstverständlich diesen Tag... „Jetzt hat ein neuer Tag begonnen, also machen wir weiter. Wir müssen das tun, wir müssen leben, weil wir noch können.“ Sie tun so, als hätte es keine Unterbrechung (keinen Schlaf) gegeben. Sie haben irgendwas mit ihrem Leben vor, sie wollen sich weiter mahlen lassen, sie wollen weiter müder und älter werden, sie stecken in irgendeinem Automatismus fest, sie fühlen sich geliebt, gebraucht, oder denken einfach nicht nach...
Dass man existiert ist sowas Seltsames, dass man sich schuldig fühlt. Hier dockt jede Religion und Politik an.

Manchmal versaut der Drang, ein gutes Ende zu schreiben, den ganzen Text. Dabei muss man sich einfach eingestehen, dass kein Schluss vollständig zufrieden macht. Jedes Ende ist irgendwie S/scheiße. Das Finale ist das eklige Verdauungsendprodukt des Textes. Oder: der letzte Satz ist alles was zählt...

Mein Atem pumpt mein Gehirn wie eine Luftpumpe mit Promethazin auf. Dass die Dopplung von „pump“ objektiv weder gut noch schlecht ist, dass es total egal ist, weil es nur Stil und nicht Inhalt ist (und der Inhalt ist alles, womit ich zu tun haben will, den Feinschliff können Leute machen, die sich dafür hergeben wollen), dass es eigentlich auch egal ist, ob ich schreibe oder nicht, macht die Rückseite meines Gesichts immer weicher, die Weichheit drückt mich runter an den Nullpunkt des Augenblicks...

.... in der Tiefe kann sich alles lösen ....


(22:13 Uhr)
… und ich habe 12 Stunden durchgeschlafen. Es ist toll zu wissen, dass ich an der Geschichte dieses Tages nicht teilgenommen habe. Ich bin heute nicht gealtert.
Die nächsten Stunden fühle ich mich sehr schwer und weich und unantastbar, ich genieße die Einsamkeit in meinem kleinen Raum.
Ich freue mich total darauf, mit Schildi Gras zu nehmen und Musik zu hören. Diese Vorfreude stabilisiert all meine Ambivalenz, also es ist das Einzige was ich jetzt wirklich aussagen kann. Es ist toll so frei von anderen Gedanken als diesem zu sein.


06 Januar 2015

06.-11.01.15

6.1.

Ich weiß gar nicht, wann genau ich das letzte Mal Gras genommen habe. Ich glaube am 2. oder 3. Ich fühle mich sehr munter, heiter, ausgeglichen. Ich hab keine Lust jemanden zu treffen, ich möchte mich noch ein bisschen allein in diesem Jahr umschauen. Auf youtube finde ich einen Vortrag von Christian Rätsch über Schamanismus und Hanf. Ich hoffe es wird nicht esoterisch. In Interviews macht er einen guten Eindruck. In der Talkshow 3nach9 gibt er eine Runde Aphrodisiakum aus. Will er damit zeigen, dass Drogen mehr können als zudröhnen? Oder will er sich an die dümmliche Moderatorin ranmachen? Niemand hat ein ehrliches Interesse an ihm. Die Deutschen haben keine herzliche Drogenkultur. Huch, wünscht er sich echt eine Orgie? Ich finde es furchtbar, dass Sexualität so trivialisiert wird. Aus einer Welt, in der jeder mit jedem schläft, wäre ich schon längst verschwunden. - Der Hanfvortrag ist ganz nett, ich glaube im Publikum sitzen nur steife Hobby-Kiffer, die sich von Christian Rätsch ihr schlechtes Gewissen herausreferieren lassen wollen. Er redet von der alten, anarchistischen, genossenschaftlich organisierten Donauzivilisation, die tausende Jahre vor dem Christentum ganz pazifistisch, „ohne Waffen, nur mit Werkzeugen“ (die Trennung kommt mir willkürlich/idealistisch vor) einen aktiven Schamanismus gelebt hat. Er glaubt, hier die eigentliche Wiege der europäischen Zivilisation auszumachen. Immer wenn jemand den Pazifismus und die absolute Herrschaftslosigkeit hochhält, werde ich ein bisschen unruhig. Er meint das ja alles sehr lieb, und ich glaube unter Seinesgleichen funktioniert das prima und in dem Fall würde ich niemals einen Einwand erheben, aber ich finde nicht, dass er allen Leuten einreden sollte, dass sie in einer anarchistischen Welt glücklicher wären. Ich mag diese Arroganz überhaupt nicht. Ich finde, es gibt von Natur aus sehr viele, feine Unterschiede zwischen den Menschen, nicht jeder hat die Nerven, den Geschmack, die Fähigkeiten und Defizite wie Christian Rätsch. Ich denke, auch in einer Gesellschaft ohne Geld und Herrschaft wird es Hass und Gewalt und Aufstand und Krieg und Tragik und Unglück geben. Es ist falsch, all dies als schlecht, böse oder falsch zu bezeichnen. Der Mensch ist kein nettes Lebewesen, und ich denke nicht, dass daran die Religionen oder die Gesellschaft oder der Kapitalismus schuld sind. Der Mensch ist ein nervöses, unsicheres, zerbrechliches Tier. Ich möchte nicht, dass irgendeine Moral alle Menschen der Erde gleich macht. Damit wird man den feinen, aber wesentlichen Nuancen der menschlichen Natur nicht gerecht. Ich denke, in einer anarchistischen Welt gäbe es mehr Amokläufe, mehr Vergewaltigung, mehr Zerstörung. Der Mensch hat zweifellos viele künstlerische, intellektuelle Fähigkeiten und Anlagen, aber er bleibt ein nervöses, notorisch unzufriedenes Tier. Dafür soll man ihn nicht anklagen. Besser wäre es, wenn es viele verschiedene Gesellschaften gäbe, die alle eine andere Art haben, den Menschen zu verwalten und zu gestalten. Jeder sollte seine Gesellschaft wählen können. Es muss auch möglich sein, sich komplett aus allem herauszuhalten. Es muss auch möglich sein, mit seinen Freunden autark zu leben. Ich bin ja für eine ökologische, antikpitalistische, pluralistische, multikulturelle Gesellschaft, vor allem die Pflanzen, Tiere, die Luft, die Erde, die Flüsse und Meere müssen verteidigt werden gegen die maßlose Gier des Menschen. Wer bekennt sich denn wirklich dazu? Eine Minderheit, auf die es nicht ankommt. Die meisten Menschen interessieren sich nur für ihr kleines, elendes Glück. Ich glaube, man muss die Leute zu ihrem Glück zwingen, sie brutal zwingen, mit dem Quatsch aufzuhören, der sie krank und dumm und herzlos macht. Ich glaube, bestimmte gesellschaftliche Miseren können nur mit Gewalt beseitigt werden. Der Mensch muss wehrhaft bleiben gegen Kapitalisten, dumme Psychopathen und Nihilisten. Dazu braucht er Zähne. Pazifisten erscheinen mir wie erschöpfte, schnippische Snobs. Sobald Leute sagen: „Ich hab die perfekte Lösung für alle Menschen“ wird mir schwindlig – und wenn sie dann auch noch so gemütlich sind und alles pazifistisch „klären“ wollen mit der bösen, grauen, kalten Masse, dann würde ich ihnen gern einen Pflasterstein an die Stirn hauen. Vielleicht hören sie dann auf, die Idee an eine bessere Welt zu benutzen, um ihre Faulheit und Inkonsequenz zu rechtfertigen. All diese Gedanken verderben mir die Lust auf den Vortrag. Bevor ich mich weiter über diese süßen Hippies ärgere, schau ich „GoodFellas“.

Nein, doch keine Lust, aber ich brauche etwas, um mich von meinen nervenden Gedanken abzulenken. Es gibt niemanden, mit dem ich jetzt um kurz nach 5Uhr morgens reden kann. Ich brauche jemanden, der sich mit mir streitet, ich brauche Widerworte, ich brauche jemand der etwas mit meinen Zweifeln anfangen kann. Ich trinke ein bisschen zu viel Koffein und weiß nichts mit der Energie anzufangen, mir kommt jede Ideologie und selbst mein Nörgeln eben lächerlich hinfällig vor. Solang man nicht irgendwie Macht hat, sollte man nicht über den Zustand in der Welt nachdenken. Sowas frustriert nur. Ein Gedanke zum Schluss: Wer an eine Welt ohne Unterdrückung glaubt, hat noch nie Privatfernsehen geschaut. Was würden diese Zombies machen, wenn sie plötzlich frei wären? Wenn sie nicht mehr getreten werden? Sie würden nichts mehr mit sich anfangen können, sie würden komische Ideen bekommen, sie würden sich vielleicht rächen wollen. Tausende Jahre Unterdrückung bekommt man nicht mit einem Joint aus dem Körper. Ich merke, wie ich immer bösartiger werde und schäme mich ein bisschen, es gibt Leute die ich total mag und die sind sehr friedlich und ausgeglichen und glauben an das Gute und ich schätze sie so sehr dafür, mit ganzem Herzen. Ich wäre gern der große Bruder, der ihnen einen Revolver in die Jackentasche steckt. „Man kann nie wissen.“ Bloß nicht zu viel hoffen, bloß nicht irgendwen idealisieren. Die meisten Leute da draußen sind total aufgebracht, sie leiden an ihrer Arbeit, an ihren schlechten, lieblosen Beziehungen, an Reizüberflutung, an einer kalten, steifen, kapitalistischen Politik. Über ein paar süße Pazifisten können sie höchstens verwundert lachen. Für sie kommt eine herrschaftslose, u.a. von Schamanismus geprägte Welt nicht in Frage, sie wollen geschunden werden, sie wollen gehorchen und ihren Frust an andere Leute abreagieren.
Drogen können sicherlich behilflich sein, die Welt anders wahrzunehmen und neue Lösungen für alte Probleme zu finden, aber ich würde es furchtbar finden, wenn Jeder da draußen Drogen, Schamanismus, Kunst und Philosophie benutzt, um sein kleines Elend etwas erträglicher zu machen. Jede Droge, jede Ideologie kann benutzt werden, um Sklaven zu unterhalten. Ich finde, man muss klare Grenzen ziehen, sonst wird alles, was „uns“ helfen kann, von „denen“ ver- und bald entwertet, die uns bekämpfen.
Jetzt ist aber gut. Ich bin einfach total ratlos. Vielleicht versuche ich nur die Sehnsucht nach Liebe mit einer Sehnsucht nach einer Öko-Diktatur zu kurieren. Ich finde es gerade so eklig, dass ich eine Meinung habe. Es ist sicher auch nur ein pathetisches Gemisch aus den antidepressiven Texten, die Nietzsche geschrieben hat und meinem Abscheu vor der deutschen Leitkultur und ihren Protagonisten und Mitläufern. Ihnen zeige ich gern ein kaltes, böses Gesicht. Aber ich möchte mich nicht verrennen. Ich möchte kein liebloses, verkrampftes Häufen Elend werden. Ich sollte mehr unter Menschen gehen, sonst werde ich immer wunderlicher.

Ich finde toll, dass Bob Dylan sich in Songtexten und Interviews nie erklärt, er lässt einfach das sprechen, was er instinktiv gebastelt hat, wie ein Alchemist, der Bilder mit Haltungen und Werten und Gedanken und Fragen mischt und als bunte Perlenketten verkauft. Ihm doch egal, wer sie sich umhängt... Das Video zum Mark-Ronson-Remix von "Most Likely You Go Your Way" bringt das großartig zum Ausdruck: ein herzlich-distanziertes Spiel mit Identitäten. Das ist mir lieber als jedes „So und nicht anders!“ Deshalb bin ich auch am meisten den Künstlern zugeneigt: weil sie sich nicht gezwungen fühlen (müssen), sich klar zu positionieren, weil sie alles, was ihnen möglich ist, ausdrücken können, ob sie davon nun überzeugt sind oder nicht (ich vermute, dass es gar nicht möglich ist, überzeugt zu sein, ohne einen Nervenschaden zu haben). Kein Politiker, kein Bäcker, kein Lehrer, keine Hure, kein Kind ist so frei wie der Künstler. Abgesehen von einem einsamen Wanderer oder einem mächtigen Tyrann. Aber ihre Freiheit hat einen hohen Preis. Der Künstler muss nichtmal diesen Preis bezahlen, zumindest wenn er ein Dach über dem Kopf hat und keinen Hungertod fürchten muss.
Jetzt geht es mir etwas besser. Ich schaue den Vortrag zu Ende. Schon etwas esoterisch, aber wunderbar, dass jemand den grauen, kalten, herz- und kulturlosen Deutschen etwas warmen Wein ins Glas schenkt. Ich muss ja nicht gleich alles unterschreiben. Warum macht jemand wie Christian Rätsch nicht Politik?
Ich habe keine Lust mehr zu schreiben, bin total ausgelaugt vom Koffein. Eine ekelhaft drückende Anspannung. Eingedrückt in Existenz, absolut angeödet vom bunt flimmernden Bildschirm, keine Lust irgendeinen Film anzuschauen, vollkommen konzentriert auf die Anspannung, die mir im Körper klemmt. Irgendeine Hässlichkeit, irgendeine Perversion. Unterdrückter Bewegungsdrang. Ein klebriges, pathologisches Desinteresse an all den Gesichtern und Meinungen, über die ich via Internet verfügen kann. Ich habe Lust das Loch, das mein Körper ist, in irgendein Gesicht zu werfen wie Dartpfeile in eine Wüste. Irgendwie ist diese furchtbar nutzlose Öde verbunden mit meiner Libido. Vielleicht schlafen normale Leute jetzt miteinander?
Vielleicht bin ich gerade total frei. Ich zucke mit den Schultern, indem ich nicht mit den Schultern zucke.


7.1.
Seit heute weiß ich, dass ich bald aus meiner Wohnung raus muss. Ich nehme einen Energy-Drink und laufe euphorisch verwirrt in der Stadt herum. Ich frage Schildi per Sms, ob er nicht Lust hat, mit mir und anderen Leuten irgendwo eine WG zu suchen. Ich hab Lust auf eine bunte kribbelige WG, ohne das WG-Leben zu idealisieren, so sehr, dass ich es nicht schlimm finde, dass ich diesen Satz schon mehrmals geschrieben habe. Ich muss mir ständig klipp und klar machen, was ich will. Ich will mit Leuten, die mir gut tun, zusammen sein und Kunst machen. Ich bekomme ein paar Likes auf Facebook für meinen „Lasst uns eine WG in Leipzig gründen“-Aufruf, aber keine ernstgemeinten Nachrichten. War mir schon klar, musste nur irgendwo hin mit der Euphorie. Ich habe Lust auf Bewegung, aber will auch nicht Schildi zurück- oder Marina im Stich lassen. Die Beiden antworten mir so gut wie nie auf Sms oder Email. Ich sollte vielleicht viel direkter zu ihnen sein und mich von ihrer Schüchternheit nicht allzu sehr beeindrucken lassen, generell bin ich schlecht im Interpretieren von Signalen. Wer weiß, wie oft ich Leute schon angefasst habe ohne dass sie es wollten. Ich hasse diese alten, geilen Männer, die den Mädels auf den Arsch hauen und glauben, charmant zu sein. Lieber hacke ich mir die Hände ab, als versehentlich jemanden zu nerven mit meiner tollpatschig-herzlichen Art. Es beunruhigt mich, wenn sich Leute, die mir viel bedeuten, nicht melden, auf der anderen Seite habe ich auch das Gefühl, nicht gut für sie zu sein. Ich lasse sie lieber in Ruhe stabil werden, aber natürlich vermisse ich sehr die alten Zeiten. Aber ich werde nicht krampfhaft versuchen, alles in den Zustand zu pressen, in den es früher war. Veränderung ist wichtig, unumgänglich sogar.




8.1.
Total aufgeregt. Habe Anne eine Email geschrieben, in der ich sie gefragt habe, ob wir vielleicht eine WG in Leipzig versuchen wollen. Sie zieht ja bald da hin und Max ist auch da. Hoffentlich idealisiert er mich nicht. Ich bin mir unsicher, was Leipzig angeht. Würde doch Schildi und Knarf mitkommen. Ich treffe Frank im Speicher, er versteht meine Euphorie, fühlt sich selbst aber wohl in Erfurt.
Es gab leider Probleme mit der Sparkasse, das Geld für den Druck des ersten Blume-Buchs ist zurückgekommen. Eigentlich wollte ich es meinen Freunden nächste Woche schicken. Und ich habe einen tollen Text über den beschränkten Musikgeschmack der Pegida-Anhänger geschrieben (s. Ende des Abschnitts) und in eine Tondatei genuschelt. Der trifft meinen Nagel auf den Kopf. Hab ihn an Radio Frei und an den SRF geschickt, wo ich schon zwei Mal gespielt wurde. Bisher hab ich keine Reaktionen bekommen, kribbelkrabbel.
Der Gedanke mich für eine WG oder einen Radioplatz oder einen Verlag zu bewerben ist mir total zuwider. Es muss nicht überprüft werden, ob ich dazugehören kann, denn ich gehöre schon dazu, ich falle bloß noch nicht auf. Kann man entscheiden, ob man wichtig ist oder nicht? Ich bin süchtig nach Aufmerksamkeit, nach Likes und so weiter. Wird daran mein Denken, mein Stil kaputt gehen? Naja, egal ob Einsamkeit oder Weltbühne: ALLES hat einen Einfluss.
Biographie eines Ruhmsüchtigen. (Es geht ja am Ende um einen festen Platz in der Welt und eine Funktion.) Ich würde jedem 2. Reporter erklären, dass ich mich nur als Karikatur eines Möchtegern-Künstlers sehe.

„Haves cannot stand have-nots.“ So ist es. :-) Trotzdem: man kann wirklich nicht sagen, dass alle Texte von Morrissey der Rede wert sind, von der Musik (besonders seit 2004) ganz zu schweigen. Sein Ruhm verhindert, dass er selbstkritisch ist. Mir kann sowas nicht passieren, weil ich jetzt diesen Text hier geschrieben habe.

Ich habe jedenfalls nur als Berühmtheit die Chance, die Leute zu finden mit denen ich Kunst machen kann und genau den, mit dem ich alt werden kann - falls ich ihn nicht eh schon gefunden habe. Analog dazu: nur wenn ich in der Klasse den Clown oder Rebell gebe, werde ich jemanden finden, der zu mir passt / zu dem ich passe.

Je euphorischer und selbstsicherer mich meine Hoffnungen machen, desto deutlicher, plausibler, drängender wird mir auch meine Angst vor dem Ende der Welt oder dem Tod meiner Eltern. Ich habe gerade das Gefühl, dass die Angst umso gerechtfertigter wird, je mehr ich von ihr schreibe.

„Viele glauben nicht an sich, weil sie nicht verstehen können, warum sie so talentiert sind“, proste ich mir zu und liste mir ein paar Argumente auf, warum ich ein guter Schriftsteller bin. Jetzt kann ich auch gut einschlafen.



Bevor die aktuellen Ereignisse dem Pegida-Zirkus neuen Auftrieb verleihen, würde ich gern einen neuen Gedanken in den "Diskurs" einbringen (ach hätte ich nur eine Bühne!): "Keiner der Pegida-Leute hat ein ernsthaftes Interesse an türkischer oder iranischer Folk-Musik." - Oder: "Wer von den Pegida-Anhängern interessiert sich für Afrobeat?" - Oder noch weiter: "Pegida-Anhänger haben keinen Musikgeschmack." (Das kann man übrigens nachprüfen, wenn man sich die Like-Listen dieser Spießer auf Facebook anschaut. Die meisten Patrioten hören Schlager und schauen Privatfernsehen und interessieren sich manchmal für Esoterik und Verschwörungs-theorien). - Ich denke - unabhängig von der Formulierung - dass es wichtig ist darauf hinzuweisen, wie limitiert der Geschmack der Konservativen ist. Wenn man wirklich ein ehrliches Interesse an der Kultur der Ausländer hätte, würde man nicht so herzlos argumentieren wie die verbitterten, wiederkäuenden Klartext-Schafe auf der Wahrheits-Alm. Ich denke es ist unmöglich, Folklore aus dem Nahen Osten, aus Afrika oder Südamerika wirklich zu MÖGEN UND gegen Ausländer Stimmung zu machen. Die Deutschen haben also einfach kein Interesse, kein - Verzeihung für die totgenutzte Metapher - HERZ für die Ausländer, und gegen so eine emotionale Beschränkung kommt man mit Argumenten nicht an. Ich behaupte mal - und ich glaube nicht, dass ich mich jetzt wirklich weit aus dem Fenster lehne - daran ist die Bildungspolitik und das einfältige Angebot im Radio und Fernsehen Schuld. - Die Ausländer passen sich immer noch viel zu sehr dem Mainstream des weißen, heterosexuellen, christlichen Mittelstands-Mannes an. Schaut doch mal, was für widerlich weichen, weißen Plastikpop diese ganzen faden Migranten-Popper wie Xavier Naidoo oder Adel Tawil herumstrahlen. Dass Pegida-Anhänger solche Musik routiniert mitschunkeln und abklatschen, kann mich nur noch verkrampft, unansehnlich verkünstelt lachen lassen... Ein Lachen, hinter dem sich eine Kreissäge versteckt, die nur darauf wartet, in die nächste Biedermeier-Fresse zu springen.




8.1. (II)

Schildi hat heute überraschend angerufen, wir haben fast 12 Stunden miteinander verbracht, es war wieder total schön.
Später: The Residents wohnen in meinem Gehirn. Sie sind auf der Suche nach Halluzinationen oder wollen vielleicht sogar mein Weltende auslösen. Gefährliche Musik, ich ahne dass ich sie bald nicht mehr verkrafte, ob mit Gras oder ohne. Aber ich lobe mich auch für meine Sensibilität, indem ich im Bett mit Kopfschmerzen herumgrinse. Ich glaube das Gras hat mich insgesamt gelockert, entkrampft, ich fühle mich herzlicher, viele Dinge sind mir einfach klarer, ich will sie nicht mehr unter den Teppich kehren. Ich habe nicht vor, alle Gedanken und Gefühle hier in die Textdatei zu schreiben. Mein Notizbuch ist mir genug. Zumal der Zwang Sätze zu schrauben meine Euphorie drosselt.
Wenn dieses Jahr entscheidend werden soll/muss, muss sich auch meine Sprache entscheidend ändern. Meine Euphorie muss – ohne diese ekelhafte Hemmung wie nach dem Wort „muss“ jetzt und nach diesem Einschub – einfach fließen, vielleicht durch weniger Reflexionen über mein Schreiben und Denken. Metaebenen trocknen irgendwann den Geist aus.

Man muss mindestens ALLES von einem Schriftsteller lesen, wenn man nur einen Satz von ihm verstehen will. Ich kann jedenfalls für niemanden schreiben, der nicht zumindest Texte kennt, in denen ich mein Schreiben und Atmen kritisch unter die Lupe nehme.


9.1.
Ich schubse meine Nachbarn wie eine Tür zur Seite, ich wohne in einem warmen Haus in dem Freunde tragende Wände sind, alles was ich will und brauche und bin ist hier in meinem Bett, einige Leute verstecken sich unter den Dielen, der Bahnhof befindet sich am Bauchnabel, es macht gut wenn das Koffein wie ein kleines Süßes an meiner Erschöpfung kratzt, diese Le Pen denkt über die Guillotine nach und in einem Traum eben sah ich, wie mich ein bürokratischer Metzger mit investigativem Besteck auf meine Reflexe überprüft, sein Gesicht versucht mir zu sagen, dass alles okay ist und ich nächste Woche nochmal wiederkommen soll, aber ich höre im Rausgehen wie er die Praxishilfe beauftragt, dem Scharfschützen auf dem Dach Feuerbefehl zu geben. Ich tu so, als hätte ich das nicht mitbekommen, aber die beiden wissen, dass ich nur so tu. Es ist ein schöner Frühlingstag, der Scharfschütze steht mit Sonnenbrille auf dem Schuldach und zielt auf mich, ich bin im Gebüsch und weiß nicht, wie gut er ist, wahrscheinlich ist er gut, sonst hätte man ihn nicht eingestellt. Vielleicht soll mich aber auch nur beunruhigen, dass man ihm vertraut, obwohl er gar nicht so gut ist. Er weiß jedenfalls, dass gleich mein Zug in einen nächsten Traumabschnitt abfährt, stell ich mir nur vor dass er schon auf mich schießt oder schießt er wirklich schon auf mich? Plötzlich weckt mich das Koffein wiede auf.
Ich stell mir vor, wie ich den abwesenden Jungen neben mir küsse und versuche „ich lieb dich so“ zu sagen ohne zu klingen wie Leute, die es nicht so meinen wie ich. Ich denke mir, dass man manchmal mit „Ich liebe dich“ und „Ich dich auch“ eigentlich sagt „Wir gehören zu diesem System. Wir funktionieren und wollen funktionieren.“ Das bürgerliche Ideal, das in dem Wort „Liebe“ lungert wie ein fetter, kafkaesker Magnet verwandelt mein Herz in ein Schwert. An wen soll ich mich wenden?
Ich stell mir vor, wie dieser abscheuliche Volker Kauder mit seiner Frau im Bett liegt, ihr einen Kuss gibt und sagt: „Ich liebe dich. Ich bin froh, dass du mir Kinder geschenkt hast. Ich bin der glücklichste Konservative im Land.“ (Hat er gerade gedanklich zu Le Pen geschielt?) --- Konservative können nicht lieben, so wie Primzahlen nicht durch andere Zahlen als 1 und sich selbst teilbar sind. Ein Konservativer mit Herz ist auf dem absteigenden Ast. Konservative sind kalt, rational, bösartig, alt. Sie haben diesem System, in das sie geboren wurden, nichts entgegengesetzt, sie haben einfach mitgemacht und wollen, dass alle Menschen der Welt genau das gleiche machen. Sie sind geborene Beamte, Buchhalter, Petzen, Henker.
Sex ist für sie neben Alkoholsaufen und Geldausgeben und Machtausüben das Einzige, was sie menschlich erscheinen lässt. Sympathien für Konservative sind ebenso bedenklich wie Sympathien für Kannibalen. Instinktiv lehne ich alles ab, was Konservative schätzen. Diese Gegenabhängigkeit ist widerlich, die Konservativen haben mich voll im Griff. Was ihnen Spaß macht, macht mir keinen Spaß, ich will sie aus meinem Leben raus haben, sie machen mich irgendwann depressiv, weil sie mir alles kaputt machen, was mich bei Laune hält. Deshalb kann ich auch sehr gut damit leben, dass Cannabis verboten bleibt.
Ich kommentiere auf Facebook einen geteilten Kommentar eines RTL-Reporters, der die Pegida-Bewegung verteidigt.

Igitt! BÄH! Dieses Ekel suggeriert, wie die meisten Anhänger der Bewegung, dass die Gegner der Pegida-Bewegung gegen Meinungsfreiheit sind... Igitt! Er hat nichts verstanden. Dieser RTL-Mann ist absolut ekelhaft. Ist Ekel denn kein Argument? Die Anhänger von Pegida sind jedenfalls NICHT rational. Was sind denn "unsere deutschen Werte"??? Wer macht diese Werte? Zu welchem Zweck? - Die Gegner der Bewegung holen nicht „die Moralkeule“ raus, weil Pegida "unbequeme" Fragen stellt... Die Leute, die gegen eine Islamisierung auf die Straße gehen, stellen gar keine Fragen, sie machen laut "mimimi" und geben vor, sich unverstanden zu fühlen, wenn man ihnen Fragen stellt ... Es ist natürlich auch ein absolut dummes Vorurteil, dass die "Staatsmedien" irgendwie links sind ... Ekelhaft ... "besorgte Bürger"... wenn ich das immer höre... Es sind nur kleine, engstirnige, engherzige Spießer, die das Gefühl haben, das bisschen Kuchen, das sie für ihren Job bekommen, mit Leuten aus einem anderen Land teilen müssen... Sie wollen ihr bescheidenes Glück nicht mit Menschen teilen, deren Sprache und Religion sie nicht verstehen... Das ist alles, was man über sie sagen kann. Solche Leute würden auch ihren Nachbarn anzeigen, wenn er den reservierten Stellplatz vorm Haus besetzt.... Es sind Schrebergärtner, die sich darüber aufregen, wenn man zu laut Musik hört... NICHT weil es sie selbst stört, sondern weil es sich halt einfach nicht gehört oder weil sie denken, dass Leute, die laute Musik hören, auch unbescholtene Bürger mit Kacke bewerfen würden... Diese ganzen widerlichen Kleingeister haben keine Werte, sondern nur moralische Gefühle, die dieser kalte, bürokratische, kapitalistische Staat ihnen reingetreten hat.... Und solche kalten, kleinen, zynischen Leute nehmen Anschläge von radikalen Muslimen zum Anlass, mal so richtig schön die Faust auf den Stammtisch zu knallen und bald schon faseln sie von mehr Überwachung und Todesstrafe und so weiter... und genau dann sieht man, was diese feigen Schafe unter "deutsche Werte" verstehen.... Ich hasse die alle so sehr. Ich bin froh, dass ich kein Politiker bin und Verständnis für diesen minderbemittelten Pöbel heucheln muss...



11.1.

Gestern hatte ich Besuch von zwei Freunden, laute Musik und Alkohol.  Schön war's. Als wir später zu zweit waren, wurden die Gespräche persönlicher und irgendwie ist es dazu gekommen, dass ich mich soweit in den Gedanken, meine beste Freundin im Stich zu lassen bzw. ihr nicht wirklich helfen zu können, reingesteigert habe, (es war eher ein stumpfes Reinsacken) dass ich geweint habe, zum ersten Mal seit Ewigkeiten vor einem Freund. Wie hat er das geschafft? Ich will das jetzt nicht genau aufschreiben und bleibe lieber etwas lakonisch. Heute fühle ich mich jedenfalls sehr aufgeräumt. Seit weit über einer Woche kein Gras, ich warte immer noch darauf, dass ein Bekannter Bescheid gibt. Weiß nicht, wie das heute mit Gras gewesen wäre, zumindest ein bedeutend besseres Körpergefühl beim Ausklingen des Rausches.
Es war eine schöne Atmosphäre, ich war so ergriffen von dem worüber wir geredet haben, dass ich - obwohl es total warm war - heftig gezittert habe. Kein akademisches Gefasel über existentielle Themen, um sich gegenseitig zu beeindrucken oder die Zeit zu vertreiben, es war viel ernster, persönlicher, notwendiger, es war total schön, ganz offen und ohne Scham zu reden, ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal mit jemandem so intensiv geredet habe und immer wieder kamen Gedanken an den Tod, das ewige Ende, total absurd etwas intensiv zu erleben, wenn man es doch nicht für immer halten kann. Ich habe gespürt, dass er gemerkt hat, dass ich ihn küssen will; klug und süß und charmant wie er ist, hat er das Thema immer auf meine Freundin gelenkt, um mir/uns meine Verlegenheit, Hilflosigkeit zu ersparen, oder ich bin einfach ein schlechter Beobachter.
Insgesamt fühle ich mich nun noch viel mehr mit ihm verbunden, gleich welche Sexualität ihn allgemein oder im Moment bestimmt, richtig schlau bin ich nicht geworden und will es jetzt auch nicht sein, ich schraube alle Fliegeralarm-Sirenen von den Dächern der Stadt und husche schnell wieder in mein Bett. Meine Libido ist nichts im Vergleich zu meinem aufgeregten, drückenden Herzen. „Unerreichbare Liebe gibt mir das höchste Gefühl von Lebendigkeit“, denke ich mir, damit der Leser etwas zum Gurgeln hat und fühle mich unendlich dämlich. Ein schwarzer Brunnen, in den man so tief fällt, dass man oben wieder rauskommt. Ein Fragezeichen verspannt mein Gesicht, ich seh bestimmt grad so aus als würde man mir Stinkekäse unter die Nase halten, aber im tiefsten Inneren bin ich glücklich, d.h. ich genieße die Anspannung, die das Leben bedeutet.
Die Tatsache, dass ich gerade auf Seite 20 meines 2. Blume-Buchs bin, will mir suggerieren, dass mein Leben weitergeht und erzählenswert bleibt. Das muss aber nicht stimmen. - Vielleicht schreibe ich, weil mich der Gedanke, der Glaube an das fertige Buch über Wasser hält. Man ist beim Schreiben derart in der Zukunft, dass man die nervige Gegenwart ertragen will … und kann.
Da ich bald umziehen muss, hab ich keine Lust mehr, aufzuräumen. Gern kann hier alles vermodern. Leider habe ich auch keine Motivation etwas Schönes zu kochen, generell kein Hunger und der Wind draußen ist toll, die Stadt biegt sich und klappert. Extrem warm für Januar. Love is in town.
Könnte mir vorstellen, dass ein Kind Angst vor den Geräuschen hat, die das Haus gerade umgeben. Ich sage mir, dass es keinen rationalen Grund gibt, Angst vor der dunklen, brausenden Welt zu haben, auch wenn das Sausen des Windes Charakter hat, ein erhabenes Gesicht.
Die Tatsache, dass es einen Mund gibt, den ich küssen will, distanziert mich vom Universum. Gemütlich eingepackt in einem wackelnden, heulenden Haus schlafe ich ein.

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Ich weiß nicht, ob ich richtig geschlafen habe, „Ich weiß nicht ob ich mein lautes, ungeduldiges Herz in mir aushalte“, jammere ich fast, aber dann schiebt sich der alte Mann, der ich bin, davor und weiß, dass das Quatsch ist, denn „man hält sowas immer aus und genau das ist die Tragik“ und in diesem Moment knattert ein Hubschrauber über das Haus, der alte weise bittere Mann schaut in die Zimmerdecke, nüchtern, ohne Angst, vielleicht schmeißt Nordkorea oder Russland oder ein Freund von Merkel eine Bombe auf diese Stadt. Der Weltpolitik bin ich genau so hilflos ausgeliefert wie meiner Liebe und meinem Musikgeschmack. - Ich stelle mir vor, wie jemand diese Stelle für ekelhaft pathetisch, tollpatschig-rührselig oder total flach hält, aber was weiß der schon von meiner Erschöpfung.
Der Sturm hat das Haus fest im Griff, es zieht und pfeift und heult, vielleicht platzt gleich ein Fenster oder etwas kracht aufs Haus. Die Leute gehen vorbei als ob nichts wär.
Ich möchte mich nicht emotional von jemandem abhängig machen, den ich nie haben kann, aber es gibt schlimmeres als an seinem Herzweh kaputt zu gehen, immerhin wird von mir erwartet, dass ich mich in dieser Gesellschaft als Arbeiter kaputt mache und vielleicht hat ja irgendeine Koksnase mit Atombomben im Keller bald keine Lust mehr zu leben und leitet den Weltuntergang ein. Vielleicht hab ich es deshalb auch so eilig mit dem Berühmtwerden.

03 Januar 2015

3.1.

Ich habe seit über eine Woche die selben Klamotten an und eben fällt mir auf, dass mein T-Shirt verkehrt herum ist. An meinem Gesicht, das ich dabei mache, kann man meine politische Haltung ablesen.

Ich fühle mich derart zurückgewiesen von all den tollen Leuten die ich kenne, dass ein Interview mit Lubomir Melnik, einem träumerischen Schamanen, der am Klavier mit seiner "kontinuierlichen Musik" mit dem Ur-Einen, Ur-Reinen in Verbindung treten will, ungemein tröstlich ist. Ich verstehe, dass meine Zurückgewiesenheit berechtigt ist und eine Herausforderung, ohne die ich mein Leben richtig anfassen könnte.

Schon der dritte? Was ist gestern passiert? Was hab ich getan? Ich weiß, dass ich am Ersten bei dem Mann mit dem oliven Pullover war. Aber was war gestern? Jetzt fällt es mir ein: ich habe mich vor Youtube vaporisiert und unter anderem Interviews mit Roger Willemsen angeschaut. Ich werde ihm das erste Blume-Buch schicken und fragen ob er Lust hat, sich mit mir zu vaporisieren und einfach nur zu reden. Ich mag ihn wirklich sehr, jemand mit seinem Esprit fehlt mir. Vielleicht widme ich ihm dieses Buch, hoffentlich fühlt er sich eingeladen. Warum sollten Leute sich mit mir treffen wollen? (Darauf läuft ja alles hinaus...) Die üblichen Minderwertigkeitsgefühle und der triviale Schmerz der Einsamkeit. Ich muss mich dafür nicht schämen, aber will mich auch nicht darauf ausruhen. Ich muss jemand SEIN - wenigstens ein interessanter NIEMAND - sonst wird niemand mit mir spielen. Niemand will einsam sein, deshalb will jeder eine Funktion haben, jeder will Talent haben, irgendetwas, das ihn unersetzlich macht. Zumindest werde ich nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen, wenn ich mich selbst als jemand darstelle, der nicht gebraucht werden will oder der davon überzeugt ist, dass er nichts zu tun hat in dieser Welt.... Ich verbinde mich wieder mit THC und erschreibe mir wie jeden Tag einen Platz, einen Sinn...eine ultimative Gelegenheit zu Stolpern ...

Ich möchte mich in die Welt einbringen so wie schon jedes Kind eine Funktion in der Klasse und Schule haben will. Die Gesellschaft ist für mich nicht mehr als diese große, unübersichtliche Schule. "Politiker" sind nicht mehr als egoistische Klassensprecher oder Schulsprecher oder Lehrer. Sie sind meist nicht an anderen Menschen, sondern nur an einem sicheren, lukrativen "Job" interessiert, für den sie alles ringsherum benutzen oder fallen lassen. Sie sind träge, unfreundliche, so gut wie null an Kultur interessierte Selbstdarsteller, die sich "im vollsten Dienst an der Sache" verwirklichen. Ihr Geschmack ist sehr eingeschränkt, eine Katastrophe an Biederkeit. Sie spielen eine mittelmäßige Rolle sehr unglaubwürdig, aber der Wähler erkennt sich in der Mittelmäßigkeit wieder. Doch schon der Arbeitsalltag, die Mitarbeiter, das Gehalt, die Macht und der Ruhm distanzieren jeden großen Politiker oder Parteifunktionär vom gemeinen Volk. „Doch es kann nicht schaden, den zuversichtlich grinsenden Harmlosigkeiten auf den Wahlplakaten zu glauben, wir sind ja keine Bananenrepublik, die machen auch nur ihren Job, wird schon seine Richtigkeit haben, dass die da oben sind.“ Das Wort Politiker ist irgendwie eine Verharmlosung. Eher Aufseher, Verwalter, Ausführer ...
Sie geben sich rational, sachlich, objektiv, seriös, klar, tatkräftig und moralisch, sie trainieren sich jeden Tag mehr ab von dem, was einen gegenteiligen Anschein erwecken könnte. Niemand, der Macht will, möchte ein Clown oder ein Spinner oder ein Außenseiter sein, er möchte Verantwortung für so viel Leute wie möglich übernehmen, seine Lust, aufzupassen, abzustempeln, den Weg zu zeigen kennt keine Grenzen. Alles was er braucht ist Vertrauen. Wie aber könnte ich einem Politiker vertrauen, der noch nie etwas von Cioran, den Einstürzenden Neubauten, Also Sprach Zarathustra gehört hat? Wie könnte ich mich in meiner Not an jemanden wenden, der nicht weiß, wie sich ein Cannabis-Rausch anfühlt oder ein mörderischer Ekel vor Volksfesten? Nun, es müsste schon um Leben und Tod gehen... Befreundet würde ich niemals mit solchen Leuten sein wollen und deswegen würde ich sie niemals wählen.
Ich würde gern der kalten, feindseligen, lieblosen, sedierenden Rhetorik der Mächtigen etwas gegenüberstellen. Welche politische Funktion hat die Kunst ganz allgemein? Sie setzt der herrschenden Politik etwas entgegen oder hilft, sie zu verfestigen. Jede Moral und Ideologie kann von Kunst (so irrational diese auch wirken mag) unterstützt oder kritisiert werden.
Das Gesicht eines Politikers, seine Stimme, seine Rhetorik... all dies verarbeitet der Wähler unbewusst und wiegt es schwerer als die eigentlichen politischen Aussagen. In diesen unbewussten Prozess der Verarbeitung und Bewertung muss sich die Kunst, das Kabarett, der Feuilleton schalten.

Die Kunst soll sich frei von allen Ideologien machen, das Augenmerk auf Irrationalität und auf Geschmack legen, bloß weg von der sogenannten Rationalität, die mit schafsäugigen Idealen wie "Finanzierbarkeit", "gesunder Menschenverstand" oder gar "Freiheit" die noch unbewiesene Zukunft des Menschen in Geiselhaft nimmt. Die Gesellschaft mag auf Meinungsvielfalt, Haltungsvielfalt, Gefühlsvielfalt beruhen (im idealen Fall, „auf dem Papier“, im Grundgesetz). Der kulturelle Rahmen kann diese Vielfalt durch Abbildung sämtlicher Menschenmöglichkeiten unterstützen oder durch eine streng selektierte Abbildung von Menschenmöglichkeiten verneinen.

Wenn man die Politik verändern will, Gregor Gysi weißt glücklicherweise immer darauf hin, muss man den Zeitgeist verändern, der Zeitgeist ändert sich, wenn sich die Gefühle der Menschen erweitern. Dafür ist die Kunst da. Sie muss als politisches Werkzeug ebenso in Frage kommen wie Wahlprogramme, Kassenstürze, Vereidigungen. (Surreale Gedichte können z.B. eine Pro-Asyl-Demonstration unterstützen.) (Wenn ein Politiker Helene Fischer und Jürgen Drews hört, muss das für ihn noch hundertmal verhängnisvoller sein als die Sexaffäre von Bill Clinton.)
Ich will, dass man die Kunst ernst nimmt: und das kann man nur verlangen, wenn die Kunst sich selbst ernst nimmt und nicht nur einen theatralischen, womöglich sogar bloß selbstironischen Eskapismus abfeiert. Ich möchte mich als Künstler nicht von der Politik abschotten, ich möchte nicht in einem Machtvakuum vor Meinesgleichen herumstrahlen. Ich möchte die Gefühle, das Unbewusste der Menschen anreichern mit neuen Sehnsüchten, Abgründen, instabilen Fragen, instabilen Antworten. Eine skeptische, poetische, zuweilen surreale Politik muss möglich sein, meine verehrten Damen und Herren, liebe Freunde und Gäste.
The Soft Parade. Keine Schönheit ohne Gefahr. Break Up The Family.
Tanzen ist Kommunizieren. Der Körper bastelt sich einen Musikgeschmack zusammen, der ihm entspricht. Jeder Geschmack ist Ausdruck körperlicher Bedürfnisse. Schaut Euch unter diesem Gesichtspunkt die Musik in den Charts an... Was für ein entsetzlicher Sklavenmuzak!
Sowas will ich nicht unterstützen. Und mit dieser Haltung fängt alles an... Jetzt brauch ich nur noch Leute, die diese Haltung haben ... Ich möchte keine Klischees bedienen. Ich will so viel wie möglich von mir preisgeben, damit die Leute ahnen können, was ich sympathisch finde und was ich überhaupt will.
Also, hier bin ich. Schreibt mir einen Brief oder wischt mich aus eurem Leben. Irgendwann werde ich mit Leuten, die mich gefunden haben, zurückkommen.