12 Juni 2015

Der Weg nach unten

(1) Wenn man das Bewusstsein mit Drogen verändern kann, kann man die Gesellschaft auch verändern.

(2) Psychedelische Kunst hat in einem Land, in dem psychedelische Drogen legalisiert sind, lediglich die Aufgabe, Menschen an psychedelische Zustände zu erinnern. Psychedelische Kunst würde nicht mehr sein als eine Werbung für einen Alltagsgegenstand, wie z.B. einem Fensterputzmittel. Wenn man psychedelische Drogen hat, will man ja sich und die Welt anders wahrnehmen und nicht andere Kunstwerke, die nur Werbung für die Wirkung machen wollen. (Psychedelische Kunst ist für nüchterne Menschen nicht mehr als ein Urlaubstipp.)

(3) Berauscht zu schreiben bedarf Übung = Gewohnheit. Das, was der Rausch offenlegt, kann nur schriftlich komprimiert und konserviert werden, wenn das Schreiben dem Rausch standhalten kann. Dieses Standhalten versuche ich mit den Blume-Texten zu trainieren. Für die Notizen, die ich unter Cannabis-Einfluss gemacht habe, musste ich bei Weitem nicht so viel Kraft aufwenden wie ich es unter DXM muss, zumindest wenn ich die dissoziierenden Effekte genau festhalten will.

(4) Stil kommt aus der Haltung zum Leben. Die individuelle Biographie färbt Stil ab. Es wäre total absurd, total blöd wenn ich jetzt plötzlich sterben würde. Ich versuche darüber sachlich zu lachen - so wie Blixa Bargeld lacht, wenn er interviewt wird.

(5) "Wichtig ist nicht, was man sagt, sondern was man nicht sagt." Aber alles was man nicht sagt wird beeinflusst von dem was man sagt. Würde man das streichen, was jemand sagt, würde er gar nichts sagen. Und das kann ja nun jeder. Das was du sagst, lässt auf das schließen, was du nicht sagst. Aus dem, was du gesagt hast, spinnt man sich Dinge zurecht, die du vielleicht sagen würdest, aber nie gesagt hast. Je mehr man sagt, umso weniger wird man von Anderen zu einem runden, vollständigen Charakter fingiert.

(6) "Wir müssen die Menschen in Arbeit bringen." - Häh? Also entweder ich hab hier einen Sinn oder eben keinen. Die "Politik" und die "Wirtschaft" "wollen" mir einen Sinn geben, aber das kann ich auch allein. Wer die Menschen in Arbeit stecken will, bevormundet sie, drückt ihnen einen Sinn auf, den sie vielleicht gar nicht haben wollen oder nötig haben, weil sie sich eben selbst drum kümmern können.

(7) Nur weil man sich für seine Kunst opfert, der Kunst alles unterordnet, heißt das nicht, dass man ein wertvoller Künstler ist. Es ist nie gut, sich für irgendwas zu opfern, also sollten das die Künstler nicht vormachen. Trotzdem würde ich gern ein absolutes Recht darauf haben, erfolgreich zu sein.

(8) Meine Zweifel, ob ich dich je küssen werde, können mich wahnsinnig übermutig oder wahnsinnig übervorsichtig machen. Aber das ist nichts im Vergleich zu: warum drehst du dich um einen Kreislaufkollaps, wenn du bekifft darüber nachdenkst, wer du überhaupt bist? Kommt dir das auch so komisch vor? Ach, Jim Morrison hat mit American Prayer alles gesagt.

(9) "Drücken Sie sich mal ein bisschen missverständlicher aus! Macht ja gar keinen Spaß Ihnen zuzuhören!" - Ich liebe dich. - "Na also!"

(10) Den nächsten Gedanken schon könnte ich für immer vergessen. Überall in meinem Gehirn wartet Einmaliges auf die große anarchistische Revolution. Der Künstler zieht sein Einmaliges bestenfalls durch den Kakao seines Erinnerungsvermögens.

(11) THC wirft das Gehirn in den Zustand zurück, in dem man war bevor man verstanden hat, welche Funktion das Ich-Bewusstsein hat. Ich erinnere mich an meinen alten Schulweg. Meine Aufgabe ist einfach. Mein Ichgefühl ist aus der Steuerung meines Körpers ausgeklinkt. (Ichgefühl = Sammlung verschiedener Gefühle die eine Ich-Idee unterstützen. Keine wesentliche Balance mehr. Der Körper taumelt ohne Ich. Die Sinne nehmen alles wahr = der Körper kann den Zustand in den das Ich ihn gebracht hat, irgendwie nicht an ein ideal wie „Ich“ anbinden, der Körper fühlt sich ohne Ich und deshalb sind die Gedanken nicht kontrolliert vom Ich, bloß beeinflusst vom Sesselabdruck. Jetzt ist das Kind aber wieder weg... Lass es gehen...

(12) Vaporisierer und Bong. Im Kreis laufen und eine schlechte Helge-Schneider-Immitation abgeben, weil ich extrem unsicher bin. Mit der Angst vor Scham und Selbsthass spielen. Metaebenen entspannen. Pete Pichtig. Mit meinem rechten Zeigefinger kann ich meinen ganzen Körper zum Schwanken bringe.

(13) Der Künstler zeigt nie, was er ist, sondern was er sein will, also was er sucht. - Man kann sich wirklich nur mit Leuten identifizieren, die auf der selben Stufe sind wie man selbst oder dort sind, wo man hin will. Deshalb macht es für die meisten Menschen keinen Sinn, Leuten wie Mick Jagger oder David Bowie zuzuhören.

(14) Wenn man ein Faible für das Unbekannte hat, sollte man ihm nur nachgehen, wenn man sich nicht allzuviel auf die eigenen Talente und Motive einbildet. Respekt vor den Bedingungen und Gewohnheiten der Leser ist ein Hemmnis, war es schon immer und wird es immer bleiben, also schäm dich, wenn du noch an Worte, an die Kunst überhaupt glaubst.

(15) Leute die wenig reden, filtern mehr. Leute die viel reden, filtern weniger. An Leuten die wenig reden mag ich, dass sie mich nicht anöden, an Leuten die viel reden mag ich, dass sie mir überlassen, was ich mir merke.

(16) Ich fühle mich wie in einen Film, dessen Drehbuch Kevin Smith geschrieben hat und dessen Regisseur Alfred Hitchcock ist. Oder andersherum.. Außerdem wirkt unter THC die Musik ernster, man tut nich so, als wäre es nur Musik. Ohne Idee von einer Zukunft nimmt man die Musik wirklich erst so wahr wie sie ist. Leute die sich mit dir im Raum befinden, erscheinen losgelöst von den üblichen Mustern. Jeder ist einsam und versucht mit anderen in Kontakt zu treten. Es gibt kein Ego, das über die Leere der Beziehungen hinwegtäuschen könnte.

(17) „Wenn jetzt jemand reinkommt und uns alle erschießt, sind wir in einem Tarantino-Film.“

(18) Beste Idee des Tages: Schokoriegel. Die Leute nehmen mich ganz normal wahr während der bunten Irrfahrt durch den Edeka. Ich wünschte mir wäre noch ein bisschen egaler, was die anderen denken. Dieses Glücksgefühl, wenn man unempfänglich für die Erwartungen der Andern ist. Es wäre nicht schlimm, dazu zu passen und nicht schlimm, nicht dazu zu passen. Der Zustand macht so glücklich, weil er an das selbstverständliche Freiheitsgefühl erinnert, das man als Kind hatte.

(19) Ich bin hier zu Hause, ich habe Freunde, ich bin jeden Tag hier. Das erscheint mir so unfassbar, dass ich mich nur schämen kann, nicht ohnmächtig zu werden. Ich hinterlasse irgendwas Zugängliches, um fester im Dasein verankert zu sein, um mehr Recht zu existieren zu gewinnen. Ich wäre gern auserwählt, unsterblich oder gleichwertiges. Ich spüre, dass ich noch nichts aus meinem Leben gemacht habe. Ich fühle mich wie ein heiliger Nichtsnutz, dessen Verkrampftheit immer schlimmer wird.

(20) Der skeptische Künstler hat die Aufgabe, die Menschen an ihre Fähigkeit zu erinnern, sich von allem zu distanzieren, zu meditieren und sich von Grund auf zu drehen. Indem er radikal ambivalent und losgelöst im Taumel seiner Selbstzerfleischung und Lebensgier alle Fundamente zum Schwanken bringt und wie ein giftspuckender Kobold unter allen Brücken lauert, die uns mit den Anderen verbinden sollen. Eine gewohnheitsmäßige, Instinkt-gewordende Verneinung, die den nihilistischen Schamanen über das ganze Dorf, das ganze Land erhebt.

(21) Der Genuss von THC führt dazu, dass konservative Werte ihren Reiz verlieren. Wenn der Konservative an der Macht bleiben will, muss er unbedingt dafür sorgen, dass Cannabis illegal bleibt.

(22) Der Staat ist menschenfeindlich, denn jemand der sich gern ausbeuten lässt, gilt als nützlicher als jemand, der gern für sich bleiben möchte. Wer allein bleiben will und den Anderen keinen Nutzen bringen will, gilt als parasitär und gefährlich, wer aber unter den unwürdigsten Bedingungen lang und hart arbeitet und sich mit einer geringen Bezahlung zufrieden gibt und sein ganzes Leben so bescheiden und friedlich wie möglich verlebt, wird als gesund und wertvoll angesehen. Die Gesellschaft hat kein Interesse am Glück des Einzelnen.

(23) Die Vögel im Park haben die selbe Bedeutung wie die Leute, mit denen ich unterwegs bin. Wir leben nicht nur in der Welt, sondern leben durch die Welt hindurch. - Am Ende des Lebens fängt man ein neues Szenario mit seinen Möglichkeiten an. Wo hängt der Hase, wo rennt der Hammer?

(24) Die Frage die sich jeder Künstler stellen muss: „Welchem Klientel willst du etwas vormachen?“ - Welche Funktion hätte deine Musik im Supermarkt-Radio?

(25) Lustig is es, lustig is es, lustig is es lustig. Lustig is es, lustig is es, lustig is es lustig. Lustig is es, lustig is es, lustig is es lustig. Lustig is es, lustig is es, lustig is es lustig. Lustig is es, lustig is es, lustig is es lustig. Lustig is es, lustig is es, lustig is es lustig

(26a) Faulheit darf nicht bescheiden machen.
(26b) Kunst soll Lust auf Arbeitslosigkeit machen, soll die Arbeitslosigkeit sinnvoll ausfüllen. Kunst muss die Menschen auf die Leere vorbereiten, in die sie gelangen werden, wenn die große Gesellschaftsmaschine sie ausspuckt. Kunst hat die Aufgabe, die Einsamkeit der Menschen zu polstern, das Grauen der Sinnlosigkeit in eine Wonne der Sinnlosigkeit umzuwandeln mit viel Liebe und viel Bosheit. Noch ein Schritt weiter, wenn ich darf... Kunst wird erst richtig erfahren, wenn man keine Funktion mehr in der Welt hat. Wenn alle Stricke gerissen sind, ersetzt die Kunst den Seelenfrieden.

(27) Alles ist so anwesend wie im Traum, taumelige Vertrautheit. Die Taubenscheiße am Bordstein gehört dazu, = muss nicht weg. Lasst sie dran. - Euphorische Abspaltung von der Umwelt. Alles ist existentiell. Das ist immer noch der erste Versuch meines Berufs.

(28) Lass dir von deinen Selbstverständlichkeiten nichts vormachen. Bleib offen für die Umwelt. Jede Banalität ist aufregend wie unter Schlaflosigkeit. Ich krieche durch gemütliche Bettdecken. Jeder Satz hallt nach, während das Schweigen auf den nächsten Satz wartet. Entweder ich nuschel oder betone alles überspießig. Grauleuchtender Weg. Irgendwo bin ich eingebettet.

(29) Nur die unvollständige Verwirrung bedrückt, die vollständige belebt.

(30) Für mich war die Abendstimmung immer Aufbruchstimmung. (Dieser Satz wird notwenig missverstanden, wenn man sich nicht vorstellt, dass man ihn von tausend aufgregt flüsternden Stimmen um die Ohren gehauen bekommt. (Diesen Satz wiederum habe ich zusammengestolpert, noch bevor es für mich zu spät ist, die Straße noch rechtzeitig zu überqueren.) Mein Schuwerk knuspert an vertrocknete Hundekacke, als würde er mich etwas derb willkommen heißen in diesem Zustand unter der Bettdecke. Ich sehe Leute die ich glaube zu kenne, ich winke nicht, aber man winkt mir, ich winke zurück, ohne Scham und Angst. Selbstverständliches Distanziertsein. Die Anderen empfinden das alles nicht so seltsam wie ich.

(31) Wenn du an nichts mehr glaubst, kommst du nicht mehr aus dem Bett raus. Bei mir ist es umgekehrt, sobald ich an etwas glaube, zieh ich mir enttäuscht von meiner nervig-lächerlichen Inkonsequenz die Bettdecke über den Kopf und versuche wieder einzuschlafen.

(32) Die Euphorie, die das THC auslöst, ist Folge des veränderten Zeitgefühls. Man hat das schwammige, aber enorm wirkungsvolle Gefühl, die Zeit kontrollieren zu können. Die aufkeimende Hoffnung, auf diese Weise auch den Zeitpunkt des eigenen Todes immer weiter hinausschieben zu können, lässt uns leuchten.

(33) "Wo kommen wir grad mit dieser Matratze her?", rufe ich aufgeregt und Elian erinnert mich: "Von dir. Du hilfst mir bei meinem Umzug, Freundchen!" und ich lache und Elian lacht und wir gehen bei Rot über die Ampel, es ist Sonntag, die Menschen sind freundlich und die Bäume und Blumen duften und ich hab Lust auf Bananensaft. Nur ein einfaches Leben ist gemütlich, nur ein vergesslicher Geist ist ein Geist.

(34) Jedes Lied klingt so, als würde es den Moment untermalen, bevor ich von der Polizei angegriffen werde. Ich versuche mein Diktiergerät zu erwischen, bevor alles aus ist. Ich weiß, dass mir nichts passieren kann. Das hier ist kein Traum. Fühl ich mich grad, als würde sich jemand anschleichen? Würde ich mich erschrecken, wenn ich jetzt von irgendwem überwältigt werden würde? Genau so fühle ich mich kurz bevor ich eingeschlafen bin. Bodenlose Aufregung. Wenn man die Angst von ihren Gründen befreit (viel harte Arbeit ist dafür nötig), gelangt man zu einer subversiven Seligkeit, die es mit allen Geschmacklosigkeiten der Stadt aufnehmen würde, falls es nichts Wichtigeres zu tun gibt.

(35) Diese seltsame Nähe zu irgendwas. Dem Gefühl, das mich gleich irgendwelche bösen Bürokraten aufwecken und mir sagen: „Genug jetzt! Zurück in die Maschine!“ - Ich darf nicht die Fassung verlieren, während ich daran denke, dass meine Eltern böse auf mich zugerannt kommen. Dieses erschütternde Schuldgefühl. Euphorie und Angst lassen das Ichgefühl scheitern.

(36) Nur dumme Leute haben auf Cannabis Panik-Attacken. Sie haben nichts im Kopf, was sie dem Rausch entgegenhalten können, um zu verhindern, dass der ganze Laden umkippt. Sie kommunizieren nicht gut mit sich selbst. Sie machen keine Selbstgespräche, sie sind Sklaven ihrer Gewohnheiten und wissen nichts anders zu machen als ihre Energie zu verschwenden. Sie wissen nicht, dass man unter THC in Situationen gelangt, in denen es gefährlich ist, ein mehr oder weniger rationales Gewohnheitstier zu sein. Dumme Kiffer können sich über ihre Dummheit nicht mehr hinwegtäuschen und es gibt nichts, was sie dagegen tun können.

(37) Der Rausch geht wieder vorbei, er ist kein Übergang.

(38) Die Möglichkeit mich jeder Zeit töten zu können, läd all meine Handlungsoptionen mit einer sehr sehr existentiellen Grund- jetzt hab ich vergessen was. Jedes Ich lebt nur ein paar Stunden, jedes Stadium will so lang wie möglich bleiben, THC kann die Zustände verlängern, wenn man besonders hypochondrisch ist. Man kann niemals denkend die Unvermeidbarkeit des Sterbens zu überwinden. Der Verstand ist da nur noch ein Loch.

(39) Cannabis ergänzt den Gedanken, in einer anderen Realität zu sein, mit einem beeindruckend-intentischen Körpergefühl. Alles schwankt und wirkt doch als befände es sich in einem Endzustand, die taumelige Grundsubstanz des Bewusstseins. Rülpsen ist gut. Eben Pfefferkörner gegessen und mit Käse runtergespült und dann nochmal den Käse mit Pfeffer runtergespült. David Byrne macht die Wohnung hell und gemütlich.

(40) Das Irrationale braucht keinen Grund, um Angst zu machen.

(41) Kein Text über Drogen kann niemals die eigene Drogenerfahrung ersetzen. Es ist viel wichtiger, unter Drigen etwas zu schreiben, als unter Drogen etwas zu lesen, was jemand unter Drogen geschrieben hat.

(42) Unter Cannabis ist man so wie man wäre, wenn man seine Selbstgespräche und Gedichte und Bekenntnisse wirklich ernst nehemn würde. Deshalb glaube ich, dass meine Angst und Unsicherheit angebracht ist. Das hier ist nunmal die Kiste, in der ich lebe, aus der ich nicht rauskomme. Zwischen zwei Unendlichkeiten Nichts eingeklemmt. Wer weiß, wofür das Leben gut ist. Die Angst vor dem eigenen Existieren will mich vom Tod distanzieren.

(43) Mir ist, als hätte ich mich dabei ertappt, eine böse, dissoziierte Persönlichkeit habe und also schuldbewusst schmiere ich mir ein Butterbrot, um abzulenken. Wieviel von meinem Leben bekomme ich überhaupt noch mit?

(44) Unter Cannabis nimmt man die Worte ernster - zum Nachteil der Worte.

(45) Ich fühle mich wie ein Kind, das sich in seinen Selbstgesprächen verliert und meine Eltern, die mich heimlich beobachten, rufe ich zu: „Schaut mal, was ich hier unten, weit hinten mit meinem Leben mache.“ Ich tanze mit der Unsicherheit, oben hat sich geräuschmäßig der Nachbar bewegt.

(46) Künstler, die an ihren Stil glauben, die meinen von ihrem Stil abhängig zu sein, haben keinen Sinn für das Wirkliche, sondern nur für das Ideal, dem sie sich verpflichtet fühlen. Ich mag die tollpatschigen Autoren, die von ihren Unzulänglichkeiten zu neuen Erkenntnissen und Haltungen getrieben werden.

(47) Es gibt keinen Gedankengang, den es nicht zu unterbrechen lohnt. Je unkonzentrierter man ist, desto größer die Chance, etwas zu finden, das wenigstens für ein paar Stunden Trost gibt.

(48) Das Zerfasern des Ich-Gefühls öffnet neue Wege, die man berauscht, aber auch nüchtern gehen sollte.

(49) Jede zurückgewiesene Möglichkeit arbeitet im Hintergrund des Geschehens an ihrem Durchbruch.

(50) Alle Lieder tanzen mir ihr„Mach es doch so wie ich“ vor und geben mir das Gefühl, dass ich sie für diese Show irgendwann mal bezahlen muss. Gierige Ameisen.

(51) Wenn Euch meine Selbstreflektion nervt, gebt mir eine Rolle, die ich nicht hinterfragen brauche. Sagt mir wer ich bin und ich kümmere mich um etwas Anderes.

(52) Das Gefühl, irgendjemand anflehen zu müssen und das Gefühl, sterblich zu sein, verschmelzen zu einem blauen Stern hinter meiner Stirn, der sich immer mehr aufbläht, je mehr ich an ihn denke. Wenn er platzt, bin ich aus dem Gröbsten raus.

(53) Das Gefühl, ein sexgeiles Monster zu sein, das keinen mehr hoch kriegt. Wie kann ich die Geilheit loswerden? - So einen Satz kann man hier stehen lassen. Ich freu mich drauf, weitere Sätze durchzuwinken. Mit allem, was ich schreibe, nähere ich mich meinem absoluten Nullpunkt an, den zu erreichen ich mir für diesen Sommer vorgenommen habe.

(54) Das Karussell meiner Vergesslichkeit will mir den Magen umdrehen, ich würde gern kotzen, stattdessen bin ich euphorisch.

(55) Die Sensibilisierung unter Cannabis macht das Gehirn vielleicht kaputt - was kein Einwand gegen Cannabis, sondern gegen das Gehirn wäre.

(56) Ich muss meine Veränderung anstupsen. Kleine Schritte gehen. Tausend Gewissheiten in eine Ungewissheit umstolpern.

(57) Wenn ich mal alt bin, werde ich mich nur vom Selbstmord abhalten können, indem ich meinen Körper nicht ernst nehme. Meine Aufgabe ist es, heute schon den Sturz abzufedern, den ich später erleiden muss.

(58) Man stolpert jeden Tag woanders hin. Deshalb ist es unsinnig, über die Zukunft nachzudenken. Man kommt niemals irgendwo an.

(59) Jeder will jeden Abend Tränen der Rührung vergießen. Was bleibt mir anders übrig, als das zu wollen? Im ewigen Schwanken wahnsinng werden...

(60) Todesangst distanziert vom Leben.

(61) Cannabis schadet dir, wenn es nicht deine Art zu denken, zu schreiben, zu musizieren, zu leben beeinflusst.

(62) Wer sich zum dem Lied „Help the lonely child“ von Sevage Rose nicht vorstellen kann, eine dicke, schwarze, herzlich-traurige Frau zu sein, der hat absolut kein recht, über Rassismus zu reden. - Ich schwenke meinen dicken, schwarzen Arsch... ich schwenke und pfeife und versuche zu heulen... Help the lonely child... help the lonely child... Ich kann nicht heulen, ich kann doch jetzt nicht heulen, das wäre auch ein ganz unheimlicher Skandal... würde ich wohl nicht verkraften....

(63) Der Sprung von „Rock around the clock“ zu „Lucy in the sky with diamonds“ ist bedeutend kleiner als der Sprung von „Like A Rolling Stone“ zu „Dazed and Confused“.

(64) In Zukunftsloigkeit geborgen die Kindheit wiederholen mit dir und ein paar Freunden.

(65) Was nach dem Tod passiert, passiert sowohl nach dem Selbstmord wie auch dem unfreiwilligen Tod. Der Verweis darauf, dass es ungewiss ist, was nach dem Tod kommt, hat noch niemanden abgehalten, sterben zu wollen. Im Ggenteil.

(66) Alles nur eine Frage der läppischen Geduld.

(67) Seltsame, wirre Musik mit Leib und Seele verinnerlichen heißt, hinzunehmen, dass alles immer anders kommen kann, heißt unempfänglich zu werden für Ideale, heißt toleranter und freier zu werden, heißt über mehr Möglichkeiten zu verfügen.

(68) Vielleicht sterbe ich gleich vor Schreck.

(69) Traue keinem Depressiven, der dir übel nimmt, dass du dich nicht runterziehen lässt.

(70) Der Schlaflose versteht, dass die Qualität eines Raumes nicht von seinen Lichtverhältnissen abhängig ist.

(71) Das Gefühl, dass ein Kumpel von mir bald wahnsinnig wird, sich vielleicht sogar tötet. Der Gedanke, dass ich ihn besiegt habe. Was bin ich für ein Tier! Ich glaube, dass jeder Mensch von Zeit zu Zeit sich von seinen Freunden zurückziehen, sich Fremden zuwenden und an ihnen seine Boshaftigkeit ausagieren muss.

(72) Wie ein kleines Kind heulend alles zurückweisen, worin man sich bisher verstrickt hat. Das ganze Theater mit einem Schluchzen auflösen und zurückbleiben im Sandkasten. Nur der Tod ist ein besserer Trost.

(73) Etwas machen zu müssen ohne es zu wollen, ist deshalb so existentiell und dramatisch und tragisch, weil es irgendwann zu einem Leben führt, das man nicht wollte. Wenn man sich Zeit nimmt zu überlegen, warum man ein Leben will, das man nicht will, kann man vielleicht die Ketten sprengen.

(74) Immer wieder erschreckend, wie bedeutend und tief unter Koffein und Cannabis Sätze von Cioran wirken, die man im nüchternen Zustand als trivial abgetan hätte. Es scheint, dass manche Drogen dich von der Illusion, dass das Leben manchmal banal sein kann, befreien wollen.

(75) Ich genieße den Gedanke, dass ich in einem Land lebe, das für die meisten Menschen der Erde Ausland ist. Ich glaub das ist nicht gut.

(76) Alles kann man biegen.

(77) Der Mut zum Wahnsinn wird genährt von der Überzeugung, mit dem Wahnsinn etwas besseres anfangen zu können als die anderen Irren.

(78) Wenn man ein echtes Problem hat, sollte man instinktiv einen bewusstseinserweiternden Zustand ausprobieren, um herauszufinden, ob das Problem behoben werden sollte oder nicht.

(79) Alles trifft. Jedes Wort gräbt sich wie eine Beleidigung in mein Herz, jede Behauptung ist eine Last, jede Aussage will meine körperliche Substanz ruinieren, jeder noch so banal daherkommende Liedtext scheint mich brechen zu wollen. Keine Lust mehr, sich irgendwo reinzusteigern. Die Ewigkeit des Todes ist die Heimat, nach der wir uns alle sehnen.

(80) Ich halte mich an nichts fest. Alle rationalen Gedanken, die ich erzeugen kann, lecken an den Gedanken, wie lang dieses Nichts wohl anhalten wird. Es ist einfach, auf diese Weise besessen von Tod zu sein.

(81) Wichtig: nicht Scham verwechseln mit dem Ärger darüber, dass die Anderen nicht akzeptieren wollen, dass man sich verändern muss.

(82) Je mehr man sich aus der Welt zurückzieht, desto weniger man sich mit Naturwissenschaften befasst, je weniger man sich an Fakten hält, desto mehr kann man sich vormachen, dass die Realität nur eine Fiktion ist, damit das Gehirn die eigentliche Realität, die in den Träumen stattfindet, ertragen kann.

(83) Matter Druck im Kiefer. Ich fühle mich wie dicker Mann, der auf einem weichen Feld läuft. Der Park hat irgendwas zimmermäßiges, ja der Rasen ist der Teppich. Alles wirkt so, als wenn man sich hinlegen soll. Leuchtendes Graublau bedrückt, die Euphorie die dabei entsteht zwingt mich dazu, etwas zu trinken. Ist das die Polizei dort vorn? Gehen wir grad wo hoch oder wo runter? Wir werden belauscht von den Leuten, die auf einem der Balkons da oben eben mit Reden aufgehört haben.

(84) Das drogige Verpeiltsein ist eine Kapsel, die uns hilft, in Bereiche vorzudringen, die uns im nüchternen Zustand versperrt sind. Die Verpeiltheit später wegrechnen? Nein nein!

(85) Wenn ich die Worte so ausspreche, wie ich es gelernt habe, und währenddessen mit den Zähnen knirsche, mach ich die Worte dann kaputt? Oder liege ich einfach nur da in einer entspannenden Liege im Hinterhof?

(86) „Herr Lehrer, krieg ich ne 1, wenn ich meinen Wortschatz kaputt mache?“ - „Ja klar. Sowas sollte belohnt werden.“ - „Dankiiii. Tadatadata-dadankus mankus.“

(87) Mit Bach und Cannabis im morgendlichen Grau des Stadtparkes versuchen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, bedeutet, sich aus jeder Gefühlsschlinge befreien und das Interesse daran verlieren, was wohl als nächstes passiert. Halten wir das aus? Das Zerkauen der Schönheit, die das Nichts, das die Frage auslöst, erstrahlen lässt, reicht für die nächsten 200 Meter vielleicht.

(88)  Das grundlegende Gefühl, entfremdet zu sein, kann man sich nur abgewöhnen, wenn man Drogen nimmt, die die Gehirnsubstanz schädigen.

(89) Vergesslichkeit löst Bindungen. Fehlendes Zeitgefühl hebt Kausalitäten auf. Talent und Ziele machen unfrei.

(90) Erst wenn dir alles egal ist, siehst du die Welt so, wie sie wirklich ist.

(91) Den Beweis, dass du nicht verstanden hast, was es bedeutet, dass dieses Leben das Einzige ist, was dir zur Verfügung steht, erbringst du in jedem Moment, in dem du die Fassung behältst.

(92) Wir maßen uns an, dass unser Leben zu schade wäre, um weggeworfen zu werden oder bedeutungslos zu verblassen. Krichenglocke, Kirchenglocke, aber – hm. Schade, vergegessen, gegessen.

(93) Je mehr ich darüber nachdenke, mich an Verlage und Agenturen zu wenden, desto dichter rückt mir der Zwang, beweisen zu müssen wie ernst ich es meine. Wie weit muss ich gehen, bis ihr versteht, dass ich weder zu tief noch zu hoch stapel?

(94) Wer sich an alles erinnern kann, kann kein Optimist sein und ist allgemeinen schwieriger. Diejenigen, die sich nicht an alles erinnern können, sind geselliger.

(95) Paranoia = die Anderen zu genau wahrnehmen, sich zu genau mit ihnen befassen wollen, weniger mit ihrem Schein als mit ihrem Sein, ihrem Sein als Feinde.

(96) Das Irreale ist bedeutender als das Reale, deswegen reden so viele über das Reale und schweigen so viele über das Irreale.

(97) Drogen sind ein Werkzeug, um den Intensitätsgrad des Wirklichen zu regulieren.

(98)  Max hat mir gesagt, ich soll Cannabis nie aus Langeweile nehmen und ich hab irgendwie stolz gesagt: "Selbstverständlich nicht!" - Jetzt muss ich zugeben, dass ich Gras und auch andere Dinge tatsächlich nehme, weil ich angeödet bin von meinem nüchternen Bewusstsein. Wenn ich nicht von irgendwas berauscht bin, macht mein Bewusstsein alles kaputt, drückt mein Gehirn mich in die unansehnlich banale Pfütze meines Lebens, als würde es mich für meinen Versuch, mehr aus meinem Leben herauszuholen, bestrafen wollen. Warum soll ich mich bewegen, wenn ich alles verstanden habe? Der Park ist nicht wunderschön, er ist einfach ein Park. Die Musik hat nichts mit mir zu tun, genau wie andere Leute. Ohne Drogen im Kopf kann ich nur mit leeren Gesten meine Tatenlosigkeit und mein allgemeines Ausweichen zu meinem Beruf erklären. Ich weiß, wozu mein Gehirn fähig ist, und die Tatsache dass ein drogenfreier Alltag es weit weit hinter seinen Möglichkeiten lässt, macht mich traurig. Es kommt mir falsch vor, mein Leben mit Drogen interessanter zu machen, aber es kommt mir genau so falsch, geradezu dumm vor, ein fades, leeres Leben als Preis für meine geistige und körperliche Gesundheit zu zahlen.

(99)
Freiheit = Fähigkeit, alles zu tun was man nötig hat / möglich machen will.

(100)
Die Lust, nicht zu sein, gibt es nicht. Nur die Lust, nicht man selbst zu sein.

(101) Habe letztens 50g für 50Euro in zwei Wochen verbraucht, allerdings war ich die ganze Zeit * in diesem Zustand den ich jetzt nicht bezeichnen möchte, da jedes Wort wie eine kleine, zarte Reißerischkeit klingt, das ich schreibe in aller Stille im grellen Licht, nachdem ich eine kleine Portion zerdampftes Gras in der Bong geabendbrotet habe. Ich würde also für 4 Wochen 100% meiner Wachzeit Cannabis nehmen können für 100Euro. Wenn ich 7% meiner Zeit bekifft* sein will, muss ich 7Euro investieren. xg = x % stonig. oder muss ich das Gewicht noch durch 10 teilen für die Formel? 0,xg/10 = x%  ? xg= x%  ? nein, nein. ich kann nicht mehr rechnen. Ach Moment, doch, jetzt, beim Nochmallesen: Es geht nicht um Gramm, sondern um Zeit. Ich hab etwas falsches eingesetzt. Geld und Zeit. Nicht Gramm und Zeit... Den Betrag den du pro Monat bezahlst erlaubt dir soviel Prozent am Tag unter dieser einen Substanz zu leben. Der Gedanke kam mir vorhin in der Küche. Arbeitende brauchen also nicht so viel ausgeben wie Arbeitslose. - Habe gerade entdeckt, dass die Distanz dieser beidenen Ebenen zueinander ist größer als ich erwartet habe. Die beiden Zustände gehen nie miteinander um,  richten sich immer nach außen aber nicht nach innen. Sich auf Droge in die Bedeutung dieser Droge für das Leben zu vertiefen ist was anderes als sich auf dieser Droge in die Bedeutung der Welt und des Lebens und der Liebe und dem Sterben zu vertiefen. Was bedeutet es so und so zu sein? Und was wenn ich immer vergesse, wie bedeutend das hier sein kann? Dieser eine Moment, in dem ich alles für immer verändern könnte, indem ich irgendetwas mache wofür mein Leben bisher nicht gemacht scheint und das Leben herausfordern, meine Möglichkeiten erweitern indem ich mich woanders umschaue. Was wäre verlorengeganen, wenn dieser Text hier plötzlich verschwunden wäre von der Festplatte, dieser sicheren, stabilen und vorallem netten Festplatte, und je mehr ich um etwas kreise desto mehr fällt meinem Gehirn diesbezüglich zu, je mehr ich kreise, desto tiefer gelange ich und mein Gehirn nimmt endlich eine grundlegend andere Gestalt an und wenn du wieder da draußen bist, findest du nicht mehr hier her und schaust vielleicht so seltsam wie du jetzt schaust? (Der Text ist noch lange nicht zu Ende!)
(Huch! Wo kommt denn das Folgende noch her? ich wollte doch mit dem Satz da in der Klammer aufhören...:-(  )
- Ohne Musik viel fröhlicher... Ambient-Echo/musik. Etwas staut sich an und entläd sich wieder in weichen Energiewolken im Kinn- und Nackenbereich, entspannendes Ohrensausen. Eine Erkenntnis hoch 3: Musik hemmt den Verlauf wenigstens dieser Drogenwirkung.
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(202)
Texte die unter Cannabis geschrieben worden sind eigentlich nur ein Beleg für die Tatsache, dass es im Moment nichts besseres zu tun gibt als zu schreiben. Gewiss ist Cannabis keine Droge, unter der man schreiben sollte. Wenn ich also mehr aus dieser Substanz herausholen will, sollte ich nicht vordergründig schreiben, sondern (vielleicht auch nüchtern) hinterher darüber schreiben. Notiz für das nächste Buch. - Es ist also nicht schlimm, wenn du nicht weiterschreiben kannst... Du musst erstmal wieder irgendwas machen. Nicht zu wissen was man schreiben soll, ist also die beste Ausgangsposition. (Ha! Und jetzt hab ich schon wieder gefragt, ob der Rausch noch legitim ist, bloß weil ich nichts mehr darüber schreiben kann! Ha! Als wenn ich Angst habe in diesem Zustand das Schreiben loszulassen und diesen Zustand nicht mehr zu legitimieren... Nein nein, keine verschwendete Zeit, keine keine keine und wenn schon... und wenn schon ... Du musst loslassen, du musst nicht immer der Dichter sein, lass los, nein ich halte mich hier fest, ich versacke nicht, ich erkenne das ich die Klugheit meiner Mutter habe und mich an dieses Schreiben wie an eine aus einem fliegenden Helikoptor wirbelnde Strickleiter klammere und mein Herz aufgeregt höherspringt (oder tiefer?) wenn ich daran denke, dass ich nichts mehr zu schreiben habe... Denn was hab ich sonst? Denn was sonst? Aber hey, verstehst du nicht? So bleibst du immer nur ein Autor der über sich als Autor schreibt und wenn du keine Sachen erfinden willst, musst du dein Leben interessanter machen und da war sie schon wieder die Angst vor dem Nichts nach dem Schreiben. Denn vielleicht komm ich aus dem Nichts meines Lebens nur so raus. Aber nicht, wenn ich nur die Leiter anschaue. Applaus, jetzt hast dus verstanden. - Schau nur wie lang ich gebraucht habe um dich zu überreden, nicht immer nur Dinge beschreiben zu wollen, zumindest die hier... auch ich fang schon wieder an! :D Ich fühle mich ertappt... und hab es trotzdem nicht begriffen..

(103) Die Frage ist grad: Würde ich jetzt überrascht sein, wenn ich Texte lesen würde, die ich in einem Jahr erst schreiben werde? Also kann ich mich wirklich weiterentwickeln? Hätten z.B. diese über 100Punkte mich vor einem Jahr gelesen überragt? Oder hätte ich es nur routiniert abgenickt, so wie ich es jetzt immer tue, wenn ein schöner Satz aus mir herauskommt. Herusa, Herusa, Herr Rusa! Mein nächster Hund heißt Herr Rusa. Könnte männlich sein: Herr Rusa?!? Oder weiblich Herusa. oder weiblich herusa, oder weiblich herusa. Ich denke an die nervige Heterosexualität von all den tollen Jungs, aus den viel hätte werden können, wären sie doch nicht Sirenen zum Opfer gefallen wären, diesen gierigen Frauen, die überwältigt werden wollen, von Männern die einen Hang zu den ihnen Unterlegenen haben. Wenn ein Mann niemanden unter sich haben will und trotzdem eine Frau sucht, handelt er unpragmatisch: die Natur hat aus diesem Grund die Homosexualität erfunden, damit die Männer nicht darunter leiden müssen, dass keine heterosexuelle Frau sie so wie sie sind haben will, weil sie sie nicht gebrauchen kann. Es ist wahrscheinlicher, einen passenden Jungen zu finden, eine Liebe auf gleicher Ebene, keine angeblich magischen 2 Elementen, die einander ergänzen, das ist religiöse Propaganda. Manchmal passt es eben, und manchmal nicht. Jede Fixierung auf die Heterosexualität engt Möglichkeiten ein. Man hat nur etwas gegen die Rechte Homosexueller, weil man sich nicht vorstellen kann, in jemanden vom gleichen Geschlecht verliebt zu sein. Dieses Unvermögen interpretieren sie als etwas Unnatürliches, als gäbe es in der Natur bloß den einzig wahren Geschmack. Dieses Unvermögen ist die Folge einer maximal mittelmäßigen Erziehung / Bildung / Erfahrung.

(104) Ich muss nicht immer alles beschreiben! (vertiefung punkt 102)

(105) Die Frage,warum ich Drogen nehme, offenbart unter Drogeneinfluss einen Abgrund, der dem Rausch erst seine Struktur gibt.

(106) Auf der Suche nach Gedanken, die den Ausweg aus diesem Zustand für immer verstopfen, d.h. solang, bis alle Energie aufgebraucht ist. - Und auf der anderen Seite die Gelassenheit eines insomnischen Schulschwänzers, der süchtig nach guten Büchern in den grauen Himmel starrt. - Es sollte mehr Swing-Songs geben, die von den beiden Seiten erzählen. Aber man kann auch die bekannten Songs anders lesen: you & I = Droge & ich. - Ohne sachgemäße künstlerische Begleitung können Drogenerfahrungen schiefgehen. - Jede meiner Drogenerfahrung ist gekoppelt an Gedanken über die Drogenerfahrungen berühmter Schriftsteller und Musiker. Ohne Orientierung komm ich mir dumm und leer vor.

(107) Was wird aus denen, die keiner braucht?

(108) Ich bin eine Stoffsammlung, die sich am Leben abreibt. Im Gegensatz zu denen, für die ich schreibe, habe ich eine Aufgabe. Ich predige Aufgabenlosigkeit, das ist meine Aufgabe. Wie geht ihr mit dieser Heuchelei, dieser Doppelmoral, diesem Paradox um? Erklärt ihr mein Schreiben zu einem aufgeblasenen Nichts? Funktionieren meine Texte auch ohne Leser? Oder ist mein Schreiben ein Abdruck des Nichts, das ich bin? Im Gegensatz zu denen, für die ich schreibe, hinterlasse ich eine Spur. Wie gehe ich mit dieser Distanz um? So hier?

(109) Ich lunze schonmal über den Rand der Klippe, in die ich später stürzen werde, und denke mit einem naiven Seufzer: "Och nööö! :-(" und krieche wieder zurück ins Haus. Wo bleibt mein Panikgefühl?

(110)
Was wird aus dem reibungsbedürftigen Körper, wenn das Leben das ihn führt, leer ist? Ich tue nichts als wohnen und mit Drogen an den Rand meines Lebens stürzen und mir ist, als ob irgendetwas Böses in der Luft ist. DXM übersetzt die Ratlosigkeit des Geistes in Körperlichkeit und räumt damit alle möglichen rationalen Gedanken und Zweifel und Hoffnungen und Distanzgefühle aus dem Weg. Völlig in der Leere des Moments angekommen. Ein Tritt in die Magengrube.

(111)
Ja, man belügt das Gehirn, wenn man es unter Drogen setzt, aber man belügt es auch, wenn man es einem geregelten, verantwortungsbewussten, zielgerichteten Alltag aussetzt.

(112)
Künstler begeben sich - im Auftrag der Gesellschaft - außerhalb des gewöhnlichen Lebens, um etwas zu erschaffen, das die Anderen, die von unbezwingbarer Notwendigkeit an ochsenhafte Betriebsamkeit geschmiedet wurden, daran erinnert, dass das Gehirn auch anders funktionieren kann. - Meine Cannabis-Texte sollen irgendwann so potent sein, dass sie - wie Cannabis - das Ego schwindlig, das Herz euphorisch und den Geist kreativ machen. Ein schiefes Midnight-TV-Special, dadaistische Esoterik mit lakonisch-existentieller Botschaft, garniert mit belletristischem Papageien-Kuchen.
Ein Lyriker der ernst genommen will, indem er in beliebte Unterhaltungssendungen stürmt und Lieder von Hilde Knef playback darbietet, z.B. auf die Frage, warum er überhaupt schreibt. "Applaus, Applaus, Applaus!!". Im Grunde sind all meine Texte Rumpelkammern, in denen tausend gute Liedtext-Ideen geifern.
Die Künstler wollen spielen und ihr braucht sie. Bezahlt sie, damit sie euch aus euren freudlosen, mechanischen, unendlich durchsichtigen Tage ziehen (die immergleichen Tage, von Vergangenheit geblendet und von Zukunft erdrückt) und euch eine echte, realistische Alternative anbieten können.
Sich verlieren in der Musik, in den Vorstellungen, der taumelnde Innenraum. Dass es in deinem Leben nichts zu tun gibt, ist das Fundament deiner Freiheit. Das lodernde Lebensfeuer stürzt in Tiefen der betäubenden Lebenskrise. Die vitale Anarchie des Rausches unterhöhlt die Verzweiflung, die als Folge einer rationalen, nüchternen Beschäftigung mit der Zukunft jede Möglichkeit für nichtig erklärt.

(113)
Ich schau mir gerade dieses Video über Quantenphilosophie an. Es bestärkt mich erst in meinem Vorhaben, nichts mehr zu tun, um purer Geist zu werden. Er hat Meditation und Gott zusammengerührt. Jetzt aber ahne ich, dass es nur ein sympathischer Esoteriker ist. Warum müssen Sie das Wort "Gott" benutzen? Verteidigen Sie irgendeine Religion? Ich muss Sie mir weiter ansehen, wenn ich zu viel DXM genommen habe, scheine ich auf die andere Seite durchzubrechen, ohne Ego, schrecklich alleine, hinter den Kulissen dieses grauenhaften Theaters. Vollständige Entfremdung. Organischer Nihilismus. Auf wessen Boden stehe ich noch? Welche Realität gibt es für mich zu erschaffen? Ich bin ein verwirrtes Gespenst in einem langsamen, trägen Körper. Mein Leben muss Geschwindigkeit aufnehmen, deshalb freue ich mich über die Zäsur, die in den nächsten Wochen erfolgt.
Es gibt noch ein anderes Einführungsvideo, interessant dass man den Zuschauer am Ende weglotst von den Konsequenzen der Quantenverschränkung und eines möglichen kollektiven Bewusstseins. Ich erinnere mich an den Schrecken während der DXM-Fahrt. Die Aufgabe des Egos lässt einen in die Schrecken der körperlichen Banalität abrutschen, plötzlich bin ich einem unglaublichen Skandal auf die Schliche gekommen, sobald ich ihn richtig formulieren kann, wird sich mein Leben verändern, was immer das auch heißen mag. Wahnsinn erweitert das Bewusstsein, erweitert die Möglichkeiten. Ich lasse die Verwirrung über mich ergehen, die mir die Erkenntnis bereitet, dass ich nichts mit meinem Leben anfange. Was bedeutet das für ein Kollektives Bewusstsein? Vielleicht habe ich eine Vermittlerfunktion. Es geht auf jeden Fall etwas vor sich, es gibt eine andere Seite, ich darf nicht verdüstern, vereinsamen und Verbrechen begehen. Eine kultivierte Paranoia mit viel Kommunikation nach außen ist wichtig. Das Wort ist deine letzte Rettung!
Habe noch einen entspannenden Vortrag gefunden.

(114)
Das blöde ist, dass ich niemandem die Schuld geben kann, dass ich nicht böse genug bin. Es ist die stark mit Existenzverlustangst gekoppelte Unfähigkeit, einen Schritt nach vorn zu gehen. Nicht zu wissen, warum man nicht augenblicklich zum Monster wird, ist ein gutes Zeichen, ein Notausgang-Schild, jetzt nur noch durch die Tür gehen, die darunter angebracht ist. Mit meiner Einsamkeit schneide ich ein böses Grinsen in diese schöne Welt. Ich bin mehr oder weniger über meinem Zenit. Ich heule im Stroh eines fremden Mannes. Erfurt erdrückt mich, ich brauche mehr Leute, Leute die sich nur für Kunst und Existenz interessieren, Metamenschen. Die Hoffnung auf sie kommt mir so abstrus vor, ich bin eine rosa-leuchtende, wahnsinnig grinsende Badewannen-Quietsche-Ente, die die Manifestation meiner Aussichtslosigkeit sein soll, die selbst nur albernes Schlechtgerede ist, hinter der grausigen Fassade Aussichtslosigkeit verbirgt sich die Freiheit vom Ego. Niemand ist gezwungen, mit einem Ego zu leben! Ich kündige den Vertrag mit meinem Ich-Gefühl. Genau das, was Peter Gabriel in "Waiting For The Big One" beschreibt, genau das, ganz genau das. Peter Gabriel ist so vieles: Existentialist, Schamane, Psychotherapeut, Menschenrechtsaktivist, hat eine Bipolare Störung, schwankt zwischen Paranoia, Isolation, Zusammenbruch und Humanismus, Liebe, Sozialkritik. Er deckt alle Bereiche ab.
Erfurt ist ein konservatives Loch, und mein Schlupfwinkel wird bald ausgeräuchert. Sie stehen schon mit ihren Baggern und Containern und Gerüsten um unser Haus, richten ihre Schaufeln und Zementmischer und Presslufthammer wie Kriegsgerät auf uns und warten auf den Schießbefehl des jungen, dynamischen Chefarchitekten. Hier soll jetzt alles hipper werden und vor allem sauberer. Ich könnte mich an Anwälte kleben oder mir überlegen, was werden soll, aber was soll es bringen? Wieder in eine Wohnung? Wieder in das gleiche, zu nichts führende Leben? Ich werde immer älter und feiger, ich muss einen Ausbruch erwürfeln... ich stoße mein Ich-Gefühl zurück... Hier an diesem Lebensrand lohnt es nicht mehr, das Ego festzuhalten, das ist die äußerste Form deines Protestes. Man vertreibt dich, egal wie juristisch begründet, es ist eine Vertreibung. Wie geht es weiter, wenn ich die Verantwortung abgebe? Wenn ich mich weigere, so zu sein wie ihr es erwartet. Warum? Mein Ego ist nur ein Programm, das dieser Organismus, in dem ich stecke, entwickelt hat, um auf einer bestimmten Bahn zu bleiben. Wenn der Entschluss steht, keine konkrete Bahn mehr zu benutzen, schaltet sich - mit etwas Glück - das alte Ego-Programm aus. Geh aus, geh endlich aus! Die Bedeutung davon wird mir gerade erst bewusst. Es steht ein wirklicher Umbruch an, ein radikaler Urlaub. Zwingt mich ein Gesetz, ich selbst zu bleiben? Würde ein Abstieg mein Leben zerstören? Das ist das Klügste, was du machen kannst: auf Messers Schneide dein Ichgefühl zurückpfeifen. Wie ist das jetzt gemeint? Ich hab immer mehr Angst davor, allein zu sein und zu bleiben, ungehört, nutzlos, schwach, abartig, dumm. Ich kokettiere grundlos mit ihr, versuche nichts mehr ernst zu nehmen, ich muss mich einfach mal gründlich neu ordnen. Wenn man ein bisschen abenteuerlustig ist und sich ein bisschen seinen Launen aussetzen will, dann nur zu. Zieh dich zurück... verschwinde...
Mit solchen Meditationen kann man sich in den Wahnsinn treiben. Und mir kommt es tatsächlich grad so vor, als wäre ich kurz davor, umzukippen, aber es gibt auch andere Perspektiven. Ich kann eigentlich gar nichts wissen. Wenn ich aufhöre, an Worte und Tatsachen zu glauben, wenn ich mich allem enthalte, bin ich am tiefsten in mir angekommen. Wenn man alles durchdacht hat, kann man nur noch versteinern. Ich habe nichts mehr, nur noch meine Meditation über den Zusammenbruch. Ich fühle mich bereit dafür, am Ende bin ich nur ein Dichter, der unten ankommen will. Aus Instinkt, ohne konkretes Ideal oder Erwartung, ohne Aussicht auf irgendwas. Aus Instinkt. Und wenn ich im Krankenhaus, im Knast oder gar nicht mehr aufwache? Wie sehr kann ich mich zurücknehmen, ohne ein wildes Tier zu sein? Hier unten gibt es nichts mehr, erkenne ich. Ich habe alle Möglichkeiten aus dieser Wohnung, dieser Stadt, diesem Lebensabschnitt herausgeholt. Es gibt nichts mehr zu erzählen. Vielleicht kann mich mein Beruf "Schriftsteller" aus der Stagnation befreien, denn er könnte in mir Ehrgeiz wecken. "Ändere dein Leben, damit man auf dich aufmerksam wird." (Hätte nichts dagegen, wenn ich als Insasse einer Psychiatrie mich ins Establishment mogel.) Anders als bei anderen Berufsgruppen kann man arbeitslosen Künstlern nicht vorwerfen, sie seien arbeitslos.
Meine Freunde halten mich nur auf. Sie brauchen mich für ihren Standard. Würde ich gern leisten, wenn mein Leben so laufen würde wie ich es mir wünschte. Also weitertrudeln, weitertrudeln. Kann man wissen, wer man ist, wenn man sich derartig um sich selbst dreht? Nein, ebensowenig im Austausch mit anderen Leuten. Es steht alles so klar und richtig da, und ein nerviger Kopfschmerzstich zwingt mich, die Konsequenz aus dem zu ziehen, was ich erkannt habe, die Musik wird grad immer lauter und ich glaube, es klopft gleich oder dass grad jemand auf dem Hof nach mir gerufen hat. Jetzt ist das Lied aus und alles ist ruhig.
Welchen Grund gibt es, es einfürallemal zu wiederholen, welchen Grund gibt es, mit dem Leben etwas konkretes anzufangen? Einfach mal ein paar Jahre nichts mehr leisten. Und erst den Finger rühren, wenn das Herz gerührt ist. Irgendetwas Wahres, Großes, Tröstendes bauen. Oder wenigstens dem Zweifel zu Ehren ein Loch in die Verhältnisse bohren, so müde ich dieser Metapher auch sein mag. Die Worte reichen einfach nicht mehr, oder ich hab sie überstrapaziert, vielleicht muss sofort jemand kommen und sagen: "Hier machen wir jetzt Schluss, das wird ein prima Buch." Prima...prima... ich kau auf dem Wort herum und bin zufrieden, aber auch nur weil ich hier niemandem etwas vormachen muss, weil es keinen Grund mehr gibt, darüber nachzudenken, weil die Worte manchmal so süß-trottelig sind und sich an alles heften wollen, was in den Gedankenstrudel fällt. Die Angst mich zu entspannen, das Nichts zu akzeptieren. Wäre so viel angenehmer das mit jemandem gemeinsam zu machen. Radikales Ausklinken. Ich muss eine neue Phase, eine neue Ära, einen Paradigmen-Wechsel einleiten. Sobald ich nach dem Warum frage, komm ich von meinem Weg ab. Letzter Merksatz für die nächste Zeit... hä?

(115a)
Psychedelische Kunst soll helfen, das Reflektieren über sich selbst zu schwächen, um in tiefere Bereiche des Gehirns zu kommen. Die führende Wissenschaft ist zu rational, um das Große und Ganze zu erkennen. Klassische Ausgangsposition. Mit jedem extremen Richtungswechsel deines Lebens machst du ein neues Universum auf. Die Wirklichkeit ist nur ein Nebenprodukt eines möglichen Universums. Wenn du's einmal verstanden hast, kommst du nie wieder irgendwo rein.

(115b)
Wer auch immer du bist, du bist hier!


(116)
Schreiben ist Meditieren. - Alles was ich als Schriftsteller kann ist von einer Schreibkrise in die nächste zu fliehen, bevor mich die grässliche äußere Realität dazu nötigt, vom Weg abzukommen. So kann jeder von einem Cannabis-Rausch in den nächsten fliehen, immer nur aktiv ins Leben eingreifen, wenn man bekifft ist, ansonsten Mutismus, Katatonie, Winterschlaf. Lass die Droge entscheiden. Dann brauchst du kein Ego mehr! - Ha! Hätte ich dem folge geleistet, wäre ich in meine absolute Hölle gekommen. Danke, ich verzichte, lasse ich zurück wie ein Zauberer der zum Ende der Episode seinen Zirkus sucht. Meine Gedanken nehmen die Eleganz der Rauchwolken an, oder kommt mir nur elegant vor?
Panikattacke: das Bewusstsein ist nicht mehr an ein Sein gebunden, alles scheint wieder möglich. Wenn man bekifft ist, ist etwas Fundamentales wie weggeblasen, das das eigentlich Fundamentale ist. Lächerlich so zu lallen, ich muss das, was ich noch nicht formulieren kann oder wirklich will, einfach dem Nichts wieder übergeben. Bin ich schon so heruntergekommen, dass ich nur noch das als real bezeichne, was ich formulieren kann? Hab ich mich jetzt endlich gründlich verwandelt? Woher kommt dieses ganze innere Fieber? Vielleicht weil mir etwas Äußeres fehlt, dem ich mein Fieber widmen kann. Die anderen benutzen ihre Energie scheinbar, um geradeaus zu kommen, ich bohre ein Loch in die Gegenwart, aus dem ich nicht mehr rauskommen will. Niemand kann mich zwingen, ein Ego anzunehmen! Jetzt erkenne ich, dass das hier ein Science-Fiction-Roman ist. Der Gedanken musste auf dem Höhepunkt von LightMyFire abgebrochen werden, da ich mit Grausen feststellte, dass Google ein paar meiner Texte verschluckt hat, wenn es meinen Cannabis-Blog löscht. Alles was ich während des schreibens dieser Texte erlebt und gedacht und gewusst hab, ist für immer weg. Wenn man sich die Nutzerrechtsseiten von Google anschaut, wird einem genau so übel. Wir sollen heimlich vernetzt werden und dann an Konzerne verkauft werden. Wirf den Drang zu Schreiben endgültig über Bord! Du suchst immer nur nach Dingen zum Schreiben. Behindertes Kind! Du musst dich komplett gehen lassen können...


(117)
SPUCKE - Die Schraube des Wahnsinns zieht sich mit folgenden Gedanken an - metaphysische Ideale stehen der Wandlung in einen Metamensch. Wenn der Mensch Worte benutzt, gelangt er nicht in jene Wirklichkeit, für die es noch keine Worte gibt. Wer sind wir, wenn wir in einer Welt leben würden, in der Begriffe nicht mehr nötig sind? Denn klar ist ja, dass die Worte vom Schreibtisch eines Ego-Gefühls kommen. Die Gewissheit, dass man mit dem Ego ein Universum-Stabilisator verlieren würde. Es gibt ein Universum in dem ich bürgerlich lebe, eines in dem ich ein Terrorist bin, und so weiter... Es hängt davon ab, welches Ego mir welche Möglichkeiten subtrahiert. Ohne Ego ist dann alles in der Ausgangsposition, bevor irgendwelche Naturgesetze gelten. Alles ist ein Wirklichkeitspotential, in das Egos sich verschießen und sich in eine Möglichkeit verfangen und bis zum Ende als diese durchexistieren. Ich bin weit entfernt davon, mich verschießen zu lassen, ich möchte aus dem Kapatpult genommen werden und die Leute, die mit mir diese Droge nehmen, empfangen mich freundlich, nehmen mich vom Katapult und klopfen mir das alte Universum wie Dreck vom Anzug. Hier funktioniert alles ganz anders, du steckst vielleicht noch gar nicht in diesem Universum, vielleicht in einem ganz Anderen. Es steht noch nichts fest... Die ganze Naturwissenschaft ist nur eine Pappfassade. Weht ein Wind, fliegt sie davon und dahinter eine lustig tanzende Leere, halbnackte Leere mit Zylinder und Monokel und Gehstock. In Strapsen, im Hintergrund Gummibärchen-Regen und eine friedliche Stadt, in dem wunderbare Hunde leben. Hunde sind überhaupt die allertollsten Tiere. Sie sind treu, können schneller als wir von einem Zustand in den anderen switchen, sie sind klug, zeigen es uns aber nicht, damit wir sie nicht ausnutzen. Ein Tier lebt unendlich lang, weil es kein Zeitgefühl hat, im Universum des Ego-losen Tieres gibt es keinen Tod. So einfach ist es. Mein Ego verhindert, dass ich erkenne, dass der Tod nur eine Illusion des Menschen ist, eine pampig beantwortete unlösbare Frage. Je mehr ich mich von der Welt entferne, desto instabiler wird sie. Das wirtschaftssystem und die unterhaltungsindustrie und die arbeitsbedingungen konstruieren in unserem Wirklichkeitspotential herum, als würde sie uns aus einem reißenden Strom unverständlicher Ereignisse in das Kanu ihrer Beschränktheit retten. D.h. bestimmte Fragen können wir nicht stellen, weil sie nicht oft gefragt werden, weil über bestimmte Dinge nicht diskutiert wird, eben zum Beispiel darüber, welche Möglichkeiten der Mensch hat, in der Erkenntnis voranzukommen oder wenigstens an alte Weltbilder wieder anknüpfen, die man nicht weiterentwickeln konnte, weil man erwachsen werden musste. Je mehr ich Frage was ich tun soll, desto fester verschnürt sich mein Ich. Keien Fragen mehr stellen, einfach fallen lassen. Jeden Abend an dieser Klippe und heute tust du es wieder nicht. Immer findest du gute Ausreden. Naja, soll erstmal egal sein, es ist echt noch so viel Zeit.

(118)
Jemand, dem ich vertrauen kann, muss ein ernstes Wort mit mir reden. Ich komme sonst keinen Millimeter mehr vorwärts. Vielleicht muss ich richtig abstürzen. Eine gewaltige Veränderung. Bisher hat mich mein Liebeskummer immer davon abgehalten, gründliche Konsequenzen zu ziehen. "Endlich in die Spur kommen!", aber in welche denn? Es ist so lachhaft, sich für etwas zu entscheiden. Ich verstehe, warum ich einen Hang zum großen Drama habe, denn da braucht man sich nicht mehr entscheiden, da weiß man, was los ist und was zu tun ist. Als obdachloser, halluzinierender Panikdichter, zu dem Marihuana wirklich nicht passt. Wie konnte ich mir erlauben, damit anzufangen? So blauäugig, so sensationsgeil, so als wärst du etwas besseres. Jetzt hör dir das an und tu nicht so selbstironisch! Du bist total einsam und nimmst Rauschgift. Dafür verdienst du natürlich einen Literaturpreis, weil du die Feder erhebst, wo andere schweigen... Mach ruhig weiter so. MANN! Verstehst du nicht, dass deine Sackgasse niemanden interessiert? Du bist nur ein weiter, der umkippt. Du hast kein interessantes Schicksal, du tust nichts interessantes mit deinem Leben. Du sitzt in der Routine, die du an anderen zu verachten vorgibst. Ich rück dir noch weiter auf die Pelle, wenn du magst. Also das fand ich schon immer gut an mir: dass ich für Veränderungen offen sein will, dass ich selbstkritisch bin und immer eine Distanz zu meinem Ego hab, die ich als Elian Meußß benutze, um eine neue Perspektive auf die Dinge zu haben und noch, noch ist alles ziemlich unklar. Ich sehe da einen Willen, aber auch viel Charakterschwäche. Und die Sache mit dem Bösen ist immer noch nicht geklärt.
Eben hatte ich den Impuls zu schreiben: "Also alles so wie immer", aber genau das ist es ja hoffentlich nicht. Ich spüre, wie die Hoffnung und Seligkeit von Nietzsches Zarathustra in mir aufkeimt. Und daneben die traurigen Augen Ciorans, der so viel mehr gesehen hat. Vielleicht ist man es seiner Jugend schuldig, dass man sich mit Optimismus besäuft und mit seinen Freunden arbeitet und feiert. Vielleicht werde ich immer verklemmt bleiben. Ich würde mich gern meinen Worten anvertrauen. Ich muss mit irgendwas verschmelzen, bevor ich mit nichts mehr kompatibel bin. In der Einsamkeit fangen die inneren Leitlinien zu funkeln an und werden in intensiven Nächten zum Sternenzelt, das über dem Kinderzimmer aufgespannt ist.
Ich möchte eine Panikattacke provozieren, ich brauche einen gewaltigen Schock.
Und meine Liebe wieder in die Box stopfen, wir brauchen dich noch nicht, erstmal muss das Wetter besser werden, aber hör auf dir Hoffnungen mit irgendjemandem zu machen, den du kennst. Verliere nicht deswegen den Kopf! Mach doch mal irgendwas Neues, etwas das nicht zu dir passt. Das ist doch der Ausgangspunkt jeder guten Biographie. Oder nach welchen ästhetischen Maßstäben messt ihr Euer Leben? Soll es so schön wie möglich sein? Oder einfach nur erträglich? Oder wollt ihr so viel es geht sehen? So hoch und so tief wie möglich irgendworin versinken? - Kalt und stechend blau die Augen und schummrig grün die Stimmung, und vor allem ohne jemanden zu haben, neben dem man regelmäßig schlafen kann, bleibt nur, die Einsamkeit derart vertiefen, dass keine Fragen mehr übrig bleiben und man einfach nur noch ist. Autismus oder Epilepsie: die zwei reizvollsten Möglichkeiten, sein Leben abzurunden.
Also gut, gehen wir erstmal unter Menschen. Es ist 2:47Uhr und es regnet. Mein Leben ist noch nicht gelaufen, ich muss rein gar nichts tun, deshalb muss ich mich in jemanden verlieben, der mich auch liebt. Vielleicht sollte ich mich die nächste Zeit mal nur darauf konzentrieren. Vielleicht eine neue Methode: total offen und reflektierend mit dem Anderen. Ein Meta-Ausgehen und Ausgehen zugleich. Ab der Mitte immer weniger reden und nur noch mit dem Besteck spielen, dann übereinander herfallen und einfach mal einen neuen Abschnitt probieren, solang man sich wirklich mag und sich nicht blöd vorkommt. Solang er nicht allzu alt und hässlich und dumm ist und sich für langweiligen oder dummen Scheiß interessiert, ist doch schonmal der Abend in trockenen Tüchern, wir können ja unsere Gespräche etwas auflockern und vertiefen, indem wir uns einen Teelöffel Butandiol teilen. Ja, ein Butandiol-Date und vielleicht ein bisschen Gras draufgestreut. Das ist mal ein Projekt. Ich schreib ihm die Tage mal.
Ich knabbere an den letzten 10 Euro, aber der Monat geht bald ins Bett. Ich muss dringend an Geld kommen, damit ich ein paar Leute besuchen kann. Ich brauche neue Einflüsse. Und irgendjemand der an meine Kunst-Sache glaubt und mir hilft oder wenigstens Leute kennt, die Lust haben, mit mir "die Sache" ernstzunehmen und wirklich echte, ernste Musik zu machen, wir müssen unsere Gesichter fotografieren und in die Welt halten und sagen, was wir können und wollen. Wir können auch erstmal nur die Fresse groß aufreißen und durchdrehen. Erstmal ab in den Untergrund, richtig tief rein ins Leben jenseits der komfortablen Alltags-Tristesse im Endstadium des Kapitalismus. Das war natürlich nur eine kindische Behauptung, vielleicht hält er auch ewig. Das Meiste, was ich an Menschen hasse, ist Folge des Kapitalismus. Wenn ich keine Band hab, trau ich mich nicht allein in den Widerstand. Aber es gibt sicher noch andere Mutmacher, Kreativmacher. Ich erwische mich immer wieder, wie sich meine Blicke an die verbotene Tür heften.

(119)
Künstler werden dafür bezahlt, sich ewig um sich selbst zu drehen. Im grauen Himmel die Klinge eines Regenbogens, laute Musik und Nieselregen, nachmittag Montag Auenschanze. Kühler Sommertag, das Haus ist nicht so stabil wie das Mauerwerk vermuten lässt. Wieviel Leute belästige ich gerade mit der elektrisch verstärkten Musik? Den Strom hab ich aus dem Keller gezogen, das Internet von meinem Nachbarn und ich glaub mein Handy ist jetzt auch abgestellt. Bald ist alles auf Ausgangsposition. Entscheidende Dinge passieren hinter dicken Vorhängen, ich bin wirklich von der Realität abgekommen, ich bin völlig gelöst von Ängsten und Absichten, kein Beruf lenkt mich ab, völlig auf sich allein gestellt, dreht der Künstler sich nur um sich selbst. Oder wovon sollte ein Dichter berichten wenn nicht von seinem Alltag mit seinem Ego. Die zunehmende Verwüstung meiner Wohnung scheint Folge meiner Unfähigkeit zu weinen zu sein. Ich weine mit meinem Müll, meinem Sumpf, meiner Dunkelheit, meinen Irrtümern und Bosheiten. Die Wut nach außen, nicht nach innen kehren! Wir können nichts für irgendwas, da draußen muss was sein, woran wir uns kleben können, warum auch immer... Ich lächle gelangweilt, fettgefressen an meinem neuronalen Luxuszustand. Wie ein Penner, der einen abend mal in einem weißen, glänzenden Anzug ausgeht. Ich bin dieser Penner. Ich dreh mich wieder nur im Kreis, Kinder, seht ihr das? Ich kotze dir Konfetti-Herzchen und Herzchen-Konfetti ins Gesicht, du lächelst verlegen und schickst mich noch eine Weile vor die Tür.
Wird mir gleich der Strom abgestellt? Es flog schon eben ein Hubschrauber übers Haus. Ich weiß, ich hab nix gemacht, aber ich erwarte trotzdem eine fundamentale Veränderung in meinem Leben. Depressionen sind unvermeidbar, oder?

(120)
Ein Lachen -> na dann ist es eben vorbei.. hab mich doch gut gehalten ... Echte Euphorie führt zu Gleichgültigkeit dem Tod gegenüber. Es ist nicht schlimm, dass dieses tolle, pralle, bunte, glänzende, unsichere, tief-selige Leben in den nächsten Sekunden aufhören könnte. Ob das hier nun eine Ewigkeit oder nur noch ein paar Sekunden geht, ist total egal. Wenn man ekstatisch lebt, hat der Tod keine Bedeutung. (Die Schwärze des ganzen Universums ist nötig, um dies adäquat zu unterstreichen.) Es gibt keinen Grund für mich, den Abgrund zu fürchten.

(121)
"Vielleicht heißt dieser Kaffee-Cannabis-Promethazin-Sumpf Ohohlaf und steht mit einer dunkelgrünen Bomberjacke an einer verregneten Bushaltestelle." - "Echt? Stimmt das?" - "Haha! Was? Du bist so dumm!" - "Ich weiß nicht, kann doch sein!"

(122)
Man kann sich etwas Hässliches nicht schön saufen, man kann sich nur hinter sämtliche ästhetische Kategorien saufen und damit sich entpersönlichen.Nüchtern sein heißt: empfänglich sein für Illusionen, auf die das Ego angewiesen ist.

(123)
"Kunst hat die Aufgabe, den Menschen an seine Möglichkeiten zu erinnern.", steht an der steinernen Eingangstür meiner Träume.

(124)
Drogen warum? Weil irgendwann die Realität aufgebraucht ist.

(125)
Ein Nüchterner hat nichts in den letzten Fragen zu suchen.

(126)
Die Ästhetik ist die einzige Grundlage von allem. Der Satz wiegt schwerer als seine Worte. Dein Leben kann nicht zu verklärt sein. Eine interessante Art, mit Problemen fertig zu werden, macht das Leben interessant. Mahlers Adagietto aus der 5. Symphonie. Man muss schwelgerisch urteilen, nicht rational. Mit den Werkzeugen, die dir die bürgerliche Gesellschaft gegeben hat, um dein Leben zu gestalten, kannst du dir nur ein bürgerliches Leben zimmern. Wenn dies für dich aus anstands- oder finanziellen Gründen nicht möglich ist, musst du dich nach anderen Werkzeugen umsehen oder solang wach bleiben, bis es dir falsch erscheint, dem Zwang nachzugeben, Werkzeuge zu benutzen. Einen Schritt weiter und du meditierst wieder. Drogen wie Abenteuer schaffen Abladeräume für Probleme. Erst wenn jedes Problem an einem guten Platz ist, hat man das Leben im Griff. Drogen verändern den Spielraum wie eine Weltreise oder ein gutes Buch: manchmal kann man das, was daraus folgt, für sich nutzen oder wenigstens dulden, und manchmal nicht. Ich rechne damit, dass gleich jemand ausrastet, oder alles zerfällt in eine üppige Schwammigkeit, jeden Tag ein bisschen mehr, ich werde immer freier, aber die passende Musik fehlt und noch ein bisschen mehr. Wenn ich in die Zukunft sehe, sehe ich mich nur mit ein paar Freunden treffen. Auf nichts anderes freu ich mich. Wo kann ich mich einbinden? Ich sag es mir jeden Tag: "Hier geht es nicht weiter, warum bleibe ich?" und bleibe. Ich freu mich nächste Woche auf R. und S. und M. - Vielleicht finde ich eine Wohnung hier oder sonstwo, wenn nicht, wohne ich bald mit komischen Leuten auf einer höllischen Baustelle - ich werde von der Dummheit getragen, dass alles gut wird, dass sich alles schon irgendwie zum Positiven wendet. Was habe ich den Eidechsen zu geben außer meine überdramatische, psychedelische Kapitulation? Einfach zusammensacken und weggetragen werden. Ich muss wirklich mal woanders hin und das ist das billigste... Aufhören mit Handeln, das Nirvana heraufbeschwören. Ich habe so Lust auf ein Exil. Euphorisches Schlafen bei vollem Bewusstsein. In die Ecke gedrängt, kann der Mensch nur noch aus der Haut fahren. Alternativ dazu immer noch: eine Band, ein Wander-Theater, etc. - Erstmal auf Tauchstation, noch ein paar Jahre.

(127)
Ich hab Lust, irgendetwas auszuhalten und auszusehen wie ein unbeteiligtes Kind. Sehnsüchtige Augen, das Herz von Verwirrung in Trümmer geschlagen. Was machen wir mit dem Pathos? Übertreiben! Alles übertreiben! Zum Glück gehört es zu meinem Beruf, über die Stränge zu schlagen. Something solid forming in the air.

(128)
Gibt es ein Zuviel am Zuviel des Zuwenigen?
Oder ein Zuviel des Zuwenigen des Zuwenigen?
Oder ein Zuviel des Zuwenigen des Zuvielen?
Oder halte den halte den Mund??

(129)
Mit Ausrufezeichen der Katatonie um mich schlagend, geschmückt mit einem aus seiner Balance gerutschtem Gesicht, das gestempelt werden will, getragen von vibrierende Einsamkeit vertiefe ich mich ins Schäumen meines Herzens an einem Wasserfall im Stadtpark unter einem rosa-glühenden Himmel..
Ich fühle mich wie in einem alten Element-Of-Crime-Song, den ein schlafloser Ambient-Tüftler durch den psychedelischen Wolf gekurbelt hat.
Hier gibt es nichts zu beißen, hier kannst du nicht tanzen.
Glücksstarre, Gedankenstau. Ein freundliches Gesicht nickt den Tag zurück in das Körbchen, aus dem er geschlürft kam. Versuche dich durch was auch immer zu deinen schönsten Hoffnungen und schönsten Verzweiflungen zu ermutigen.
Wer alles gesehen hat, verwandelt sich - abhängig vom Musikgeschmack - in einen apokalyptischen Engel oder einen anämischen Dämon. Sie entscheiden aktiv oder passiv über die Struktur des andrängenden Zusammenbruchs der Zivilisationen.

(130)
- Beschwöre so verkrampft und ausdauernd wie möglich deine Unsicherheit, die abartige Leere jenseits der Worte, dein teilnahmsloses Gesicht und das Loch, das deine kalte Sucht nach Begriffen in deine Seele gefressen hat - da es mit nichts mehr zu stopfen ist, bist zu für immer zum Taumel verdammt.
- Die Musik erweitert das Möglichkeitsspektrum der Nacht.
- Deine Einsamkeit panzert deine Gefühle in ihrem Krieg gegen die Welt.

(131)
Die Realität ist ein open-source-Programm. Entweder du schaltest "dich" in das Programm oder nicht. Die Gesellschaft bohrt Löcher in das System deiner Potentiale und reduziert dich immer mehr zu einem Roboter, der sich von der Energie ernährt, die die Verwesung der schwarz in seinen Zellen drückenden Lebensgier freilässt.

(132)
Der Mensch ist das einzige Tier, das sich permanent beobachtet fühlt. Selbst ein Löwe im Zoo vergisst für Momente sein Ausgeliefertsein. Der Mensch spürt es jede Sekunde. Was er Selbstkontrolle nennt, ist bloß der Versuch, seine Nervosität auf ein Level zu halten, auf dem er sich nicht zum Feind seiner Mitmenschen macht. So kriecht er verbuckelt von Überreiztheit und seinem Hass auf seine Affekte durch die Ödnis, die er über fast den ganzen Erdball ausgebreitet hat..

(133)
Ein Überzeugter wirkt, wenn ich mit ihm rede, frei und stark und klug und gesund, während er, wenn ich mit ihm schreibe, oberflächlich, kaltherzig, engstirnig und wahnhaft wirkt. Bei einem Skeptiker ist es genau umgedreht.

(134)
Ein paar gute Sätze zu schreiben ist viel besser als ein philosophisches System oder eine Agenda auszuarbeiten. Mit vielen guten Sätzen mache ich mich zum Heiligen einer Religion, deren einziger Anhänger nur ich sein kann.

(135)
Man kann wissenschaftlich-rational, aber auch poetisch-assoziativ mit der Welt umgehen. Im ersten Fall befasst man sich mit der erfassbaren Außenwelt und einer auf sie beruhenden Mechanik der Innenwelt, im zweiten Fall klammert man sich an den Randzonen des inneren Lebens fest. In beiden Fällen gestaltet man einen Teilaspekt des Lebens. Mit Logik und Vernunft gelangst du in diese, mit Kunst und Irrationalität in jene Bereiche des Wirklichen. (Wirklich ist, was wirkt.)
Wahrheit ist wie Musik bloß ein Werkzeug, um bestimmte Früchte zu ernten, bestimmte Wege freizumachen oder/und bestimmte Ärgernisse aus dem Herzen zu waschen.
Alles, was ich schreibe, entspringt der Unfähigkeit, Prominente zu erschießen, sowie meiner Angst, bloß ein kranker, stilloser, uninteressanter, nichtsnutziger Hochstapler zu sein, der nichtmal John Lennon hätte ermorden können.

(136)
Der Unterschied zwischen Anfällen von Übersensibilität und Anfällen von Paranoia ist subjektiv. Erstere wecken das Gefühl, erweitert zu sein: ich fühle mich klüger, feiner, tiefsinniger als vorher, ich glaube vorangekommen zu sein. Der medizinische Begriff "Paranoia" funktioniert nur unter der Annahme, dass ein Mensch bestimmte, klar beschreibbare Grenzen der Wahrheit überschreiten kann, ohne die dabei erfahrene Irreationalität als solche zu begreifen und zu handhaben. Die Definition dieser Grenze ist subjektiv und bleibt es, solang die Gemeinschaft, der Staat, die Medien, die Religion, die Wissenschaft keinen Weg gefunden haben, allen Menschen das gleiche Erleben einer Grenze zwischen Realität und Irrationalität zu ermöglichen. - Realitätsmodelle bewerten ist hochpolitisch. Leider kann man als skeptischer Mensch nur mit anderen skeptischen Menschen darüber entspannt und offen reden. Wenn ein Mensch mit Überzeugungen unter Seinesgleichen einen Gesprächspartner sucht oder an einen Skeptiker gerät, finden Beide im Anderen nur Konkurrenten oder mögliche Mitstreiter, während es dem Skeptischen nicht um ein Endziel, nicht um feste Begriffe, nicht um Regeln und Formeln geht.

(137)
Möglicherweise befriedigt der Grasrausch mein ästhetisches Bedürfnis besser als mein Schreiben.

(138)
Besessen von Einsamkeit hörte er auf, sich zu äußern - kurz bevor es wirklich interessant gewesen wäre. - Alles was ich bisher geschrieben habe, ist nicht mehr als ein unbeholfenes Vorspiel, mit dem ich mich und alle Anderen auf "die Tour" bringen will. Ich weiß, dass ich bald von allen Menschen gelesen werde.

(139)
- Wie lange kann mein Gehirn diese Realität halten? - Solange wie die Realität mein Ichgefühl unterhält. Das Ich verankert das Gehirn in eine bestimme Realität. Zerstöre das Ich - entspanne des Gehirn - erweitere die Realität.
- Alle Worte, die ich für meinen Bericht aus dem Grenzbereich des Ichbewusstseins benutzen kann, setzen das, was ich sagen will und das was ich sagen kann in eine Beziehung, die es mir erschwert, aufrichtig zu sein. Meine peinliche, pathologische Inkonsequenz ist die bittersüße Frucht meiner Konzeptlosigkeit, die ich mir aus Mangel an Alternativen verschrieben habe - vielleicht ergeben sich ja damit viele neue Möglichkeiten. Wie auf den Schleudersitz-Knopf drücken, während man in einer Sackgasse steckt und nichts mehr beurteilen kann.
- Den Selbsthass pflegen, um sich niemals von einem Charakter beugen zu lassen. Selbsthass soll tragen über meine Unlust, diesen Satz zu beenden. Ich spüre, dass ich am Ende meiner Schriftsteller-Karriere bin, die nichts bewirkt hat, außer mich permanent an all meine Unzulänglichkeiten zu erinnern, die so banal sind, dass es wirklich richtig weh tut.

(140)
- Ich muss meine Unfähigkeit, das zu beschreiben, was ich beschreiben will, als Freiheit begreifen lernen. Ich darf mich nicht dafür hassen, dass mein Taumel in keine Poesie, keine Ideologie, kein Ziel passt. Solang ich genügend Grenzen habe, bin ich nicht völlig abwesend. - Mich loswerden wollen, um mehr von der Welt zu sehen und gleichzeitig mit dem Stift auf der Lauer zu liegen, funktioniert einfach nicht.
- Der Schreibkrise Grasqualm entgegensaugen bedeutet, die Verzweiflung hübsch zu verpacken - oder nein! Der Grasqualm entkleidet die Verweiflung. Nacktes Nichts mit sieben Ausrufezeichen, die aus Fragezeichen bestehen.
- Langsam ist der Stil hier aufgebraucht. Er kitzelt nichts Interessantes mehr woraus aus immer. Ich müsste viele Lesungen halten und Applaus bekommen für meine besten Sätze. Ja, vielleicht sollte ich irgendwo reinwachsen, den Rausch der Skepsis mit Songs und Krach und schillernden schwebenden verkorksten Klängen in die Welt strahlen lassen. Ein ätherisches Leben. Wie ich ein Gespenst wurde und wie es sich anfühlt, in seinem Haus herumzuspuken und was sich daraus ergibt. - Schon hat das Gras mich wieder erinnert...

(141)
Eigentlich habe ich dieses Jahr nur meine Liebe und meine Zweifel beim hoffnungslosen Blühen beobachtet und währenddessen versucht mich aus meinen Krämpfen zu meditieren: was übrigens - wie man vielleicht selbst diesem Satz anmerkt - nicht geklappt hat.

(142)
Es ist nicht mehr so angenehm, mich treiben zu lassen im Rausch. Das Schreiben hilft, den Rausch auf einer bestimmten Bahn zu halten, um nicht angegriffen zu werden von wirklich bösen Gedanken. Ich spüre mit jedem Wort, wie ich mich von etwas in mir ablenke, was ich hasse und was mich hasst. Und je mehr ich von jeder verklemmten Ego-Mechanik entfernt bin, desto weniger Lust habe ich, etwas zu schreiben, etwas darzustellen, jemanden zu belügen. Vielleicht verliere ich bald den Draht zur Welt - wie furchtbar wäre das?! Vielleicht gar nicht so furchtbar. Ich bin glücklich, wenn ich mit dem Kater im Garten spiele, mich um die Hühner im Hof kümmere und mit Fetsch was unternehme. Liebe ist eine Brücke ins Unbekannte. Ich würde ein Massaker veranstalten, wenn es mich dazu befähigen würde, einen Text zu schreiben, der meine Traurigkeit angemessen wiedergibt, aber ich bin nichtmal in der Lage, meine Eltern anzuschreien, schreibe diesen verklemmten Mist hier und delegiere das, was ich mit mir tun müsste, an eine oder mehrere Drogen weiter.
Die blanke Panik soll mich überkommen! Ich stecke in irgendeiner namenlosen Sackgasse fest! Ich bin eingeklemmt und kann nur mit diesem Buch kommunizieren... Die Worte sperren mich in jemanden ein, der sich nicht helfen kann, dessen einzige Spuren, die er hinterlassen hat, in der Textdatei auf dem Computer sind. Ich muss sie aus dem Computer in die Welt holen... Mein Computer ist nicht die Welt. Was haben meine Meditationen unter/über Drogen hinterlassen? Eine Art Autismus. Winterstarre, Frostbeulen. Hab ich mich geöffnet oder verschlossen? An sich bin ich nicht weiter als vor einem Jahr, als vor fünf Jahren. Selbst von meinen besten Freunden fühle ich mich distanziert. Wenn man sich nicht mag und versucht, von sich loszukommen, mit Worten, mit lieben Freunden, mit einer Karriere... und es nicht funktioniert, weil man zu schwer, zu sperrig, zu verklemmt ist, wenn man sich mit 29 Jahren immer noch von seinen Eltern beobachtet, abgewertet, lächerlich gemacht fühlt, wenn ein warmes, leuchtendes Zentrum im Leben fühlt, ein Fleckchen Sicherheit, Ruhe, Liebe ... kann man sich tatsächlich mit Haschisch oder Gras oder Hustenstiller oder Butandiol entkrampfen, beruhigen, erwärmen. Das Königreich ist in dir! Lass deine Sehnsucht nicht in den Himmel oder ins Erdreich steigen, denn tief in dir ist dein warmer, zarter Mittelpunkt, von dem alles aus geht, der alles bewegt und wahr macht. Deine Grundlage. Das tiefste, höchste Glück, das du erreichen kannst!" Wann hat das Zitat begonnen? Aus wessen Mund kommt es?

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Panikattacken sind bequeme Kissen. Ich kann mich nur leiden, wenn Leute um mich herum sind, die ich leiden kann. Hier riecht es überall nach Sauerkraut-Ausländerfeindlichkeit. Ich schnippe mit einem Streichholz gegen das Kleinbürgertum. Panikattacken sind dicke Nachbarn, die sich aufplüstern, wenn du dich eigentlich nur hinlegen möchtest. Ich werde niemals das nachholen können, was mir ein stabiler Freundschaftskreis bisher alles hätte geben können. Einen braucht der Mensch zum Treten. Statt an Gesichter und Berührungen, orientiere ich mich an Gegenständen, an Musik und meinen parodistischen Texten, um herauszufinden was ich darstellen soll. So kann nur jemand jammern, der keinen Anschluss findet. Würde er sich doch zu seiner Depression bekennen, wir hätten weniger, vielleicht gar nichts von ihm zu lesen. Aber solange wir nicht wissen wer zu uns spricht, müssen wir ihn ernst nehmen. Wir wollen ja keine Ästhetik-Banausen sein. Und macht Euch bitte bewusst, dass ich viele jämmerlichen, steifen, krüppeligen Texte zu sehr fröhlicher, poppiger Musik schreibe. Jeder ist sich selbst die beste Opposition. Es kann nicht gut sein, so viel angestaute Kraft zurückzuhalten. Sobald du die Ehrfurcht vor Worten verlierst, kommst du aus dieser grauen Vorstadt raus, die dich zerbrechen will: nicht weil sie ein echtes Interesse daran hat, dass genau du zerbrichst,... Sie kennen dich nicht und wollen daran nichts ändern. Darauf musst du einfach herumkauen! Es ist einfach so Gang und Gäbe, dass man hier zerbrochen wird. Die Maschine läuft und sie fertigt auch dich ab. Es gibt nur einen Grund, warum sie dich nicht in Ruhe lassen: die Gewohnheit an ihren bürokratischen Automatismus. Es kommt mir schon wieder so vor, als hätte ich das alles schon festgehalten. Alles dreht sich um ein paar schiefe Wahrheiten. Ich muss nicht funktionieren, aber ich darf auch nicht. Andere dürfen eine Funktion übernehmen, ich darf nicht, man erkennt an meinem Gesicht, dass ich unzuverlässig bin und nur darauf warte, mich danebenzubenehmen, um die Aufmerksamkeit von bestimmten Jungs und Mädchen zu bekommen.

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