13 Juni 2015

13.6. - Wo glitzere ich auf einmal hin?

Irgendwann musst du dich stellen, dröhnt es schwankend. Meiner Zuversicht müde, steige ich in die Treppe herab.
Man kann sich von allem Bedrückenden lösen, bloß nicht von der Lust, bedrückt zu sein.

Ich schichte viele Ich-Fiktionen von mir in meinem Hirn übereinander wie Folien, sie kommen nicht mehr zur Geltung, wenn mein Gehirn erleuchtet ist. - Man sollte unter Menschen nicht für dies abstrakte "Ich" sprechen, sondern für das konkrete Gehirn im Kopf. Unser Gesicht verhindert, dass wir uns den anderen richtig nähern können. Alles was uns unterscheidet, hemmt das Vertrauen in unsere Gemeinsamkeiten, lenkt uns ab vom Wesentlichen, also unserer Neurologie und unserer Sprache.

Seltsam. Steuert diese Ich-Idee meine Finger und Hände? Was in diesem Körper kontrolliert seine Bewegung? Was in ihm schreibt diese Frage? Wen in mir frag ich, ob mir die Musik gefällt und ob ich diesen Typen da mag und welche Partei ich wähle? Welches Lied meint es ehrlich mit mir? Wäre es gut, wenn ich alles, was man mir als mangelhaft oder uninteressant vorwerfen könnte, ganz bewusst und so brutal wie lustvoll übertreibe? "Ich tu alles dafür, richtige Aufmerksamkeit zu bekommen!", rufe ich durch die menschenleere Straßen bei Sonntagswetter und Musik, die ich noch nie so laut mit Kopfhörer gehört habe.

Wenn man nicht spüren kann, ob die Zeit zu schnell oder zu langsam vergeht, steckt man in der Zeit fest und altert nicht. Man altert nur, wenn man sich den Älterungstrieben in sich hingibt, die bei bestimmten Verhaltensweisen aktiv und beim Wegbleiben dieser inaktiv werden.

Alles, was ich von mir sagen kann, lohnt, manisch vertieft zu werden. Wenn man lang genug drauf kaut, fängt es zu blühen an. Die Langeweile öffnet den Samen einer langweiligen Idee, aus der großartige Gedanken wachsen können, wenn man Glück hat und der Boden fruchtbar ist. Dein Gehirn ist eine gigantische Sammlung von Gedanken, die Handlungen auslösen können. Die Langeweile, also die Beruhigung, Entschleunigung, Ziellosigkeit, pflügt den Acker um, auf dem dein Ich wächst. Ich stemme ein hartes Lächeln gegen den weichen Ernst der Wahrheit.

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