10 März 2015

10. und 17.03.15


10.3. - :15Uhr
Accuradio: 70er/80er-Easy Listening
SomaFM: Earwaves.

15g-Prunkwinden-Kaltauszug mit 2 Korngläsern und Ingwer aufgekocht. Schmeckt nur nach Ingwer. Ein ganzer Liter. Immer wieder gefiltert und umgefüllt. Bisschen umständlich. Diesmal aber keine Körner essen. Sind noch in der anderen Flasche. Es muss nicht so stark wie beim letzten Mal sein. Ich vermisse Gras. Lieber ein bisschen Noise hören. Alles muss lauter werden, der Sonntag soll richtig schief hängen. hab fast eine Stunde gebraucht um die Flasche zu trinken. Ich will mit Christian im Garten sitzen. Das Haus macht komische Geräusche, als hätte es Schluckauf. Der Gedanke, dass es eine Welt gibt, stellt mein Gehirn in Frage. Fehler können immer passieren. Es wird kälter. Jeder Satz ist ein perfekter letzter Satz, wie frustrierend.



17.3.

Alles was ich denke, formt alles was ich denke. Na toll, warum steht ihr nicht einfach alle mal still da! :-) Ihr müsst diesen Satz langsam aussprechen und an mildes, graues, außerordentlich weiches Sonntagswetter denken, Tauben in der Luft, freundliche Gesichter vor dem HD- Sonnenuntergang. - Die Musik rührt den feuchten Pfeffer-Geschmack in meinem Mund herum und ich schau so wie ein Hundewelpe, der zum ersten mal durchgekrault wird. Meine Finger spiegeln sich in der Tastatur, die Tasten sind verschmierte Scheiben im Regen. Distanz zur Musik wahren! Sonst fühle ich mich gleich, als würde jemand Großes Böses auf mich zugetrampelt kommen. Ich muss ein bisschen Summen, damit die Angst, die wirklich nicht angebracht ist, verschwindet. Jede Musik wirkt so kalt und ernst. Distanz dazu! Ich stelle mir vor, wie ich als kleines Kind in diesem Zimmer sitze und unter ähnlichen Umständen diese Musik höre - diese Phantasie unterhält meine Wahrnehmung. Ohne diese Phantasie würde ich komplett in das Glücksrad meiner Selbst stürzen. Die Angst erschreckt zu werden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Schreiben hilft, Dinge zu verarbeiten. Das muss nicht immer alles an eine Öffentlichkeit. Ich fühle mich wie ein Kind, das Lust hat, in bunten Klamotten durchs Heimatdorf zu laufen und alle zu einer schönen, unendlich langen Gartenparty am Rand des Lebens einzuladen. Manche Kinder streunen im Wald herum und finden Sachen, andere Kinder machen das nicht. Da hin oder da hin? Du entscheidest, ob du in den Wald gehst oder nicht. Also entweder geh in den Wald oder nicht. Eine Träne. Ich bin im Wald. Ich komm diesmal nicht zum Mittag rein. Die Tatsache, dass ich nicht feststeh, will mich weinen lassen, wie ein alter, sympathischer Gentleman im Supermarkt, der sagt: "Leg dich doch erstmal hier hin, wenn dir nicht gut ist." Ich habe keine Charakterzüge, an denen ich nicht arbeiten kann. Ich muss meine Affekte meinem Ich, besser: (an) meine(r) Ich-Losigkeit anpassen. Ich schreibe das in Klammern, weil ich gerade total erstaunt bin, dass ich nicht weiß, wie der Satz grammatikalisch korrekt ist. Und Paolo Conte meint, dass es gut ist, diesen Quatsch aus der Schule durcheinanderzubringen. Je mehr Menschen in die Schule gehen, desto geringer die Chance, dass es später originelle Künstler gibt. Der Schaden, den ein Schule zufügt, kann nichtmal durch ihren Nutzen ausgeglichen werden. Was bedeutet aufwiegen? Das es auf gleicher Ebene ist oder dass das schwerere Element das kleinere in die Höhe (r)aufgewogen wurde... Ich muss das nicht wissen. Guck mal, Mama! Der hat ein Loch in seinen Beruf gehauen... "Guck da nicht so hin, sonst glaubt er noch, dass er eine Bedeutung hat!" Und verschwunden ist was immer gerade auch Thema war.

Die zwei Gras-Flaschen knallen total, ich bin ganz distanziert, angespanntes Hirn, kräftiges Schwindelgefühl, nur leichte Übelkeit, ähnlich dem LSA-Höhepunkt. Ich bin klug, denn ich polstere mich mit heiterer, leichter Musik. Wenn ich mal ein paar Wochen nicht in diesem Buch schreibe, fühle ich mich bei der Rückkehr sehr viel weiser, denn die nicht-aufgeschriebenen neuen Gedanken können es kaum erwarten, Wirkungen zu zeigen wie Gremlins. Ohne dieses Schreiben würde ich abstürzen in den Rausch, ich würde nur Angst und Panik fühlen, meine Verwirrung würde mich zum Kotzen bringen oder mich einfach nur nach unten drücken wie man einen Hundewelpen ertränkt, obwohl niemand das erwarten würde. Ich finde es lustig, wie diese Worte Sinn ergeben, oder auch kein Sinn ergeben. Es sind Worte, die von so vielen Menschen verwendet werden. Auch das, was hinter ihnen ist... Es fällt mir total schwer, zu verstehen was ich meine, ich wollte sagen, dass ich nichts Verwerfliches mit diesen Worten mache. Ich kann mich gerade damit identifizieren, ein freundlicher lieber Junge zu sein, der sich um irgendetwas kümmert. Heute ist die Verwirrung und Vergesslichkeit ganz hoch, schrecklich hoch! Den letzten Satz muss man sich gesprochen von Alex aus Clockwerk Orange vorstellen. Der saftige schwarze Pfeffer-Schmerz hat sich ausgeblendet. Ich habe mit dem Pfeffer gegen die Panik aufgrund der extremen Offenheit der Kanäle zu steuern versucht und es hat geklappt. Die Formulierung des Satzes ist ein schönes, gelbes, leuchtendes Abenteuer an der Hauptstraße meiner Heimatstadt vor 25 Jahren. Schönheit kann es nur im Rückblick geben. Man kann unmöglich in eine Schönheit eintauchen, man kann sich im Rückblick nur wünschen, dass man in sie eingetaucht wäre. Diese Reue macht sentimental und die Sentimentalität lädt die Vergangenheit mit positiven Schwingungen auf und deshalb erscheint sie wert, erzählt zu werden. Als Erwachsner könnte man nur Schönheit empfinden, wenn man vergisst, dass man ein Erwachsener ist, doch man kann es nicht vergessen, man kann sich nur vorstellen, was man als Kind empfunden hätte. Cannabis könnte helfen kurzfristig "mit Leib und Seele" zu vergessen, dass man kein Kind mehr ist. Ich würde jetzt aus Kaltherzigkeit fast das "mehr" herausstreichen. Aber jetzt scheint es mir noch interessanter als eben. :-) War das jetzt lustig? Ich kann jedenfalls nicht einschätzen, ob aus mir mal was werden wird... Warum kann ich mich nicht damit abfinden? Ich leide wohl mehr an meiner Einsamkeit als ich zugeben will. Es ist nicht schlimm, wenn ich mich wiederhole. Wichtige Dinge können doch wiederholt werden, ich sehe da kein Problem... Wollt ihr denn wirklich, dass ich mich so anstrenge, eure süßen zuckerigen - ich will mit Fred irgendwo hinfahren - Erwartungen zu erfüllen? Ich will nicht böse klingen, aber es ist nicht ok, was ihr macht. Es ist keine Frage des Geschmacks, sondern die Frage ob man opportun ist oder dissident. Regierung und Opposition kann den selben Musikgeschmack haben, ohne Lust zu haben, ihre Ansichten aufzugeben. Sie sehen anders, obwohl sie auf der selben Welle der Empfindungen schwimmen. Also lehnt ihr alle wie mich ab...Damit hoffe ich nur, dass es jemanden gibt, der etwas mit mir anfangen kann. - Die Arroganz meines Ich, ... diese Arroganz pumpt mich mit Ehrgeiz auf, wenn ich mich nicht so wichtig nehmen würde, könnte ich ein Leben auf Rente führen mit Tee, Gras, Musik und Freunden. Dann bin ich nicht mehr als eine seelenlose Puppe. Möglich in einer Umgebung, in die man sich fallen lassen kann, aber nicht in einer Stadt wie dieser! Wenn man nicht im Einklang mit der Natur lebt, darf man auch den Ehrgeiz haben, die fehlende Natur mit Rausch und Hoffnung auszugleichen. Der Ruhm als Ersatz für Anerkennung in einem Freundeskreis, der mir alles gibt was ich brauche. Cioran bewertet die Hoffnung total anders als Nietzsche. Die beiden stehen im Türrahmen wie seltsame, kiffende Onkel auf einer grotesk-langweiligen Kindergeburtstagsparty. Hier in dieser Stadt hat Cioran mehr Gültigkeit, aber draußen im Wald und oben im Gebirge und auch auf dem Meer hat Nietzsche mehr Gültigkeit. Viele meiner Cioran-Parodien sind ganz vortrefflich gut. Sie drücken etwas Wahres in mir aus, nämlich das, was Cioran in mir hinterlassen hat, ob er wollte oder nicht. Charakterzüge entstehen, wenn man lang genug etwas parodiert. Natürlich benutze ich Cioran, um mein Bedürfnis nach Nüchternheit, nach Mutigsein, nach Trost zu befriedigen. Und wahrlich zufrieden streichle ich mir meinen Bauch. Ich würde niemals meine Kindheit wiederholen wollen, ich würde es nur nochmal neu versuchen wollen, mit dem Wissen, den Gefühlen, dem Ich, das ich jetzt hab. Ich glaube der Satz ist grammatikalisch unrein. Aber das ist nicht so schlimm wie "Ich glaube, hier sind Raptoren in diesem Parkhaus..." Ich lass es stehen, so wie ein Maler einen Klecks an der Wand lässt, er ist Teil einer Geschichte, es ist bald entscheidend, dass er den Klecks da gelassen hat. Denn es ist wichtig, dass sich Leute entfernen, die diesen Klecks unsympathisch finden. Wer wegen ein paar Tippfehler meint, ich wäre nicht wert, gelesen zu werden, der kann einfach nicht mein Freund sein. - Ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass das Gras (mit Watterfall Bong) so extrem doll reinhaut. Warnung: die Übelkeit steht der Empfindlichkeit für Musik im Weg, die allgemeine Ratlosigkeit, was ich als nächstes tun soll, macht mich müde. Ich sollte jeden Tag die selben wenigen Bewegungen machen, und irgendwann kommt vielleicht jemand vorbei, der meine Schwingung gebrauchen kann. Die Betäubung und grelle Müdigkeit machen dem Bewegungsdrang noch schlechtere Laune als er eh schon hat. Die Intensität ist beim Schreiben und Musikhören sehr stark, solang man nicht über das nachdenkt, worüber ich jetzt für diesen Satz nachdenke. Aber es ist keine Euphorie, eher eine kräftige Betäubungs-Achterbahn, die massierend durch die Stirn, die Schläfen und den Unterkeifer brettert. Es sind weiche Bretter, die anch Dachboden durften. Manchmal stoße ich mich an einem Wort wie ein Betrunkner an einem Dachbalken und meine Hände schreiben nicht Buchstaben, sie versuchen mir zu entkommen, sie fühlen sich beobachtet und wissen, dass sie nur schreiben, weil ich es will - aber vielleicht finden wir, indem wir diese Knöpfe drücken, zu dem Schalter, der uns von deinem Körper trennen kann, wenn wir ihn ein bisschen durch das Lesen dieses Satzes gedrückt lassen und jetzt plötzlich wieder den Finger davon wegnehmen, weil wir nicht einschätzen können, was wir gerade getan haben. Jeder Autor hat das Recht zu sagen: "Ich will, dass mein Ruhm meine Texte aufwertet." Ich habe nichts dagegen, wenn man meine Bücher als Bewerbungen um/für das Amt des Bundespräsidenten empfindet. Ich erschrecke über die Nachbarschaft und gleichzeitige körperliche Distanz zwischen mir und Schildi. Er wird mich einfach nicht so leiden können... Ich muss unglaublich anstrengend sein. - Ich hasse alles, was mich wie ein Grobian wirken lässt. - Die letzten Tage bringen mich Menschen immer mehr zum wundern und ich fühle mich schnell von Dingen bedroht oder beleidigt. Ich habe den Leuten, mit denen ich regelmäßig Umgang habe, einfach nichts interessantes zu sagen, und mit dem, was sie sagen, weiß ich auch nichts anzustellen und bald wird man mir Teilnahmslosigkeit und Kälte vorwerfen. Auch deswegen ist es gut, zu schreiben... Um nicht abzustumpfen in der Fülle der Möglichkeiten. Hinterlass uns etwas, wenn du schonmal dabei bist... Und was hast du noch so gefunden? ... Wenn man aus Kunst kein Geschäft machen würde, gäbe es viel mehr voneinander verschiedene Kunst. Ein Markt ebnet Möglichkeiten ein und verfestigt zufällige Moden, die ohne ihn gar nicht erst entstanden wären. - Es tut gut, das Schreibbedürfnis weggeschrieben zu haben. Was ist besser? Die Schöpfung oder das Geschaffene? Beide bedingen einander, also musst du dich nicht entscheiden. Schreibe, wenn du willst und schreibe nicht, wenn du nicht willst. Das, was nicht so wichtig/interessant/schön ist, sorgt dafür, dass sich das Wichtige, Interessante, Schöne entwickeln und entfalten kann. Später kannst du ja das Gerüst des Unwichtigen, Uninteressanten, Unschönen abbauen - da kann dir bestimmt jemand helfen. Oder du überlässt es zumindest in Teilen dem Leser. Meine leichte, aber nervige, aber nur leicht nervige Übelkeit rät mir etwas, was ich vergessen habe, hätte ich doch den Satz erst angefangen, nachdem ich den Rat abgespeichert habe. Film-Idee: jemand erfährt in so einem heftigen Cannabisrausch, dass heute morgen seine Mutter gestorben ist. Wenn Cannabis schon ein Alltagsgehirn aufpumpen kann, was kann es dann erst in Extremsituationen mit dem Gehirn machen!? Cannabis verschärft wie Schlaflosigkeit die metaphysischen Probleme, aber auch die Lösungen. Ich hoffe, ich schaffe es, die nächsten Tage nichts zu essen, ich fühle mich so ungesund. Die Winterdepression muss raus! Ich darf nicht mehr so viel sitzen, der Raum ist so klein und seine Wirkung auf mein Herz ist verwandt oder sogar identisch mit dem zarten, dumpfen Schmerz, den meine Daumnagelbett-Entzündung erzeugt. So pervers es ist, sich selbst die Daumen abzuhacken, so pervers ist es, in diesem Zimmer zu sitzen und diesen Satz zu schreiben. Alles was ich der Welt hinterlasse, kommt aus meiner Unfähigkeit, über meine Bedeutungslosigkeit und Einsamkeit zu weinen oder zu lachen. -






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