28 Januar 2015

28.1. LSA II

28.1.

Wie Einigen schon per SMS mitgeteilt: das Leben ist eine Casting-Show und Drogen sind die Jury. Unsere Gehirne sind Spiele und mit jedem intensiven Drogenkonsum beginnt ein neues Level. Die letzten Tage habe ich das neue Gras vaporiziert und mit Schildi Musik gemacht und getrunken. Es ist ein schöner warmer Sumpf hier.
Heute hatte ich mir einen 10g-Prunkweide-Samen-Kaltwasserentzug (diesmal nur mittelstarke Übelkeit ohne Kotzen, verging nach etwa einer Stunde) und eine THC-Dampfkammer zum Mittag. Das Durchkämmen des Gehirns ist toll. Das LSA wird vom THC munter ins Gehirn geknetet und AfroBeat. Habe lang nicht mehr geschrieben, weil ich das Kraut mal ziehen lassen wollte. Es wird immer uninteressanter, vielleicht weil mir auch die Situationen fehlen, die ich damit aufpeppen könnte. Und ich bin auch sehr gern stabil und klar und kein Kind der Traurigkeit. Vielleicht mach ich mit Knarf eine Weile nach Kalifonieren. Aber jetzt am Ende des Monats habe ich gerade noch 10 Euro auf dem Konto. Und ich hasse Kalifornien. New York interessiert mich eher. Aber ich hasse auch Amerika. Wenn ich Geld für das Ticket hätte, würde ich sicherlich was anderes damit machen.
Ich habe echt Lust, an meinen Büchern weiterzumachen, ich denke dass ich wirklich was beizutragen hab, jetzt in diesem Zustand, sehr narkotisch und high, könnte ich mit Freunden eine neue Stadt entdecken. Die leichte Sedierung ist nur ein Kissen, man muss nicht drauf sitzen bleiben, man kann alles damit machen. Psychedelischer Tunnelblick. Die Farben sind sehr dunkel, matt und aufdringlich. Die Musik ein bunter, sprudelnder Brunnen, der in eine andere Zeit plätschert.
Ich möchte wirklich Bundespräsident werden, einer der sein Gesicht bunt anmalt und sich eigentlich nur mit Künstlern und Kindern unterhält. Kein unberührbarer Grüß-Heinz, der den Anschein von Normalität wahren soll.
Die meisten Leute sind gelangweilt oder wahnsinnig, man kann sie gern zusammenknoten und in den Keller stellen. Ich hab Lust einen Film zu sehen, aber ich werde nicht gut folgen können - das macht zwar erst Spaß, dann nervt es aber: ein Gehirn hat es ja schon gern, wenn es Dinge versteht: sonst kommt der surrealistische Zustand, und in dem kann ich weder schreiben noch reden.
Von der Dringlichkeit des Lebens bedrückt, weigern wir uns irgendwelche Konsequenzen zu ziehen - wir sind immer noch im Zustand BEVOR wir die Karriere-Leiter erklimmen, BEVOR irgendwas entschieden ist. Vielleicht ist die Tragik, dass wir uns nicht entscheiden können, obwohl uns danach verlangt, das Einzige, was unser Werk am Ende kommunizieren kann. Hier im DAVOR, das sich wie eine dunkle, weiche Ewigkeit mit uns unter der Bettdecke versteckt.
Solang dich einer Entscheidung, einem Schritt enthalten, bis du wirklich nicht mehr anders kannst. Nur in äußerster Not ein Wort sprechen, ein Wort schreiben, beten, Obstsaft trinken.
Ich kann mich mittlerweile von meinem Schreiben distanzieren und sogar von dieser Distanz. Ich führe mich meinem Denken und Fühlen gegenüber cool und abgeklärt auf, wie ein arroganter Lehrer vor einer Klasse, die er nicht leiden kann, weil sie immer so laut ist.

Ich kenne meine Maschen, ich kenne meinen Matsch.
Ich sollte mich nicht so sehr beeindrucken lassen von dem, was ich bin und tu.
Vielleicht werde ich mich mit meinem Talent, meinem Wahn, meiner inneren Spannung unterdrücken, deprimieren, abstumpfen, festfahren, sedieren und am Ende geh ich einfach kaputt. Lieber auf Distanz, auf Distanz, auf Distanz. Leibesertüchtigend der Narkose entgegentreten macht Spaß, gemütliches Gewichtheben an der Tastatur.
Oh, die Kultur des weißen Mannes ist so bedrückend fad und kalt. Alles, was Fleisch und Blut an Musik ist, hat er sich bei den Schwarzen geklaut.

Es ist leicht, sich ein alternatives Leben, aber nicht sich einen alternativen Körper vorzustellen. Deshalb folgen die Meisten dem Druck ihrer Gebeine und Eingeweide. Eine Distanz zum Körper oder eine totale Identifikation mit ihm (beides im Drogenrausch möglich) ist die Voraussetzung, um sich überhaupt erstmal mit dem Strom des Werdens zu verbinden. Es wird dich nichts in diesem Strom halten, im Gegenteil: er wird alles nehmen, was fest und fertig scheint. - Meine Gedanken an den Tod hab ich erstmal wieder im Wald ausgesetzt, muss mich erstmal um mein Leben kümmern, dachte es sich und trank einen Damiana-Tee.
Viele Texte von mir beginnen oder enden mit einem schönen Getränk. Im sabbernden Mund meines Rausches zergeht das Gehirn, das mit diesen Fingern befreundet ist, die ich gerade fixiere, während sie die Buchstaben tippen, die eine andere Region meines Gehirns ausgeknobelt hat.
Die Prunkweiden und das Gras schnüren mich ganz ganz fest an meinen Körper, ich bin so sicher wie in einem Traum, aber doch total erreichbar.
All mein Reden von Rauschgemeinschaft und Band und Künstlerkollektiv hat vermutlich nur einen Reiz, wenn man nicht weiß, wie sehr ich jemanden knuddeln und knutschen will. Nur den einen, der eine da, warum denn noch jemand anders? Es ist total einfach und das ist vielleicht das ganze Problem daran. Sowas kann man auf dem Papier nicht lösen, außer man platziert das Problem in den richtigen Briefkasten. Aber das mach ich nicht. Zumindest nicht in diesem Zustand.
Im Rausch hier ist nicht alles magisch oder interessant oder wahrhaft. Alles ist genau so instabil wie immer, nur das entspannte, durchknetende Gefühl im Kopf erinnert an glückliche, selige Zustände. Dabei ist hier kein Glück, dass es nicht auch im Schlaf/Traum gibt. Vielleicht nehmen Leute nur Drogen, weil sie nicht gut schlafen. Wäre ja auch nicht schlimm. Ich verknote mich jetzt ein bisschen in der Musik. Ich weiß wirklich, was gut für mich ist und was nicht gut für mich ist. Vielleicht fühle ich mich deshalb den meisten Leuten überlegen.
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Ich hab wieder sehr gut geschlafen. Aufgewacht bin ich mit dem Gefühl tiefer, fast mystischer Verliebtheit. Oh ich lieb dich so, ich lieb dich so! So vermaddelt vor Verliebtheit, ich fühl mich so als wenn ich die einfachsten Dinge nicht hinbekomme. Wenn du das Gefühl hast, an diesem Verschossensein zu Grunde zu gehen, leg dich auf die Wiese und schau den blauen Himmel an. Erst wenn alle Ideale zerstört sind, wird es echte Liebe geben können. Ich habe so viel zu sagen, aber wenn ich mich ein bisschen davon distanziere, dreht sich alles, wirklich alles nur um den Gedanken, ihn zu küssen und mit ihm zu blühen und zu welken. Vielleicht mit Pauken und Trompeten zu scheitern an irgendeinem obskuren Plan. Alles hängt davon ab ob du hier oder dort bist. Ich fühle mich sehr stabil in dem Neuronengewitter, das mich aushebeln will - das Grollen und Blitzen bin ich, so wie ich mein Gehirn bin und mein Gesicht beim Schlafen.
Wasser ist gut gegen Durst, die Sonne sorgt für Wärme und Licht und ich lieb dich. Mit diesen drei Wahrheiten kommt man locker über die Runden.
So viel Verehrung, Bewunderung, irgendwas Unberührbares, etwas Unerreichbares, wie eine edle, erhabene Figur im Film, Transzendenz klopft an meinen Brustkorb, rein oder raus? Niemals versuchen darüber authentisch zu schreiben, sowas lässt den Mond platzen und die Hasen sterben. Die Frage ist, ob es etwas bringt, wenn ich kein Wort darüber verliere.
Es wird ja immer peinlich, wenn man versucht, so ehrlich zu sein wie man sich fühlt.
Zum Glück kann ich mich hinter dem Buch verstecken. Das hier ist nämlich ein Text, den ich 2004 geschrieben habe, als ich mich in Ingrid von Bösefeld verliebt hab. Gerade jetzt fällt er mir wieder ein, weil ich total drauf bin. Könnt ihr die rebellische Sonnenbrille und meine Harley sehen? Hab vorhin eine schwarze Blume in die Synapsen-Salat-Schüssel gelegt, die mit "Ich" beschriftet ist und so habe ich nun ein paar unpopuläre Entscheidungen getroffen. Jetzt leg ich eine grüne Blume dazu und vertiefe mich in das Animal Collective und den Obstsalat.

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