29 September 2015

29.9. - You Only Live Twice

Lasst mich ran, auf Eure Bühnen, in Euer Licht, soll ich hier noch ewig darüber verhandeln, ob ich dazugehöre? Lasst mich einfach dazugehören, überseht einfach irgendwie, dass ich reingeschlüpft bin bei euch, lasst mich hinter eurem Rücken böse böse Fratzen schneiden, Fratzen für die ich mich schäme, die nicht zu mir gehören, aber die etwas mit euch machen, und sei es nur zur Seite zu schieben, denn eigentlich ist mein Leben ein einsamer Baumstumpf, auf dem ich sitze, in die Sonne blinzelnd, darauf wartend, dass die Apotheke aufgeht. Irgendwie müss ich einen Zugang zu Euch finden ... und zu diesem Körper da unten ... wie er schreibt und sich fragt, ob die Beatles jetzt zu meinem Schreiben passen... Immerhin waren sie mal dort, wo ich auch hin möchte... ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Meine Energie gehört auf jedenfall ins Dorfzentrum. Irgendwas Großes und Blödes anstellen, eine Karriere die ins absolute Nichts führt. Frei von allen Sorgen, weil keine Frage in Frage kommt, gehetzt von der antiquierten Euphorie des Weißen Albums. Ich war mit Martin Billard spielen, war voll lustig und gemütlich. Heute werde ich mein letztes Gras verpuffern. A girl with callaidoskope eyeys... Musik muss in alle Fasaern und Hintergründe eindringen, oder die Hintergründe zurückdrängen und allen Platz einnehmen... alle Zellen sollen mit strahlend-stählernem Grinsen sich zur Sonnenmusik erheben, auf festen Bahnen, langsam, fröstelnd-zitternd schreibend in künstlichem Sonnenlicht. Brutal und unverschämt pumpt sich die Musik in mein Gehirn, als wäre sie eine wirkliche Alternative zur Welt. Ich habe alles durchschaut, ich laufe lässig mit den Fingern schnippend zwischen mir und die Musik und baue ein Zelt Zukunft in den Moment, in das ich mich schmuse und an den Jungen denke, der mir fehlt. From Russia with Love. Der Gedanke, dass man sich jetzt, während des Lesens etwas konkretes vorstellen will... Ein nerviger Automatismus... Ich schreibe Baum, und du stellst dir einen Baum vor.... Warum höst du überhaupt auf mich? Und warum gibt mir der Leser so eine Bedeutung? Weil ich nicht darauf hingeweisen habe, dass ich das nicht will! - Gruselig, dass ich mir überlegen soll, woran der Leser denken soll. Ähmn, stell dir ein gelbes Pferd vor, was auf einer cool dahingezeichneten Welle reitet, in einer schäbigen Puppenstube, gefilmt auf 8mm, meine Finger sind kalt und mein Herz ist aus Honig. Mein Körper ist nur das graue, umzäunte Industriegebiet meines Lebens. Ich verwalte viel mehr als diese Steuereinheit. Ich kann über mein ganzes Leben verfügen. Ich verfüge über mein ganzes Leben... Wer lebt konsequent danach? Das ist die Frage, die ich mir gerade stelle... Grinssmiley... Lohnt es sich überhaupt, in irgendwas konsequent zu sein... Mit Schildi fühle ich mich wie in meiner Kindheit, ich glaube mit ihm kann ich viel aufholen, was mir während meiner Jugendzeit gefehlt hat, er ist so ein guter Freund... Vielleicht setzen wir uns nach Halle ab in den nächsten Jahren. Vielleicht können wir irgendwann so fanatisch sein, den Finger für irgendwas Existentielles krumm zu machen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob sich die letzten Jahre tendentiuell so anfühlten wie Morgendämmerung oder Abenddämmerung. Gerade tendiere ich zu Abendstimmung. Die zentrale Frage des Lebens sollte sein: welche Droge willst du während deines Sterbens nehmen? Die Nationen der Welt sollten sich nur durch die verschiedene Antworten auf diese Frage unterscheiden.
Das Leben ist dort draußen? Nein, nur in mir... an der Oberfläche wie in der Tiefe von mir... Die Frage ist... was ist dort draußen? Die Musik fetzt, kann man nicht anders sagen, ... Menschen erfinden viel, wenn der Tag lang ist und die Frisur sitzt... Menschen erfinden viel guten und viel schlechten Kram, um die kleine Zeit zwischen Geburt und Tod zu gestalten. Über den Skandal der Existenz dieses begrenzten Daseins kann aber keine Kultur vollständig hinwegtrösten. Deshalb wird der Mensch immer unglücklich bleiben. Die Kunst hat die Aufgabe, diesem Elend Struktur und damit eine Grenze zu setzen. Ja, du leidest, aber nur im Rahmen dieses Liedes. Die Sängerin weiß, was ich fühle, der Sänger spürt, was ich weiß. Ich bin nicht allein. Das Leben ist eine kalte Halle, in der "Letzte Hilfe"-Musik erklingt und komische Leute komische Sachen machen. Und ich bin unter ihnen, plötzlich aufgewacht aus einem Halbschlaf, in dem ich wie die anderen Menschen in der Lage war, etwas zu glauben, etwas zu ahnen und vorallem: etwas zu sein... Was hatte ich damals für lausige Grundlagen damals, als versuchte ich selbst zu sein... Ein Glück, süßes Glück dass ich damals nicht stehengeblieben bin. Aber ich bin trotzdem noch nicht auf Euren Bühnen, damit fing der Text an und ich hab nichts dagegen, ihn damit euch zu umklammern. Schöne rot-glänzende Klammer am Ende des Tages, angeklemmt wie an irgendeinem hollywoodesken Silvesterabend. Fazitstimmung liegt in der Luft, und ich hab absolut keine Lust darauf, aber ich werde von mir nach vorn, auf die grelle, kalte Bühne gerufen. Ach kommt schon! Ihr müsst die Musik nicht extra leise machen... Haha... ich wusste, dass es nur der Liedwechsel ist... Werde ich gerade für etwas ausgezeichnet? Schön wärs... Ich bin süchtig nach Bedeutung, nach Wirkung. Eigentlich bin ich nur ein böser Junge, genauergesagt ein Junge der böse sein will... Herumstreunern, Kabel zerschneiden, die Tafeln beschmieren, es gibt einfach keinen Grund, es nicht zu tun... Warum nicht etwas anstellen mit dem Leben, das man vor sich findet? Irgendwas muss man ja sowieso damit anstellen... oder? Daran gibt es glaub ich nichts zu zweifeln... Irgendwas muss ich ja tun... Welche Alternativen habe ich außer herumstreunern? Ich mach genau das, was ich kann und will... So sieht das nunmal aus... Meine Texte funktionieren glaub ich nur, wenn ich unbekannt und erfolglos bin. Ich liebe meinen Sumpf, meine Unabhängigkeit, ... hier unten hat ja wirklich keiner mehr eine Erwartung an mich... Das ist ein wirklich gutes Ding, diese Tatsache... Wie immer weiß ich das nicht zu schätzen... Ich liebe es, wie all meine Texte zerknitterte Fragezeichen sind, die mit blassem Staunen in die Augen des Lesers stürzen, der Reihe nach, wie vom Elfer. Das Ich kann ja nur als Grundlage für das geltend gemacht werden, was mit dem Leben getan wird. Es ist das, was sich nicht verändert. Wenn es sich verändert, darf man ihm keinen Namen geben. Das Ich ist irgendetwas festes, immerfestes... Das, was sich also nicht an mir verändert... was schon immer so war und sich nie ändern wird... Daraus besteht das Ich... Was für eine banale, lächerliche Grundlage.... Wir können die Leinen alle wieder loslassen, hier gibt es nichts zu holen außer einen kuschligen grauen Pullover, eine angenehme Frösteligkeit und ein großes, gemütliches Bett. Bleib einfach mal über Nacht hier.. Wenn du schon an dieser Stelle hier bist... Ich zünde jetzt eine Kerze an. Ich will es extrem gemütlich. Man muss einfach auf die Musik zugehen....
Oh Mann und die heuteshow ist so dermaßen schrecklich. Billigste Holterdiepolter-Comedy. Ein ekliger Streber nervt uns mit seinen Witzen über die Schulleiterin... "denn dieser Schule fehlt eine kabarettistische Institution, Frau Direktorin." - Genehmigt, du nervige Tröte. Dich nimmt eh keiner Ernst. Für die Leute, auf die es ankommt, bist du nur eine Tanzeinlage, für all die Anderen bist du ein frecher, lustiger Streber, der sich irgendwie nur verwirklichen kann, wenn er anderen auf die Nerven geht. Die Schauspieler sind allesamt hundsmiserabel, es werden nur blöde Wortwitzchen und vulgärer Blödsinn herumgereicht. Ich glaube, das Publikum ist von einer bestimmten Art von Demenz befallen. Sie feiern das Vorhersehbare. Wenn man die Nachrichten kennt, braucht man die heuteshow nicht, wenn man die Nachrichten nicht kennt und nur via heuteshow in die Welt schaut,... 90er-Jahre-Comedy infiltriert über den Nachrichten-Kanal unser Bewusstsein. Seht, wie sich unser Lachen verzerrt, seht wie wir dahinschmelzen in einem Applaus-Loop. Nachts. Ein Auto fährt irgendwo dagegen und ihr rennt hinter, um den Leuten aus dem Auto zu helfen, aber ihr macht nur Fotos von Euren Füßen, die wirken so malerisch in den Autoflammen. Die beste Aussicht auf dieses Farbenspiel haben die verbrennenden Leute im Auto. Am nächsten Morgen zieht man ihre lächelnden Leichen aus dem geschmolzenen Brumbrum.
Ich ärgere mich wirklich, dass ich mir von der heuteshow die Stimmung vermiesen lassen habe... Ich wusste es doch schon vorher ... :-(

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