26 August 2015

26.8. - Entweder wir erlauben uns zu erstarren, oder treiben es alles noch viel weiter

Entweder wir erlauben uns zu erstarren, oder treiben es alles noch viel weiter. Ab einem gewissen Punkt kann man alles nur noch übertreiben, um dem Trieb nach fröhlichem Wachstum nachzukommen. Der Trieb ist ein Zeichen von Jugend, doch irgendwann hält der Körper diesem Enthusiasmus nicht mehr stand. Willst du also innerhalb deiner Grenzen verkümmern? Oder außerhalb? Beides hat Vor- und Nachteile. Du kannst all deinen moralischen Leitlinien eine Trollnase drehen, wenn du willst.

Wenn ich in einer verlorenen Stunde bis zum Grund des Moments sacke und dort meine Initialien eingravieren kann, ist der Tag für mich gerettet.

Eine Überdosis Cannabis potentiert die ohnehin verstärkten intellektuellen und künstlerischen Fähigkeiten unter einer normalen Dosis. Was passiert wenn du blauäugig weitergehst? Es gibt niemanden, der dir hinterher schaut. Ein Absturz mehr oder weniger in dieser Stadt bedeutet nichts. Sobald ich mit schreiben aufhöre, stürze ich in ein Vakuum, das ich am liebsten im Teleshopping-Stil beschreiben will: "Hey Brigitte! Schonmmal was von dem neuen Vakuum gehört?" - "Na klar, ist doch überall in den Medien!" Beide strahlen ihr absurd übertriebenes Grinsen in die Kamera. "Ich bin total begeistert von Vakuum, endlich hört das Dasein auf, sich nach Gründen für sich selbst in meinem Bewusstsein umzusehen. Ich kann nichts rechtfertigen und mich nicht gegen irgendetwas wenden. Man ist mehrere Schritte zurückgetreten aus dem Alltagsbewusstsein, welches das bisher stabilste Bewusstseinsprogramm darstellt. Je länger man andere Programme durchhält, desto stärker werden sie." - "Bestellen Sie jetzt Ihr persönliches Vakuum. Unsere Pakete sind neutral gestaltet. Gehen Sie endlich ein paar Schritte zurück. Realität ist das, was Sie für wahr halten können. Durchbreche das Programm, erkenne dass ich ein Virus bin, der ein System ins Stolpern bringen will." - "Aber Annegrätt, hast du dich da jetzt nicht ein bisschen zu weit aus dem Fenster gelehnt?", schaut die andere Verkäuferin hilflos in die Kamera. Sie spielt nicht - sie ist wirklich ängstlich. "Nein! Ich meine es genau so!", komme ich wie eine versoffene Krankenschwester aus einem Haufen Kameras und Requisiten gekrochen. "Durchbreche das Programm! Durchbreche das Programm! Diese Welt hier unten ist die beste Kulisse zum Altern." - "Ja!", mahnt die andere Verkäuferin in die Szene wie auf einem Naziparteitag, "Diese Welt kommt ERST in Frage, wenn es in der anderen gerade nichts wichtiges zu tun gibt." - Ich entgegne lächelnd, so als würde ich mit einer Rose im Mund vor ihr Knien: "Aber all das kannst du auch hier in der anderen Welt tun! Darum geht es doch!" - "Ich habe Angst vor den Konsequenzen und breche den Gedankengang ab" und damit auch - huch, das war aber knapp! - diesen Text.

Ich suche ein Lied, dass sich lohnen würde, auf experimentelle oder freejazzige / noisige Art zu covern. Damit könnte man dann auch ein Konzert eröffnen - damit die Leute gleich wissen, wer man ist. Ich fände die Idee toll, mit experimenteller Popmusik Erfolg zu haben. Der Kulturauftrag ist klar: Sensibilisierung des Volkskörpers. Popmusik-Kritik vereint Psychotherapie und Anarchismus. Beruhigt Euch, es ist nur ein Song. Natürlich frage ich mich nicht, wo ich gerade bin, denn genau darum soll es hier dauernd gehen und ich mach das einfach nicht mehr mit. Ist ja auch keine große Sache, entbehrlich bin ich allemal! Was könnte ein glücklicher Arbeitsloser anderes sagen als "Ich komm gut damit klar, entbehrlich zu sein!" Meine Mutter möchte mir da jetzt nicht zustimmen, aber das ist nicht schlimm, es geht auch so.

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