26 Februar 2015

26.02. - 27-02.15


26.2.
"Stühle, wie ich gehört habe, schaden dem Menschen, aber sie sind ja effizient. Der Mensch als das stärkste Tier hat es nur bei Überbevölkerung nötig, effizient zu sein. Stühle sind ein Anschlag der Massengesellschaft auf den Körper des Menschen."
Das erkläre ich mir gerade, als ich DroneZone von SomaFM höre und mich frage, was außer regelmäßiges Rauchen noch die Lunge beeinträchtigen würde und mir kommt "Sitzen" in den Sinn, denn Stühle sind effizient. Es gab noch etwas Gras in der Bong, drei kleine krosse Krümel und die Wirkung ist immens. Ich erkläre mir weiter: "Das schwierige an der Beurteilung von Drogen ist, dass es jede Droge in unterschiedlicher Qualität gibt. Drogenstatistiken müssen aufführen, ob die jeweilige Droge pur oder verunreinigt zu sich genommen wurde und ob es Mischkonsum mit anderen Drogen gab, außerdem ist die Art der Substanzaufnahme relevant. So wie man dem Staat, indem man, nimmt man in ihm eine konstruktive Funktion ein, allem, was er tut, notwendig bejaht, bejaht man auch alles, was noch alles außer der Droge enthalten ist.Ich verstehe, dass diese zwei Ebenen nichts miteinander zu tun haben. Sie liegen isoliert voneinander in einer noch nicht nötigen Vorstufe eines Gedankens. Macht es Sinn, solche Texte zu schreiben? Ich schaue zu einer Wand an Leuten auf, die mich oberflächlich und doch instinktiv nach Flohmarkt-Schnäppchen durchforsten. "Ja? Schaut mal, kann ich das so machen? Interessiert Ihr Euch für das, was ich mit dem Schreiben mache. Ich glaube, das hab ich schonmal gesagt. Ich versuche zu vermeiden, den Rausch hier mit akademisch oder künstlerisch oder logischen Mitteln zu verzerren. Ich will nicht lustig sein, ich will keine spannende Atmosphäre erzeugen, ich will auch nicht im nüchternen Zustand über die Droge schreiben, sondern gleich wenn sie wirkt. Und jetzt ist nur die Frage, ob das jemand interessiert. Aber entweder dieses Risiko oder gar keine Möglichkeit, anzukommen. Was man an der Romantisierung von Abenteuern immer vergisst ist, dass man ja auch wirklich scheitern kann. Ein Abenteuer könnte auch ein schlimmes Ende nehmen, das als ein Argument gegen dieses oder sogar gegen alle Abenteuer verstanden werden kann.
Die Musik ist so hell und kalt und gemütlich wie mein Zimmer. Ich würde gern mit meinen Freunden die Neunziger bewohnen, besser: ich wünschte, wir könnten unsere Träume bewohnen oder ich wünschte ich wäre unsterblich. Die Realität, die wir als "nüchtern" kennen, mit ihrer Sterblichkeit und Logik und  Zukunft, könnte gar nicht die Einzige sein, wenn man nur mal die Grenzen betrachten würde. Beispielsweise ist hier grad ein Gedanke, sein Konstruieren und Renovieren und Abschicken, viel schöner, wahrer, notwendiger bestimmt auch, ("Notwendiger bestimmt auch" ist ein toller Liedrefrain), als das, was er sagen will. Es muss ja nicht immer Sinn ergeben, es muss ja nicht immer alles voranbringen. Der Stil, die Stimmung, die Gefühle die er erzeugt, die Gedanken die er erzeugt sind viel wichtiger. Als würde dir der Gedanke abnehmen, zu denken... Du musst schon selbst denken. Etwas, was du als sinnlos erkennst, hilft genau so wie etwas, was du als sinnvoll erkennst. Du musst hinterfragen, was sinnvoll und sinnlos ist, und wann ein Sinn gar nicht notwendig, gar nicht angebracht ist. Das wahre Leben beginnt dort, wo ein Sinn nicht mehr nötig ist. Das wahre Leben ist nämlich ein Moment und kein Prozess. Sobald man fortschreitet, nimmt das Leben ab. Man denkt sich etwas, was einen festen Namen hat, als etwas Festes. Das Leben hat sich, wenn du an es denkst, schon wieder verändert, nachdem du dir eine Vorstellung, eine Erwartung davon in dein Gehirn geschraubt hast. Ich glaub es ist nicht nötig, hier weiterzuschreiben.
Ich hätte jedenfalls nicht gedacht - beginne ich eine neue Strophe eines sehr langen, aber kompakten Liedes - dass noch so viel Graswirkung in der Küche ist. Ich würde mich nur wiederholen, wenn ich sagen würde, dass es wichtig wäre, wichtige Entscheidungen, politische Überzeugungen mit Gras zu reinigen von Mitessern und so... (später ergänzen, du fauler Hund!)
Krankheiten, die IMMER auftreten könnten, können mit zu nichts führenden Gedanken nicht geheilt werden. Gedanken darüber würden nur die Lebensqualität drücken. Wenn man das nicht will, gibt es keine Alternative als die Gedanken auf bestimmte Art und Weise zurückzuhalten. Niemandem bleibt das erspart. Bewusstheit über die Welt da draußen soll nicht mehr so viel auf meine Bewusstsein hier drinnen abfärben. Aber doch ist der Tod ein schwarzer Krake; nicht fassbar, nur in seinen Wirkungen spürbar, umkreist er das kleine, ach wie kleine Holzboot. Das Essen auf dem Boot kann doch aber schmecken. Noch eine Wiederholung: ohne Zeitgefühl keine Todesangst.
Man würde nicht so viel schreiben, wenn man sich in das vertiefen würde, was man bereits geschrieben hat, wenn man - um noch weiter zukommen (was nicht heißt, dass es lebensnotwendig/empfehlenswert ist, weiterzukommen) sich sogar in das Vertiefen vertiefen würde. - Ich wollte drauf hinaus: es kann schön und toll sein, keinen Sinn zu ergeben, "manchmal dürfen Sachen oder Menschen keinen Sinn ergeben", hoffe ich richtig zu liegen, klemm mir die rechte Unterlippe zwischen die Zähne wie ein Bowling-Spieler, der nicht weiß, ob die Kugel gleich in der Seitenbahn landet. Genau das ist aber gar nicht wichtig, deshalb munter weiter! Beziehungsweise (weil ich das Wort ausschreibe hatte ich das Gefühl, dir ganz nah auf die Pelle gerückt zu sein, entschuldigung, aber dir macht das nichts aus, weil das ja nur ein Text ist und ich auch gar nicht wissen will, wer du bist) an Drogen-Texten ist, um mich nochmal zu drehen, die Art entscheidend, wie man mit dem Schreiben umgeht, nicht wie man mit dem Beschriebenen umgeht. Du siehst nicht, wie die unter Drogen ist, du siehst nur, wie deineWelt sich unter Drogen verändern könnte, aber nicht an dem, was ich beschreibe, sondern an dem wie ich es beschreibe. Ich mag Autoren nicht, die objektiv tun, die ihr Talent und Thema wichtiger nehmen als den Spaß am Material, dem Spaß an der Welt und ihren Möglichkeiten. Ich hätte gern einen Blog, der täglich von tausenden Leuten kommentiert wird. Jeder Autor, ob gut oder schlecht, will von allen Menschen gelesen werden, die existieren und exisiert haben und existieren werden. Viele verschweigen das, aber ich will zu denen gehören, die es nicht verschweigen, denn immerhin ist das ein interessantes Thema. Ich bin ein Äffchen, das sich für bestimmtes Spielzeug interessiert, vielleicht entsteht im Spielen damit etwas, was auch für andere Äffchen wichtig und interessant ist. Wie ein Äffchen, das im Wald immer an einer bestimmten Stelle herumgräbt. Es könnte gerade dort einen herannahenden Feind als Erstes erspähen oder eine leckere Frucht oder eine schöne Blume oder ein interessantes, neues Werkzeug. "Ja, es ist möglich", nicke ich wie ein Therapeut ab, der die Sitzung erschöpft beenden will. Ambientmusik ist sowas schönes Freundliches. Der Weltraum in diesem Zimmer ist so lebendig, keine Kälte, kein Tod, keinerlei Bedrohung drin. Ich will in den Gedanke dringen, dass es möglich ist, dass heute ein Meteorit ins Haus schlägt oder ich einen Hirninfarkt bekomme. Aber die Musik bringt davon weg, bzw. sie lässt nicht die üblichen Gefühle zu diesen schlimmen Gedanken zu. - Meine Ruhmsucht ist übrigens nur eine Metapher für Einsamkeit.
Eben auf Klo festgestellt, dass ich trotz derbem Vollrausch keine roten Augen habe. Weiß nicht was es bedeutet, aber ich habe keine Angst, warum auch. Zumindest nicht deshalb.  (Ich sehe Humor in "warum auch, zumindest nicht deshalb"). Ich mag Sinn so gern wie Unsinn - in einer unsinnigen Welt (einem unsinnigen Gedankenzimmer) findet man mehr Dinge, aus denen man später Sinn machen kann, in einer sinnvollen Welt gibt es mehr Dinge, aus denen man später Unsinn machen kann. Das volle Ausmaß dieses Satzen kann ich nicht abschätzen. Etwas, das jedenfalls Sinn und Unsinn beides machen, ist Lust und Lebensfreude. Und etwas, das beide nicht können: das Leben verlängern.
Christian hat grad geklopft ob ich mit in den Park komme, aber ich hab grad keine Lust, lieber hier bleiben. Das tolle ist, dass man zu Recht von Vollrausch reden kann, aber trotzdem noch schreiben kann. Drogenkunst ist nur - hab ich glaub ich ein paar Stufen weiter unten da gesagt - interessant, wenn sie unter Einfluss der Droge entstand, denn sonst sollte man die Beschreibungen den Wissenschaftlern überlassen. Man kann es steigern, wenn man Wissenschaftler über die entsprechende Droge schreiben. Es kann sogar möglich sein, dass sie eine bestimmte Droge nehmen müssen, um eine andere Droge am besten zu beschreiben. Der wissenschaftliche Aspekt ist genau so einseitig wie der künstlerische, und warum sollte es nicht mehr als zwei Seiten geben?
Bitte auch den Earwaves-Kanal auf SomaFM geachten. Was sagt das über die Welt aus, in der solche Musik so wenig gehört wird? Bin jetzt zu sehr an der Musik interessiert, als mich mit dem Gedanken weiter zu befassen. Musik will uns immer zu irgendwas bringen. Es gibt schlechtere Lagerfeuer- oder Gartengespräche.
Wollte schon vor einer Stunde oder so was anschauen. Irgendeine Serie, die ich als Kind angeschaut hab. CHiPs. Ach wenn nur die Geschichte nicht wäre, es genügen die Bilder und Emotionen, genau wie im richtigen Leben nie die Geschichte zählt, sondern das, was sie bereit hält.


27.2.
Bin heute kurz nach 4Uhr aufgewacht aus einem fast 12stündigen Schlaf. Heute werde ich die die Hälfte der Prunksamen (15g) nehmen. Habe die Samen erst eine halbe Stunde in heißem Wasser aufgeweicht, dann in eine LP-Schutzhülle gepackt und an der Kreuzung ein paar Straßen weiter mit einem Hammer zerbröselt. Gerade weichen sie nochmal eine halbe Stunde in heißem Ingwertee ein. Der Ingwer hilft gegen die Übelkeit, die nicht-wasserlösliche Alkaloide in der Samenschale enthalten. Diesmal will ich die Samen mitessen. Beim ersten Mal hab ich eine geringe Menge getrunken/gegessen, beim zweiten Mal von einer viel größeren Menge nur den Kaltwasserauszug getrunken und die Samen nicht gegessen - und beides hat etwa gleich gewirkt - immer auf leerem Magen wie auch heute.
Es ist 4:46. Ich werde pünktlich um fünf den Morning-Glory-Tee trinken. Er riecht schon sehr gut, ich könnte mir vorstellen, dass man damit auch ein leckeres Brot machen kann. Ich werde mir erstmal einen Kaffee machen.
Der Kaffee entfaltet innerhalb von minuten eine warme Euphorie und manchmal flimmert der PC-Monitor bzw. mein Blick ist nicht ganz sicher. Ich mag das, vorallem wenn fröhliche Popmusik aus den 70ern/80ern/90ern kommt. "Everybody wants to rule the world" von Tears For Fears. Man kann von ihnen halten was man will, aber sie haben versucht, relevante Dinge in ihren Texten zu sagen.
5Uhr, der Tee ist sehr scharf von den drei Ingwerbeuteln. Vor dem Einschenken die Flasche schön schütteln, damit sich die Körner nicht unten absetzen. Ich hoffe sie sind gut zerkleinert, sonst setzt die Wirkung viel später ein. Es ist immer gut, dass es kein Zurück gibt, denn so hat das, was man tut, eine echte Bedeutung. Allein die Wirkung des Kaffees und des Ingwers ist total schön, so ein kräftiger Zug Leben. Jetzt ist die Tasse zur Hälfte voll mit braunem, scharfen Ingwertee und zur Hälfte mit Prunkweiden-Schlamm. Sollte ich es erstmal dabei belassen? Aber die Musik ist so gut, sie will, dass ich einfach alles in meiner Möglichkeit stehende tue.  Ingwer ist jedenfalls was feines, danke Knarf, dass du mir Ingwer vorgestellt hast. Ich erinnere mich, wie ich in seinen Po gebissen hab, als wir von Dachwig gekommen sind, weißt du noch? Das war schön. Haha... (Der Satz funktioniert nur, wenn man nicht Knarf ist)...
Ich hab jedenfalls keine Angst, mich der Welt zu stellen, solang ich es unter meinen Bedingungen machen kann... Ich möchte ein Prominenter sein, der kein Affe der Medien ist und nichtmal der Affe dessen ist, was ihn bekannt gemacht hat. Ich hol mir noch etwas Honig. Wenn ich an dem Tee sterben sollte, möchte ich wenigstens, dass Honig dabeigewesen ist.
Wenn alles so läuft wie beim ersten Mal, müsste ich in einer viertel Stunde paar Mal kotzen. Die letzte Tasse lass ich erstmal stehen. Wenn ich nicht gleich kotzen muss, nehm ich die dann gleich noch.
Eigentlich blöd, dass ich jetzt Kaffee getrunken hab, jetzt weiß ich nicht, welche Wirkung von den Samen kommt.
So ein leichtes Flauheitsgefühl 5:22Uhr schaut mich mit strengem Gesicht an wie ein Lehrer, der wissen will, wie ich mit Autoritäten umgehe. Gerade fühl ich mich wie jemand, der irgendwas überlebt hat, was andere nicht überlebt haben. Weil ich nicht weiter drüber nachdenke, lass ich den Satz so stehen.
An die Flauheit ist eine Euphorie gebunden, ähnlich der Euphorie beim Fasten. Würde mich nicht wundern, wenn ich diesen Satz schon geschrieben habe beim letzten Mal. Die Samen rühren wie kleine Käfer meinen Magen um, sie haben wirklich nichts böses mit mir vor, ich kenn sie ja. Ich brauch keine Angst haben. Der Ingwer sorgt dafür, dass es keine Gründe für einen Aufstand gibt.
Gar nicht so leicht, Musik zu finden, die den Prunkweidesamen entspricht. Die Übelkeit lässt mich erzittern vor Ekel, wenn ich die Tasse mit der trüben Brühe sehe. Gut, dass ich sie stehengelassen habe. Die Übelkeit macht sehr empfindlich, sie weicht alle halbgaren Gedanken und Gefühle und Ideen ein. Sie reinigt das Zimmer von allem, was nichts mit den Rausch zu tun hat - da der Rausch es mit mir zu tun hat und ich es mit ihm zu tun hab, reinigt die mit ihm verbundene Übelkeit alles, was nichts mit mir zu tun hat. Sie sorgt für Konzentration. Ich bin ein Körper, ich bin getrennt von der Umgebung. Ich bin ein funktionierender Körper, der Zugriff auf die Welt hat. - Ich glaube, man würde depressiv werden, wenn man sich an jede Banalität seines Lebens erinnern würde.
5:50. Die Übelkeit wird sich nicht weiter steigern, ich bin etwas träge aber nicht unglücklich, denn ich weiß ja, woher die Übelkeit kommt und dass sie gleich wieder weg ist. Schade, dass ich nicht kotzen muss, denn danach verschwindet die Übelkeit viel schneller. Na, ich will mich jetz nicht aufsie konzentrieren. Sie ist ja nur Begleiterscheinung. Sie führt mich in den Bereich meines Bewusstseins, in den ich will. Der Weg dahin ist eben sehr geschlängelt. Lieber würde ich mich jetzt mal in meine Trägheit vertiefen. Wichtiger Hinweis: wenn man Prunkweidesamen nimmt, sollte man vielleicht heitere, leichte, optimistische, kräftige Musik hören, an die man sich festhalten kann. Möglicherweise würde düstere Ambientmusik oder melancholische Musik die Flauheitsgefühle verstärken, vielleicht sogar pessimistisch machen. Aber trotz der heiteren Musik bin ich sehr ernst, sehr vertieft in mein flaues Körpergefühl. Ich glaub ich hol mir mal ein anderes Körpergefühl aus dem Klo. :-) Ach, warum... So geht es ja auch. Ich muss ja nicht immer heiter und munter und fröhlich und gut gelaunt sein. Ich muss auch mal etwas aushalten.
Es ist jetzt genau um 6Uhr und langsam klingt die Übelkeit auch ab und mein Gehirn wird von kräftigen Händen massiert. Vielleicht ist das kein Rausch für eine Gruppe, sondern nur für den Einzelnen. Man wird jedenfalls stark auf seine eigene Individuation geworfen. Gerade die Übelkeit sorgt bei mir jedenfalls dafür, dass ich jetzt niemanden hier haben will, niemanden anschauen oder gar berühren will. Kranke Tiere müssen allein sein. Trost macht alles schlimmer als es eigentlich ist. Trost verschlimmert die Gründe, deretwegen man trostbedürftig ist.
Ich geh doch mal kotzen.
6:11Uhr. - Kotze die nach Ingwer riecht und schmeckt, lässt darauf schließen, dass man "da was interessantes im Intenet gelesen hat". Und schon geht es mir deutlich besser. Nachdem ich das erste Mal mit dem Finger den Kotzreflex aktiviert hab, ist nichts passiert und ich wollte schon wieder aus dem Bad stolzieren, aber dann hab ich gemerkt, dass ich erst den Generator angehauen hab und dann kam in kräftigen, scharfen Schüben dickflüssiges Speiwasser, ohne Körner. Sehr gut, meine Gäste sind also noch da und jetzt wirkt auch die Tasse mit dem Tee neben mir nicht mehr so ekelhaft. Entschuldigung, dass ich dich vorhin so blöd angeschaut habe. Jetzt vermisse ich die Übelkeit irgendwie. Die war so unendlich real, daran konnte ich mich festhalten, ohne das (für mich alltägliche) Gefühl zu haben, nicht zu wissen was los ist.
1. Die Prunkweide-Samen sind gut, die Übelkeit zu durchleiden lohnt sich.
2. Wenn man keine Angst hat, dass in den nächsten Momenten alles für immer vorbei ist, dann erst ist man wirklich frei. Vielleicht kann man aus dieser Parole eine Partei schnitzen. Du immer mit deiner Partei! Du immer mit deinem Nietzsche! Du immer mit deinem Schreiben! Du immer mit deiner Lieblingsmusik! Du immer mit deinem Gesicht! Du immer mit deinem Herz! Du immer mit deinem blöden Leben! Also du musst mich ja nicht mögen! Wenn du mich nicht magst, mach einfach einen Bogen um mich! Ich glaube nicht, dass ich viel davon hab, wenn ich dir gefalle.
Vielleicht muss man die Prunkweiden-Murmeln häufiger nehmen, um ihr volles Potential auszuschöpfen. Vielleicht braucht man etwas Geduld. Kein Zweifel, es gibt bequemere Drogen, aber das ist vielleicht auch ein Grund, warum man sich noch nicht länger damit befasst hat. So trocken wie mein Gesicht ist, so müde bin ich, am Stil meiner Sätze zu schrubben. Da ist nicht viel, was ich mitteilen möchte. Ich möchte lieber die Musik mich kneten lassen. "Talking At The Same Time" von Tom Waits ist dafür gerade perfekt.

https://www.youtube.com/watch?v=pJynvLGKIpI
Ich schaue das Video an und stelle fest, dass ich wie eine Grapefruit rieche.

Ich weiter mit Tom Waits. "Afer you die". Ich fühle mich wie ein blöder DJ und siebe die schönen Körner aus der Tasse. Nun hab ich eine graue, trübe Brühe, riecht nach Ingwer und erinnert mich an mein Kotzen. Die Musik sagt, ich hab das schlimmste hinter mir und ich stell mir vor, wie ich über den abgeknabberten Fingernagel stolper, den ich auf dem Schreibtisch finde. "Wenn man sich nicht leiden kann, muss man sich erschöpfen", rülpse ich allen Künstlern entgegen, die sich in der Nähe befinden ... befinden könnten, wenn ich auf einer Bühne stehen würde. habe wieder lust zu shcrieben ohne die strnegen regeln der wärter zu beachten. schreiben iost mehr als bestimmte wörter benuten - -, das unbestimte iwsdoch azufh etwas werzt. allerin weriulö es da ist nur noch nicht kultuivjheritz. aber jetz würde ich gern erstmal hier stehen bleiben. nicht alles gleich übertreiben, oder? ich koste mal von dem gefilterten Tee. schmeckt wie Ingwertee, entgegen meiner Erwartung nicht mehr sehr scharf, aber hab ihn ja auch noch verdünnt mit Wasser. Ich atme erschöpft aus, lass die Lippen flattern und ein hoher Pfeiftun entwischt, wie ein langer Fingernagel über eine Tafel gezogen wird. Ich drücke mein Knie gegen den Schreibtisch, er verbiegt sich ein bisschen und ich stell mir vor, wie sich das Blickfeld verbiegt. Ich setze mir jetzt Kopfhörer auf, oder auch nicht. Ich wäre jetzt gern auf einem Free Jazz Konzert. Ich hätte jetzt gern jemand da, der für mich Musik spielt.
So wie ich mir das Schreiben im Kiff erst erschreiben musste, muss ich mir vielleicht die Wirkung der Prunkweidensamen erst erwirken. Paolo Conte bringt sofort frische gute Laune herein. Eine schönes, feste narkotische Wirkung, die vom Magen kommt.Jetzt kann auch auch noch die letzten paar Schluck trinken. Das was Übelkeit verursacht, ist angeblich eh nicht wasserlöslich. Ja, plötzlich ergreift mich eine Euphorie, die mich dazu bringen will, alles zu trinken, vielleicht will sich die Euphorie daran steigern. Erst fand ich "Sparring Partner" ein kitschiges Lied, aber dann fand ich es richtig gut. Manchmal muss man Leute erstmal ankommen lassen und verarbeiten. Wollte ich das jetzt nich trinken? Ich darf mich, wie schon gesagt, ich von der Übelkeit abhalten lassen, sie ist nur ein Test, eine kleine Anstrengung, die beweisen soll, dass ich auch wirklich das will, was ich will, oder ob mir nur langweilig ist, aber hey, nix gegen Langeweile, aber dann muss man es ja nicht so weit treiben. Aber moment mal! Die Übelkeit kommt ja erst, wenn es zu spät ist. Also wenn man merkt, dass man den Text nicht bestanden hat, muss man ja trotzdem mit allem umgehen, was danach kommt. Die Kausalität will sich von mir verabschieben, und ich lass sie gern gehen, wenn ich sicher sein kann, dass ich noch schreiben kann wenn sie nciht mehr da ist. Man erfasst ja als Texter meist nur Zusammenhänge, als Denker denkt man sich alles zusammenhängend. Wenn man einen Satz baut, suggeriert man, dass die Substantive irgendwie zusammenhängen. Schreiben reduziert alles auf eine bloße Abfolge von Ereignissen. Jede Geschichte ist nur eine Oberfläche, jede Geschichtsschreibung beschreibt nur Wirkungen, bestimmte Wirkungen. Wenn sich dein Blickfeld wölben will, kannst du das nur zulassen, indem du nicht mehr schreibst. Alles was du kommunizierst, mindert die Kraft dessen, was du kommunizierst. Deshalb darf man auch keine Liebesbriefe schreiben.
A "Hier ist es aber nicht sehr aufgeräumt!"
B "Ja genau, und welche Farben haben deine Augen?"
:-)

Ich würde gern mit meinem mp3-Player rausgehen in den Park, aber was, wenn ich plötzlich Lust bekomme, mich hinzulegen? Also Prunkweidesamen sollte man nur nehmen, wenn man während der Wirkung immer eine Gelegenheit hat, sich gemütlich hinzulegen. Solche Sätze sind glaub ich das Produktivste, was ich schreiben kann. Alles andere müsst ihr selbst herausfinden. Ich leg mich jetz wirklich mal hin und höre der Musik zu. Runter von der Metaebene, hinein ins Getümmel.
Ich schick Fred ein Link zu dem Song "Gong-oh" von Paolo Conte und indem ich NICHT schreibe dass ich wünschte, das Lied würde 4 Stunden gehen, glaub ich, mich altersgemäß aufzuführen.
Der Höhepunkt des Lebens könnte sein, dass man unter Drogeneinfluss eine Jahrgangsfeier besucht. Die Klasse 2005 trifft sich nach 10 Jahren. Na, was hast du aus dir gemacht? Ich bin jetzt Chef eines Komposthaufens, der gerade sehr sehr sehr heiß ist. Höre ich da das Lied "74/75"? Oder stelle ich es mir nur vor? Egal.
Jetzt 7:48 erreicht der Rausch langsam eine neue Ebene, ganz deutlich zu spüren, ja. Und mir ist ein wenig übel von dem Rest, den ich eben getrunken habe. Na, drei Schluck sind bestimmt noch übrig. Aber erstmal ist das jetzt auch genug. Also im Sinne von: es braucht nicht mehr
Wäre die Übelkeit nicht, wären die Körner eine legale, gute Alternative zu Gras. Warum nicht einfach kotzen? :-) Danach wird es doch immer besser... Das Stonedsein stülpt sich langsam hier drüber. Das schreiben fällt schwer, aber es fühlt sich auch gut an, dass es sich so schwer fällt. Ohne die Übelkeit wäre der Rausch auf jedenfall nicht so tief und gründlich. Die Musik muss lauter und wärmer und dichter. Ich will mich jetzt nicht isolieren in mir. Ich hab keine richtig schöne warme, und richtig schön melancholisch kalte Musik. Deshalb kann ich auch nicht so sein, schade. Wenn man sich nicht leiden kann, darf man auch seinen Musikgeschmack nicht leiden können. Ich mag mich. Ich finde das schon richtig, was der, der ich bin, so macht. Man kann ihn ruhig mal knutschen, denke ich mir und die Tastatur fließt - synchron zur Musik, in rhythmischen Stößen an mir vorbei, aber ich tippe noch, ich reite auf ihr, während ich mir vorstelle, dass sie ein Pferd ist. Ich hab Hunger. Der größte Fluch meines Lebens ist vielleicht, dass das Laptop-Rauschen die Musik immer verzerrt. Mich immer erinnert, dass es ja nur Musik ist, die da kommt. Ohne Rauschen keine Musik. Das es so gekopplt ist, ist grad toll. Und jetzt? hinlegen, aber erstmal gucken was danach für Musik kommen muss. Der Kaptain.
Komm, wir bohren ein bisschen da rum, solang noch Ferien sind.
Man sollte, wenn man unter Einfluss einer Substanz steht, (die Formulierung dieses Satzes ist ein schöner Spaziergang) die Wirkung nicht mit anderen Drogenwirkungs-Darstellungen vergleichen. Wie sieht es denn ohne die Klischees aus? Wie fühlt es sich an?
Die allgemeine Distanz zu allem ist toll, denn man ist auch von dem distanziert, dass den Wert der Distanz in Frage stellt. So sehr distanziert, dass es mir vorkommt, als wäre ich nur existent, weil ich schreibe, denn immerhin ist dieser Text ja ein Abdruck meines aktuellen Zustands, ich lebe im Nachhinein nur als dieser Text. Ich befinde mich gerade in meiner zukünftigen Leiche. Ich bin jetzt auch nicht mehr als das zukünftige Lesen, also mich gibt es jetzt während des Schreibens noch gar nicht, erst wenn ich gelesen werde, aber dann ist das, was Gelesen wird, schon wieder weit von dem entfernt, der das Gelesene geschrieben hat.
Ich zittere und will im Bett verschwinden.
Ich vermute, dass das, was Captain Beefheart in den 80ern gemacht hat, im selben Haus wohnen will wie das, was Peter Gabriel in den 90ern gemacht hat. Wenn die Leute wissen würden, wie Musik auf mich wirkt, würden sie sich alle in mich verlieben. Menschen machen, um sich lebendig zu fühlen, verschiedene Dinge, nicht alle passen zusammen.
Ich bin entschlossen herauszufinden, wer dieser "Fasten Bullbus" in "Pena" und anderen Lieder auf dem Album ist, ich gebe bei Google "captain beefheart lyrics" ein und mir wird vorgeschlagen gleich nach ""captain beefheart lyrics pena" zu suchen. Bin überrascht. Aha, scheinbar sind da noch andere hängengeblieben. Über mehrere Umwege finde ich dann heraus, dass es "Schnell und zwiebelförmig" bedeutet. Jetzt fühle ich mich dumm, danach gesucht zu haben, haha.. Wer sich für etwas schämt, soll nicht meckern: immerhin glaubt er wenigstens noch an etwas, haha.- Na man sollte schon wissen, worauf man sich einlässt, sonst verkrampft man. Ich stehe kurz davor, den Captain zu transzendieren oder so, wenn ich überlege zu behaupten, dass man Drogen missverstehen würde, wenn man den Captain nicht kennen würde. Mit solchen Sätzen will ich mich natürlich hier nur beliebt machen. Wie süß, dass du darüber wenigstens reflektierst. haha, danke euch. Ihr seid die besten Leser, die ich haben kann, und selbst wenn ihr nich so gut seid, seid ihr doch "voll prima!", springe ich euch mit müdem grinsen und erhobenem daume auf die motorhaube, während ihr gerade hier herumkurvt. Wenn man aber nicht an das Potential von Träumen glaubt, dann braucht man bestimmte Dinge auch nicht kosten. Bestimmte Drogen machen uns zu Künstlern. Wer gegen diese Drogen ist, ist gegen die Kunst allgemein, "und sowas muss man sich ja nicht bieten lassen, oder?", komm ich mir vor als würde mich grad jemand interviewen? Ja. :-) Dieses Gefühl ist interessanter als die Wirklichkeit: bestes Argument für jede romantische oder blutrünstige Romanik (natürlich sind diese beiden Pole willkürlich gegenüber gesetzt). Ich hab Lust auf Pizza und Armageddon. :-) Die Doppeldeutigkeit verzückt mich und ich überlege ernsthaft, mir Pizza zu holen und mich in den Film zu schmusen. Nein, nicht in diesen Film, diesen ekelhaft rührseigen patriotischen Helden-Kitsch kann ich jetzt nicht in meinen Magen lassen. Die Läden haben schon auf, der Vormittag liegt einladend grell vor mir, aber welchen Film soll ich schauen? Ich brauche manchmal Leute, die mir sagen was ich versuchen soll. Ich lag eben mit der Stirn auf meinem Unterarm und hab die Augen geschlossen und gegen den Rhythmus der Musik auf den Schreibtisch geklopft und hatte das Gefühl, als wäre mein Gesicht ein Tisch, auf den ich klopfe. - Wenn man hofft, jetzt nicht zu sterben, dann weil man glaubt, etwas wichtiges festgestellt oder etwas schön formuliert zu haben. Ich frage mich plötzlich wie in einem Fahrstuhl nach ganz unten, ob Künstler noch etwas sagen können, was die Wissenschaft nicht schon längst ausgekippt hat, scheib ich, als ich gerade das Gefühl habe, von einem freundlichen Müllauto auf eine noch freundlichere Müllkippe geworfen zu werden. Ein Schriftsteller, der unter Drogen über Drogen schreibt, kann nicht vermitteln, wie die Drogen auf jemanden wirken würden, der nicht über sie schreibt oder der mit Worten einfach anders umgeht als der Schriftsteller. Ich verstehe gerade, dass alles, was man vergisst, auch Wert ist vergessen zu werden und fühle mich beim Ausformulieren des Gedankens wie ein typischer Rausch-Dichter, der vielleicht nur den Geist seiner Generation und dem, was diesen Geist gebildet hat, kommunizieren kann und nicht etwa die Wirkungs-Essenz der Substanz, unter deren Wirkung er gerade steht. Ich bin jetzt entspannter und schäme mich nicht, ein Schriftsteller zu sein, selbst wenn ich nur ein bisschen Elend bin, das das Maul zu weit aufreißt, niemand hat mir Stabilität in diesem Leben garantiert, also soll ich auch nicht so ein Gesicht machen, als wäre ich betrogen worden. "Veterans day Puppy" hat so eine lustige Wirkung auf mein Gehirn. Es ist kurz nach um 9Uhr. Die letzte Zeit kommt mir wie ein Film vor, der sich nicht in mein übliches Leben fügt, sondern abgetrennt davon seine Gültigkeit hat. Es ist so schön, dass ich noch mit den Worten umgehen kann als wären es Gewächse, ich gestalte meinen Urwald damit, in dem es so viele Dinge gibt, die mir zeigen, dass ich nicht allein bin, dass ich etwas habe, mit dem ich mich Verkörpern kann, mit dem ich mich kommunizieren kann, für mich selbst... Alle die das hier lesen, schauen nur zu. Werfen sie ein bisschen Geld in den Hut oder gehen sie weiter. Ich hab Lust mir eine geile fette Pizza zu holen und zu grinsen und sie zu verschlingen und einen Film zu schauen und mich an jemand zu schmusen und fettgefressen einzuschlafen, damit ich es auch am nächsten Tag wieder mit allen aufnehmen kann....
Definitiv ein schöner Rausch, der das Leben lebenswerter macht, so platt und wie Werbung das auch klingt. Eben in der Küche Reis aufgekocht. Sehr gut, sehr abenteuerlich. Und es ist nichts verbrannt, nichts schimmlig, alles gut. Die richtige Temperatur, vielleicht noch etwas Honig. Ich will es nur etwas warm machen, jede Temperatur ist richtig, komm, das reicht schon! Mal kosten, wie es mit bisschen mehr Pflaumenmus-Fruchtigkeit schmeckt. Definitiv eine Bereicherung. Aber jetzt auch schon zu süß. Erstmal kein Appetit mehr. Dann hatte es ja alles einen Sinn. :)
Indem wir arbeiten, zeigen wir unbewusst, dass wir unzufrieden sind. Wenn man aber zufrieden ist, dann muss man sich das auch zeigen und eben nicht mehr arbeiten, einfach nur auf den Moment steigen. Und was mach ich jetzt hier? Ich hab ja nur die Touristen auf dem Esel meines Textes hier abgeladen... Dann schau ich mich eben auch mal um... Aber wenn ich keine Funktion habe, fühl ich mich schon wieder sehr einsam, fast wie eine Vorstufe von tot. Vielleicht bin ich nichts ohne Leute, die mir helfen mich einzuordnen? Kritiker parken die Kunst nur ein.
Können sich die sauberen Drogengegner nicht erstmal sagen: "Na irgendwas muss ja dran sein!", statt gleich zu bekämpfen. Was wollen die denn bekämpfen? Die isolierten Drogen als Systemgegner, oder das ganze Milieu, das notwendig entstanden ist als Alternative zum System? Verbotene Drogen zeigen, was in dem Staat, der sie verbietet, alles falsch läuft. Aber statt der Staat in seinem eigenen Interesse die Schlaglöcher ausbessert, bestraft er die Leute, die einen Bogen herum fahren. Über alles, was ich noch nicht formulieren kann, kann ich auch später noch nachdenken. Erstmal alle formulierbaren Gedanken vollstrecken, da, und gleich nocheiner hinterher. Das alles kannst du nehmen, das alles kannst du geben und wilde Gesten des "keine Ahnung, ob ihr damit was anfangen könnt, aber es hat der Spaß abgeworfen, indem ich grad stecke" machen... Jetzt verstehe ich, warum man mir mal den Nobelpreis geben wird, weil man der Kunst an sich auf die Schliche gekommen ist. Der letzte Literaturnobelpreis wird ironisch an jemanden verliehen, der ihn ironisch annimmt, warum also nicht an mich, der keinem akademischen Milieu entspricht? Jeder tut so, als würde er an seinem Erfolg glauben, als wäre er ein Genie, das man einfach erstmal machen lassen muss.. Würde ich nicht einfach erstmal machen, würde ich vielleicht gar nichts zustande bringen! Lasst mich hier ruhig eine Weile brüten, wenn ihr etwas Geniales von mir verlangt, ihr blöden spießigen Nazis. Ja, Faschismus wäre eine Alternative, wenn er nicht so spießig wäre. Ihr wollt, dass ich etwas abliefere... nein nein! Von dem Gedanken kann man sich auf trenne. Mein Leben hat auch einen Sinn, wenn ich nichts abliefere, wenn ich einfach alles behalte.. Aber selbst dann hätte ich die Sehnsucht, in einem sagenumwobenen Knall alles herauszuschleudern, und dann von ekligen Affen, mit denen ich nie was trinken gehen würde, für meine Authentizität gelobt werden würde. Wie werde ich auf die reagieren, wenn man mir schonmal die Chance dazu gibt? Ich würde ihnen nicht ins Gesicht springen, ich würde sie einfach schön Werbung für mich machen lassen, indem sie was auch immer an mir gut oder schlecht finden. Bin ich wirklich so seltsam? Wer Angst hat, seltsam zu sein, hat keine Ahnung, was in der Welt alles für Spinner herumlaufen. Würden eine Million Leute sich jede Woche einigen können, welche zehn Musikalben sie kaufen würden, würden sie ganz realistisch die Kulturlandschaft und damit das Land verändern können. Es ist sehr einfach, die Menschen müssen wirklich nur dran bleiben! Ich bin grad in dem Moment, in den sich ein sat1-Nachrichtenteam zurückschicken würde, um live dabei zu sein, wie sich die Idee freisetzt, ... wie die Idee schlüpft... "Haben sie gerade gesagt, sie züchten Raptoren auf dieser Insel?" - "Aua, drücken Sie meinen Arm nicht so!" Das ist also der Moment, na fein. Und welcher Moment ist da drüben? Nun, in diesem Moment hier formuliere ich gerade, dass ich von einem Moment in den nächsten springe. Und pünktlich fängt ein ganz neues Album an. Black Lips. Ich möchte allen Leuten, die diese Musik hören, zeigen, dass ich sie mag, also die Leute, die Musik sowieso. Naja, natürlich mag ich nur die Leute, die die Musik so empfinden wie ich. Sicher gibt es auch paar Nazis, die zu der Musik auf ein paar Türken-Köpfe springen würden. Schade, dass mir niemand eine Pizza serviert.
Wenn ich die Worte hier nach einem Moment, an dem ich die Uhrzeit genannt habe, durchfoste, kommen mir manche Wortteile so vor, als wären darin Buchstaben die unser deutsches Alphabet nicht kennt. Im Grunde ist es total beruhigend, wenn man keine genialen Dinge mit der Wahrnehmung anstellen kann, sondern einfach nur so versinkt in dieses angenehme Kribbel. Jeder Rausch wird auch dadurch beeinflusst, dass du dich an Leute erinnerst, die berauscht sind. Die Sympathie / Antipathie für sie beeinflusst den Rausch, um genau zu sein. Während des Schreibens des letzten Satzes habe ich mir vorgestellt, dass ich mit dem Leser auf diesem Satz über eine Straße gehe wie auf einem in Ölfarben gemalten, tropfenden Hund. (Wie sich herausgestellt hat, war das bei dem Satz eben genau so. Jetzt ist es anders, weil ein anderes Lied kommt, Navajo. Voll schön. Solche Freunde hab ich auch, wenn sie nur mal aus dem Knick kommen würden. Ich würde meine Freunde niemals gegen andere, vielleicht bessere oder erfolgreichere eintauschen. Jedenfalls wird es in ein paar Sekunden 10.Uhr und ich hoffe, und jetzt hab ich es auch geschafft, dass ich den Satz formulieren kann, bevor es 10Uhr ist und jetzt ist es 10 und alles ist bestens gelaufen, sag ich in die Kamera grinsend und der Kronleuchter kracht auf mich nieder. Ja, damit kann das Video über diesen Moment aufhören.
Ich bin etwas traurig, den Moment verlassen zu haben, aber dieser hier hat ja auch was bereit, nämlich eine entspannte Grundstimmung, die ein guter Ausgangspunkt ist für neue Momente, vor denen ich nur noch etwas Angst habe, kein echter Bammel, eher so eine Skepsis, Vorsicht... Da kommt wieder ein neuer Lehrer, mal sehen was er hat.
Jetzt trinke ich auch noch die letzten Schluck auf. :) Stimmt, ich hab da ja noch was...Sowas sagen zu können ist IMMER wichtig im Leben, prahle ich gegen meine Demut vor meinem Glück an. - Na wenn, dann aber mit anderer Musik. Belebend, aber nicht so punkig, konventionell... Also mit so einer Musik kann man sich auch nur auf die Schwingung einer Welt einlassen, die man eigentlich gar nicht will... Also die Musik spricht noch zu sehr die Sprache, deren Land ich verlassen will... So wie diese Punkmusik ja auch den Gefilden anderer Musik Widerstand leistet. Und damit der alte Gedanke: Punker, die wollen, dass du ein Punk bist, sind keine echten Punks. Es riecht nach Essen, aber ich hab keine Lust einkaufen zu gehen, erstmal das Dings trinken, aber wie gesagt, mit anderer Musik... Und bitte absolut nichts gegen die Black Lips!
Ich wäre ein guter Geschichtenerzähler, wenn ich nur eine Geschichte hätte, die mich interessiert. Aus Geschichten wird doch immer das selbe gemacht, man ordnet sie ein, man bespricht sie, man ordnet sie um, aber die Leute vor dem Fernseher machen eh damit, was sie wollen, man kann ihnen nur Ratschläge geben, aber ich will erstmal niemanden schlagen, ich wäre gern eine Ratte und andere Freunde sollen auch Ratten sein. Ich stelle mir grad das feiste Grinsen meines Nachbarn vor, der stolz einen komischen Gedanken, den er ausgefressen hat, herumhält und ich lache, aber sitze trotzdem mit meiner Lederjacke in der Ecke. Alles nur Ablenkung! Aber du willst doch abgelenkt werden! Ach, wovon denn? Da gibt es nicht viel... Ich suche ja gerade in diesen Momenten nach etwas, woran ich mich festhalten kann... Ohne die Musik im Hintergrund "Hippie Hippie Hurrah" würde ich mir viel kleiner, peinlicher, erbärmlicher vorkommen. Trotzdem definiert mich die Musik zu sehr. Das bedrückt mich alles. Alles, was mich definiert, bedrückt mich. Deshalb sind auch Leute, die nur über sich selbst nachdenken, irgendwann depressiv.
So, jetzt 10:17 den letzten Schluck. Der Tag ist total laut und voller Geröll, stelle ich fest, während ich mir den grinsenden Mund an meinem Pulli-Ärmel abwische. Das dauert zwar ein bisschen lang, bis ich den Satz geschustert habe, aber er hat seine Gültigkeit. Der Künstler ist auch nur ein Mensch, der Gültigkeit erzeugen will. Also, der etwas Gültiges machen will. Jeder Buchstabe ist ein Dominostein. Der Leser lässt sie dann alle umklappen, und wenn er mit den Gefühlen, die dabei kommen, etwas anfangen kann, dann habe ich doch meinen Job getan, dann könnt ihr mich wieder ins Regal stellen und erstmal aufs Klo gehen oder so. - Ein Künstler erzählt nie "vom Leben", sondern bloß "von seinem Leben ALS KÜNSTLER". Aber das habe ich ja schonmal angedeutet. Irgendwie ist es mir ganz recht, noch nichts Klares zu Stande zu bringen, denn das würde bedeuten, man ist reif, man ist angekommen, man steht selbstbewusst ein paar Schritte näher dem Tod gegenüber als noch vor ein paar Jahren. Oder anders ausgedrückt: Überzeugungen und klare Linien und klarer Stil und klare Zeitlinie sind was für alte Leute oder welche, die alt werden wollen, die auf etwas Eindeutiges hinauslaufen wollen. Wer "Verantwortung übernehmen" will, wer es nicht gut findet, dass ich das in Anführungsstriche gesetzt habe, wer nicht will dass ICH so wie ich JETZT bin irgendwas selbstbestimmt setze, der will alt werden. Nichts gegen Alter, aber man muss auch alt sein können, also man muss bestimmte Dinge seinlassen wollen, man darf sich nicht von anderen Leuten als sich selbst dazu gezwungen fühlen wie ein alter Mann, der sich unter dem Cafe-Tisch vor dem Kellner versteckt,; (die Szene ist untermalt von "I'll shoot the moon" von Tom Waits) --- Es ist so gemütlich hier, ich kann mich unmöglich hinauswagen, wie ein Piraten-Kapitän, der Angst vor seiner eigenen Mannschaft hat und der Bildschirm und der Schreibtisch schwankt auf diesem Boots-Tagtraum. Das hier ist also einer dieser produktiven, berauschten Momente meiner Jugend, von dem was von meiner Jugend übrig geblieben ist. Ach, da is doch noch EINIGES!, rufe ich mir zu und komm mir vor wie eine Ententante, die ein paar Wohlfühl-Phrasen gluckst, weil sie halt nicht mehr zu geben hat. Arme Ente, und Momentmal! Auch armer Tobi. Die Tatsache, dass eigentlich nichts Sinn machen muss, freut mich total. Manchmal glaub ich bestimmten Sachen nicht, weil ich sie nicht interessant genug beschrieben habe. Aber hier, das ist ein sehr sehr interessanter Moment, auch wenn ich es nicht formulieren kann, dafür muss ich aber mal pipi machen :-) - Ich bin so ordinär. Ich gehöre zu euch! Willkommen Tobi! Danke Tobi! Huch, und jetzt?`Du hast ja noch weniger als wir... Naja, aber trotzdem BIN ich ja hier... Ich kann auch wonanders sein, das stimmt... Ich hab Angst vor dem Ende des Liedes, "Blind" (talking heads) aber dann kann ich wenigstens auf Toilette gehen... "hihi Toilette klingt so vornehm", grinse ich wie ein Behinderter, der vor einer verschlossen Klotür seinen Pinkeldrang wegtanzt.
So, bin wieder zurück. Der Rausch ist auf jeden Fall verwandt mit dem, was viel Cannabis macht. Ich glaub es ist lustig, mit meinem Nachbarn gleich mal rauszugehen, einkaufen. Oh Mann, und Haare wollt ich auch mal waschen, die kleben sonstwo... Aber das kann man auch alles hinnehmen, denn es stört ja nicht wirklich bei dem, worum es eigentlich geht... Wobei es hier doch sicherer ist als draußen, ich muss mich schon zurückhalten, bei Facebook irgendeinen Quatsch zu machen....
Ich geh mit Christian bisschen raus. War schön, dass er mal reingeschaut hat. Der Vormittag ist freundlich und offen, aber auch ein bisschen wie "cold water" von talking heads... bestimmt weil es das letzte lied is, hat es so ne komische aura. aber gerade wenn ich mit leuten rede merke ich, dass ich doch klarer bin als es mir beim schreiben so vorkommt...

War lustig, ein schön chaotischer Einkauf, wir waren beide mehr oder weniger angenehm überfordert von der lustigen Vormittagswelt im Edeka. Christian hat heut nicht geschlafen und ist ganz begeistert von den neuen Möglichkeiten seines Bewusstseins und der Euphorie im Bauch. Macht jedenfalls viel mehr Spaß mit Freunden durcheinander zu sein als allein. Es macht ja sowieso mehr Spaß, durcheinander zu sein als klar zu sein. Alles was klar ist, engt ja sehr ein, aber es wird ja erst ineressant, wenn man die üblichen Muster durchbricht. Bloß nicht hinterfragen, ob der Rausch echt ist, das ist absolut nicht notwendig, es muss dir total egal sein inwieweit der Rausch (der Schlafentzug oder die Substanz) etwas mit dem zu tun hat, was du wahrnimmst... Es ist total, warum du jetzt so bist... Lass dich einfach in das fallen, was du bist. Es ist nicht nötig, sich immer umzudrehen und zu vergissern, was man da aus welchem Grund auch immer macht... Ja los, du kannst auch einfach frei sein ... Das ist die Botschaft die ich aus den letzten Stunden mit Christian und dem Hund im Park ins Buch hier mitbringen kann. Wir haben unterwegs Thomas getroffen, der letztens gedroht hatte, aus dem Fenster zu springen, er sagt er hat sich selbst aus Geisel genommen und erzählt viel darüber, warum der Kapitalismus die Menschheit kaputt macht und ich fühl mich ein bisschen wie auf einem Studentischen Stammtisch, weil das was erzählt wird keine Auswirkung haben kann. Es ist nur ein "das System ist schlecht". Das ist es ja auch, aber indem man sich gegenseitig erzählt, dass man unter dem System leidet, legitimiert man ja am Ende nur seine Resignation. Jetzt schauen mich die interessierten Leser an und fragen, was ich als Alternative zur Resignation empfehle, aber wenn ich mich von Leuten mit Tabellen und Charisma eingeengt sehe, fühle ich mich wie ein total dummes, kindisches, albernes Gör. Was weiß ich! Ich stelle nur grad fest, dass Morrissey seine Musiker anstellt, damit sie ihn als etwas Empfindsames, Selbstbewusstes, Aggressives darstellen. Morrissey ist auch nur ein Gör, das bisschen Krach macht. "Hört nur, wie laut meine Band ist. Ich hab so viel Leben und Energie und Aggression in mir wie die Band. Die Musik entspricht mir genau!" Nein nein, so einfach kannst du es dir nicht machen! Was wärst du denn ohne deine Band? Sowas soll man mir niemals vorwerfen!

Gleich 15.00Uhr. Ich weiß nicht, ob der Rausch noch da wäre, wenn ich alles auf einmal genommen hätte und nicht die letzte Tasse verteilt über den Vormittag getrunken hätte. Wann hab ich überhaupt den Rest getrunken? Ich hoffe ich hab die Uhrzeit hingeschrieben....10:17. Die Wirkung dieses letzten Schlucks, vielleicht 50ml, dürfte jetzt nicht mehr stärker werden.

Psychiv TV, gute Band. Ich fand es süß, wie fast schüchtern Genesis P-Orridge gesagt hat, er mag Psychic TV viel lieber als Throbbing Grisle. - Ich versteh den Sinn mancher Liedtexte nicht, aber find es auch nicht schlimm. Warum sollte man immer alles verstehen müssen, was andere Leute meinen? Würden die ein Interesse daran haben, dass ich es verstehe, würden sie sich gewiss nochmal melden, falls ich die gewünschte Reaktion nicht zeige. Vielleicht lass ich mir was entgehen, wenn ich mir nicht mehr Mühe gebe? Kann sein. Aber ich habe gerade gar nicht nötig, irgendwas zu verstehen. Rettende Weisheiten können sowieso überall sein. Ab einem gewissen Punkt des Rausches sollten Lieder nur noch instrumental sein, es nervt, wenn Sänger immer mit irgendwelchen Gedanken ankommen, mit denen man etwas anfangen muss... Das ist auch der Punkt des Rausches, ab dem der, der darüber schreibt, nicht mehr schreiben darf, was heißt dürfen (man "darf" auch dem, den man liebt, Hundekacke ins Gesicht schmieren), aber ich will es eben nicht. Ein Rausch wird ja auch entwertet, wann man ihn als etwas darstellt, das nicht so interessant ist wie das Schreiben darüber.
Ist ein Dichter, der berauscht den Rausch beschreibt, überhaupt glaubwürdig, wenn er noch schreiben kann? Mit diesem Satz möchte ich gern den Rausch freisprechen von all den Worten, die ich ihm zur Last lege.
- Mische jetzt DroneZone von SomaFm mit dem 20er/30er-Jazz-Radio (accuradio) und leg mich hin. War ein echt schöner Tag.

Nachtrag:
- Wenn ich im Dunkeln liege, hab ich helles, weiches Stroposkop-Licht-Flackern vor Augen.
- Ich bin kurz wach und hol mir was zu trinken, es ist dunkel draußen und ein Schatten huscht hinter einem Auto vorbei.




22 Februar 2015

22.2. - Leben ist nicht dringend

Der Typ über mir hat mich mit so lauter Metal-Musik geweckt, dass ich das Markenlogo auf den Drumsticks sehen konnte. Ich erhebe mich mit einem blöden Grinsen und wünsche mir, in einem Roman zu landen. Ich nehme mir vor, einen neuen Roman zu schreiben. Er handelt von einem insomnischen Nichtsnutz, der immer mehr Erinnerungsvermögen verliert, sein Bewusstsein verliert Vergangenheit und Zukunft, er vertieft sich in die Gegenwart, alles fließt an ihm vorbei, nichts verhärtet sich zu einer Idee, einer Überzeugung, einer Lust. Er hat nur seinen Körper, die Gegenwart, die absolute Freiheit. Ohne Identität vergisst er immer wieder was er will, wer er sein könnte. Eine 200-seitige Meditation. Das pure Jetzt und Hier als einzige Rettung vor drückender Leere, dem Vakuum des Vergessens.
"Das Leben ist doch nicht dringend!", widersprach er Morrissey und hoffte, sich nicht in den nächsten zwei Minuten schon wieder zu widersprechen, denn er ahnte, wenn das Leben wirklich nicht dringend wäre, würde er sich nicht über den plötzlichen Anfang dieses Romans wundern, in den er mit struppigem Haar und von Schlaflosigkeit verpeitschtem Gesicht landet.


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Reicht es nicht, wenn Künstler das Leben einfach ein bisschen interessanter machen? Mit diesem Gedanke will ich meine Zweifel, ob ich als Künstler tauge, erstmal ganz tief in die Mottenkiste stecken. Frag ich mich gerade, was an mir interessant ist und was uninteressant ist oder überlasse ich diese Frage den Leuten, denen ich mich anbiedere? Zweiteres natürlich. Was weiß ich, was die Menschen haben wollen. Ich kann mich nur geben, wie ich bin. Ich freu mich darauf, den Roman über Einsamkeit und Schlaflosigkeit und Identitätsverlust zu schreiben.

Wie geht es in diesem Blume-Buch weiter? Ich habe noch 30g-Prunkweide-Samen. Das wäre eine sehr sehr starke Dosis. Mit ihnen werde ich in den nächsten Tages das letzte Kapitel dieses Buches bestreiten. Immerhin habe ich sie als neuen Protagonisten eingeführt.

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Habe eben was ins Schriftstellerforum geschrieben.

Wir hinterlassen Werke, um sehen zu können, wie oder ob wir uns entwickelt haben.

Lest mal alte Texte von euch, während ihr Musik hört, die euch heute gefällt und damals gefallen hat. Merkt ihr, was sich verändert hat an euch?

Gerade bin ich etwas wackelig, ich hoffe das stört euch nicht und glaubt nicht, dass ich schreibe um zum Konsum legaler/illegaler Drogen aufzurufen. Ich höre ein kate-Bush-Album, dass ich früher mochte und heute noch mag, und lese in einem alten Philosophie-Forum Texte durch, die ich vor acht Jahren geschrieben habe (mit einem längst deaktivierten Account). Es kommt mir vor, als wenn ich unfreundlich durch die Worte hetze wie ein schnöseliger, genervter Banker... Entschuldigung! Entschuldigung! würde ich ihnen zurufen... und alles wird schneller... na egal...
Also ich höre Kate Bush wie damals, als ich die Texte da schrieb. Irgendwas ist identisch und irgendwas hat sich verändert. Das ist so interessant. Was wären wir nur ohne Aufzeichnungen früherer Äußerungen?
Es ist toll festzustellen, dass ich jetzt viel mehr Stil habe, viel reifer und stabiler und skeptischer und zurückhaltender bin als früher. Haha, was war ich aufdringlich, pampig, gehetzt. Ich klinge da wie ein Mädchen, dass sich in Nietzsche verliebt hat und zum ersten Mal sich traut, den Eltern die Meinung zu sagen. Es ist toll, irgendwo draufzeigen zu können, wenn man versucht, den Anderen glauben zu machen, dass man früher so anders gewesen ist. So naiv, so einfach gestrickt, und so pampig optimistisch.

Würdet Ihr Euch anders wahrnehmen, wenn ihr nicht wüsstet, was ihr früher geschrieben habt?
Ach ich bin so froh, dass ich euch das fragen kann. So ein Forum, so ein Internet ist schon was gutes!! :)

Oh, wie ich gerade merke, sollte ich euch lieber warnen, Musik anzuhören, die euch an eine damalige Liebe erinnert, während ihr Texte aus der Zeit lest. Es ist total schrecklich sinnlos, dass sich eine tolle Gegenwart in eine Vergangenheit verwandelt. Alles woran man sich erinnert, lacht uns höhnisch aus wie ein Autofahrer, der uns eine Weile mitgenommen hat und uns dann mitten in der Pampa rausgesetzt hat und weitergedüst ist. Wie kann man nur derart gehässig sein?

Wir stehen unserer vergangenen Jugend gegenüber wie ein Kind seiner ersten Liebe, es traut sich nicht zu sagen: bleib bei mir, ich brauche dich.

"Jetzt küss ihn doch!", sagen die lieben Freunde und die Mutter, die um mich herumstehen, ich hab eine Träne im Auge, ich fühle mich so unendlich geliebt und jetzt würde ich mich trauen, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe, aber jetzt geht es nicht mehr. Jetzt ist nur die Musik von damals hier.
Das ist so ein seltsames Gefühl, man glaubt, dass man immer noch der selbe wie früher ist, aber man weiß, dass das nicht stimmen kann.
Ich bin total aufgeregt, aber meine Eltern und Freunde sind nicht hier, um mich zu beschützen vor meiner Hysterie und Verwirrung.

Das wäre niemals passiert, wenn ich nicht die alten Texte gelesen hätte...

Es ist gut, dass es sowas gibt. Es tut gut zu wissen, inwieweit man sich verändert hat. Vielleicht ist das nicht so gut für Leute, die sich geistig und körperlich auf dem Abstieg befinden. Vielleicht ist es ihnen aber auch ein Trost, dass sie sich mit ihren frühen Texten trösten können: "ich habe mich entwickelt, das bedeutet: ich habe gelebt. Was will ich mehr? Ich bin frei..."

So wie man einem Künstler nicht unterstellen kann, dass das, was er sagt, ernst gemeint ist bzw. dass es seine eigene Meinung ist, dürfen wir das anderen Leute auch nicht unterstellen! So wie der Künstler mit Gedanken, mit Inszenierungen, Stilen und Haltungen experimentiert, soll das auch jeder andere Mensch machen dürfen. So wie ein Musiker sich an verschiedenen Genre ausprobiert um herauszufinden, was ihm liegt, womit er am meisten Erfolg hat, und noch als professioneller, etablierter Musiker sich immer an neuen Dingen ausprobieren darf. Alles was man tut und von sich und der Welt hält, ist erstmal nicht mehr als ein Test - und vielleicht nie mehr als nur ein Test.

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Ich schaue mit dem letzten Gras den Film "Birdman". So ein erstaunlich guter, kunstvoller Film. Vor ein paar Stunden gab es dafür Oscars für die beste Regie und besten Film. Und der Film war wirklich so gut wie alle sagen. Jetzt habe ich wirklich keine Zweifel mehr, was ich als Künstler will. In letzter Zeit sehe ich sehr viel gute Filme: Bad Boy Bubby, Barton Fink, Birdman... Sag mal! So viele Bs. :-)
Er wurde im Kino mitgefilmt. Die Bildqualität war gut, aber der Ton etwas dumpf und es war ein bisschen Gelache und Gerede vom Kino-Publikum zu hören. Hatte die Vorstellung, dass man so Stimmenhören entwickeln kann, aber noch bin ich nicht so weit. Eine Idee für einen Film wäre, dass man auf die Tonspur des Film eine Kinogeräusch-Kulisse legt - der Zuschauer darf nicht wissen, dass sie existiert. Er soll denken, dass das Publikum eben an dieser Stelle gelacht hat oder irgendjemand dies und das dazwischengerufen hat. Außerdem könnte man einen Film extra für die illegalen Streaming-Portale machen, Filme mit verwaschenem Bild und Ton, so dass man denkt, er wäre vom Kino abgefilmt worden, dann aber rutscht man Stück für Stück in die Welt dessen, der den Film gemacht hat. Eine Art Found-Footage-Film. "Gehört das zum Film?" - Ich habe Lust, alle Ebenen zu durchbrechen, damit man wirklich keiner Perspektive mehr vertraut, alles anzweifelt und nichts als gegeben hinnimmt, nicht mehr ohne Hintergedanken in eine Phantasiewelt eintaucht.
Habe mich entschlossen, den ganzen neuen Tag wachzubleiben. Bis seit 18 Uhr wach, das sind jetzt fast 20 Stunden. Das Licht ist grell, der Jazz entspannt und freundlich und fröhlich, der starke Mate-Tee lässt eine warme Energie stabil und angenehm durch meinen verbogenen, verspannten Körper sickern. Ich fühle mich wie eine Berühmtheit, die im grellen Scheinwerferlicht einer verwirrten Öffentlichkeit einen Bericht abgibt. Dreimal geprüft und den Satz dick und fett als richtig abgehakt. Wenig gegessen haben und mit Koffein lange wach bleiben hat eine Wirkung, die an Cannabis erinnert. Es ist ganz klar und deutlich ein anderer Bewusstseinszustand, den man für etwas Anderes benutzen kann oder einfach nur als solchen genießen kann. Von Natur aus fällt es mir ja schwer, mich auf Dinge einfach direkt einzulassen, das Schreiben schützt mich vor einer möglicherweise gefährlichen Realität. Hinter meinen Zeilen fühle ich mich jedenfalls sicherer. Ich hab zwar Lust, mich hinzulegen, aber auch weiterzuschreiben. Die Musik wird immer aufdringlicher, mein Verstand glaub sich immer unbestechlicher, oh wie gern würde ich jetzt jemandem ein Interview geben. Ich würde gern eine lebenswichtige Entscheidung treffen, aber mir fällt keine ein.

20 Februar 2015

20. und 21.02.15


20. Februar

Habe heute erfahren, dass mein Gras-Dealer gedroht hatte, aus dem Fenster zu springen, falls man seine Wohnung zur Renovierung räumen sollte. Polizei und Feuerwehr und Krankenwagen vor seinem Haus gewesen und ihn dann in die Psychiatrie gefahren. Marina ist leer, Christian ist depressiv, Schildi ist absolut abwesend, ich mach mir wirklich Sorgen und bin traurig weil ich glaub, dass es ihm egal ist. Die Stadt zieht sich langsam zu meiner Wohnung zusammen und dem Edeka und dem Weg dahin zusammen. "Alles bricht weg", könnte ein Film über die letzten Wochen heißen.
Wer würde Morrissey zuhören, wenn er so eine Stimme wie ich hätte? Und was hat Morrissey überhaupt anders zu sagen als wie es ihm geht? Warum hört man ihm zu?

Arbeit und Zufriedenheit und Sex und Alkohol stumpfen so dermaßen ab. Im Gegensatz dazu halten Arbeitslosigkeit, Unglück, Asexualität und Gras kritisch, distanziert, vorsichtig, offener für neue Reize. Bevor du dich für einen Beruf und Rausch und Partner entscheidest, frag dich, wieviel du von der Welt sehen willst und such danach entsprechend. Ich will das für die Kunstwelt sein, was du für deinen Berufsstand in deinem Dorf machen willst. Was für dich dein Lehrer oder Vorgesetzter, ist für mich ein Schriftsteller oder Musiker.
Was ist an berühmten Leuten so Besonderes? Nichts. Das wäre bei mir anders, wenn ihr mich nur auf die Bühne lassen würdet, sage ich und sagte dann "Also los, auf ins grelle Getümmel" und er hebe mich aus meinem dunklen, gemütlichen Ornette-Coleman-Bett, um diese Datei zu schreiben.
Das THC bringt die Neurotransmitter durcheinander. Man ist erregt, obwohl man nicht erregt wurde, also man ist begeistert, obwohl man von außen nicht begeistert wurde, man hat innerlich Angst vielleicht, obwohl es keinen Grund gibt, und es gibt auch keinen Grund dafür, etwas interessant zu finden, aber das Gras beeinflusst das Gehirn so, dass es Signale aussendet, die dem Körper, dem Herzen (aber nicht dem Bewusstsein, dem Verstand) vorgibt, etwas interessantes zu sehen, zu erleben.
Man sagt viel weniger den Satz "Vielleicht können wir das ja auch alles sein lassen!" Gras verzaubert die graue Wirklichkeit, damit man Lust hat, sich an sie zu halten. Die gleiche Aufgabe haben Träume. Künstler bejahen die Wirklichkeit oder nur einen ihrer Teilaspekte, damit andere Menschen etwas haben, was ihnen das Leben lebenswerter erscheinen lässt. Künstler machen die Welt schöner. Selbst der zynischste, nihilistischste, kaputteste Schriftsteller bejaht die Welt mit den kleinsten Bewegungen. Die Künstler haben die Aufgabe, so zu tun als würde das Leben Sinn machen, da der, der keine Kunst machen will/kann, mit anderen Dingen beschäftigt ist. Während die Erwachsenen arbeiten, spielen die Künstler im Garten und hinterfragen das Arbeiten ihrer Eltern, indem sie sie erinnern, dass sie auch jederzeit spielen können. Entweder du machst Kunst oder bäckst ein Brot. Also ist Kunst nur ein Urlaub? Mit welcher Rechtfertigung macht man Urlaubskunst? Bin ich vielleicht nur dazu bestimmt, sie zu konsumieren? Ist meine Schriftsteller-Phase nur eine Urlaubsphase, bevor ich mal so richtig ins Leben starte mit Beruf und Familie? Oh, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Wie gesagt: meine Hauptbotschaft ist: seid euch so unsicher wie möglich! Ja, das ist wieder eine grandiose Parole. So wie ich verunsichert bin, solltet ihr auch verunsichert sein. Jeder Künstler will sich mitgeben. Ich halte mich an dieser Aufgabe fest, weil ich nicht weiß, was ich sonst machen soll. Nichts scheint mir so plausibel wie Unsicherheit. Eine reiche innere Palette an Gedanken und Gefühlen zieht mich immer wieder woanders hin. Jetzt noch Schriftsteller, nachher ein Mörder, danach ein Waschweib, danach ein Selbstmörder (und das wäre sicher nicht die letzte Verwandlung, wenn ich etwas gewartet hätte). Selbstmord ist lustig, weil er so tollpatschig voreilig ist. Also ich bin unkonzentriert, weil ich keine Ideale mehr habe. Das kannst du auch unterstreichen. Ich wäre konzentrierter, wenn ich berühmt wäre. Weiß nicht, wo das alles hinführen soll. Die Unsicherheit ist ein schöner Rausch, ich würde ihn gern künstlerisch einfangen, in einem knallbunten Film mit viel Gefahr und Ekelzeugs und Trash. Unsicherheit befreit. So wie ich an meinen Erfolg denke, solltest du an das denken, was dir am wichtigsten ist. Diese Hilfe kann ich denen geben, die mir zu Erfolg verhelfen sollen. Ich bin sowas wie die Idee eines Gurus. Ein abstrakter Meta-Guru. Ich stecke in einer kleinen Box und man kann mich benutzen oder nicht. Mehr will ich nicht sein, weil nicht mehr in Frage kommt. Die größte Angst ist, dass man mich abbringen könnte von meinem Ziel, Schriftsteller zu werden, dass man überhaupt Gründe hätte, das zu tun. Und wieder die Frage: muss ich eine Bedeutung haben? "Nein, die hab ich oder nicht", sage ich und der Gedanke wird lauter, dass ich noch mit meiner Unbedeutendheit hoch hinaus kann, so wie jeder andere auch! Zeig eurer Nichts! Der Mensch soll sein Nichts nicht wegschuften, er soll so nichtig sein wie die Natur ihn erschaffen hat. Oder das ganze Gegenteil, als Trotz und dann am Ende wie alle anderen auch zu Grunde gehen. Der Künstler tut immer so, als wäre er jemand anders. Bin ich wirklich so, wie ich schreibe und denke? Was kann ich dagegen tun, von dicken Kritikern angemacht zu werden? Oder soll ich ihnen dann einfach laut bellend auf den Schoß hüpfen? Ich will ja nicht in ihrer Welt, sondern in meiner Welt berühmt werden, mit meinen Mitteln und nicht mit ihren Mitteln. Ich bin nur einer von so vielen Geschlagenen, ich trommel nur ein paar um mich herum zusammen: los, zeigen wir wer wir sind! Und genau dafür bin ich berühmt, weil es eben niemand anders versucht. Ich träume von einer Welt, in der jeder eine Berühmtheit ist und sowohl verehrt wird als auch die restlichen Menschen verehrt. Das würde ich sagen, wenn ich im Herzen noch bisschen Sozialismus kleben hätte... Ich will eine Welt, in der ich der Bedeutendste bin oder zumindest einer von ganz Wenigen, ganz Bedeutenden. Es ist meine leere Gier nach Macht, ob ich mich durchsetze wie die anderen Wenigen, kann mir als Künstler egal sein, wenn es auch jemand Anderen in mir interessiert. Ich will wie jeder Andere auch ein Gott, ein Heiliger, ein berühmter Mörder oder ein mächtiger Politiker zu sein. Dieses Ziel muss ich mit Notwendigkeit füttern. Ich muss Dinge tun, die notwendig dazu führen, dass ich Macht gewinne. Ich bin ein sehr zuversichtlicher Dreikäsehoch, müssen Sie wissen! Ich laufe zu "Hound Dog" von Den Residents mit strahlendem, verstrahlenden Optimismus durch die neongrünen Grünanlage auf dem Weg zum Vorsprechen bei Euch. Vielleicht mach ich auch einfach nur Lärm. Solang ich nicht irgendwas tue, werde ich immer im Ungefähren der Mutmaßung dümpeln. Erstmal anfangen mit etwas, erstmal im Sattel sitzen. Erst als Metakünstler Zwischenmensch ein bisschen Selbstreflexion, Grundscheu, Lärm und totale Distanz. Der neue in der Schule hinterfragt auch meist erst sich und dann die anderen. Ich bin noch neu in der Branche, könnt ihr mir diesen Satz, der hier grad abläuft, verzeihen? - Eben hab ich verstanden, warum ein Künstler Geschichten erfinden muss und es nicht reicht, dass er über sich redet. -
Ich habe Lust, die Nacht mit der Brechstange durchzumachen, ich interessiere mich für die Möglichkeiten, die sich dann ergeben. Vielleicht könnt ihr etwas mit den Zuständen anfangen, die ich beschreibe. Der Künstler probiert in der Schutzhülle seiner Kunst von bestimmten Zuständen. An der Beschaffenheit seiner Kunst könnt ihr dann sehen, was die Zustände bei Euch bewirken könnten. Ein armer Künstler reflektiert das Leben eines armen Menschen. Ein psychedelischer Künstler reflektiert psychedelische Erfahrungen in der Mittagspause. Ein Künstler ohne Selbstverständnis ..., usw. Die Geschichten die ich als XYZ-Künstler erzähle, reflektieren andere XYZ-Leben. Vielleicht bin ich nur ein Autor für andere Autoren, die nichts aus sich machen können als ihre Energie um sich selbst kreisen zu lassen - weil sie niemand anders haben. Dort steht meine Einsamkeit! Kann ich damit irgendwie über die Runden kommen? Was habe ich zu geben? Was habe ich zu geben? Mein Gesicht vertrocknet langsam, während diese Fragen auf mich einfliegen. Was habe ich zu geben als die Erinnerungen an die schönen Nachmittage meiner Kindheit? Es wäre so schön, wenn ich mit all den tollen Leuten die ich kenne, meine Kindheit nochmal durchleben könnte und am besten niemals älter werden. Ich denke, der Höhepunkt des Lebens ist die Hoffnung, die man als Kind hat. Alles was man als Erwachsener tut ist, seine Enttäuschung zu verwalten, seine Traurigkeit zu vergessen. Für immer aus dem Paradies der Kindheit geschmissen, trauen wir uns nur in ganz ganz schwachen Momenten, zurückzublicken. Hier geht es wirklich nicht mehr weiter! Das ist die Parole, die über dem heutigen Text flattert. Oder ist es schon die Zweite? Ich kann mich nicht konzentrieren, ich behaupte: man muss sich nicht konzentrieren, wenn man auf der Parkbank vor einem Wasserfall sitzt. Ich kann einfach genau so wie ich dasitze dasitzen, egal wie lang. Ich werde eine Partei gründen, die einzig das Recht eines jeden Menschen durchsetzen will, solang im Bett zu bleiben wie er will. Kein Terminstress, kein Gericht darf ihn zwingen, das Bett gegen seinen Willen zu verlassen. Dazu noch das Recht auf eine eigene Wohnung und Essen und Trinken, und die Menschheit wäre erstmal aus dem Gröbsten raus!! Das ist genau das, wofür ich eintreten will! Alles bis zur Durchsetzung dieses Ziels ist dann Realpolitik. Eine Partei der Geister, der Künstler, der Sitzenbleiber, der Langschläfer, der Cannabis-Konsumenten, ... eine Partei für alle, die sich auf keinen Beruf, kein Ideal, keine Tätigkeit festlegen wollen oder können, für alle die einfach nur dem Wasserfall zusehen und zuhören wollen, wie er vor sich hinplätschert, so wie das eigene Leben einfach so hinplätschert in tragischer Schönheit. Hört auf, etwas zu tun! Hört auf, etwas zu glauben! Es ist so lächerlich, an etwas zu glauben. Es ist so lächerlich, seine Geschmacksgrenzen nicht erweitern zu wollen. Ihr müsst auch andere Musik genießen können, ihr müsst auch andere Bücher gern haben können! Beschränkt euch doch nicht! Warum versucht ihr es nicht mal? Schaut, was die Residents, die Neubauten, Peter Brötzmann, Nurse With Wound geben! Cioran oder de Sade oder Burroughs oder Helge Schneider! Wir werden, indem wir die Musik- und Kino- und Bücher-Charts kaputt machen, euch das nehmen, was euch am stärksten sediert. Wenn ihr andere Kunst probieren würdet, würden sich auch andere gesellschaftliche und politische Verhältnisse schaffen lassen. Der Künstler macht, dass die Menschen offen und heiter und selbstkritisch und weltfern werden. Das kann ich als Gegenleistung für Geld und Ruhm erbringen, aber das hatten wir ja vorhin oder gestern schon.
Ich will eine neue Phase in meiner Karriere als Künstler einschlagen und damit vielleicht sogar einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Ich weiß ja jetzt, was ich bin. Jetzt kann ich mich wirklich vermehrt der Prosa zuwenden. Kleine Kurzgeschichten und Lieder, die von anderen Menschen handeln als mich. Ich spiele, als wäre ich jemand anders, wie schon in "Die Spannung steigt". Doch was es wirklich zu sagen gibt, kann ich jetzt nichtmal ahnen. Es gibt jetzt keinen Grund mehr, irgendwas zu schreiben, irgendwelche Gefühle zu kommunizieren. Ich denke mit Worten und nicht mit dem Körper. Das ist mein größtes Problem. Ich bin schön abgeschottet. Es ist wichtig, sich ab und an unangreifbar, unerreichbar, unkritisierbar zu fühlen. Ich liebe es, meine kalte, aggressive Fresse in die Welt zu halten. Haltung zeigen ist wichtig, wenn du von jemanden geliebt werden willst. Und sei es die Haltung, keine Haltung haben zu wollen. Irgendwas muss man doch zeigen? Was würdest du mir denn vorschlagen, wie ich mich verhalten soll? Hast du eine Meinung zu mir? Was soll ich tun? Ist es ratsam, mich bevormunden zu lassen? Soll ich einfach kleinbei geben? Soll ich etwas anderes als Kunst machen? Gibt es etwas, das viel besser zu mir passt? Gibt es vielleicht nichts, was zu mir passt? Wer entscheidet, was passt und was nicht passt? Ich habe keine Antwort und fühle mich total frei und einsam. Ich kann jetzt nicht mehr sagen als dass ich mich freue, gleich ins Bett zu gehen. Dort muss ich nicht schreiben, dort muss nichts beweisen, dort muss ich nicht kämpfen gegen Unsichtbares. Ich werde schon noch was mit meiner Lust und Energie anfangen können, und immer sitzt mir jemand im Nacken, der mich in die Esoterik-Ecke schieben will. Das ist so ein ekliger Kniesknaddel, der keine Freude am Leben hat, wenn er nicht alles klar einer bestimmten Ecke zuordnet. Ich muss mich von ihm und der Ecke der er mich zuordnen will distanzieren, einfach weg gehen... Und dann? Wohin jetzt? Es ist ein schöner Tag, der gerade anbricht. Ich hätte gern Schildi hier, ich will mit ihm den ganzen Tag verbringen. Es ist so mysteriös, dass er sich einfach Wochenlang wegschließt. Es machen sich bestimmt viele Sorgen um ihn. Gebe ich ihm einen Grund, depressiv zu sein? Könnte ich ihm wieder auf die Beine helfen? Das sind viel wichtigere Fragen. Während ich mich darum kümmere, ein berühmter Schriftsteller zu werden, sterben meine besten Freunde. Vielleicht bringen sich meine zwei besten Freunde dieses Jahr um. Wenn ich berühmt wäre und Geld hätte, könnte ich uns irgendwo ein schönes Haus kaufen, wo wir leben und arbeiten können. Könnt ihr nicht noch ein bisschen warten, bevor ihr ganz tief in die Kiste mit den dramatischen Konsequenzen greift? Wartet doch einfach noch ein bisschen... Das ist eine weitere Flagge, die ich hisse... Wartet doch noch ein bisschen... Lasst uns doch alle irgendwo zusammenwohnen. Unsere Verlorenheit potenzieren und ausagieren. Das Leben lohnt sich glaub ich schon....


21.2.
Habe heute meine erste Glasbong mit der Post bekommen, also ich bin endlich an das Schließfach rangekommen. Worte bilden, auf die Tastatur übertragen und zwischen ihr und Bildschirm hin-undherswitchen ist ein komplexer, anstrengender aber auch fast automatisch ablaufender Vorgang. Anstrengend automatisch. Aber eine schöne Anstrengung. Der Körper massiert das Ich. - Ach, ich sitze grad bei Christian und er schaut mich mit seinen feuchten, strahlenden, euphorischen Augen. Ich frage: "Was war? Ich hab nur deine Hälfte von diesem Gespräch gehört, aber jetzt kann ich mich auch nicht mehr an das erinnern, was du gesagt hast." Und etwas später: "Oh Christian, du bist noch keiner Frau so nah gekommen wie dir selbst, in eienr Frau steckst du maximal zu 0,5 Prozent, oder in deinem Fall von mir aus 5%. Aber du steckst zu 100% in dir."
Das viele Vergessen aktiviert die Gegenwart übermäßig. Ich bin so klug und lustig und frech wie die Musik.Es ist nervig, dass wir immer noch unsere Eigenwirkung hinterfragen. Wenn die Musik aus ist, gucken die Gesichter betrübt, wenn sie angeschaltet sind, ist auch die Musik besser. Jetzt sind wir aus diesem Graben Stille heil rausgekommen, aber irgendwann ist für immer Schluss und dann ist Ruhe angesagt. Wenn man die Zukunft vor sich hat, kann man nicht im Moment versinken. Auch wenn man Tastatur tippt, kann man nicht im Moment versinken, weil das Schreiben im Weg ist, aber wenn das Schreiben der Inhalt ist, funktioniert es. Das hier ist eigentlich nur eine Erinnerung an diesen Moment. - Ich bin so einsam, ich könnte weinen, ich sollte weinen, aber ich kann's nicht. Ich habe keine Lust etwas zu tun. Sagt dir Ent-Rüntschung was? - So einsam, ich kann der Welt nichts mehr hinzufügen. Die entscheidenste Frage ist ja: Was habe ich hinzuzufügen? Oder kann ich mich nirgendwo wenigstens einbringen? Vielleicht werde ich einfach mal ganz kalt und platt gesagt niemals das erreichen was ich will. Dann schau ich am Ende meines gescheiterten Lebens auf diese Zeilen, erinnere mich... oh Gott, ich hoffe das ist nicht bloß eine Erinnerung. Das wäre wirklich ganz schlecht, wenn das jetzt nur eine intensive, links unter dem Ohr gemütlich strahlende Erinnerung ist und ich gleich ein großer, alter Mann bin, der alles bedauert oder tottraurig ist, dass er nicht mehr jung ist. Wie werden wir uns auf diese Traurigkeiten und Bitternisse in unserer Zukunft vorbereiten? Da sitzen wir und alles ist mit dem Song "Kick Inside" von Kate Bush untermalt, der mythologische Text passt nicht die Bohne zu unserem Leben, aber die Melancholie und Sehnsucht in dem Song ist ein so boshaft ironischer Kommentar zu unserer Leere und Zukunftsverweigerung. Was habt ihr aus dem Rausch mitzubringen? Noch so eine Frage. Ich will endlich einen Job als Künstler. Ich will einfach für meine Werte werben, wie jeder Künstler und Politiker. Einer dieser Werte, Tugenden, Werkzeuge ist: Selbstreflexion wie ich hier an der Tafel vormache, aber natürlich nur an meinem Leben theoretisch. Die Hausaufgabe: macht das praktisch mit eurem Leben.

So, DAS (die beiden Bücher Blume eins und Blume zwei) würde ich Journalisten sagen, warum ich schreibe... Die Bücher sind als Antwort gedacht, wenn mich jemand fragt, warum ich ein Künstler sein will und Geld und Anerkennung dafür bekommen will. Langsam werde ich mir immer bewusster, was ich will. Es fühlt sich wie ein Wochenende an, an dem man etwas Grundlegendes lernt. Es gibt nichts besseres, als Gras zu rauchen und sich Hoffnung zu machen. Du weißt, dass es keine Hoffnung gibt, aber das Gras lässt über die Manipulierung der Neurotransmitter dem Körper ausrichten, dass es Hoffnung gibt. Gefühle und Gedanken passen jetzt nicht zusammen. Vielleicht könnte ich jetzt auch meinen Tod als Chance annehmen, dass eine neue Folge der Serie meines unendlichen Lebens beginnt. "Na dann verschwinde ich eben von hier.", tröstet sich jeder Selbstmörder. Ich wünschte die Leute würden mit ihrem Job so umgehen wie ich mit meinem Schriftsteller-Job. Da das niemand macht, muss ich dafür Werbung machen. Alle Künstler machen Handlungsvorschläge, mithilfe ihrer Personen, den Schwingungen ihrer Musik oder ihrer eigenen (privaten) Haltung zur Welt. Schriftsteller erzeugen Gedanken. So wie eine Geschichte wirken soll, sollen meine Sätze wirken. Was ich hinzuzufügen habe? Meine Sicht. Warum sollte sich jemand für meine Aggressivität interessieren? Die Leute wollen beruhigt und nicht aufgestachelt werden. Sie wollen gute Unterhaltung. Ich sitze am Rand eines Traumes und betrachte lüstern die Kehlen vorbeijoggender Hipster. Ich schwöre, dass Gras etwas gutes ist, weil auch Träume was gutes sind. Wenn ich nicht berühmt werde, könnte ich in ein paar Generationen (weit nach meinem Tod) berühmt werden als damals Gescheiterter, so wie viele erst nach dem Tod entdeckt werden. Und als genau dieser postum Verehrte will ich heute schon verehrt werden. Das ist ein lustiges Argument. Ich will ein Meta-John-Lennon werden. John Lennon wollte ja nicht John Lennon werden, er wurde etwas, was später als John Lennon bekannt wurde. Ich möchte irgendwann sowas wie John Lennon werden, aber nur um es zu sein: um Millionen Menschen zu haben, die mich kennen und hören. Jeder will von allen gehört werden. Solche Leute beschreibe ich (aus der Perspektive eines Schriftstellers), dafür will ich anerkannt werden. Huch? Für etwas das Millionen Leute haben? Warum solltest du eine Bedeutung haben, wenn du alle Leute daran erinnerst, dass ein Skelett in ihrem Körper steckt. IH! Da liegt ein Skelett in mir! Oh Gott, ich werde total scheitern. Die zwei letzten Sätze sind von weiten, felsigen, beigen Landschaften unterbrochen. Und jetzt ist auch noch die Heizung ausgegangen. So viel los hier, zumindest tut das Gehirn so als ob und das Herz fühlt sich so an. Ich glaub meine Heizung war kaputt. Total abenteuerliches Herumprobieren an den Reglern. Das Wort "Reglern" kommt mir falsch geschrieben vor. Ich glaube mein Buch kommt hundert Jahre zu spät. Das ist es, ich hab den Zug einfach verpasst. Ich bin in einer beschissenen Zeit für mich gelandet. Und die Heizung ist kaputt. Es ist toll, wie langsam alles zusammenbricht. Mir wurde heute in einem Literaturforum gesagt, mein Beitrag erinnere an Helene Hegemann. Bin ich auch nur so eine Göre? Warum hass ich sie eigentlich so? Eigentlich nur für ihren Ruhm, dafür dass man hinhört, wenn sie was sagt. Vielleicht hat sie mehr Talent. Vielleicht habe ich auch nur als ihr Feind eine Rechtfertigung als Künstler. Jeder muss sich immer entscheiden, ob er etwas bekämpfen will oder nicht. Lehne ich mich gegen mich auf, wenn ich Helene Hegemann hasse? Ich hab keine Ahnung, was ich hier soll. Noch so ein total treffender Satz. Warum sollte sich mein Publikum in diesen Zustand kommen? Warum sollte es Leute interessieren, wie es mir geht? Jemand, der außerhalb der Gesellschaft steht wie ich, hat niemandem etwas mitzuteilen. Man irrt sich wenn man sagt, dass Außenseiter cool und interessant und wertvoll sind. Die richtigen Außenseiter wird man weiterhin uncool, uninteressant und wertlos finden, sonst wären es ja keine. Wenn man Außenseiter aber wirklich cool und interessant und wertvoll findet, dann kann man niemand sein, der mit dem System zufrieden ist, außer wenn er spioniert. Er befasst sich mit den Feindes des Systems, um das System zu beschützen. Deshalb sollten wir uns gar nicht äußern. Wahrer Widerstand muss im geheimen stattfinden. Für die wirkliche Subversion darf es keine Manifeste geben. Die Kunst hat die Aufgabe, den geheimen Widerstand zu euphorisieren. Ich sitze an meinem Bücherstand und verkaufe sehr wenige Bücher, aber wer sie richtig benutzt kann mehr erreichen als ich mit einem Millionen-Honorar erreichen könnte. Das ist eine melancholische Wahrheit, sie klingt so, als würde ich niemals einen Stein werfen oder ein Auto in die Luft sprengen, als würde es mir nur gefallen, dazu aufzurufen. Wenn er mir das vorwirft, könnte ich ihm leicht beweisen, dass ich sowas auch machen würde, aber dann würde ich mich strafbar machen. Deshalb lass ich es bei der Ermutigung, die natürlich auch nur ironisch gemeint sein kann, bzw. sich im Grundsatz der künstlerischen Freiheit ausruhen kann. Gewalt ist niemals eine Lösung: schau einfach ins Tierreich. Jedenfalls wäre, indem ich berühmt werden würde, der Beweis erbracht, dass ich ironisch verstanden wurde. Niemand kauft das Buch eines künftigen Mörders. Wo ist jetzt die Ironie? Oder ist ganz klar, wo sie ist? Ich les mir das morgen durch, da steckt bestimmt eine Lösung drin. Die Heizung geht wieder, hab die Steckdose gewechselt. Gras drängt eigentlich das Sterblichkeitsbewusstsein zurück, aber wenn es ganz kalt im Zimmer ist, klappt das nicht so richtig. Will ich als was Besonderes oder als was Typisches berühmt werden? Als typischer Sonderling oder als besonderer Typ? Was macht mich zu was Besonderem, dass ich ein Recht hätte, gehört zu werden? Die erste Frage des Tages ist immer: lohnt es sich, heute aus dem Haus zu gehen? Ich liebe solche einfach, klaren, stabilen Texte, wie bunte Blumen in der Fensterbank. Da piept etwas in meinem Ohr. Sterbe ich jetzt zu "Am I Forgotten" von Rumer? Ein lautes Nadelpiep. Ein schöner kleiner Druckausgleich. Eine elektrische Grille, deren Ambient-Zirpen das Zimmer und die Musik schöner macht. Solche Sätze kann ich mitbringen. Ich habe Angst, nicht erfolgreich zu werden, weil es schon zu viele gibt, die sowas machen wie ich. Na hört mal! Wenn so viel Leute das machen, was ich mache, würde ich aber ganz anders über die Welt, das Fernsehen, das Leben denken. Das ist es doch! Wenn mehr solche Dinge wie ich im Radio und Fernsehen kommen würden, würde ich gar nicht das hier alles schreiben. Ich bin zum Glück was Besonderes. Ich hasse das, was andere machen und deshalb will ich berühmt werden, damit meine Werte wirken können. Jeder der meiner Meinung ist, gibt mir bitte eine Sendung 20.15 auf Pro7 und ARD gleichzeitig. Wenn viele Leute meiner Meinung wären, würden sie ja nicht die Millionen Bücher kaufen. Aber aber es gibt ja noch viel mehr Leute, die diese Bücher nicht lesen oder nicht gut finden. Die meisten schauen nicht diesen Film, lesen nicht dieses Buch. Was das alles bedeuten kann, hab ich nicht mehr im Blick. Kannst du ja später noch bisschen dran kauen.
Das Kiff verstärkt vermutlich gegenwärtige Unsicherheiten. Fände das Buch ja gerade deshalb interessant, unter Menschen zu bringen. Die Euphorie, die kommt, wenn man erkennt wie komplex und unsicher alles ist, wie schwer sich alles formulieren und bewerten lässt, erinnert uns an die Euphorie unserer Kindheit, in der wir auch verwirrt und hypersensibel durch die Straßen und Wälder gestolpert sind. Der Satz will mich traurig machen, aber die Musik ist zu kühn. Ich werde mich nicht vorm Älterwerden verstecken können. Jeder der mich ein bisschen aufbaut, hat einen Platz in meinem Herzen. Es ist so absurd, jemanden nicht zu küssen, den man küssen will. Warum lass ich mir diese Absurdität gefallen? Hiermit erzähle ich die Geschichte von einem Verlierer, der berühmt werden will, um seiner Liebe Schwere und Tiefe zu geben. Ich bin ein Heuchler, wie alle anderen Menschen auch. Wer sagt, er tut es nicht für sich, lügt. Wer es wirklich nicht nur für sich tut, nun... den kann ich jetzt nicht kritisieren, denn muss ich erstmal vorbeigehen lassen. Es ist so kalt hier, obwohl die Heizung an ist, das Tippen tut weh. Irgendwas hab ich falsch gemacht. (Man musste erst lernen, für welche Körperfunktionen man etwas kann und für welche nicht.... Ein Lügenzirkus! Man kann für keine was...) Wem solche Wiederholungen auffallen, muss schon viel von mir gelesen haben, also muss er mich wert gefunden haben zu lesen, also kann er mir auch diese Wiederholung verzeihen. Jeder möchte brühmt werden, um im Supermarkt angesprochen zu werden oder von Sicherheitsleuten abgeriegelt zu werden.Jeder noch so humanistische Künstler benutzt seine Werte bloß, um berühmt zu werden. Jeder Mensch möchte wenigstens so berühmt werden wie Johnny Depp, oder hält sich schon für so berühmt. Allein mit dem Wille, berühmt zu werden, kann man nicht berühmt zu werden - aber ich werde berühmt dafür, dass ich diese These bewiesen habe. Ich habe nur Recht, wenn ich nicht berühmt werden. Und was heißt das jetzt für den, der überlegen muss, ob er meinen Text verlegt? Ich kann das jetzt nicht weiter bedenken. Lieber trink ich mal was. Heute habe ich auch frischen Mate bekommen. Eine Köstlichkeit, dazu etwas Sojamilch und Agaven-Dicksaft. Eine Köstlichkeit! Eine schöne, südamerikanische Energie. Aber wenn man sie auf sich beruhen lässt, geht sie kaputt. Ich schreibe zum Beispiel mit dieser Energie. Gras intensiviert sie noch. Der perfekte Rausch. Menschen müssen auch ihren Job unter Einfluss bestimmter Drogen machen, nur so kann sich etwas verändern. Eine Leistungs-Gesellschaft, die verbietet, die Leistungen berauscht zu erbringen, will nicht in Frage gestellt werden. Wer nicht in Frage gestellt werden will, verdient es zu allererst, in Frage gestellt zu werden. Und jetzt den Film "El Topo" anschauen.
"Ich brauche regelmäßig einen anderen Bezug zum Wirklichen", sagt sich jeder, der Drogen nimmt. Lassen wir ihn doch. Lohnt es sich für mich, zu schreiben? Wer keinen objektiven Anspruch hat oder kein so strahlendes Talent hat wie die großen Ausnahmekünstler ... ach Moment, so talentiert sind sie nu nicht. Sie schreiben alle für ihr arrogantes Klientel, mit der Sprache die alle sprechen. "Talentierte Künstler" bedeutet: sie können mit den Werkzeugen umgehen, die wir ihnen gegeben haben. Auf diese Werkzeuge wollen wir verzichten. Wir wollen selbst erstmal definieren, was ein gutes Buch für uns ist. Wenn ihr meine Bücher nicht dabei haben wollten, dann habe ich auch keine Lust, mehr Gras zu nehmen, oder die Musik anzumachen oder ... überhaupt zu atmen. Ich hasse die Menschheit am meisten dafür, dass mein Glück von ihr abhängig ist. Es war schonmal gemütlicher auf diesem Stuhl. Jeder ist von anderen Leuten abhängig, sogar von Leuten die er nicht leiden kann. Menschen die ich nicht leiden kann, sind mir immer noch gut genug, um auf ihrem Rücken oder in ihrem Blut berühmt und geliebt zu werden. Das Gras erreicht eine betäubende Wirkung, die Augen schließen sich leicht, aber man ist total wach, das Gehirn intensiv durchblutet, ich werde mich mal gesünder ernähren und mehr Bewegung und so, damit ich kein Aneurysma bekomme. Ich google mal die Auslöser und Häufigkeit (wobei für dein Einzelnen ja die Statistik ja nichts bedeutet, weil er ja nicht weiß, ob er zur einen oder anderen Menge gehört). Ich spüre, dass jemand den Text liest. Das ist natürlich nur eine intensiv durchlebte Phantasie, eine sehr deutliche Hoffnung. Mit Gras kann man gut Probleme lösen, wenn man ein konkretes Problem hat. Meine Fragen sind zu grundsätzlich, als dass mir Gras schnell helfen könnte. Ich spüre nur, wie meine Verlorenheit, meine totale Unzugehörigkeit auf mich einprasselt wie bunte, heitere Musik. Bin ich jetzt schon ein guter Autor? Das ist die Frage, die wie viele andere Fragen über allem kreist, was ich mache, inklusive der Frage, ob gleich ein Aneyrisma in mir platzt. Dieser Text ist für heute auch vorbei. Wollte dem Buch ja eine Wendung geben. Oder ich beende es einfach demnächst. Wollte ich ihm, eine Wendung verpassen? Es ist so hell hier, ich weiß nicht mehr, was ich gestern geschrieben habe. Ich berühre alles, was ich sehe mit neugierigen Blicken, wie ein heuchelnder Politiker dem Volk die Hand schüttelt. Guten Tag, hallo, schönes Kind, wählen sie mich, wir Politiker sind auch nur Menschen. Wenn ich schon nicht berühmt werde, will ich mit Freunden ganz gewaltig scheitern, mit Konfetti im Haar. Nehmen wir das Abenteuer an, irgendwo einzuschlagen! Oder seid weiter depressiv und leer und nihilistisch und bieder und absurd. Ich liebe euch, aber wenn ihr nicht mitkommt, fahr ich allein mit dem Zug. Die dunkel-grünen Wände der Wohnung, und auch die Einrichtung und meine Kleidung und die Gesichtsfarbe lassen diese Szene, wo ich das mit dem Zug erzähle, so wirken als gehörten sie in den Trailer zu diesem Buch. Knarf, lass uns einen Trailer drehen zu dieser Szene. Kreativität macht Spaß. Und was ist die Konkurenz wert? Das ist auch so eine wichtige Frage. Vielleicht entwerte ich nur meine Konkurenz, um mir einzureden, ich hätte mehr Berechtigung als sie verdient. Jetzt ist es Zeit für die Residents. Die Tatsache dass noch nicht feststeht, was aus mir wird, macht mich sehr nervös. Ich brauche Stabilität. Die Residents geben mir eine Art Stabilität, indem sie mich an das Lebensgefühl erinnern, das mir die Richtung vorgeben soll. Man überlegt sich immer, welchen Weg man beschreiten will und wählt dann entsprechende Musik. Aber nachher höre ich auch Elton John und John Lennon und Pink Floyd. Meine Lied-Texte funktionieren nur, wenn ich ein Popstar bin. Wenn ihr sehen wollt, was ich wert bin, setzt mich in die richtige Talkshow. Der Stuhl wird immer unangenehmer. Soll ich was dagegen unternehmen? Kann ich überhaupt in andere Charaktere reinschlüpfen? Indem ich mich verweigerte, so und so zu tun, wollte ich herausfinden, was ich bin, doch da war nur Leere und ich erkannte, dass man sich immer bloß etwas vormacht. Also mach ich mir vor, auf der richtigen Seite zu stehen, etwas wichtiges zu sagen zu haben und dann abwarten, ob mir jemand glaubt. Es ist unnatürlich, an etwas zu glauben. Tief in uns gibt es nichts, an das man glauben könnte - alles in uns wartet darauf zu sterben. Unser Verstand, unsere Moral, unsere Leber, unser Herz, unsere Lungen, unsere Lust, unsere Friedfertigkeit, unsere Schweigsamkeit, unser Gehorsam, unsere Kraft. Alles vergeht. Nichts ist stabil. Alles ist nur Perspektive. Jedes Glauben ist ein "So tun als ob ich glauben würde". Alle tun so selbstsicher. Ich rate davon ab, weil es ohne auch geht, weil ohne sogar viel mehr geht. Das ist der Goldene Stern am Ende dieses Tages.

Alles aufgeweicht. Ein fetter schwarzer Klumpen im Garten. Je komplizierter, desto lustiger. Bald bin ich reif genug, ein Märchenonkel zu sein. Meine Wohnung riecht wie ein Sumpf, ich habe so Lust, alles zusammenbrechen zu sehen. Das ist also die existentielle Krise, aus der ich mich herausziehe, um Schriftsteller zu werden. Das ist die Reise, die ich gemacht habe. Das ist das, was ich mitgebracht habe. Solang man altert, kann man keine tiefgründige Kunst machen, weil man es immer zu eilig hat. Man müsste schon in der Zeit stehen bleiben können. Sonst hetzt man ja nur... Auch mal ein paar Jahre in eine Stimmung vertiefen, statt immer weiter springen. Alle bisherige Kunst muss sich anfühlen, als wäre sie zu hastig, zu voreilig, zu ungeduldig. Alle gegenwärtige Kunst muss für eben diese Gefühle sorgen. Es wäre doch toll, wenn sich alle Künstler weltweit dazu verabreden würden, nur noch das selbe zu machen, alle an einem Bild zu arbeiten. Sonst verliert sich eine große Kraft in der Vereinzelung. Von heute auf morgen machen alle Künstler nur noch ein düsteres Ambient, das aus glitzernden Graskekesen gebacken ist. Alle Berühmtheiten verschwimmen mit der anonymen Masse. Alles ein einziges Dröhnen. Eine Superband. Eine eigene Lebensform, eine eigene Staatsform. Schon wieder das selbe erzählt.

Ich tauche in den Film "Barton Fink" und denke mir, dass es sich nicht lohnt, die Gedanken zu merken, die mir dabei kommen, dass es sich auch nicht lohnt, interessante Gedanken zu merken, die kommen wenn man mit Leuten oder alleine kifft, dass es sich nichtmal lohnt, sich irgendwas zu merken, was jemand gesagt oder getan hat. Kein Tag, kein Mensch ist es wert, in Erinnerung behalten zu werden. Erinnerung ist eine Bürde. Erinnerung macht träge. Worte machen träge. Deswegen ist dieses Buch so schwer. Die Tatsache, dass du Bücher nicht in dein Morgenmüsli, Gutelaune-Müsli rühren würdest, beweist, dass Bücher nur Ballast sind.
Ein Künstler soll sagen, was er zu sagen hat, wenn er die Wirklichkeit nicht idealisieren will. Er soll die Welt so schwammig, unberechenbar, unsicher, unerkennbar, unverlässlich zeigen wie sie ist und nicht so tun, als wäre irgendetwas klar. Es gibt zu viele falsche Liebeslieder, es gibt zu viel Literatur die dem Leser etwas vormacht, was gar nicht haltbar ist.
Der Film bringt mich auf eine Idee. Autoren sollten nur über Dinge schreiben, in denen sie sich nicht auskennen. Ein Surrealist soll eine nüchterne Reportage über eine korrupte Bank schreiben, ein Verschwörungs-Paranoiker soll kitschige Liebesgeschichten schreiben, ein lustloser Säufer soll über die Eröffnung eines neuen botanischen Garten schreiben. Wenn man Leute zwingt, über etwas zu schreiben, was nicht "ihre Sache" ist, können ganz neue Aspekte zum Vorschein kommen. (Großes Misstrauen verdienen Autoren, die meinen über alles schreiben zu können, ohne es mit ihrem Ego, ihrem Idealismus zu verfremden.)
Außerdem denke ich drüber nach zu behaupten, dass es sich lohnt, normale Dinge in unnormalen Zuständen zu tun, um interessante neue Möglichkeiten zu haben. Der Künstler beschreibt diese unnormalen Zustände (wie Schlaflosigkeit, Besessenheit, Arbeitslosigkeit, Entfremdung, Angst, ungewöhnliche/böse Phantasien), um sie zu würdigen, um sie zu verherrlichen, zu sublimieren, zu veredeln für alle, die sich nicht schämen wollen, in diesen Zuständen zu sein oder sich für sie zu interessieren. Das ist zumindest das, was ich will.
Mein Hauptproblem: ich vergesse immer wieder, warum ich das ganze tue... Warum ich schreibe, warum ich atme. Ich hätte gern Talent. (Na dann nimm es dir!) Man muss mich gern lesen, so wie man einen Film gern anschaut, auch wenn er unkonventionell ist. Ich lese ein bisschen Kafka (seine Geschichten sind interessant) und Thomas Mann (seine Sprache ist interessant) und Willian S. Burroughs (die Art wie er Geschichten erzählt ist interessant). Außerdem denke ich oft an de Sade, dessen Lust am Bösen ich faszinierend finde. Und Bukowski an Bukowski, dessen selbstbewusste, fließende Gedrücktheit ich bewundere.. seine lakonische Art. Er hat auf jeden Fall was zu erzählen. Wenn man Autor sein will, muss man sein Leben erzählenswert machen. Warum sollte man auch sonst Kunst machen? Es tut gut, darüber nachzudenken, dieses Jahr will ich deutlich vorankommen. Talent ist jedenfalls keine Frage von Glück oder Erbanlagen. Jeder kann Bücher wie "Das Urteil" oder "Der Zauberberg" schreiben, deshalb liest sie auch jeder... Aber warum muss man solche Bücher schreiben? Und was hat der Leser davon, sie zu lesen? - Jeder Künstler versucht krampfhaft, einen "schönen Stil" zu haben oder vielleicht sogar, sich vieler Stilmittel bedienen zu können, um etwas auszudrücken. Wenn man den tollen Stil eines Autoren subtrahiert, bleiben sehr langweilige Geschichten übrig. Ich will erst berühmt sein, wenn ich wirklich gut und selbstbewusst reden und schreiben kann.
Jeder Film hat seinen Tiefpunkt erreicht, wenn sich Leute küssen oder anschweigen oder wenn sie heulen. Man kann Pornos mit oder ohne Geschichte machen, ebenso kann man ein Drama, einen Krimi, einen Horrorfilm, eine "Geschichte die das Leben schreibt" ohne Geschichte schreiben. (Euch reicht auch die Essenz, um auf Eure Kosten zu kommen!)
John Goodman ist so ein toller Schauspieler. Jeder sollte so einen Freund haben wie ihn John Goodman in "Barton Fink" darstellt.
Bekifft Filme anschauen ist so, als würde man den Film träumen, mit dem Vorteil Notizen machen zu können. Ist in dem Paket der Kopf drin? Hoffentlich wird das nicht aufgelöst.
Ein toller Film, nur die Musik stört. Sie gibt dem Film eine ironische Note oder nötigt dem Zuschauer Emotionen auf, die er gar nicht mit dem Film verbindet. Filmmusik verzerrt den Film, denn es gibt im wahren Leben keine Hintergrundmusik. Musik idealisiert Gefühle, Situationen, Menschen. Das kann man schon machen, aber man kann es auch anders versuchen.
Ich leg mich ins Bett und mach mir noch ein paar Notizen. Werde heute gut schlafen können.

02 Februar 2015

2.2. - Kekse

17:50. Das erste Mal Graskekse essen. Davor schon ein bisschen gevapped und nun mit David Byrne auf dem harten glänzenden Holzstuhl im Biolicht. Die Musik kitzelt leicht im Ohr. Eine entspannte Aufregung. Schöner Herzschlag. Ich möchte jemanden mit Sauerkirschen füttern. Mit Ed Frame bin ich heut nicht so gut verknotet, er hat so ordentliche Haare heute.
Die Videos der Residents sind gut wenn man Kiffkaffkufen an den Füßen hat, aber Ed muss gleich noch in die Bibliothek und nennt mich deshalb "Du Casper!" Er ist die Polizeimeister-Puppe und die Distanz zwischen uns ist das Krokodil.
17:55. Ich rechne in der nächsten Dreiviertelstunde mit dem Wirkungseintritt. Habe heute nur Kirschen und Schokolade gegessen. Die Musik hält mich an den Ohren fest und nötigt mir mit ironischem Zwinkern ein anderes Zeitgefühl auf und ich nehme es mit einem Cleverer-Junge-Zwinkern an wie einen bunten Wasserball. Heute bin ich besonders gemütlichich im Toaster meiner Poesie gepolstert, keine Angst, der Stecker ist draußen! Ich habe das Bedürfnis in Orange zu schreiben. Ich fahre irgendeinen Berg herunter. Oh my god what have I done? ergänzt David Byrne. Wenn man Groß/kleinschreibung einhält, siezt man den Leser. Wenn man nur klein schreibt, duzt man ihn, wenn man alles groß schreibt, schreit man, wenn man nicht mehr schreibt, wird man unsichtbar. House Of Motion kommt mir sehr wie ein verstaubtes Plastikmöbel aus einem verwaschenen 80erJahre-Werbeblock. Könnte auch in der Serie Die Dinos als düsterer schwankender fließender Spielplatz.
18:02 und ich glaube die Kekse erheben. Meine Augen fassen eine glatte weiche Welt. Eine Euhporie wie beim ersten Traum des Lebens, den in den du immer wieder zurückkehrst, versteckt in einer Ecke des Raumes, in die du gehen kannst, wenn du hier im Traum nichts weiter zu tun hast, oder in den Drehpausen entspannen willst. Jedenfalls ein ernstes Gesicht an einem mächtigen Wallstreet-Stier in einem Business-Anzug und Zigarettenqualm sagt: "Die Beine da sind aber schön durchgeknibbelt." und ich grinse ihn an und sage: "Danke!" Mein Herz ist ein munteres Kind das im Garten mit großen bunten Tüchern spielt und niemand will glauben, dass diese Tücher eine perfekte Alternative zu Freunden sind.
18:07 Das Gehirn pulsiert fröhlich mit der Musik und knibbelt ein paar Verhärtungen aus dem Kortex. Ein bisschen wie zu viel Koffein, aber ohne das unangenehme Herzrasen und auch ohne Bewegungsdrang. Ich strecke meinen langen Giraffenhals in den Konferenzraum, in dem der Stier eben meine Kribbel-Beine lobte und sage: "Das Kribbeln ist Kälte." und lasse tollpatschig die rote, dreieckige Zunge herausschlabbern, während ich darauf warte bis man mir sagt, ob ich noch etwas tun kann. Ich grinse darüber, weil ich nicht weiß, was ich davon halten soll. Ich bin klug und schreibe etwas. Ich reibe meine Augen und ein psychedelischer Schub blendet meinen Blick wieder auf die Tastatur ein, Verzerrung und übergrell, aber nach ein paar kleinen Sekunden wieder weg, eine kräftige, freundliche Betäubung, eine entspannte Aufregung (ich hangel mich hoch zum Anfang und wieder herunter ins Warme): ja den Satz hab ich schon geschrieben. Ich ziehe mich immer mehr aus dem Moment zurück. So als würde ich den Körper so stehen lassen wie ein Bauarbeiter einen Bagger zum Feierabend stehen lässt- Solang mich niemand bedient, bin ich aus. Ich bin gleich dieser Bagger, einfach stehengelassen in der untergehenden Sonne. Das ist die Natur dieser Droge. Distanz vom Körper. Einfach mal raus. Ich beobachte,. wie das Ich verschwindet. Was kann das heißen? Ich bin jetzt nur noch der Körper, ohne Ichgefühl. Ja, das Ich war nur ein Gefühl, ein möglicher Zustand des Gehirns. Der Körper ist auf das Ichgefühl nicht angewiesen - ach ja, das Ichgefühl selbst ist nur ein bestimmter Körperzustand. Alles was ich denke und bin, ist das Werk meines Körpers. Der eben davongeflogene Herr hatte die Gefühle des Körpers nur benutzt. Ein Ich hat keinen Geschmack, kennt keinen Schmerz, keine Lust - ein Ich benutzt all dies nur. Die Musik wird manchmal dumpfer. Ein tiefes tiefes Kissen. Wie sieht es denn jetzt mal ohne dieses Ich aus? Na hier funktioniert ja noch alles, all die tausend Lichter, diese ganzen Knöpfe und Regler hab ich vorher noch gar nicht gesehen und der Rausch ist wesentlich körperlicher, auch jetzt 18:22.
Bereits 32 Minuten im Magen, die Guten. Dies ist die Zeit, die mir die Kräuterhexe gesagt hat. Ich bin hellwach, hochkonzentriert, und jetzt kommt die Wirkung des Kekses heran. Schmeißt sich in den Drehsessel, der mein Kopf ist und zündet sich erstmal eine Zigarette an, ich öffne das Fenster und die graue kalte Großstadt kommt hereingeweht und alles ist wieder so groß wie in der Kindheit, alles ist so kalt und verlassen. Dies ist der Zustand, bevor ich echte Freunde finde. Vielleicht finde ich nie welche. Manchmal berühren sich fast meine Finger beim Schreiben. Ist mir das schonmal passiert oder weiß ich instinktiv welche Tasten welcher Finger drückt? Meine Hände gehen sich artig aus dem Weg wie Menschen auf der Straße, oder die Leute im Supermarkt, die sich zwischen den Regalen nicht berühren wollen, eine Hand will die andere überholen, aber ich weiß nicht welche. "Das sind jetzt die sogenannten Kiffkaff-Gedanken", schreibt eine Frau am Rand des Spielfelds in ihr Notizheft und ich würde gern mal einen Film sehen und sehen was das mit dem Film macht. Es ist ein sehr sehr angenehmes Drücken, recht kühl an den Händen, ein warmer, pelziger Druck im Gehirn, als würde es jemand in eine kratzige Hundedecke einpacken. Wie ein intensiver Film, den man sieht, na eigentlich ein meditativer Traum, der sich versenkt in ein Gefühl, einen Zustand und nicht kreuz&quer durch den Jungle der Erinnerung hetzt.
Schaue zufällig auf mein Handy. Genau vor ein paar Sekunden hat mir Schildi ne SMS geschrieben ob ich da bin. Komischer Zufall. Komisch. Vielleicht hab ich vergessen, dass ich es gehört habe? Oder bewusst nicht mitbekommen, aber das Unterbewusstsein dafür und es hat schnell geschalten. Ich bin total beschwingt. Total. Kommt Schildi gleich? Tom Waits ist laut und gut. Ah jetzt seh ich, dass Schildi vor einer halben Stunde geschrieben hat. Aber er hat definitiv geschrieben, hab eben nochmal nachgeschaut. Oh Mann, immer wenn ich dosicht bin kommt der Arme Süße in meine kalte Höhle. Ich werde keine Ahnung haben, ob es klopft, aber er wir sicher anklingeln wenn er vor der Tür steht, oh Mann, dann werde ich wieder nicht normal reden können. Ich kann meine im Weltall festgebundenen Augen bewegen, indem ich den Körper, den man ringsherum angebracht hat, einfach zur Musik schaukeln lasse. Manchmal wölbt sich das Blickfeld an der Seite ein, ich bin total gehocht, alles ist so schön hell, so hell wie bei zuviel Koffein, und genau so aufgeregt, aber man verarbeitet das was man denkt und fühlt nicht so schnell, man ist außerhalb der Routine vielleicht, wegen dem neuen Zeitgefühl. Ich glaub ich hab eben über den letzten Satz nachgedacht, als ich in einen sphärischen Rausch des Vergessens geglitten bin. Die Schönheit des Lebens hält uns bei Laune und seine Hässlichkeit auf dem Laufenden. Ich glaubte eben eine SMS zu bekommen, weil was aufblinkte, ich hetzte wie ein Hase im Zickzack über den Tisch hin und her, um das Telefon zu suchen, das am Ende doch nur dunkel vor mir liegt. Der Rausch ist wesentlich körperlicher als mit dem Vappen. Es ist eher so wie eine Bong, vielleicht noch stärker und klarer. Klopfklopf.

>> Ich weiß nicht mehr was ich gesagt hab. Ich weiß nur, was ich nicht sagen wollte... aber eh ich da durch bin... :D "Schreib das auf, ich geh rauchen."

Wir haben versucht Musik zu machen, aber ich hab mich nicht wohl am Keyboard gefühlt. Und unheimlich rege Gedanken, aber so kurzfristig. Es ist albern, einen Satz anzufangen aber auch nix zu sagen ist nervig. Irgendwie ungemütlich hier, wir brauchen einen schönen großen üppigen Garten. Sehr intensives wackersteiniges High. Alles sehr weich und agil. Schildi ist so ein Lieber und ich bin so grob und sperrig und nervig durcheinander. Ich freue mich so dass er hier ist, aber kann damit nicht so recht umgehen. Ich hoffe er weiß noch wie ich nüchtern bin. Ich bin nun 6 Stunden nach dem ich die Kekse gegessen habe angenehm melancholisch müde, kein negativer Gedanke kann sich hier über Wasser halten. Es hat Spaß gemacht mit Schildi zu reden, wir haben fast den selben Humor, und ähnliche Unsicherheiten, wir haben versucht The Big Lebowski anzuschauen aber irgendwann wurde es zu viel, eindeutig. Schildi war etwas zurückhaltend, ich wäre auch gern etwas stiller gewesen, die Tage kaufen wir uns ein paar Hustenbonbons und laufen rum, denn es ist wichtig, dass man weiß, was man später einmal machen will. Heute war ich eindeutig distanziert, war total überrascht dass ich Besuch bekam. Hätte vielleicht auf morgen verschieben sollen, dann hätte ich mich nicht so peinlich benommen, aber vielleicht bilde ich mir nur ein, dass ich nervig war. Wenn man bekifft ist, fragt man sich viel mehr, ob der Gegenüber genervt ist. Überempfindlichkeit am Haken. Der Tag kommt mir total lang und aufregend vor. Wenn sich das, was ich heute geschrieben habe, nicht zu lesen lohnt, hat sich mein Tag nicht gelohnt. Was soll aus diesem abgedichteten Zimmer nach außen gelangen? Meine Distanz zum Zimmer.





HUHU!HUHU!!HUHU!!! Wie Kinder, die nicht mit auf Schulbälle gehen wollen oder Referate halten, neugierig wie das Leben jenseits solcher Hoffnungen und Maskeraden sein kann, spielen wir Künstler mit unserem Leben wie man als freier Mensch nur spielen kann. (Mit dem Satz muss gesagt sein, dass Freiheit etwas erstrebenswertes ist, aber nicht so hart mit Worten und Überzeugung.) Jetzt kannst du gern am Textanfang weiterlesen, an der Stelle wo ich HUHU!HUHU!!HUHU!!! geschrieben habe. Aber jetzt, wo du weißt, warum ich diesen Knoten (ich meine hauptsächlich diesen Satz hier, den du vorhin beim ersten Mal lesen nicht verstanden hast) am Anfang dieses Textes geschrieben habe, kannst du mit Lesen auch aufhören, denn mehr hab ich nicht zu sagen, außer.... spielen nicht die üblichen Rollen. Wenn wir auf der Bühne stehen, weil wir nunmal eine Band haben wollen, um einfach ein bisschen Krach zu machen, spielen wir nicht nur einen Stil, wir benutzen - aus einfacher Lust - alle musikalischen Erungenschaften der Menschheit, um dem Publikum zu sagen, dass sie auch nicht immer nur ein und das selbe sind, wir tanzen übertrieben oder nicht immer passend oder gar nicht zur Musik, so wie sich auf die Leute im Publikum auch distanzieren können von ihrem Ego und sogar der Lust an ihrem Ego. Wenn wir das als Musiker können, dann kannst du das auch als Schulleiter, als Kantinenfrau, als Mutter, und auch als Namenloser, als Verliebter, als Verzweifelter, als Skifahrer, als die Erinnerung daran, wie ich mich zum ersten Mal nach der Karibik gesehnt habe. Niemand muss dich erkennen können, also du musst das echt alles nicht mitmachen. So, und jetzt hör ich vielleicht auf, darüber zu schreiben, es gibt wichtigeres. Huch! Entschuldigung, nein es gibt natürlich nichts Wichtigeres (in groß) als euch daran zu erinnern, dass ihr auch anders sein könntet, ihr könnten frei vom Rechtfertigungsdruck sein, ihr habt Zugang zu ganz anderen Schönheiten und Lüsten, das Leben wird einfach reicher, wenn man das so sagen will... So wie das Leben reicher wird, wenn man einen neuen superschönen sexy Obstsaft-Boy gefunden hat, ... ach oh, guck mal, er ist so unnahbar, weil er eine Werbung im Fernsehen ist. The Man With The Golden Gun. Huch?! Was hab ich denn eben grad am Rechner gemacht? Wie als ob ich einen Fleck am Auto wegputze. Ach ja, ich hab den text hier abgespeichert und "kifffeb19" genannt, war mir aber nicht sicher ob der 18. oder 19. ist und wollte auf die PC-Uhr klicken, aber die zeigte das Datum nicht an, weil ich die Textdatei hauptaktiviert habe. Eindeutig hinschreiben da: Kiff lässt mich sehr gut schreiben, es fühlt sich so gut an, eindeutig der Höhepunkt des Lebens, hier ist alles richtig am rechten Fleck, mein Körper funktioniert bestens, er kommt mit allem auf seine Kosten, warum sich noch um etwas anderes kümmern? Es ist doch alles da!! Das ist die ultimative politische Botschaft. Eine grüne, optimistische Partei des Lebens. Es ist doch alles da!! Ich kann mir keine bessere Botschaft ausdenken. Es fühlt sich gut an zu schreiben, oh ich werde immer nur diese Metaebene schreiben können... Ich stecke im Spalt zwischen der Welt von der ich weg will und der Welt in die ich will. Daaaa lang! Aber ich klebe an der Tastatur und das ist auch schön. Ja, warum nicht? Ihr könnt ja durch diesen Grasrausch wie durch eine Tür gehen, ich bleibe im Rahmen stehen wie in einer U-Bahn. Ihr müsst gleich in irgendeiner Station raus, ich nicht. Wer als freier Mensch sich berauscht, hat ganz andere Möglichkeiten mit dem Rausch etwas anzustellen. Deshalb zeige ich euch ein Beispiel dafür. Ich muss unbedingt ein neues Schlagwort für "frei" finden, ich will mit keiner Sekte, Esoterik-Sitzgruppe, Staatsreligion, Klatsch-Ecke etwas zu tun haben, da setz ich mich nicht hin, Mama! Seht wie das Kind bockt, es will da einfach nicht sitzen. Ist das nicht Erklärung genug? Davon will ich ja eben frei kommen, von all den Gründen, weshalb ich vielleicht da hingehöre. Wenn du jetzt glaubst,
dies und das zu sein, ganz egal was, ich würde es nicht sein wollen oder können, außer vielleicht ein reicher, nutzloser Schnösel, der berühmt ist für den Schabernak, den er mit dem Reichtum treibt. Ja, reich sein. Mehr ist es nicht. Ich will reich sein, aber ich muss dafür etwas tun, weil die blöden Menschen mir nicht grundlos ihr Geld geben wollen. Ich muss etwas dafür tun, und wenn ein Lektor diese Zeilen liest, wird er sagen "Das kann man so nicht machen, das ist zu platt, deine Nase ist nicht schön genug, als dass wir dich damit auf eine Bühne lassen könnten." aber auch davon will ich mich befreien, also auch von meinem Wunsch, berühmt zu werden. Es muss mir total egal sein, was wird... Genau dann bin ich frei. In diese Freiheit will ich nicht, denn das würde bedeuten, dass mir egal ist, wann ich sterbe. Wenn man an seinem Leben so hängt wie ich, dann kann man nicht frei sein. Oh es ist so unglaublich schön hier an der Tastatur zu sitzen und zu angenehmer Musik von früher etwas von meinem Glück mitzuteilen. Ich bin ein lebendiger Mensch und habe hier im Dorf nichts zu tun. Kann auch mal schön sein, kommt doch ab und an mal hier zu uns, wir machen Musik und ihr lasst mal eure Füße eine Zeit lang im kühlen Wasser eines anderen Lebensgefühls plantschern, vielleicht nehmt ihr ja was mit. Das sind Künstler: sie wollen, dass man sich vom Alltag löst, sie unterhalten die Kreuzfahrt-Meute auf dem Weg zum Wasserfall. Der Satz muss noch bisschen gebügelt werden, aber sonst hast du da was ganz feines gebastelt. Ich lache und jetzt kommt GoldenEye. Früher wollte ich von dem Song unbedingt das PlayStation-Spiel. Das Lied muss auf den Sampler meines Lebens. Das war mal eines meiner absoluten Lieblingslieder, vielleicht weil ich das Spiel nie hatte. Ich hatte das Gefühl, nicht zu den Leuten zu gehören, die eine Playstation haben. Das wäre ein Schritt in die falsche Richtung. Ich würde nie zu den Leuten passen, die gern Playstation spielen. Ich geh nicht auf Leute zu, ich geh ihnen lieber aus dem Weg. Jetzt hab ich verstanden, warum ich nie Playstation gespielt habe. - Es ist schon hell draußen, ich fühle mich ein bisschen, als wäre ich bei meinen Eltern zu Besuch, an irgendeinem Morgen im Gästezimmer, während alles noch schläft und ich wachgeblieben bin, um davon zu schreiben. Seltsam verknüpft. Wie zwei Spiegel die man gegenüberstellt. Zwei Unendlichkeiten. Aber eigentlich doch nicht viel mehr als ein Spiegel. Jeder Gegenstand birgt zwei Unendlichkeiten in sich, weil man jeden Gegenstand zwischen zwei Spiegel stellen kann. Sein physisches Sein ist das absolute Nichts gegen die Unendlichkeit seiner Abbilder in den Spiegeln. Die Brücke (nachdem ich mir den Hosenstall zugemacht habe... "Stall, so ein unpassendes Wort", sag ich während ich mir vorstelle, mit violettem T-Shirt und strohblonden Zeichentrickhaaren Sonnenblumen am Wegrand vor blauem Milchschnittewerbung-Himmel) -> (oh hätten wir nicht gedacht dass er den Faden wiederfindet und flüstern ihm ein, was wir sagen würden, in sein Schreiben, damit er aus dem Takt kommt und wieder vergisst, was er sagen wollte, los, schreib dass wir dir dabei im Weg sind, zu sagen, was du eigentlich willst, siehst du? Haha, der Moment hat das Schreiben benutzt um sich mitzuteilen.. Die Worte die hier in der Klammer stehen, stehen im Weg, aber sie erkennen sich... eigentlich wollte ich sagen, ) so wie lebe, ist meine unendliche Kopie der VORSTELLUNG von mir (in Form von Büchern) mehr wert als das, was da kopiert wird. Ich schreibe über mein Schreiben, damit ich etwas zum Schreiben habe. Ich verkaufe mein Schreiben, meine Tippbewegungen. Ich kann gar nicht mehr verkaufen, weil es nicht in meiner Macht liegt zu entscheiden, was andere Leute damit machen. Es gibt aber nichts, was man mit mir machen könnte, außer sich zu fragen, was man mit mir machen könnte. Ich bin ein Loch, das man nicht anfassen kann, ... oder ist es einfach nur ein Stück Papier? Siehst du, wie ich gerade verschwunden bin? (Nicht: "Hast du gesehen, wie ich verschwunden bin".. Denn man kann nur sehen, dass jemand da ist, und sehen dass niemand da ist, man kann aber nicht sehen, dass es sich verändert, man kann nur den zweiten Zustand sehen und sich an den ersten erinnern. Man kann Zeit ja nicht sehen.)
Oder bin ich immer noch da? Man kann mit Gras einfach besser schreiben, weil man entspannt ist. Aber man kann nicht mehr schreiben, als dass man entspannt ist. Ja, das Problem eines freien Künstlers ist, dass er nicht mehr als seine Gefühle mitzuteilen hat, denn er ist ja frei von Idealen, Dogmen, den Glauben an Worte... Er kann niemanden mehr überzeugen. Er ist ja auch nicht überzeugt. Ich sage nicht, dass meine Entspannung das höchste Leben ist. Also ich weiß nicht, ob das hier so gut ist (für mich... oder ob es gut wäre, wenn du es auch mal probierst... Die Klammer muss nicht geschlossen werden. Das geht auch so. Das meine ich eben: man kann die Dinge auch mal anders machen, Steffi, du musst nicht jeden Tag den Buckel krumm machen, vielleicht steigst du auch aus und schreibst so wie ich von deinem Leben außerhalb oder du fängst einfach mal was neues an. Du musst doch nicht Jahrelang an dem Bild rummalen, ... wann hast du damit angefangen? Vor zehn Jahren? Oder kurz vor dem Abitur? Du kannst auch mal was anders malen... Deine Wünsche und Träume haben sich doch bestimmt geändert? Oder war es wirklich eine gute Entscheidung für dich? Wenn nicht... mach einfach was anders... Wir Künstler helfen dir dabei, dich zu überwinden. Wir sind eine Zwischenstufe zwischen der Welt aus der du kommst und der Welt in die wir dich bringen. Der Künstler ist immer distanziert von der Welt, in die er den Leser einführt. Er kann nur mit dem Leser gemeinsam gehen, wenn er über das Schreiben im Moment schreibt. Totale Gegenwart, keine Ideen, pures Tippen. Von diesen Zuständen kann so viel ausgehen, aber ich bin kein Bäcker oder Bürosklave oder Lehrer oder Politiker, ich bin nur einer der diese Droge genommen hat und darüber redet. Kann ein Dorf so jemanden wie mich gebrauchen? Darum dreht es sich an dieser Stelle und ich weiß nicht mehr als der Leser, deshalb bin ich ihm nicht voraus, deswegen gehen wir gemeinsam durch diese Gegenwart, bloß etwas zeitversetzt, da du ja erst später hier reinschaust, in mein Tagebuch, dass ich stolz unter mein Bett lege, hoffentlich liest das jemand. Das eigentliche Leben fängt erst an, wenn es keine existentiellen Probleme gibt. So ein Mensch wie ich, der nie Hunger leidet, nie friert, nicht krank oder depressiv ist, von keinem Job abhängig ist, der nicht von irgendwas süchtig ist, der vielleicht nur ein kleines, mäßiges oder unbedeutendes Talent hat zu schreiben über sein Talent zu schreiben. Wenn er nicht schreiben würde, hätte er gar nichts worüber er schreiben könnte! Mein Leben ist total leer! Ich bin ein Nichts, das schreibt. Gut, dass das mal in aller Deutlichkeit gesagt wurde.
"Die Musik ist schön." und "Gras macht die Musik schöner.", sage ich bockig, weil ich mir vorstelle, dass mich jemand fragt, warum ich Gras genommen habe und erkenne erst jetzt glaube ich eine zweite Ebene in den beiden Sätzen, die ich wirklich ernsthaft, wie ich grad merke (glaub ich), jetzt muss ich zurückklettern und fragen was die anderen Worte gesagt haben, damit ich weiß, welche Worte ich als nächstes auf die Bühne schicke... jedes Wort sagt nur ein Wort, manche Worte dürfen sich mehrmals sagen, einige sind verwand, und ich dirigiere diesen Dorfchor... Ich glaube, ich hab mich mehrmals selbst  vereitelt. Ist jemand interessant, der an nichts glaubt? Sollte ich mich da jetzt weiter reinsteigern? Oder wäre es besser, wenn ich mir Überzeugungen leiste? Und womit bezahlen? Mein Nachbar schuldet mir noch Geld. Ich weiß nicht mehr, wofür ich da sein will, also hör ich auf zu schreiben - aber ich hab Angst, dass die Musik weniger intensiv wird dann. Mein Schreiben soll mich nur davor bewahren, zu erkennen, dass ich ein Nichts bin. Das Schreiben hält mich wie zwei Zeichentrick-Helden ihren Kumpel (der nur eine kleine Rolle in einer Episode mitspielt, der auch aus einer anderen Dimension kommt, der der realen Menschen, ... warum wurde sowas gemacht? Weil der reale Mensch (ich) im Preisausschreiben gewonnen hat (jemand hat das Unwahrscheinliche getan und mein Buch gekauft)) - das Schreiben hält mich wie diese Zwei am Oberarm, damit ich nicht von der Klippe in den Elefantenzirkus stürze... aaah, die Trickfiguren waren kleine Löwen... also das Schreiben schützt mich vor dem Nichts. Oder ich fliehe in diese Leere, damit ich Abstand zu meiner Minderwertigkeit gewinne, weil es niemand gibt, der mir einen Wert verpassen kann, und ich zu respekt- und orientierungslos bin, um mir selbst Werte zu vermitteln. Ich mag dieses Schreiben, ich bin tief in den Gedanken drin, die im Hintergrund die Fäden in der Hand haben, auch im Traum habe ich ein ähnliches Selbstbewusstsein. Es macht so Lust, ich habe Lust mich gehen zu lassen, aber was soll ich dann tun? Einfach Musik hören? Was oll ich mit meinem Leben anfangen außer daüber Lieder und Texte zu machen über meine Unfähigkeit, was anderes außer Texte zu machen. Ich webe Texte wie andere Teppiche. Mein Teppich ist zu nix zu gebrauchen, er ist gar nicht richtig da, so wie ich gar nicht richtig da bin. So ein Zwischenmensch. Interessant hier, was würden wohl Zwischenmenschen machen die nicht schreiben? Vielleicht hab ich jetzt schon paar Mal das Fazit des Textes wiederholt, aber es gibt niemanden, der mich abhält zu schreiben, ja ich kanna uch weiter schreiben, ohne dir neue Dinge zu vermitteln, ich muss nicht immer der Schriftsteller sein, den man erwarten könnte, so wie du nicht immer der sein musst, den man von dir erwartet. Das was ich mit meinen Texten mache, kannst du auch mit deinem Beruf machen. Und JETZT hab ich es auf den Kopf getroffen, jetzt heult es! Wenn Bob Dylan das mit seiner Gitarre machen kann, kann ich das auch mit meinem Stempelkissen machen. Das, was William S. Burroghs mit seinem Material macht, kann ich mit dem Lehrplan machen, den ich mit meinen Schülern durchkauen muss. Wenn Peter Gabriel überall so seine Nase reingesteckt hat, könnte ich ja auch mal andere Teile der Welt kennenlernen. Es ist interessant, wie der Künstler mit seinem Material, seiner Phantasie, seinen Farben umgeht, weil er uns dazu anstiften könnte, auf diese Weise mit unserer Arbeit, unserem Image, unserem Leben umzugehen. Er ist ein sehr indirekter Mensch, weil er das Leben auf der Metaebene des künstlerischen Schaffens lebt. Manchmal entspannt er sich, manchmal hört er ganz auf Kunst zu machen, um sich zu erweitern, um seine Fähigkeiten zu erweitern, um Material zu sammeln, mit dem er sein Kunstmachen anreichern kann, damit die Leute gern hingucken, wie er schreibt, damit sie sogar sagen: "Ja, schreib für uns!" Das könnten sie zu mir jetzt nicht sagen, denn sie würden nichts bekommen außer einen Text, in dem steht, dass ich gerne schreibe. Wer braucht einen Schriftsteller, der nur darüber schreibt, dass er schreibt? Wer braucht einen Bäcker, der Brötchen bäckt, die nicht schmecken? Was soll ich dem Dorf nützen, wenn ich nichts schreibe, was anderen Leuten außer mir nützlich ist? Aber wenn ich dazu einfach Lust habe? Wenn ich niemanden etwas bringen will? Aber ich will ja! Aber was? Mein Wille, einfach nur zu entspannen? Will ich eine Funktion haben oder nicht? Ja, will ich.
Ich darf zu einem neuen Abschnitt kommen, der alte da die Stufe runter .. (gleich schnappt die Falle zu...) der ist mir zu sehr um sich selbst gedreht, ein Knoten, der einfach nicht mehr zu lösen ist, (gleich...) er kann gern da hängen bleiben, ich hab mich da irgendwie verfahren, es braucht aber nicht gelöscht zu werden (jetzt!..). Indem ich das so hängen lasse, demonstriere ich eine gewisse Haltung zu etablierten ästhetischen Auffassungen. (Schnapp! Jetzt bin ich doch wieder zurück im letzten Abschnitt)... Findet das hier jemand gut oder finde ich es als einziger gut? Muss mich diese Frage kümmern? Ja, denn ich bin sehr allein und sehne mich nach Anerkennung. Aber wenn ich mich wie jetzt hier herstelle und sage: "Ich bin nicht mehr!" kannst du das doch auch mal auf Arbeit machen. Oder ich passe total gut in dieses Gesellschaftssystem, dann muss ich es auch nicht bekämpfen, dann ist es gut. Je besser ich irgendwo reinpasse, desto besser ist das, wo ich da reinpasse. Indem ich versuche, berühmt zu werden, teste ich aus, inwieweit ich in die Welt passe. Ich mach eigentlich nur ein bisschen Krach, um andere Leute zu finden, die mit mir Krach machen. Diese Erkenntnis macht glücklich. Der Laptop steht zu nah, er atmet sich zu sehr in die Musik rein. Was werden die Leser von mir halten, wenn ich mich jetzt einfach zur Musik ins Bett lege? Ich würde mich freuen, wenn Leute sich trauen würden, mit ihrem Job oder ihrem Jobwunsch so umzugehen wie ich. Ich bin Schriftsteller und will Geld verdienen, deswegen schreibe ich genau diese Sachen auf diese Art und Weise. Jemand anders will Tischler sein und tischlert in seinem Hobbykeller herum und will irgendwann Anerkennung und Geld dafür. Einen Tisch kann nur jemand benutzen, der einen Tisch will, diesen Text können aber alle Leute benutzen, die auf der selben Karriere-Stufe stehen wie ich im Moment des Schreibens (oder die schon weiter sind, aber das hier auch ganz nett finden). Das sind bestimmt mehr Leute als (die, die) (sind die zwei die und das Komma nötig?) einen Tisch brauchen, aber ist auch egal. Vielleicht war das nur meine Hoffnung, dass ich mehr Wert bin als ein Tischler. War vielleicht auch dumm, das zu schreiben, weil man mich für arrogant halten könnte, von Leuten die sich natürlich total auf einer Ebene mit der kompletten Menschheit empfinden. Jeder steckt in seinem Beruf fest. Deswegen bin ich Schriftsteller, aber das ist ja nicht gleich ein Grund, mir Geld zu geben. Ihr könnt mich auch in meiner Wohnung verhungern lassen, wenn ihr keinen Nutzen für mich habt. Wie willst du dich denn einbringen? Als jemand der das aufschreibt, was du gerade aufschreibst? Es gibt mehr, als nutzvoll zu sein. Ich will, dass Leute kein Problem damit haben, nutzlos zu sein (ab und an oder sogar ständig) ... Aber indem ich das tun will, indem ich das als den Kern meiner Kunst definiere, bin ich schon wieder nicht frei. Ich verlange etwas von dem Leser, was ich selbst nicht leisten kann. Mein Beruf ist zu sagen: "Hinterfragt Euren Beruf. Seit frech zu eurem Chef, zu Leuten, von denen ihr abhängt. Werdet unabhängiger." Deshalb muss ich aber auch unabhängiger vom Leser werden, sonst bin ich ja total unglaubwürdig. Ich sag: "Es geht auch ohne Anerkennung!", aber indem ich dafür Anerkennung will, mach ich mich total zum Trottel. (Bin ich vielleicht wie ein reicher Rockstar, der sich aufregt, dass nicht alle Amerikaner zehntausend Euro der Krebshilfe spenden?) Na, es geht ja darum, kein "guter" Autor im Sinne meines Chefs zu sein, aber ein "guter" Autor in meinem Sinne. Anerkennung braucht der Mensch, aber vielleicht mal zu anderen Bedingungen? Ich sage, ich habe mehr Anerkennung als irgendein anderer Schriftsteller verdient... Ein Fahrradklemtner sagt: "Ich will der beste meines Faches sein." Ich kann nichts klemptern, ich kann nur sagen: "Mach weiter! Wenn du so ehrlich und reflektiert oder so dumm und dreist bist wie ich, kommst du auch dahin wo ich jetzt bin. - Dieser Text macht natürlich nur Sinn, wenn er ein großer Erfolg wird. :-) Das ist aber auch sein größtes Problem, aber das Problem wiederum macht den Text so gut. Das ist ein ungeahnt gelungenes Ende. Wie eine schöne Blume. Oder eine normale Blume. Oder gar keine Blume, sondern nur Worte, die der eine so, der andere so sieht... Wenn ich sage, die Welt ist so und so, unterstelle ich ja dem Leser, dass er sie nicht so sieht. Oder ich zeige ihm etwas Interessantes, was er noch nicht gesehen hat. Oder ich bestätige, dass ich das, was er sieht, auch sehe. Das kann ja alles seinen Zweck haben, aber was sag ich denn über die Welt? Was zeige ich? Was sehe ich? Was weiß ich? Ich bin so verwirrt, dass es mir vorkommt, dass ich gar nicht richtig lebe, dass ich immer einen Schritt zurück bin. Ein Zwischenmensch. Das ist zumindest ein guter Titel, den ich über diesen Text hängen kann, vielleicht sogar in die Zeile, wo sie mich nach meinem Beruf fragen... Und vielleicht bin ich durch und durch ein Zwischenmensch. Der Künstler ist ein Zwischenmensch, zwischen seinem Leben als Mensch und zwischen der Welt, die der darstellt. Der Rezipent kann in der Kunst verschwinden, aber nicht der Künstler. Ein Gitarrist tanzt zu seiner Musik anders als jemand, der keine Gitarre umhängen hat. Wenn ich mich beschreibe, verändere ich mich auch. Dieses Heisenberg-Äquivalent hatte ich vor ein paar Tagen schonmal aufgeschrieben. "Ah, hallo! Wir kennen uns doch!" müsst ihr sagen wie zu seinem Typen, der dir vor ein paar Tagen schonmal auf einer Party begegnet ist... ihr hat dir irgendwas erzählt und was da noch so auf der Party war, ist jetzt erstmal egal... Da steht er und du weißt nicht, ob es nötig war, ihn zu grüßen. Damit will ich sagen: wenn ich Gedanken wiederhole, dann ist das sowas wie der Refrain in Liedern. Jemand, der Popmusik toll findet, aber es blöd findet, wenn ich mich wiederhole, soll mal vor seiner eigenen Fresse kehren (bitte ohne sie aufzureißen, danke!) ... Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich Leute mag, die meine Texte nicht mögen würden. Analog dazu: wenn ich solche Musik gut finde, wird es besimmt auch andere Leute geben, die das gut finden. Was kann ich Leuten geben, die mich mögen? Was mögen sie überhaupt an mir? Und finde ich das gut?
Hier fliegt eine kleine Fliege herum und ich habe nicht das geringste Bedürfnis, sie zu töten. Es ist total normal für mich, anderes Leben leben zu lassen. Ich finde es schön, fast zum Weinen schön, dass ich so gut und erhaben bin. Jetzt hab ich Lust die Fliege zu töten, aber sie ist weg.
Warum sollte jemand mit mir befreundet sein? Erwarte ich von Freunden etwas, was ich selbst nicht leisten kann? Was wäre ich ohne das Schreiben für ein Mensch? Bin ich ein gutes oder zumindest schlechtes Vorbild (die ja auch einen Nutzen haben)? Ich komme mir grad wie ein Heuchler vor. Aber lustig irgendwie, dass ich einen Nutzen haben will. Was wäre denn ein Bäcker, der niemanden kennt, der Brötchen haben will, wie ein Tischler dem niemand ein Tisch abkaufen will? So ein Tisch ist viel mehr Wert als den Metatisch, den ich eben mit diesem Text schnitze. Ich bin nur eine Vorstufe eines Menschen, weil ich so reflektiere. Ich bin auch nur die Vorstufe eines Künstlers. Ich stehe zwischen allen Stühlen. Man muss sich nicht entscheiden. Man kann auch außerhalb der Sterotypen, der Ideale, außerhalb einer festen Ich-Definition, außerhalb eines klaren Berufs glücklich sein... (Vielleicht sogar ohne Beruf, aber das kann ich nicht wissen, solang ich Schriftsteller bin)... Wie Kinder, die nicht mit auf Schulbälle gehen wollen oder Referate halten, neugierig wie das Leben jenseits solcher Hoffnungen und Maskeraden sein kann, spielen wir Künstler mit unserem Leben wie man als freier Mensch nur spielen kann. (Mit dem Satz muss gesagt sein, dass Freiheit etwas erstrebenswertes ist, aber nicht so hart mit Worten und Überzeugung.) Jetzt kannst du gern am Textanfang weiterlesen, an der Stelle wo ich HUHU!HUHU!!HUHU!!! unterstrichen habe. Aber jetzt, wo du weißt, warum ich diesen Knoten (ich meine hauptsächlich diesen Satz hier, den du vorhin beim ersten Mal lesen nicht verstanden hast) am Anfang dieses Textes geschrieben habe, kannst du mit Lesen auch aufhören, denn mehr hab ich nicht zu sagen, außer....