15 Januar 2015

15. und 16.01.2015



15.1.
Heute ein erfüllter Tag, mit Schildi Musik gemacht und Korn getrunken. - Alkohol trübt die Gedanken, macht dumm und grob und laut und pessimistisch, der Korn wiegt schwer im Magen und sticht in den Kopf. Ich vermisse den warmen, luziden, weichen, klaren, stabilen Cannabis-Rausch, das leichte, traumwandlerische Körpergefühl, die Tiefe von Raum, Musik und Zeit. - Kann kaum erwarten mich mit Schildi zu vaporisieren. Die Ungewissheit, was mit dem Haus wird, also vor allem was aus der Nachbarschaft mit Schildi wird, bedrückt mich. Ein Hauch von Endzeitstimmung liegt in der Luft, aber viel zu grazil und vage, als dass es sich lohnt darüber nachzudenken, ich alter naturalistischer Grobian, ich!

Jedenfalls gibt es für mich - wenn überhaupt Alkohol - nur noch Bier, andere Rausche passen nicht zu mir, zu dem was ich mit meinem Leben so vorhabe. Das "so" in dem Satz lockert es irgendwie auf... Ich möchte nicht verkrampfen. Wie auch immer, ich denke es ist sehr wichtig, dass man sich klar macht, welchen Rausch man gebrauchen kann und welchen nicht.
Mit Alkohol wird alles egal, man stürzt sich wie ein behinderter Primat mit vollster Interessenlosigkeit auf alles, womit man den Gegenüber beeindrucken könnte. Irgendwann sackt man einfach total zusammen, ausgeliefert einer kalten, katerigen Stimmung, die einen unerträglich macht. Alkohol ist eine widerliche Droge, deren dumme, egoistische Fratze offenbar wird, wenn die akute Rauschwirkung nachlässt. Ich habe jedenfalls noch nie etwas interessantes geschrieben, als ich betrunken war. - Es ist einfach nicht meine Droge. Cannabis dagegen ist freundlicher, schon allein weil man sich nicht vergiftet - und man fühlt sich auch nicht vergiftet. Ich empfinde es als Bosheit und Dummheit, dass Cannabis illegal und Alkohol legal ist. Ich sehe schon das kalte, boshafte Gesicht von Volker Kauder, wenn er so einen Satz hört. Sollte ich ihm ein Buch schicken? Er würde mir wahrscheinlich die Polizei auf den Hals jagen. - Alkohol (in höheren Dosen) distanziert mich von der Welt, nimmt mir die Lust an den einfachsten Dingen. Nur Leute, die ein beschissenes, nerviges, aussichtsarmes Leben haben, sind körperlich und psychologisch in der Lage, eine Alkohol-Sucht zu entwickeln -> dass eine Gesellschaft Alkohol in unbegrenzten erlaubt (und damit eine Abhängigkeit der Konsumenten in Kauf nimmt), aber Cannabis den Krieg erklärt, sagt so ziemlich alles über das herrschende Menschenbild aus.


16.1.
Vielleicht wohn ich mit Freunden ab August in die Grolmannstraße. Aber die Renovierung beginnt sicher viel früher, hoffe die geben uns rechtzeitig Bescheid, würde dann in die WG zu Anne flüchten. Ich bin im Vergleich zu den groben, dümmlichen, selbstbewussten Bauarbeiter-Prolls ein zartes, psychopathisches Schmetterlingchen.
Habe beschlossen, erstmal ein paar Tage nichts weiter zu essen. Das Junkfood der letzten Wochen macht irgendwie so träge und wirklich schmecken will es auch nicht.
Nächste Woche kommt das Blume-Buch aus der Druckerei und LSA-haltige Samen der Himmelblauen Prunkweide. Habe Lust mit Schildi in die Natur zu gehen und ein paar Gramm davon zu kauen. You can't hurry love. Vielleicht sollte ich auch nicht psychedelische Pflanzen(samen) probieren mit jemand der mir so viel bedeutet. "Ich will es drauf ankommen lassen!", prahle ich mir zu weiser, sentimentaler Motown-Musik ins Herz. (Allein, dass es ihn gibt, gibt meinem Leben eine Struktur, ein Geländer zum Festhalten, einen Horizont .. und wenn es nur eine Fata Morgana ist...)

Es lohnt nur, über wirklich existentielle Dinge zu schreiben - aus Not. Und bloß nicht alles existentialisieren!! Und erst Recht kein ordinäres Jammern über Herzschmerz-Brei. Davon gibt es genug, sowas hat noch keinem geholfen!
Was wäre ich ohne die selbstbewussten, fröhlichen, geduldigen, strahlenden, herzlichen Musiker, die mir alle voraus sind? - Sie sind so fest und innerlich so reich, so voller Liebe und Zuversicht, so widerstandsfähig, so ungetrübt, so kindlich zeitlos - zumindest verkörpern sie dieses Ideal. Der schöne Schein kann tröstlich sein. Ich glaube ja nicht an sie. Mich interessiert nicht, wie sie hinter der Bühne sind. -> Wenn man sich für das Privatleben der Künstler interessiert, will man sie missverstehen.

Ich habe mir eben noch 20 Hawaiianische Holzrosen-Samen gekauft. Der geistige Zusammenbruch, den ich während meiner Arbeit an dem fetten Überdruck-Manuskript erwartet habe, ist ja meines Wissens nach ausgeblieben, also muss ich neue Hoffnung sähen, neue Wege und Gefühle abtasten.
Ich darf jedenfalls nicht verstocken, denn ich bin noch nicht an dem Punkt angekommen, an dem ich sagen kann: "So soll es bleiben." Vielleicht werde ich das im Nachhinein als ein großes Glück bezeichnen.

Der Gedanke, eine düstere, psychedelische "Partei" zu gründen, die Partei der Gänsefüßchen -> die Partei der " ". Die Partei der direkten Rede. Eine Gans mit Sturmmaske, zu Land, zu Wasser, zu Luft. Mit Schildi und Loreena McKennitt in Wäldern und auf Feldern herumlaufen, maßgebliche Psychedelika kauen und irgendwie in einen Zustand ohne Zukunft zurückkehren.
Zukunft ist ein Gefängnis, aus dem gleichen Grund warum Hoffnung versklavt. Freiheit gibt es nur im Gefühl totaler Gegenwart.

Gelassen wie ein Karpfen im Tümpel kämpfe ich schreibend auf dem Bett mit der unleugbaren Wirklichkeit, die sich bald wie ein kalter, seelenloser Traum als eine mittelmäßige Karrikatur meines kalten, seelenlosen Lebens herausstellt und meine letzte Unschuld vergiftet, bis diese vollgesogen mit Nihilismus alles, wirklich alles besser weiß und mit Hilfe meines unberührbaren Körpers auch alles besser tut: blub blub blub.

Ich will das Wort KNIESKNADDEL in die Stadt stanzen, während mein Gesicht auf dem Karusell meiner abendlichen, euphorischen Unfähigkeit, Karrusell richtig zu schreiben, einschläft mit der Arroganz all derer die sich nicht von mir küssen lassen wollen.

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